Primeurs 2016 bei Gazzar: sehr homogene Qualitäten auf hohem Niveau.

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Nach den positiven Eindrücken welche wir von den Primeur-Verkostungen in Bordeaux vom Jahrgang 2016 mit nach Hause nehmen konnten (wir berichteten über die Rive Gauche, die Rive Droite, Ch. La Vôute sowie einige Sauternes), liessen wir uns die Chance nicht entgehen, bei der jährlich von der Firma Gazzar veranstalteten Primeur-Probe, einige weitere Fassmuster aus 2016 zu verkosten.

Ch. d’Issan 2016 im Glas © vvWine.ch

Die Spatzen pfiffen es bereits lauthals von den Dächern: 2016 war in der Region Bordeaux ein aussergewöhnliches Jahr. Die Kritiker überschlugen sich mit Superlativen und die Weinmacher sprachen – wie so oft – vom grössten Jahrgang aller Zeiten. Bis Mai/Juni des Jahres 2016 standen die Vorzeichen noch nicht so gut, das überraschend schöne Wetter in der Blütezeit begünstigte dann aber eine ausgezeichnete Befruchtung und eine homogene Blütenbildung. Der Sommer war heiss und sehr trocken. Gerade rechtzeitig vor der Ernte kamen die lange ersehnten Regenfälle, so dass die ersten Experten bereits im Herbst von einem einzigartigen Jahr, ja wahrscheinlich dem Besten Jahr der Geschichte sprachen. Nun, wir kennen das zur Genüge, denn die Château-Besitzer müssen Millionen von produzierten Flaschen verkaufen, und zwar in guten bis sehr guten Jahren (wie 2014), ausgezeichneten Jahren (wie 2016) aber auch in schwierigeren Jahren, wie z.B. 2013, in welchem trotzdem sehr viele, jung gut zu trinkende Weine entstanden sind.

Weiter ist festzustellen, dass sich die Qualitäten in Bordeaux stetig verbessern. Der Einsatz von Chemie im Rebberg ist konstant rückläufig (sehr erfreulich!), die Kellertechniken haben einen technologischen Höchststand erreicht und das Bewusstsein für „volksnahe Weine“ mit moderaterer Extraktion und bekömmlicheren Alkoholwerten ist wieder in den Vordergrund gerückt.

Wie dem auch sei, das vvWine Team reiste am Donnerstag, den 11. Mai nach Lausanne, um sich ein weiteres Bild des Jahrgangs 2016 zu machen. Die Firma Gazzar veranstaltet jedes Jahr, abwechselnd in Lausanne und Zürich, eine grosse Verkostung mit den aktuellen Bordeaux-Fassmustern. Einige der renommiertesten Häusern sind anwesend und man erhält so in kurzer Zeit einen grossartigen Einblick in den vorgestellten Jahrgang vom Cru Bourgeois bis hin zum 2eme Cru Classé.

Uns wurde auch dieses Jahr ein Tisch zur Verfügung gestellt, an welchem wir in grösstmöglicher Ruhe die vielen Weinmuster verkosten konnten. An dieser Stelle einen herzlichen Dank an Daniel Gazzar! Nun, das mit der grösstmöglichen Ruhe war dieses Jahr so eine Sache. Dass 2016 ein ausgezeichneter und einzigartiger Jahrgang sei, hat sich anscheinend herumgesprochen und so lockte dieser Event über 600 weininteressierte Menschen nach Lausanne, wo sich der eigentlich grosszügige Saal im Hotel Palace innerhalb kürzester Zeit füllte, und man sich eher wie in einem kleinen Vorzimmer fühlte.

Der Raum 15 Minuten nach der Türöffnung © vvWine.ch

Dementsprechend waren wir gezwungen unseren Laptop, unseren Spucknapf und uns selber regelrecht zu verbarrikadieren, um nicht angerempelt zu werden (was für Verkostungs-Notizen durchaus verheerend sein kann, wenn sich der Spucknapf neben dem Laptop befindet). Wir haben uns aber wacker geschlagen.

Auf den folgenden Zeilen sind die Verkostungsnotizen von Adrian van Velsen zusammengefasst, ergänzt durch Fotos von Simon Maissen. Die Weine zeigten sich in der Mehrheit erstaunlich zugänglich, mit schöner Frische, Eleganz und moderatem Alkoholgehalt. Sowohl in den links- als auch rechtsufrigen Appellationen wurden sehr homogene Qualitäten produziert. Einzig die Appellation Margaux scheint für einmal etwas unregelmässigere Qualitäten hervorgebracht zu haben, was aber nicht heissen will, dass man 2016 in Margaux keine guten Weine findet, im Gegenteil!

Was das Reifepotential der Weine angeht, würden wir den Jahrgang 2016 als sehr langlebig einschätzen. Er dürfte kurz nach der Arrivage eine längere Verschlussphase durchmachen und gerade für die Gastronomie nicht einfach sein. Wer aber 10-15 Jahre Zeit hat, auf die 2016er im gereiften Zustand zu warten, dürfte belohnt werden. Stilistisch würden wir 2016 irgendwo zwischen 1996, 2000 und 1986 anzusiedeln, wobei es im Gegensatz zu 1986 praktisch keine „harten“ Weine produziert worden sind und somit auch keine Gefahr des Austrocknen besteht.

Da sämtliche Rot-Weine über eine dichte, bordeauxrote Farbe mit violetten Reflexen verfügen, verzichten wir darauf, die Farbe jedes Mal neu zu erwähnen. Die Notizen sind nach Appellationen sortiert und danach in alphabetischer Reihenfolge geordnet.

Médoc und Haut-Médoc: viel Wein fürs Geld.

2016, Château Cambon la Pelouse, Haut-Médoc: Sehr feinduftige Nase, frisch, dunkelfruchtig, Rauch, schwarze Kirschen, verspielt, sehr gute Komplexität. Kraftvoller Auftakt, sehr dicht, vollmundig, rot- und dunkelfruchtig, würzig, ungemein präzis und sehr gut strukturiert, das ist wie oft eine sensationelle Dichte, dabei aber deutlich eleganter als gewohnt, im Abgang von sehr guter Länge, das macht richtig Spass und kann reifen. 2023-2045+. 18.5 vvPunkte (92/100)

2016er Ch. Cambon la Pelouse und Ch. Camensac © vvWine.ch

2016, Château Camensac, Haut-Médoc (Bordeaux Blend): Stark vom Ausbau geprägt, wirkt noch unruhig, viele Kirschen, Brombeeren, auch Tee, gute bis sehr gute Komplexität. Am Gaumen saftig, fruchtbetont im Auftakt, dann zeigt sich der Gerbstoff, sehr dominierend, stützt zwar die Frucht, ist dabei aber etwas ruppig, schwieriger Zeitpunkt, muss sich noch finden, im Abgang von guter Länge. Hat sicher Luft nach oben, wenn sich die Elemente beruhigen, ist aber nicht gross. 2025-2042+. 17+ vvPunkte (87+/100)

2016, Château Cantemerle, Haut-Médoc: Expressive Nase, sehr würzig, Rauch, Himbeeren, Brombeeren, schwarze Johannisbeeren, spannungsvoll, verspielt und mit sehr guter Komplexität. Weicher Auftakt, dann straffer werdend, markant Gerbstoff, fein geschliffen, sehr knackige Säure, rote Früchte nehmen überhand, wunderbar feinwürzig, modern gemacht, sehr sauber und präzis vinifiziert. Herrlicher Abgang. Wird rasch Spass machen. 2023-2045+. 18.5 vvPunkte (93/100)

2016, Château Rollan de By, Médoc: Sehr parfümierte Nase, duftig, Kirschen, Veilchenblüten, energiegeladen, spannend, lebhaft, verändert sich, zeigt viel Komplexität. Am Gaumen weich beginnend, feine Gerbstoffe, der Körper fast etwas mollig aber nicht plump, eine Rubensfigur am Tanzen, reife Frucht, dunkle und rote Beeren geben sich die Hand, die Säure sehr saftig. Gradliniger und trinkanimierender Abgang. Ein gelungener Rollan de By. 2023-2045+. 18 vvPunkte (91/100)

Ein Must-Buy, hervorragend gelungen – Ch. Sociando Mallet 2016 @ vvWine.ch

2016, Château Sociando-Mallet, Haut-Médoc: Tiefe, noble, rauchige Nase, wow, ein Hammerduft, das ist unglaublich komplex, zeigt dabei aber erst Bruchteile dessen, was kommen dürfte, ein grosser Wein bahnt sich hier an. Der Gaumen beginnt weich, der Wein hat Schmelz, breitet sich aus, ist unglaublich balanciert, dicht und konzentriert, dabei aber tänzerisch leicht, feinst gewobene Gerbstoffe, perfekt dosierte Säure, ein Kraftpaket, ein kleiner Montrose, dabei aber ganz und gar nicht klein, nein: das ist Sociando ganz gross – ein neuer 90er oder 2000er? 2025-2050+. 19 vvPunkte (94/100)

St-Estephe: 2016 ganz gross.

Der 2016er Calon Ségur, einmal mehr auf der Überholspur © vvWine.ch

2016, Château Calon Ségur, St-Estèphe: Anfangs verhaltene, noch stark vom Ausbau geprägte Nase, sehr tief, würzig, krautig, rauchig, dunkle und rote Beeren, sogar Blutorangen, ausgezeichnete Komplexität. Straffer Auftakt, markante Struktur, dicht, präzis, konzentriert aber leichtfüssig, die Tannine wie aus dem Stein gemeisselt, aromatisch mit hervorragender Komplexität, rotfruchtig, würzig, zeigt sehr viel Spannung und endet im Abgang lang und mit viel Druck. Ein Top Calon. 2023-2053+. 19.5 vvPunkte (97/100)

2016, Château Crock, St-Estephe: stark vom Ausbau geprägt, eine sensationelle Frucht bahnt sich an, was für ein Parfum ist hier vorhanden, florale Noten, Tee, Rauch, sehr gute Komplexität. Am Gaumen weich beginnend, seidenweiche Gerbstoffe belegen die Zunge, dann immer straffer werdend, mittlerer Körper, dicht und dabei knackig, wunderbare Säure, das ist unglaublich präzis. Langer Abgang. Ein klarer „Sleeper“ des Jahrgangs, und voraussichtlich ein Preis/Leistungs-Hit, Bravo! 2023-2043+. 18.5 vvPunkte (93/100)

2016, Château Meyney, St-Estèphe: Sehr holzbetonte Nase, noch vom Ausbau geprägt, deutlich dunkle Kirschfrucht, schwarze Johannisbeeren, Rauch, sehr gute Komplexität. Am Gaumen straff beginnend, die Gerbstoffe sind fein geschliffe, die Säure markant, rotfruchtige Aromen übernehmen, mittlerer Körper, präzis, charaktervoll, elegant, das macht Spass, ist saftig und knackig. Im Abgang von sehr guter Länge, endet ungemein frisch. Ein Klasse Meyney. 2025-2045+. 18.5 vvPunkte (92/100)

Braucht Zeit und wird gut reifen: Ch. Phélan Ségur 2016 © vvWine.ch

2016, Château Phélan Ségur, St-Estèphe: Deutlich holzbetonte Nase, deutliche Röstnoten, dahinter viel Würze, rote Frucht sowie Cassis, sehr gute Komplexität. Am Gaumen straff, noch etwas ungestüm, da sind markante Tannine, die Säure ist knackig, ja nervig, viele rote Beeren, auch hier würzige Noten, sehr komplex und elegant. Im Abgang lang, leicht trocknend. Ein Wein der etwas Reife verträgt und noch zulegen kann. 2025-2045+. 18.5+ vvPunkte (92+/100)

Pauillac: Struktur, Kraft und trotzdem Frische.

2016, Château Grand Puy Ducasse, Pauillac: Offene, rauchig-speckige Nase, warm anmutende Frucht, Leder, Pfeffer, würzige Aromen, sehr gute Komplexität. Ungemein feiner Gaumenauftakt, dann deutlich Gerbstoff, rote Frucht, saftige Säure, sensationell frisch, knackig und im Gegensatz zur Nase mit eher kühler Stilistik, das macht Spass, hat nicht die Ruppigkeit und Burschikosität von anderen Jahren. Endet langanhaltend. Das ist ein sehr gelungener Grand Puy Ducasse. 2025-2045+. 18.5 vvPunkte (92/100)

Paulliac at its best: Ch. Grand Puy Lacoste 2016 © vvWine.ch

2016, Château Grand Puy Lacoste, Pauillac: Sehr Pauillac-typische Nase, Kirschen, Cassis, Anflüge von Tee und Schokolade, Leder, auch florale Noten, ausgezeichnete Komplexität. Weicher Auftakt, vollmundig und mit satter Frucht, dunkle und rote Beeren geben sich anfangs die Hand, am mittleren Gaumen dominieren dann die roten Früchte, die Gerbstoffe sind markant aber fein gewoben, ausgezeichnete Struktur, sehr kräftige Säure, im Abgang von sehr guter Länge, zeigt Charakter und viel Potential. Ein Langstreckenläufer eines Weingutes, das sich über die letzten Jahre mehr und mehr einen Platz in meinem Herzen erobert hat. 2025-2055+. 19 vvPunkte (95/100)

2016, Château Haut Bages Libéral, Pauillac: Tiefe Nase, männlich, dicht, dunkle Kirschen, Cassis, Trüffel, Rauch, sehr gute Komplexität. Vollmundiger Auftakt, sehr viel Fleisch am Knochen, strukturiert, körperreich, auch hier am Gaumen männlich aber nicht fett, sehr feines Tannin, grossartige Balance. Ein Pauillac wie aus dem Bilderbuch, sensationell ausgewogen, dicht und präzis. Bravo! 2025-2050+. 18.5 vvPunkte (93/100)

Ch. Pédésclaux 2016, modern gemacht aber sehr gute Qualität © vvWine.ch

2016, Château Pédésclaux, Pauillac: Verhaltene, noch vom Ausbau geprägte Nase, kirschig, blumig, dann auch rauchig und würzig, modern anmutend, mit sehr schöner Komplexität. Weicher Auftakt, zeigt Cremigkeit, dann zeigt sich mehr und mehr eine knackige, saftige, Frucht, Brombeeren, Himbeeren, getragen von einer sehr soliden Struktur, die Elemente ausgewogen, der Wein ist verspielt, modern aber in keiner Weise plump. Im Abgang von sehr guter Läge. In Line mit den immer besser werdenden Qualitäten der Vorjahre, auch 2016 sehr gelungen. 2023-2045+. 18.5 vvPunkte (93/100)

Gross, grösser, Ch. Pichon Baron 2016 © vvWine.ch

2016, Château Pichon Longueville Baron, Pauillac: Intensive, tiefe, noble Nase, noch deutlich vom Holz geprägt, doch mit Luft immer mehr Dimensionen zeigend, man möchte eintauchen, Cassis, Brombeeren, Kräuterwürze, grosses aromatisches Potential. Am Gaumen mit straffem Auftakt, sehr markante Struktur, einiges an Gerbstoff, fein gewoben, wie ein Seidentuch, das die Zunge bedeckt, die Frucht getragen von einer sensationellen Säure, rotfruchtig, feinwürzig, klar und präzis, die zukünftige, aromatische Komplexität zeichnet sich erst in Konturen ab, ist aber zweifelsohne vorhanden. Endet sehr lang und hält den Druck. Ein Revival des sensationellen 2000ers? Oder sogar besser? 2025-2055+. 19.5 vvPunkte (97/100)

St-Julien: Noblesse oblige.

Auch Ch. Beychevelle bestätigt die Qualität der Vorjahre © vvWine.ch

2016, Château Beychevelle, St-Julien: Vom Ausbau geprägte Nase, deutlich Röstaromen, dahinter dunkle Frucht, Brombeeren, Cassis, Weihnachtsgewürze, sehr gute Komplexität. Weicher, fülliger Gaumen, einiges an Fleisch am Knochen, markante Gerbstoffe, sehr gute Struktur, satte dunkle Frucht, dicht, noch etwas ungestüm aber mit sehr guten Anlagen, langer Abgang. Sehr gelungen und mit einem gelungenen Ausbau definitiv mit Luft nach Oben. 2025-2045+. 18.5+ vvPunkte (93+/100)

2016, Château Branaire Ducru, St-Julien: Sehr noble, tiefe Nase, einladend zum Eintauchen in ein Meer aus dunklen Früchten, Kräuterwürze, Thymian, Rauch, sehr komplex, verspielt und spannungsvoll. Der Gaumen ist knackig und frisch, sehr saftig, was für ein Konzentrat an Frucht, ein intensiver Früchtekorb ohne jegliche Schwere, das Holz perfekt eingebunden, feinster Gerbstoff und eine sehr gut eingebundene Säure verleihen Struktur. Im Abgang Himbeeren und Brombeeren, sehr lang. Das ist Branaire vom Feinsten. 2025-2045+. 19 vvPunkte (94/100)

2016, Château Lagrange, St-Julien: Sehr holzbetonte Nase, deutlich Röstnoten, Vanille, Kaffee, auch nussige Aromen, dahinter dunkle Kirschen, schwarze Johannisbeeren, Weihnachtsgewürze, sehr schöne Komplexität. Straffer Auftakt, dann vollmundig werdend, sehr knackige Frucht, rote Aromen dominieren, die Gerbstoffe sind fein, die Säure ist saftig, allerdings macht sich auch der Alkohol etwas bemerkbar (relativ warmes Muster…), aromatisch von guter bis sehr guter Komplexität, endet würzig und angenehm lang. Gut gelungen, noch etwas unruhig, muss sich noch finden, hat Luft nach Oben. 2023-2045+. 18+ vvPunkte (91+/100)

2016, Château Langoa Barton, St-Julien: Offene, fast parfümiert wirkende Nase, sehr floral, Rosen, rote Kirschen, Cassis, dazu etwas Tee, sehr gute Komplexität. Am Gaumen straff beginnend, rotfruchtig, saftig und ungemein dicht, einiges an Gerbstoff, knackige Säure, auch hier dominieren die roten Früchte, ein kleines Kraftpaket aber tänzerisch leicht auf dem Hochseil balancierend. Gefällt einmal mehr sehr gut, wird früh zugänglich sein und kann dennoch reifen. 2023-2048+. 18.5 vvPunkte (93/100)

Der früh zugängliche Ch. Langoa Barton und der Langstreckenläufer Ch. Léoville Barton © vvWine.ch

2016, Château Léoville Barton, St-Julien (Bordeaux Blend): Noch verhaltene Nase, nobel, tief, rauchig, komplex, schwarze Johannisbeeren, Schwarztee, Kirschen, und ein ganzer Korb von Brombeeren, wie immer in diesem Stadium vornehm zurückhaltend, doch seine Grösse andeutend. Weicher Auftakt, dann rasch straff werdend, wunderbar dicht, mächtig, konzentrierte Frucht, man möchte reinbeissen, sensationelle Struktur, markante Gerbstoffe, die Säure ist saftig und klar, zu den Brombeeren gesellen sich auch einige rote Beeren, geschmückt mit viel Würze, das macht Spass, ist lebendig und hat enorm Reserven. Kaufen, liegenlassen und in 20 Jahren ein Barton-Highlight im Glas haben. 2027-2055+. 19.5 vvPunkte (97/100)

2016, Château Léoville Poyferré, St-Julien – 2x verkostet, da erstes Muster nicht ideal war: Vom Ausbau geprägt, tief, rauchig, speckig und dunkelfruchtig, Brombeeren, Cassis, dunkle Kirschen, sehr gute Komplexität. Weicher, schmeichelnder Gaumenauftakt, reife Frucht, viel Würze, auch hier noch deutlich vom Holz geprägt, dabei aber ungemein spannungsvoll, sehr dicht aber nicht schwer, markante, feinst gewobene Gerbstoffe, ein Mund voll Wein. Im Abgang noch etwas trocknend aber mit hervorragenden Anlagen, sehr lang und mit viel aromatischem Potenzial. 2025-2055+. 19+ vvPunkte (94+/100)

2016, Château Talbot, St-Julien (Bordeaux Blend): Was für eine Nase, tief, rauchig, würzig, dunkelfruchtig, Kirschen, schwarze Johannisbeeren, Brombeeren, da strömt ein ausgezeichnetes Talbot-Parfum aus dem Glas. Am Gaumen straff, wirkt anfangs fast harmlos, dann breitet sich der Wein mehr und mehr aus, ungemein saftige Frucht, rote Beeren nehmen überhand, markante, fein geschliffene Gerbstoffe, knackige Säure, keinerlei Alkoholüberhang, dicht und kraftvoll, präzis, alles ist an seinem Platz, dabei bleibt der Wein tänzerisch, verspielt und spannungsvoll, ein Hit. Im Abgang von sehr guter Länge und mit grosser Harmonie. 2023-2045+. Ein grosser Talbot. 19 vvPunkte (94/100)

Moulis: sehr gelungen.

Sensationeller Chasse-Spleen und ein etwas ruppiger Camensac 2016 © vvWine.ch

2016, Château Chasse Spleen, Moulis: Sehr feinduftige Nase, florale Noten, Brombeeren, Rauch, Tee, sehr gute Komplexität. Weicher Gaumen, beginnt frisch und elegant, dann breitet sich der Wein aus, sehr reife, feine Frucht, gestützt von feinmaschigem Tannin, mittlerer Körper, wirkt ausgewogen, klar und gradlinig. Ein äusserst präziser Chasse-Spleen der mich an den hervorragenden 2000er erinnert. Hat Reserven. 2025-2045+. 18.5 vvPunkte (92/100)

2016, Château Poujeaux, Moulis (Bordeaux Blend): feine, eher modern anmutende Nase, etwas Neuholz, rote Früchte, auch Brombeeren, würzige Noten, sehr gute Komplexität. Am Gaumen wunderbar weich, ja fast harmlos beginnend, der Wein wirkt sehr frisch, hat feine Gerbstoffe und eine saftige Säure, wirkt bereits erstaunlich zugänglich und hat eine gute bis sehr gute Komplexität.  Im Abgang noch etwas ungestüm, dabei aber mit guter Länge. Wird rasch Spass machen. 2023-2043+. 18.5 vvPunkte (92/100)

Margaux: gut aber nicht gleich homogen wie andere Appellationen.

2016, Château Boyd Cantenac, Margaux: Neuholzbetonte Nase, dahinter Kräuter, Himbeerconfitüre, getrocknete Blumen, Stroh, sehr gute Komplexität. Sehr straffer Gaumen, ein Konzentrat an Frucht, massiv Gerbstoff, markante Säure, dicht, männlich, strukturiert, spannungsvoll, zeigt viel Würze, ist noch ungestüm, jugendlich, ja fast wild, im Abgang charaktervoll und von ausgezeichneter Länge. Keine einfacher Zeitpunkt aber ein sehr gelungener Boyd Cantenac. 2025-2045+. 18.5 vvPunkte (93/100)

2016, Brane-Cantenac: ein Balance-Wunder © vvWine.ch

2016, Château Brane-Cantenac, Margaux: Deutlich holzbetonte Nase, tief, nobel und würzig, floral, nussig, dunkle Beeren, Rauch, Tabak, ausgezeichnete Komplexität. Weicher Auftakt, ungemein feines Tannin, sehr gut integrierte Säure, rotfruchtige Aromatik, moderater Alkoholgehalt und sehr gute Balance der einzelnen Elemente, das ist knackig, saftig, frisch und einfach nur wunderbar ausgewogen, sehr langer Abgang. Einmal mehr ein gelungener Brane der relativ früh Spass machen wird und doch gut reifen dürfte. 2025-2048+. 19 vvPunkte (95/100)

2016, Château Cantenac Brown, Margaux: noble, angenehm tiefe, rauchige Nase, was für ein feiner Duft, Kräuter, dunkle Beeren, Tee, auch Zitrusaromen, ausgezeichnete Komplexität. Am Gaumen weich und fast harmlos, die Gerbstoffe sind von höchster Güte, unglaublich präzis, dicht aber hochelegant, fast schon wie ein Pinot, burgundische Eleganz. Ein stilistischer Hit. 2023-2045+. 18.5 vvPunkte (92/100)

2016, Château Durfort Vivens, Margaux: ein Nobles Parfum, Blumen, Veilchen, Rosen, dunkle Kirschen, Himbeeren, Herbstlaub, ausgezeichnete Komplexität. Am Gaumen weich und fruchtbetont, feinste Gerbstoffe, geschmeidig, zugänglich, man möchte gleich schlucken, sehr frisch, mittlerer Körper, saftig, präzis, zeigt noch nicht sein volles Potential, hat aber enorm viel Charme, ein stilistischer Hit und im Abgang sehr lang und hochelegant. Finesse pur in die Flasche gebracht. 2024-2045+. 18.5 vvPunkte (93/100)

2016, Château Du Tertre, Margaux: Würzige, offene Nase, einiges an Cassis, Kirschen und Brombeeren, sehr komplex und eine schöne Spannung zeigend. Ungemein weicher, zugänglicher Auftakt, rote Frucht, dazu viele Brombeeren, ausladend, hedonistisch, gestützt durch eine gute Säure, die Gerbstoffe sind reif, verleihen Struktur, im Abgang von guter bis sehr guter Länge. Kann mit dem Ausbau noch zulegen. 2024-2045+. 18+ vvPunkte (91+/100)

Ch. Ferrière, Ch. Haut-Bages-Libéral und Ch. Durfort Vivens 2016 © vvWine.ch

2016, Château Ferrière, Margaux: Zurückhaltend, feinduftig, floral, weisse Blüten, Kirschen, Himbeeren, sehr gute Komplexität. Weicher Auftakt, schöne Frucht, dann breitet sich der Wein aus, die Gerbstoffe sind fein geschliffen, die Säure stimmt, tänzerisch leicht, dabei aber nicht schlank sondern mit angenehm viel Schmelz, kein Powerwein, nein, sondern sehr feminin und mit viel Finesse, stilistisch ganz auf meiner Linie. Endet lang und sehr würzig. 2023-2045+. 18 vvPunkte (90/100)

2016, Château Giscours, Margaux: Sehr kräftige Nase, tief, nobel, viele reife Himbeeren, Brombeeren, Tabak und Teearomen, sehr gute Komplexität. Am Gaumen zugänglich und weich, reife, satte Frucht, vollmundig, würzig, gestützt von feinsten Gerbstoffen, markante Säure, rote Früchte nehmen überhand, die Giscours-Himbeere macht sich bemerkbar, langer, frischer und saftiger Abgang. Hervorragend auch 2016. 2025-2050+. 19 vvPunkte (95/100)

2016, Château d’Issan, Margaux: Sehr intensive, offene Nase, deutlich rote Kirschen, Brombeeren, feine Würze, getrocknete Blumen, Tee, sehr schöne Komplexität. Im Auftakt weich, dann rasch straffer werdend, knackige Frucht, auch hier dominieren die roten Aromen, sehr knackig, tänzerisch leicht und doch vollmundig und mit Schmelz, das ist Harmonie auf hohem Niveau, im Abgang lang und saftig. Was für ein schöner d‘Issan, wird früh Spass machen, kann reifen. 2023-2045+. 18.5 vvPunkte (92/100)

Ein Sleeper – der 2016er Labégorce, ein Charmeur, Ch. Kirwan 2016 © vvWine.ch

2016, Château Kirwan, Margaux: zurückhaltende Nase, noch deutlich vom Ausbau geprägt, mit Luft zeigen sich rote Früchte, einiges an Würze, Tee und getrocknete Blätter, sehr gute Komplexität. Feiner, weicher Auftakt, dann straff werdend, deutlich Himbeeren, unterlegt von feinem Gerbstoff und markant Säure, diese ist fast etwas zu dominant, eher mittelgewichtig, im Abgang von guter Länge, endet sehr frisch, ein Charmeur der hoffentlich seine Balance noch etwas besser findet. Dürfte früh Spass machen. 2023-2042+. 18+ vvPunkte (90+/100)

2016, Château Labégorce, Margaux: Deutlich vom Holz geprägt, sehr intensiv, Rauch, Brombeeren, reife Himbeeren, eingelegte Kirschen, weisser Pfeffer, dahinter Weihnachtsgebäck und eine feine würze, ausgezeichnete Komplexität. Weicher Auftakt, vollmundig, rotfruchtig, dann packt der Wein zu, deutlich Gerbstoff, markante Säuresehr verspielt, wirkt lebhaft und zeigt Spannung, das Holz auch hier wahrnehmbar aber gut eingebunden, stukturiert, kraftvoll aber dennoch elegant, im Abgang von sehr guter Länge, endet auf Weihnachtsgewürze. Ein sehr gelungener Labegorce, der früh zugänglich sein wird und reifen kann. Kann noch zulegen. 2023-2045+. 18.5+ vvPunkte (92+/100)

2016, Château Rauzan Ségla, Margaux: Sehr duftige, noch holzgeprägte Nase, unglaubliche Tiefe, Himbeeren, Brombeeren, würzige Noten, Tee, sehr viel Floralität, das ist eine kleine Nasendroge, ausgezeichnete Komplexität. Sehr weicher Auftakt, klare, rote Frucht, wieder viele Himbeeren, Brombeeren, ein Hauch Cassis, feinst gewobene Gerbstoffe umhüllen die Zunge, der Wein ist tänzerisch leicht und zeigt eine vibrierende Spannung, angenehmer Schmelz, sehr gute Struktur, das ist ein Wein mit viel Komplexität und Charme, im Abgang von ausgezeichneter Länge. Einmal mehr sehr gelungen und mit Luft nach Oben. 2025-2055+. 19 vvPunkte (95+/100)

Grosser Andrang bei Ch. Rauzan-Ségla – man wurde belohnt © vvWine.ch

2016, Château Lascombes, Margaux: Sehr holzbetonte Nase, die feinen floralen und würzige Noten werden etwas überdeckt, wirkt aber durchaus komplex, ein Schnüffelwein der gefunden werden will. Sehr weicher Gaumen, viel Schmelz, schöne Frucht, feine Gerbstoffe, die Säure ist saftig, der Wein wirkt insgesamt aber sehr modern und „gemacht“, präsentiert sich hier am Gaumen deutlicher zugänglicher als die Nase vermuten lässt, etwas gar geschminkt aber ausgewogen und mit schöner Länge im Abgang. Dürfte rasch Spass machen. 2023-2040+. 18 vvPunkte (90/100)

2016, Château Marquis d’Alesme, Margaux: sehr holzbetont, tief, kräftig und rauchig, dunkle Beeren, Kirschen, Pflaumen, spannungsvoll, verändert sich, sehr gute Komplexität. Am Gaumen straff beginnend, knackige Frucht, rotfruchtige Aromen dominieren, eine burgundische Saftigkeit mit Aromen von Blutorangen und roten Johannisbeeren schwingt mit, dazu Kirschen und Weihnachtsgewürze, das Holz markiert auch hier, ist aber gut eingebunden, bezüglich Harmonie aktuell nicht top, alles noch sehr wild, doch mit langem Abgang. Dieser Wein muss sich noch finden,  wenn der Ausbau mehr Harmonie bringt, hat er durchaus Luft nach Oben. 2025-2045+. 18+ vvPunkte (90+/100)

2016, Château Monbrison, Margaux: Sehr nobele, zurückhaltende Nase, angenehm tief, rauchig, dunkelfruchtig, floral, ungemein verspielt, komplex, ein Schnüffelwein. Zugänglicher Gaumen, rote Beeren, würzige Noten, weiche, fein gewobene Gerbstoffe, dann straffer werdend, die Säure ist knackig, frisch und sehr saftig, der Wein scheint zu tanzen, macht enorm Spass, überfordert nicht, endet lang und rotfruchtig. Wird früh Spass machen, kann reifen. Ich gebe zu, ich habe ein Faible für diesen Wein, das macht einfach Spass! 2023-2040+. 18.5 vvPunkte (92/100)

Ein heimlicher Liebling und sehr viel Wein fürs Geld: Ch. Monbrison 2016 © vvWine.ch

2016, Château Prieure Lychine, Margaux: vom Ausbau geprägt, rote und dunkle Kirschen, viel Würze, auch Veilchen, sehr gute Komplexität. Am Gaumen dann deutlich holzbetont, da ist zwar eine sehr saftige Frucht, dabei wirkt der Wein aber auch leicht krautig, die Gerbstoffe sind noch sehr ungestüm, zu markant, kein idealer Zeitpunkt (?), der Wein wirkt wild und fast etwas ruppig, etwas gar viel Struktur für die Frucht, Ob das sich findet? Wenn es sich findet, mit Luft nach Oben. 2025-2045+. 17+ vvPunkte (88+/100)

2016, Château Pouget, Margaux: Noble, noch etwas zurückhaltende Nase, Himbeeren, Rauch, Teer, zeigt Spannung, will gefunden werden, noch sehr verschlossen aber komplex und tief. Straffer Gaumen, präzise Frucht, wieder viele Himbeeren, dazu Kirschen, die Gerbstoffe sind fein, wie aus dem Stein gemeisselt, aromatisch noch sehr verschlossen aber mit Potential, im Abgang von sehr guter Länge, kein einfacher Zeitpunkt aber hier schlummert ein spannender Margaux vor sich hin. Hat deutlich Luft nach Oben. 2025-2045+. 18.5+ vvPunkte (92+/100)

Péssac-Léognan: eine Bank.

2016, Château Carbonnieux, Péssac-Léognan: Péssac-typische Nase, viel Rauch, Tabak, Tee, Kräuter, komplex, verspielt. Am Gaumen weich beginnend, dann packt der Gerbstoff zu, umgarnt die saftige Frucht, die Säure ist markant aber nicht zu dominant, da ist eine schöne Balance und viel Charakter, sehr appellationstypsisch und mit langem Abgang. Kostet nicht die Welt und wird gut reifen. Ein gelungener Carbonnieux. 2025-2045+. 18.5 vvPunkte (92/100)

Ch. Les Carmes Haut-Brion ist seit einigen Jahren auf der Überholspur © vvWine.ch

2016, Château Les Carmes Haut-Brion, Péssac-Léognan: Was für ein Duft, sehr würzige, intensive Nase, florale Noten, Veilchen, Rauch, Tabak, Teer, ausgezeichnete Tiefe und Komplexität, eine wahre Droge, zeigt erst Konturen seiner wahren Grösse, doch das ist eine hervorragende Komplexität. Am Gaumen straff, fast harmlos beginnend, breitet sich dann aus, wird ungemein saftig und baut Druck auf, rote und dunkle Beeren geben sich die Hand, das Holz perfekt integriert, kaum wahrnehmbar, mächtige Struktur, dabei aber ohne jegliche Schwere, wie aus dem Stein gemeisselt, vertikal, das ist Präzision pur, hervorragende Länge und grosses aromatisches Potenzial. Mag sein, dass dieser Wein aktuell unterschätzt wird, aber das ist gross. 2025-2055+. 19.5 vvPunkte (98/100)

2016, Château Domaine de Chevalier Rouge, Péssac-Léognan: Sehr holzbetonte Nase, deutliche Röstnoten, Caramel, Brombeeren, Rauch und würzige Noten, wie meist ein guter Mix aus Herkunft und Modernität, sehr komplex. Weicher fast harmloser Auftakt, wirkt schon erstaunlich zugänglich, feinste Gerbstoffe, gut dosierte Säure, am mittleren Gaumen immer satter werdend, reife Brombeerfrucht, sehr kräftiger Körper, in sich aber stimmig und ausgewogen bis in den langen, feinwürzigen Abgang. Dürfte früh Spass machen und hervorragend reifen. 2023-2048+. 19 vvPunkte (94/100)

Einer der ganz grossen Weine des Jahrgangs – Ch. Haut-Bailly 2016 © vvWine.ch

2016, Château Haut-Bailly, Péssac-Léognan: In der Nase eine Droge, was für ein Parfum, weisse Blüten, schwarze Johannisbeeren, Tabak, Tee, Rauch, „Noblesse oblige“ – da ist eine hervorragende Tiefe und ein enormes aromatisches Potential. Straffer Gaumen, dicht und saftig, ungemein fein gewobene Gerbstoffe, präzise Säure, sensationelle Frucht, rote Beeren dominieren, ein Konzentrat an Frucht, in Schach gehalten von einer top Struktur, darüber schwingt eine Würzigkeit, knackig, präzis und enorm ausgewogen, grosses Péssac-Kino mit einem nicht enden wollenden Abgang. Neben Les Carmes einer der ganz grossen Weine des Jahrgangs und ich schliesse nicht aus, dass da noch mehr kommt… 2025-2050+. 19.5+ vvPunkte (97+/100)

2016, Château Pape Clément, Péssac-Léognan: sehr rauchige, noble und tiefe Nase, Tabak, dunkle Beeren, schwarze Kirschen, Brombeeren, Heidelbeeren, Leder, grossartiges aromatisches Potential. Im Auftakt fast harmlos, dann packt der Wein zu, feinste Gerbstoffe, sehr satte Frucht, einiges an Schmelz, dabei nicht plump, keinerlei Holzdominanz, sehr saftig und gradlinig, straff, klar und präzis, im Abgang würzig und temperamentvoll. Bestätigt die Klasse der Vorjahre, Bravo. 2025-2050+. 19 vvPunkte (96/100)

2016, Château Respide-Médeville, Péssac-Léognan: offene, holzbetonte Nase, deutlich dunkele Frucht, Schwarztee, Leder, angebranntes Holz, getrocknete Blumen, gute bis sehr gute Komplexität. Am Gaumen straff, markant Gerbstoff, sehr strukturiert, dicht aber nicht schwer, wieder dunkle Beeren, dann auch mehr und mehr rotfruchtige Aromen, im Abgang von sehr guter Länge. Wirkt etwas burschikos, hat aber gute Anlagen. Wenn sich die Elemente finden, mit Luft nach Oben. Auf jedenfall frisch und mit Potential. 2023-2043+. 17.5+ vvPunkte (89+/100)

2016, Château Smith Haut Lafitte, Péssac-Léognan: verhaltene Nase, sehr diskret, vordergründig vom Holz geprägt, dahinter aber eine enorm feine Würze, dazu Noten von Brombeeren, Kaffee, Vanille, alles sehr dezent, verwoben doch eine grosse Komplexität andeutend. Weicher Auftakt, am Anfang füllig, dann zieht der Wein zu, wird straff, fast karg, sehr viel Spannung, markante Gerbstoffe, sensationelle Säure, die roten Früchte beginnen zu überwiegen, noch jugendlich, ungestüm, wild aber mit hervorragenden Anlagen. Das dürfte ein sehr guter bis grosser Smith werden. 2025-2050+. 19.5+ vvPunkte (97+/100)

St-Emilion und Castillon: hervorragend elegant.

2016, Château d’Aiguille, Côtes de Castillon: Holzbetonte Nase, viele Brombeeren, Pflaumen, dazu medizinale Noten, Minze, Weihnachtsgewürze, sehr gute Komplexität. Der Gaumen ist füllig aber nicht überladen, konzentrierte Frucht, getragen von sehr feinen Gerbstoffen, und einer perfekt integrierte Säure, trotz aller Fülle saftig und durchaus frisch, bereits erstaunlich zugänglich. Im Abgang angenehm lang, endet feinwürzig auf rote Johannisbeeren. Modern, perfekt vinifiziert, für meinen Gusto etwas zu geschminkt. Ideal für die Gastronomie. 2023-2045+. 18.5 vvPunkte (92/100)

Nicht ganz so gross wie 2015 aber dennoch sehr gelungen: Ch. Canon 2016 © vvWine.ch

2016, Château Canon, St-Emilion: Sehr klare Nase, feinduftig, floral, rotfruchtige Aromen, Himbeeren, Pflaumen, Granatapfel, Kirschen, ein herrliches Aromenspiel, das erst die Spitze des Eisberges zeigt, ausgezeichnete Komplexität. Weicher Gaumenauftakt, feine Gerbstoffe, saftig, knackig, kompakt, die Säure lebhaft, keinerlei Alkoholüberhang, wirkt bereits wunderbar zugänglich mit Noten von Brombeeren, Kirschen und einer hervorragenden Würzigkeit, im Abgang von ausgezeichneter Länge. Vielleicht nicht ganz auf dem Niveau des Vorjahres aber einmal mehr ein grosser Canon mit hervorragender Eleganz. 19+ vvPunkte (95+/100)

2016, Château Canon la Gaffelière, St-Emilion: Offene, leicht gekocht wirkende Nase, Rumtopf, eingelegte Kirschen, Blaubeeren, anfangs fast etwas stechend, medizinalisch, dann aber auch einladend würzig, Magenbrot, florale Noten, ausgezeichnete Komplexität. Vollmundiger Gaumen, sehr reife Frucht, dunkle Beeren dominieren, die Gerbstoffe sind fein, das Holz nicht überbordend, die Säure stimmt, hält den Wein deutlich frischer als die Nase vermuten lässt, sehr kraftvoll, dicht und mit ausgezeichneter Struktur, im Abgang von grosser Länge. Wie immer von allem viel, doch insgesamt harmonisch wenn auch etwas gar gemacht. 2023-2045+. 19 vvPunkte (94/100)

2016, Château Côte de Baleau, St-Emilion: feinduftig-florale Nase, verspielt, würzig, frisch, getrocknete Blumen, sehr schöne Komplexität. Am Gaumen saftiger Auftakt, klare, rotfruchtige Aromatik, feine Gerbstoffe, reife aber nicht überreife Frucht, sehr gut strukturiert, nicht überladen, im Abgang würzig und lang. Ein sehr gelungener St-Emilion. Bravo! 2022-2040+. 18 vvPunkte (91/100)

2016, Château Clos Fourtet, St-Emilion: Noble, noch etwas verhaltene Nase, mit mehr Luft immer tiefer werdend, man möchte eintauchen, würzig, rauchig, dunkelfruchtig, Kräuter, eine Droge, ausgezeichnete Komplexität. Fast harmloser Auftakt, feinste Gerbstoffe umgarnen die Zunge, dann packt der Wein zu, das ist dicht, kraftvoll und gleichzeitig ungemein frisch, hochelegant, strukturiert, mit roten und dunklen Beeren, Kirschen, Pflaumen, ein Fruchtkonzentrat das mit einer an Schweizer Uhrmacherkunst grenzender Hochpräzision vinifiziert wurde. Sehr gelungen, grosser Wein. 2025-2050+. 19.5 vvPunkte (97/100)

Ein nobler Ch. Figeac 2016 © vvWine.ch

2016, Château Figeac, St-Emilion: Verhaltene Nase, nobel und tief, Rauch, Teer, Kräuter, Cassis, Kirschen, Schwarztee, komplex aber erst Konturen seiner wahren Grösse zeigend. Weicher Auftakt, erstaunlich zugänglich, reife Frucht, dunkle Pflaumen, Brombeeren, Cassis, dann zeigt sich das Tannin, feinst gewoben, strukturiert und mit einer perfekt integrierte Säure unterlegt, sehr würzig und langanhaltend im Abgang. Ein sehr gelungener und ganz und gar nicht überladener Figeac mit grossen Reserven und Luft nach Oben, unbedingt reifen lassen. 2026-2050+. 19+ vvPunkte (94+/100)

2016, Château Fleur Cardinale, St-Emilion: sehr holzbetonte Nase, parfümiert, leicht gekocht, Weihnachtsgewürze, Kräuter, auch Laub und getrocknete Rosen, sehr gute Komplexität. Der Gaumen zeigt viel Schmelz, wuchtig, massig aber nicht plump, sehr saftige Frucht, rote Beeren, wieder Weihnachtsgewürze, Schokolade, die Gerbstoffe sind markant aber fein gewoben, die Säure stützt, vielleicht etwas zu hitzig im Abgang, was am eher warmen Muster liegen kann. Insgesamt auf sehr hohem Niveau. 2023-2043+. 18.5+ vvPunkte (92+/100)

2016, Château Pavie Macquin, St-Emilion: Offene, leicht gekocht wirkende Nase, deutlich eingelegte Kirschen, Pflaumen, Zimt, Koriander, sehr gute Komplexität. Weicher Auftakt, rasch sehr vollmundig werdend, auslandende Frucht, wieder eingelegte Kirschen und Rumtopf, reife Gerbstoffe, würzige Elemente kommen dazu, der Wein hat sehr viel Fülle, ist dabei aber nicht schwer oder plump sondern durchaus ausgewogen, sehr langer Abgang. 2023-2040+. 18.5 vvPunkte (92/100)

Pomerol: ein hervorragendes Jahr.

2016, Château Beauregard, Pomerol: Sehr holzbetont, noch wild, dunkle Pflaumen, Kirschen, Rauch, schwarze Schokolade, wirkt recht überladen, ausladend, hedonistisch, sehr komplex. Voller Gaumenauftakt, sehr viel Fleisch am Knochen, markant Gerbstoff, deutlich Säure, dunkle Beeren, viel Würze, der Alkohol ist gut eingebunden, das Holz weniger dominant als in der Nase, im Abgang angenehm lang, endet rotfruchtig. Der Wein muss sich noch finden, hat gute Anlagen. Kann und muss reifen. 2025-2045+. 18.5+ vvPunkte (92+/100)

Hochelegant, Ch. La Conseillante 2016 © vvWine.ch

2016, Château La Conseillante, Pomerol: In der Nase diese typische Conseillante-Droge, floral, mit weissen Lilien, vielen Kirschen, Pflaumen und etwas Rauch, das ist verspielt, verändert sich in wenigen Minuten, hervorragend komplex, man könnte stundenlang schnüffeln. Am Gaumen fast harmlos, weich und fein beginnend, dann packt der Wein zu, strukturiert mit feinsten Gerbstoffen, sehr guter Säure, ungemein knackig und frisch, rote und dunkle Beeren, präzis und tänzerisch leicht, dabei mit grossartiger Dichte, ein französischer Tango-Tanz, Charme, Klasse und Charakter, kombiniert mit einer sensationellen Ausgewogenheit, ein Finessenwein, hochelegant und mit grossen Reserven. Eine der besten Conseillante, die ich bisher verkosten konnte. 2025-2050+. 19.5+ vvPunkte (97+/100)

2016, Château Gazin, Pomerol: Noch verhaltene Nase, nobel, feinduftig, floral, Pflaume, Schlagsahne, ein Hauch Milchschokolade, eine würzige Note die an Zitronenmelisse erinnert, sehr gute Komplexität. Weicher Auftakt, dann rasch straff werdend, sehr präzise Gerbstoffe, sensationelle Frucht, nicht überladen, dicht und kompakt, dabei hochelegant, sehr gute Struktur, knackig und frisch, im Abgang langanhaltend und rotfruchtig endend. Was für ein Gazin, das ist aktuell Understatement pur, doch definitiv eine Sünde wert. Sehr gelungen, kann reifen. 2023-2045+. 19 vvPunkte (94/100)

Zum Schluss, zwei Weissweine, die zeigen, dass 2016 kein Weissweinjahr ist.

2016, Château Pape Clement Blanc, Péssac-Léognan: Helles Gelb, weisslicher Rand. sehr offene Nase, schöne Tiefe, Passionsfrucht, Zitrone, Limetten, Akazienblüten, sehr gute Komplexität. Am Gaumen weich und mit viel Schmelz, ungemein füllig, das Holz markant, die Säure ist da, wenn auch nicht so knackig wie sie sein dürfte, zwar strukturiert aber etwas gar schwerfällig, mehr Rubensfigur als sonst, im Abgang sehr lang und würzig. Ein sehr guter Wein aber nicht auf dem Niveau von anderen Jahren. 2020-2030. 18.5 vvPunkte (92/100)

2016, Château Smith-Haut-Lafite Blanc, Péssac-Léognan: Helles Gelb, weisslicher Rand. Sehr expressive Nase, Zitrusfrüchte, auch Apfel, dazu Passionsfrucht, Mango, Gräser, ausserordentlich gute Komplexität. Am Gaumen breiter, schmelzvoller Auftakt, sehr viel Fülle auch hier im Spiel, die Säure am unteren Limit, die Frucht wirkt fast süsslich, komplex aber nicht ausufernd und vor allem deutlich breiter als sonst. Sehr langer Abgang. Vermutlich einer der besten Weissweine des Jahres, aber auch hier nicht gross. 2020-2030. 18.5 vvPunkte (93/100)

Der Gastgeber Daniel Gazzar im Gespräch © vvWine.ch

 

Höchste Konzentration: Yves Beck (links) und Adrian van Velsen (rechts) bei der Verkostung © vvWine.ch
Viel blieb am Schluss nicht übrig © vvWine.ch

 

Ch. Rollan de By: très sympa! © vvWine.ch

Folgender Link führt zu einer Google-Karte, welche die Primeur-Bewertungen von verschiedenen Weinjournalisten zusammenfasst.

 

Impressum: Adrian van Velsen, Alte Spinnerei 1, CH-5210 Windisch, Telefon +41 44 350 01 44. Adrian@vvWine.ch
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