Ohne Schwefel: 2015er Pinot Noir Hochegg von Schnabel
Letzten Sommer wurde ich im Restaurant Traunsee auf einen spannenden Pinot Noir aus Österreich aufmerksam: den Hochegg Pinot Noir 2014 vom Weingut Schnabel. Da mir der Wein sehr gut gefallen hat, wollte ich einige Flaschen davon bestellen, doch leider war er bereits ausverkauft. So reservierte ich mir einige Flaschen vom Nachfolgejahrgang 2015 und öffnete vor einigen Tagen eine erste davon.
Viel Spannung: 2015er Pinot Noir Hochegg, Weingut Schnabel (c) vvWine.ch |
Im Glas präsentiert sich der 2015er Hochegg mit hellem Rubin und jugendlichem Glanz. Die Nase ist anfangs sehr speziell aber auch faszinierend floral: da ist ein ganzer Strauss intensiv duftender Rosen, dazu Pflaumen, rote Johannisbeeren, rosa Grapefruit, Sanddorn sowie eine Note die an kalten Kaffeesatz erinnert, mit mehr Luft verändert sich dieser Duft in Richtung Mokka-Joghurt, sehr gute Komplexität und ungemein viel Spannung.
Der Gaumen beginnt fruchtbetont und sehr weich, Aromatisch auch hier rote Johannisbeeren, Sanddorn sowie Kirschen, die Frucht ist saftig und klar, wird getragen von einer feinen Säure und markanten, gut integrierten Gerbstoffen, der Wein ist dicht und doch überhaupt nicht schwer, am mittleren Gaumen erinnert er aromatisch wie schon sein Vorgängerjahrgang an gebrannte Vogelbeere, zeigt zudem würzige Komponenten, mit nur 12.5% Vol. Akohol ist er äusserst bekömmlich. Dieser Hochegg ist sehr gut strukturiert und zeigt keinerlei Oxidation, obwohl er ungeschwefelt abgefüllt worden ist. Im Abgang von angenehmer Länge, endet auf reifer, rote Kirsche und hinterlässt einen Geschmack, wie wenn man einen gelutschten Kirschstein im Mund behält.
Auch der 2015er-Jahrgang ist bei Schnabel hervorragend gelungen. Dieser Pinot zeigt so viel Finesse wie kaum ein anderer mir bekannter Pinot aus Österreich. Das ist ein in sich stimmiger, vertikaler Wein mit grossen Harmonie. Chapeau! Jetzt bis 2022, 18 vvPunkte (91/100).
Alle Weine von Schnabel sind sogenannte „natural wines“ und werden seit dem Jahrgang 2007 ohne Zugabe von Schwefel und anderen Zusatzstoffen abgefüllt. Mit etwas Glück ist der Wein in limitierten Mengen direkt ab Weingut für knapp 30 Euro erhältlich. Wer Terroir-Weine mag, und Lust auf Pinot fern ab von eingetretenen Pfaden hat, ist hiermit sehr gut bedient.
PS: Ich habe einen kleinen Rest in der offenen Flasche über Nacht weggestellt und rund 24 Stunden danach nochmals probiert. Auch am zweiten Tag war keinerlei Oxidation wahrnehmbar.
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