Poderi Aldo Conterno: ein Konzert der Aromen am Concerto von Caratello.

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Die Poderi Aldo Conterno ist eines der renommiertesten Weingüter im Barolo. Ich kenne und schätze die Weine schon seit vielen Jahren und freue mich immer wieder, wenn ich auf einer gepflegten Weinkarte einen reifen und noch bezahlbaren Jahrgang dieses Weingutes entdecke.

Die Geschichte der Familie Conterno geht mehrere Generationen zurück. Bis Ende der Sechzigerjahre arbeiteten Giacomo (NB Produzent des berühmten Monfortino) und Aldo Conterno zusammen auf dem elterlichen Weingut. Aus familiären Gründen entschied sich Aldo im Jahr 1969 ein eigenes Weingut zu gründen und erwarb rund 4 Kilometer von Monforte d’Alba entfernt Weingärten sowie das dazugehöriges Landwirtschaftshaus namens „Favot“ in der Localita Bussia.

Die drei grossen Barolo-Lagen, Poderi Aldo Conterno (c) vvWine.ch

Die heutigen Regisseure: Franco, Stefano und Giacomo Conterno.
Aldo Conterno, 2012 verstorben, übergab das Weingut seinen drei Söhnen Franco, Stafano und Giacomo, welche heute die Geschicke der Poderi Aldo Conterno lenken. Stefano zeigt sich dabei für die Vinifikation verantwortlich, während Franco vermehrt das Gesicht nach Aussen darstellt und an Weinpräsentationen rund um den Globus anzutreffen ist.

Ähnlich wie im Burgund sind die Besitzverhältnisse im Barolo-Gebiet äusserst verzettelt und entsprechend kompliziert. Die insgesamt 2000 Hektar Rebland verteilen sich auf nicht weniger als 800 Besitzer, was eine durchschnittliche Weingutsgrösse von lediglich 2.5 Hektar ergibt. Mit ihren insgesamt 25 Hektar Weinberge, wovon aber lediglich 12.5 Hektar Nebbiolo-Reben in der offiziellen Barolo-Zone liegen, gehört die Poderi Aldo Conterno zu den mittelgrossen Betrieben.

Dem Terroir auf der Spur.
Viel wichtiger als die Grösse ist aber die Qualität der Lagen. Die Bussia-Lagen der Poderi Aldo Conterno verfügen über ein äusserst spannendes Terroir, welches ich im Rahmen einer von Caratello organisierten Verkostung etwas genauer kennenlernen wollte.

Franco Conterno präsentierte eine interessante Serie seiner Weine, mit dem Ziel, die Terroir-Unterschiede der Lagen Colonnello, Cicala und Romirasco in einer „Horizontalen“ des Jahrgangs 2006 sowie die Charakteristiken einzelner Jahrgänge am Beispiel des Weines „Colonnello“ in einer „Vertikalen“ von 2006 bis 2012 aufzuzeigen.

Bevor die Weine verkostet wurden erklärte Franco Conterno die spannenden, geologischen Eigenschaften seiner Lagen. Diese Lagen befinden sich just am Treffpunkt zweier unterschiedlicher Erdschichten, welche sich im Laufe der Geschichte und durch zahlreiche Erdbeben verschoben und auf kleinstem Raum zwei verschiedene Untergründe für die Nebbiolo-Reben von Aldo Conterno geschaffen haben.

Drei Jahrgänge des Barolo Colonnello, Poderi Aldo Conterno (c) vvWine.ch

Weinlagen und Charakteristiken.
Da ist zum einen die „jüngere“ Erhebung (Tortonium), welche mehrheitlich aus Lehm- und Sandböden besteht. Sie entstand aus Untergründen die vor Millionen von Jahren einmal Meer waren und so erstaunt es nicht, dass man in den Weinbergen noch heute Muscheln findet, welche von diesem Gewässer zeugen. Hier wachsen die Trauben für den Barolo Colonnello, dem vielleicht femininsten, zugänglichsten Wein der Poderi Aldo Conterno.

Zum anderen sind da aber auch Untergründe die aus der Epoche „Serravalliano“ stammen und zusammen mit den Formationen rund um Monforte d‘Alba von Franco Conterno als „Helvetiano“ subsumiert werden. Auf diesen Böden, welche neben Lehm auch viel Kalk enthalten sind viele Weinberglagen rund um Monforte d’Alba und Castiglione Falletto angesiedelt. Von hier kommen die kräftigeren, mächtigeren Weine von Aldo Conterno: zum einen der Cicala, ein männlicher, dichter, fruchtig-würziger Barolo sowie der Romirasco, die vielleicht gesuchteste Einzellage von Conterno, deren Wein in guten Jahren rund 70% des Spitzenweines, der „Granbussia Riserva“ ausmacht. Als interessante Nebenbemerkung erwähnte Franco Conterno, dass seine Granbussia Riserva bis 2001 drei Fässer umfasste und seit dem 2005er nur noch ein Fass davon produziert wird, zugunsten eines dafür regelmässig erscheinenden Romirasco.

Kurz: die Poderi Aldo Conterno liegt gemäss Franco Conterno „al Cuore“ – im Herzen – des Barolo-Gebietes, wo nicht Fuchs und Hase sich gute Nacht sagen, sondern wo sich die beiden charaktergebenden Böden so nahe wie nirgendwo anders kommen.

Die Schönheit liegt in der Schlichtheit, Poderi Aldo Conterno (c) vvWine.ch

Die Verkostung.
Die Weine wurden offen präsentiert und ich hatte genügend Zeit, sämtliche Tropfen in Ruhe zu verkosten. Trotzdem sind es Momentaufnahmen, welche nie die ganze Grösse dieser Weine darstellen können. Ein hilfloser Versuch quasi, dieses unglaublich schöne Aromaspektrum in Worte zu fassen.

2006, Poderi Aldo Conterno, Barolo Bussia Colonnello, Piemont (Nebbiolo): Granatrot, schöner Glanz, leicht aufgehellter Rand. Offene Nase, wunderbar duftig, sehr floral, Noten von Veilchen, Rosen, roten Kirschen, Traubentrester, etwas Tabak, ein Hauch Menthol sowie Mandeln, sehr gute Komplexität. Am Gaumen weicher Auftakt, wunderbar fein und verspielt, sehr zugänglich, mit warmer, roter Frucht, dazu feinwürzigen Komponenten, die an Weihnachtsgewürze erinnern. Sehr gute Struktur, feine, bereits gut abgeschmolzene Gerbstoffe, präsente Säure, der Alkohol ist gut eingebunden. Im Abgang von sehr guter Länge, endet warmfruchtig und hinterlässt dezent die Tresteraromen, welche er ganz am Anfang in der Nase gezeigt hat. Ein wunderbar feiner, femininer Barolo, weich und schmeichelnd, aktuell in einem hervorragenden Trinkfenster aber mit Reserven. Jetzt bis 2028, 18.5 vvPunkte, (93/100)

Hell, schön gereift, 2006er Horizontale von Colonnello, Cicala und Romirasco, Poderi Aldo Conterno (c) vvWine.ch

2006, Poderi Aldo Conterno, Barolo Bussia Cicala, Piemont (Nebbiolo): Granatrot, leicht aufgehellter Rand. Die Nase ist tief, dunkelfruchtig, feinwürzig und gleichzeitig floral, Veilchen dominieren hier das Blumenbild, dazu eine herrliche, dunkle Frucht. Interessanterweise gesellen sich zu den dunklen Beeren auch Agrumen, und trotzdem ist diese Nase etwas weniger parfümiert als Colonnello, zeigt mehr Eukalyptus, sowie rauchige Noten, Anflüge von Torf; sehr gute Komplexität. Am Gaumen mit gradlinigem Auftakt, deutlich männlicher, dichter, weniger verspielt, sehr direkt, unglaublich saftige Frucht, tanninbetont, strukturiert, dabei aber nicht ruppig oder überbordend sondern mit grosser Finesse und einer frischen Säure. Im Abgang sehr lang, endet auf eine dezent laktische Note und hallt sicherlich 45 Sekunden bis 1 Minute nach. Ein top strukturierter, sehr dichter Wein mit grossem Lagerpotential. Jetzt bis 2033, 19 vvPunkte, (94/100)

2006, Poderi Aldo Conterno, Barolo Bussia Romirasco, Piemont (Nebbiolo): Granatrot, schöner Glanz, leicht wässeriger Rand. Was für eine Nase, sensationell duftig, nobel, präzis, eine Mischung aus der Kraft von Cicala sowie der femininen Floralität des Colonnello, da sind dunkle und rote Beeren, Kirschen, Menthol, Mandeln, Rauch und eine feine Würze, sehr gute Komplexität, ein Schnüffelwein, eine Nasendroge. Am Gaumen sehr direkt im Auftakt, dann sofort wieder verspielt, der Wein tanzt hin und her zwischen Kraft und Finesse, da sind Massen an Gerbstoffen, fein gewoben, da ist eine enorme Struktur, alles ist dicht aber ganz und gar nicht breit sondern ungemein saftig, klar und rein. Sehr langer Abgang, endet würzig und frisch auf Veilchenaromen. Sicher, aktuell für ungeübte Gaumen am schwierigsten zu verkosten, doch das ist ein wunderschöner Kraftprotz mit gleichzeitig viel Finesse und einem enormen Potential. Jetzt bis 2035, 19 vvPunkte, (95/100)

Caratello Concerto Workshop: ideale Bedingungen mit Ruhe, Platz und perfekt temperierten Weinen (c) vvWine.ch

2008, Poderi Aldo Conterno, Barolo Bussia Colonnello, Piemont (Nebbiolo): Dichtes Rubin, schöner Glanz. Die Nase ist tief, rauchig und floral zugleich, deutlich Veilchen, weniger Rosen als der 2006er, der Wein wirkt auch dunkelfruchtiger, zeigt mehr schwarze Kirschen als der reife 2006er, ist noch nicht gleich zugänglich, weist aber eine sehr gute Komplexität auf. Am Gaumen gradliniger Auftakt, da ist eine sehr schöne Frucht, viele dunkle Beeren wechseln sich ab mit Sauerkirschen und würzigen Noten, die Struktur ist beeindruckend, da sind markantere Gerbstoffe als beim 2006er, dazu die sehr saftige Säure, auch hier keinerlei Alkoholüberhang, viel Frische und eine wunderbare Länge im Abgang, endet leicht malzig. Ein für Colonnello etwas atypischer Wein, da dichterer, kräftiger, strukturbetonter und mit etwas weniger femininer Finesse, doch das ist Kritik auf hohem Niveau. 2018 bis 2030, 18.5 vvPunkte, (93/100)

2009, Poderi Aldo Conterno, Barolo Bussia Colonnello, Piemont (Nebbiolo): Mittlers Rubin, schöner Glanz. Die Nase noch etwas verhalten, will gesucht werden, doch wer sucht, der findet. Feine Floralität, auch hier dominieren die Veilchen, dazu deutliche Würze, wirkt wärmer als 2008, mit leicht gekochter Frucht, aber sehr guter Komplexität. Am Gaumen sehr weich beginnend, man spürt auch hier das warme Jahr, anfangs enorm zugänglich, doch dann packen die Gerbstoffe zu, diese sind fast etwas ruppig, wirken etwas burschikos, weniger fein als in anderen Jahren, da ist sehr viel Struktur mit im Spiel, deutlich mehr Männlichkeit als sonst, viel Fleisch am Knochen bei etwas weniger Eleganz. Im Abgang wirkt der Wein leicht brandig, endet auf Korinthen. Dieser Wein braucht noch etwas Reife, hat gute Reserven und braucht wohl auch in einigen Jahren etwas Kräftiges zum Essen. Ein gelungener 2009er und doch ein Kind seines Jahrgangs. 2018 bis 2030, 18.5 vvPunkte, (92/100).

2006 Colonnello, Cicala und Romirasco, sowie Colonnello 2008, 2009, 2011 und 2012, Poderi Aldo Conterno (c) vvWine.ch

2011, Poderi Aldo Conterno, Barolo Bussia Colonnello, Piemont (Nebbiolo): Reifes Granat, wirkt etwas milchig. In der Nase sehr offen und wunderbar floral, hier ist wieder dieser Duft nach Rosen, die auch im 2006er zu finden sind, dazu Tresteraromen, sehr Colonnello mit einer fast exotischen Würze unterlegt, komplex ohne zu überfordern. Am Gaumen weicher Auftakt, wirkt fast etwas mollig und für einen Nebbiolo von Aldo Conterno schon fast „easy drinking“ – das warme Jahr zeigt sich merklich – rotfruchtige Noten, Kirschen, Mandeln, sehr feiner, weicher, ja fast süsser Gerbstoff, die Säure am unteren Limit, die saftige Frucht in Babyspeck gehüllt. Der Wein wirkt etwas wärmer als sonst, aber ohne jegliche Brandigkeit. Im Abgang von sehr gute Länge, endet feinwürzig und stimmig auf Tresteraromen. Ein zugänglicher, sehr weicher Jahrgang, hat sicherlich nicht das Potenital anderer Jahre doch trinkt sich dieser Wein aktuell sehr gut. Ein idealer Barolo für Menschen, denen grosse Nebbiolo-Weine sonst zu hart sind, perfekt für die gehobene Gastronomie. Jetzt bis 2026, 18 vvPunkte, (91/100)

2012, Poderi Aldo Conterno, Barolo Bussia Colonnello, Piemont (Nebbiolo): Kräftiges Rubingranat, jugendlicher Glanz. In der Nase sehr tief, würzig, floral mit Veilchen, Rosen, Weihnachtsgewürzen, Zimt dazu viel Traubentrester, Weinbeeren und dunkles Brot, was für eine aromatische Komplexität. Am Gaumen weich und rund im Auftakt, dann zeigt sich eine hervorragende Struktur, der Wein ist dicht, würzig, mit saftiger Säure und herrlicher Frucht, die Gerbstoffe sind noch etwas ungestüm, wirken jugendlich, sind aber von sehr guter Qualität. Im Abgang wieder würzig, ausgesprochen lang, endet auf Dörrfrüchte sowie eine leicht malzige Note. Das ist ein eher kräftiger Colonnello mit sehr solider Struktur, erinnert fast an einen Cicala und kann stilistisch irgendwo zwischen 2008 und 2009 eingereiht werden. Hat Reserven, 2019 bis 2034, 18.5 vvPunkte, (93/100)

Der Abschluss: Cicala und Romirasco 2012.
Im Anschluss an die Vertikale Colonnello verkostete ich im Saal noch die beiden anderen 2012er Lagenweine der Poderi Aldo Conterno, Cicala und Romirasco.

Im Anschluss an den Workshop verkostet: die 2012er Cicala und Romirasco, Poderi Aldo Conterno (c) vvWine.ch

2012, Poderi Aldo Conterno, Barolo Bussia Cicala, Piemont (Nebbiolo): Kräftiges Rubin, schöner Glanz. Die Nase wunderbar tief, mit Noten von ätherischen Ölen, dazu eine eher dunkle Frucht, Veilchen, Harz, Anflüge von Leder, sehr gute Komplexität. Am Gaumen mit weichem Auftakt, dann zeigt der Wein plötzlich sehr viel Struktur, einiges an dunkler Brombeerfrucht, dazu auch reife Pflaumen, würzige Komponenten, viel reifer, fein geschliffener aber aktuell noch markanter Gerbstoff, markanter Säure aber sehr gut eingebundenem Alkohol. Im Abgang langanhaltend mit herrlicher Frucht. Braucht noch Zeit, dürfte hervorragend reifen. Dieser Wein wirkt aktuell noch etwas ungestüm, ist jugendlich, ein Hengst mit Kraft und Lust die grosse, weite Welt zu entdecken. 2020 bis 2035, 19 vvPunkte, (94/100)

2012, Poderi Aldo Conterno, Barolo Bussia Romirasco, Piemont (Nebbiolo): Kräftiges Rubin, jugendlicher Glanz. Wow, was für eine Nase, das ist tief, nobel, sehr floral, verspielt, mit Rauch, Teer, Veilchen, dunklen und roten Früchten, Leder, Mandeln, eine Aromen-Explosion mit grosser Komplexität. Am Gaumen seidenweich im Auftakt, grosse Präzision und Finesse, die Struktur ist beeindruckend, der Wein steht vertikal im Glas, will sich nicht bewegen und schmeichelt doch den Gaumen, feinst geschliffene Gerbstoffe, perfekt eingebundene Säure. Aromatisch ein Mix aus dunkler und roter Frucht sowie würzigen Komponenten, endet sehr lang. Ein Wolf im Schafspelz, ein Kraftprotz mit enorm viel Finesse, grosses Barolo-Kino und ein würdiger Nachfolger des 2006ers. Macht für geübte Gaumen schon heute Spass, besser aber in 10 Jahren. Auf jeden Fall sensationeller Stoff. 2020 bis 2038, 19 vvPunkte, (95/100)

Es bleibt mir an dieser Stelle danke zu sagen, danke an das ganze Caratello-Team für die grossartige Selektion der Weingüter generell und die perfekte Organisation dieser Verkostung im Speziellen. Danke an Hans Bättig für die kompetente Übersetzung und Gesprächsführung. Und danke an die Macher der Poderi Aldo Conterno, die einmal mehr bewiesen haben, dass sie zu den ganz Grossen im Piemont gehören, nicht was die Menge angeht vielleicht, aber bezüglich Qualität.

Die Weine der jüngeren Jahrgänge sind bei Caratello erhältlich.

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  1. […] einzelner Jahrgänge in Form einer „Vertikalen“ von 2006 bis 2012 erfahren. Der Bericht dazu findet man hier. Franco Conterno bot mir seinerzeit an, das Gut in Monforte jederzeit zu besuchen. Nach etwas eMail […]

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