Luce: der Name ist Programm.

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Luce – der Name war bereits Programm, als ich den Hügel zum Hotel Atlantis hoch stieg. Nach Tagen des Regens riss die dicke Wolkendecke auf und die Sonne erstrahlte in alter Frische. Ich schritt dem wundervoll renovierten Hotel Atlantis entgegen. Zur Lancierung des 2013er Jahrgangs lud Lamberto Frescobaldi höchstpersönlich ein ausgewähltes Fachpublikum ein, den 2013er zusammen mit neun weiteren Jahrgängen in einer Vertikalverkostung zu degustieren.

Ein schöner Anblick © vvWine.ch – Simon Maissen

Wein, Weingut und Etikette.

Das aufwendig gestaltete Etikett der Flasche ist seit über 20 Jahren Markenzeichen des ersten Merlot-Sangiovese Blends aus der Montalcino Region. Das Sonnen-Symbol ist vom Hochaltar der Florentiner Kirche Santo Spirito inspiriert, als Zeichen der himmlischen Verbindung der beiden Traubensorten, so Frescobaldi.

Der Wein ist das Resutat eines Gemeinschaftsprojekts von Robert Mondavi und Lambertos Vater, Vittorio Frescobaldi. Beides Winzer-Persönlichkeiten, die mit einer gemeinsamen Vision angetreten sind, einen neuen Luxusbrand, einen UPR (Ultra Premium Red) zu schaffen. 1993 wurde der erste Luce abgefüllt und 1997 zusammen mit dem Jahrgang 1994 erstmals der Öffentlichkeit präsentiert. Das Weingut Luce della Vite existiert seit 1995 und wird seit 2004 von Lamberto Frecobaldi geleitet.

Luce della Vite liegt im Südwesten von Montalcino. Die Rebfläche beträgt rund 77 Hektaren. Einige Weinberge wurden bereits 1977 angelegt, der grösste Teil wurde jedoch zwischen 1997 und 2007 angepflanzt. Das besondere Mikroklima der Gegend ist geprägt von grossen Temperaturschwankungen, frischen, windreichen Nächten und natürlich viel Sonne. Die Lese erfolgt gestaffelt und von Hand, da der Merlot einige Wochen früher reift als der Sangiovese.

Die aussergewöhnliche Verbindung vom traditionsreichen Sangiovese und dem, für die Region eher untypischen Merlots, die selektive Auswahl des Traubenguts und die präzise Arbeit im Keller lassen einen Blend entstehen, der wahrlich aussergewöhnlich ist.

Spannend zu erfahren war, dass Mondavi sich für den Luce einen dezenteren Holzeinsatz wünschte. In Kalifornien seien die Weine oftmals zu stark vom Holz geprägt, doch dies sollte beim Luce anders sein.

Alle Magnums kamen direkt aus dem Keller des Weinguts © vvWine.ch – Simon Maissen

Die Verkostung.

Ich werde sehr freundlich im Restaurant Ecco, im ersten Stock des geschichtsträchtigen Hotel Atlantis empfangen. Eine grosse Tafel, ausgestattet mit 220 akkurat angeordneten Gläsern in einem viel zu kleinen Raum erwarten mich. Der Tisch fasst 22 Personen, was denn auch die absolute Maximalbesetzung sein sollte. Platz um Notizen zu schreiben, oder eine Kamera abzulegen suchte ich vergeblich. Doch warum auch, sind wir in dieser netten kleinen Runde weininteressierter Menschen nicht einfach zusammengekommen, um genussvoll dem Luce-Spektakel beizuwohnen?

In seiner lockeren Art führte Lamberto Frescobaldi in Englisch durch die Verkostung. In gewohnt italienischem Tempo und um keine Anekdote verlegen brachte er den oben erwähnten, moderaten Holzeinsatz sehr sympathisch auf den Punkt: „If I taste Vanilla in a wine, I always feel a bit dissapointed. If you wanna taste vanilla, you can buy ice cream.“

220 Gläser und 10 Magnumflaschen © vvWine.ch – Simon Maissen

Die Notizen. 

Da ich auch noch ein paar Bilder vom Event schiessen wollte, und die Verkostungszeit relativ kurz gehalten war, sind die Notizen dieses Mal eher knapp gehalten. Es sind wie immer Momentaufnahmen.

Luce 1996
Dunkles Rubin mit bräunlichem Schimmer. Offene Nase, Zwetschgen, Torf, ein Hauch Vanille (doch da war wirklich Vanille) und deutliche Reifenoten. Am Gaumen wenig Frucht. Magenbrot, Gerbstoffe weitgehend abgeschmolzen, gut eingebunden, dazu eine erstaunlich knackige Säure. Im Abgang mit guter Länge, wirkt etwas warm. 17.5 vvPunkte (89/100)

Luce 1999
Sattes Rubin, zum Rand hin Orange. Die Nase dezent parfümiert, noch etwas verhalten. Am Gaumen ein Hauch Minze. Brombeeren, Zwetschgenmus, krautig. Gerbstoffe sind noch deutlich wahrnehmbar. Eher schlanker Körper, doch mit guter Länge im Abgang. Leise aber ausgewogen. 17.5+ vvPunkte (89+/100)

Luce 2001
Tiefdunkles Rubin, schöner Glanz. In der Nase Lebkuchen, Kümmel, dazu Torf und gekochte, schwarze Frucht. Der Gaumen gradlinig, straff, feste Tannine, mittelkräftiger Körper. Zeigt im Abgang erste Reifenoten. Sehr ausgewogen. 18 vvPunkte (90/100)

Gedrängtes Programm © vvWine.ch – Simon Maissen

Luce 2003
Sattes Purpur. Die Nase zeigt Schwarzbrot, Zwetschge, wunderbar offen, dann auch Kaffee, ein Hauch Kakaopulver, viele dunkle Beeren. Der Gaumen ist vollmundig, einiges an Fleisch am Knochen, mit markanten Gerbstoffen. Man spürt den Hitzesommer, der Wein ist auch leicht brandig, dennoch ist ordentlich Säure vorhanden. Mittellanger Abgang, endet auf Eukalyptus. 18 vvPunkte (90/100)

Luce 2005
Der erste Jahrgang, welcher unter alleiniger Leitung von Lamberto Frescobaldi entstanden ist.
Dunkles Rubin, aufhellender Rand. Auch hier dezent Vanille-Aromen in der Nase, dazu dunkle Beeren und etwas Kakaopulver. Am Gaumen vollmundig, einiges an Körper, saftig, griffige Tannine, noch etwas ungestüm, hier ist warten angesagt. Wirkt aktuell nicht so ausgewogen, wie andere Jahrgänge. 18 vvPunkte (91/100)

Luce 2006
Dichtes Rubin, jugendlicher Glanz. Die Nase offen wie ein Scheunentor. Sehr fruchtig und floral, frisch, mit vielen roten Beeren, Veilchen, frische Zwetschgen, etwas Tabak. Am Gaumen ebenfalls sehr saftig und wunderbar ausgewogen mit feinkörnigem Gerbstoff, etwas Schokolade und einem kräuterwürzigen, harmonischen Abgang. 18 vvPunkte (92/100)

Luce 2008
Sattes Rubin, schöner Glanz. Feinduftige Nase, sehr nobel, floral, fruchtig, Anflüge von laktischen Noten. Am Gaumen sehr elegant, saftige, sehr präzise Frucht. Kirschen, Brombeeren, Zwetschgen. dezent Röstaromen, das Holz sehr gut eingebunden. Dieser Wein ist wunderbar samtig, komplex und mit sehr langem Abgang. Mein Soul-Sieger des Abends. 19 vvPunkte (95/100)

Souveräne Crew im Hotel Atlantis © vvWine.ch – Simon Maissen

Luce 2010
Dichtes Purpur. Offene, sehr würzige Nase, Lebkuchen, Schwarzbrot, dunkle Früchte. Am Gaumen zeigen sich schwarze Kirschen, Brombeeren, dazu auch roten Beeren, etwas Kaffee und Kakao, sehr komplexes Aromenbild. Mittelkräftiger Körper das Barrique sehr gut eingebunden, hervorragende Balance, die kräftige Säure spielt wunderbar mit der Frucht zusammen. Ein ungemein frischer und saftiger Wein, im Abgang mit einem Hauch Minze. Noch jugendlich, kann und muss noch reifen. 18.5+ vvPunkte (93+/100)

Luce 2012
Sattes Rubin, purpurfarbener Rand. Leicht reduktive Nase, mit mehr Luft zeigen sich dunkelfruchtige Aromen und Birnenbrot. Am Gaumen mit einem krautigen Auftakt, etwas grüner Apfel, dazu dunkle Früchte, Blaubeeren. Mittlerer Körper, markante Säure. Das ist nicht gleich gut ausgewogen wie andere Jahrgänge, kann sich das noch finden? Einfach nur eine schwierige Phase? Langer, leicht feuriger Abgang. Dieser Wein wurde in eine Jubiläums-Flasche gefüllt, zum Gedenken an 20 Jahre amerikanisch-italienische Zusammenarbeit. 18+ vvPunkte (91+/100)

Luce 2013
Dunkles Rubin, am Rand Purpurreflexe. Die Nase ist noch verschlossen, was bei der Jugendlichkeit dieses Weines nicht erstaunt. Etwas Lebkuchen, Magenbrot, dazu Zwetschgen und schwarze Kirschen, noch deutlich vom Holz geprägt. Am Gaumen straff, die Gerbstoffe markant, packen zu, dazu eine knackige Säure, sehr satte Frucht, schöne Komplexität. Im Abgang langanhaltend, endet auf schwarze Früchte und eine leichte Bitternote. Dieser Wein muss noch mindestens 3-5 Jahre liegen, hat dann ein enormes Zeitfenster vor sich. 19 vvPunkte (94/100)

Lucente 2014
Violett-Rot. Sehr frische, feinduftige Nase. Am Gaumen sehr lebendig, ungemein frisch und saftig. Moderner Stil, satte, dunkle Frucht, wirkt etwas parfümiert, dennoch mit einer gewissen Feinheit, dezente Röstaromen. Angenehm langer, fruchtiger Abgang. Dieser kleine Bruder ist nicht weniger perfekt vinifiziert wie Luce, alles eine Frage des Stils, ob man diese moderne Interpretation mag. Preis/Leistung sehr gut. 18.5 vvPunkte (92+/100)

Der kleine Bruder braucht sich nicht zu verstecken © vvWine.ch – Simon Maissen

Schnell war der Zauber dann auch schon vorbei und die Menschengruppe an der Tafel erhob sich. Es wurde verhalten geschwärmt und nachverkostet. Da sämtliche Weine aus der Magnum ausgeschenkt wurden, blieb von allen Weinen genügend dafür übrig. Ein ideales Format also, für Verkostungen und eine gepflegte Tafel mit Freunden.

Impressum: Adrian van Velsen, Alte Spinnerei 1, CH-5210 Windisch, Telefon +41 44 350 01 44. Adrian@vvWine.ch
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  1. […] haben im Sommer 2016 schon einmal über die Weine von Luce della Vite berichtet. Den entsprechenden Bericht dazu, findet man hier. Die Weinqualität hat uns in der damals verkosteten Tiefe durchaus […]

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