Paul Achs: Blaufränkisch-Magier vom Neusiedlersee

Für die österreichische Paradesorte Blaufränkisch habe ich schon lange eine Schwäche. Allerdings nur dann, wenn die Weine filigran, mineralisch und würzig sind. Die dicken, alkohollastigen Brummer liegen mir überhaupt nicht. Paul Achs vom Neusiedlersee interpretiert die Sorte genau nach meinem Geschmack und diese kühle, würzige Stilistik zieht sich von der Basisqualität bis hin zu den Lagen-Gewächsen durch. Seine Weine stammen alle aus biodynamischem Anbau und bieten viel Trinkfluss, Tiefe und Typizität. Wir haben in einer kleinen Runde ein paar Blaufränkisch des aktuellen Jahrgangs sowie einen weissen Pannobile verkostet.

Leider hatte der 2013er einen Korkschmecker, weshalb wir anschliessend einen 2012er aufgezogen haben.

100% Chardonnay aus über 40-jährigen Reben. Im Glas helles Goldgelb mit blassem Rand. Offenes Bouquet mit vordergründigen Holzaromen wie geröstete Mandeln, Marzipan und leicht buttriger Note. Dahinter Anklänge von Ananas, Melone, Grapefruit und weissen Blüten. Am Gaumen ein richtiges Kraftpaket mit straffer Säure, maskuliner Struktur, viel Schmelz und Würze. Dezent im Hintergrund etwas Zitronenschale und Ananas, doch auch hier sind die Holznoten relativ dominant. Langer, leicht herber Abgang mit deutlicher Bitternote und schöner Komplexität. Dieser weisse Pannobile hat zwar ungemein viel Kraft und Schmelz, allerdings würde etwas mehr Finesse und weniger Holzeinsatz dem Trinkfluss zu Gute kommen. Unbedingt zum Essen und gut gekühlt geniessen! Trinken jetzt bis 2020, 17.5 vvPunkte (89/100)

Der Heideboden ist der Einstiegswein in die Blaufränkisch-Welt von Paul Achs.Vergoren wird er im Stahltank und anschliessend in Barriques dritter und vierter Belegung ausgebaut. Der Wein fliesst in dunklem Rubinrot mit violetten Reflexen ins Glas. Eine sehr fruchtige und würzige Nase, Kirschen, Heidelbeeren, schwarzem Pfeffer und etwas Zimt. Am Gaumen sehr filigran, saftig und gradlinig. Auch hier wieder viel Frucht, Preiselbeeren, Sauerkirschen und reifen Himbeeren. Die Säure wirkt knackig und trotz diesem Geradeauslauf ist der Wein verspielt und es schwingt eine gewisse Mineralität mit. Der Heideboden endet mittellang und einer leichten Bitternote. Herrliches Trinkvergnügen für jeden Tag, trinken jetzt bis 2020. 17.5 vvPunkte (89/100)

Assemblage aus Blaufränkisch, Zweigelt und St. Laurent welche zur Hälfte in neuen Barriques reift. Fliesst etwas dunkler ins Glas als der Heideboden. Die Nase wirkt konzentriert und gleichzeitig floral, duftet intensiv nach Brombeeren, schwarzen Kirschen, Nelken, Veilchen und Jasminblüten. Im Mund sehr saftig, mit feinem Schmelz, enorm frischer Säure und gut integrierten, reifen Gerbstoffen. Die Frucht ist auch am Gaumen wieder zu finden, begleitet von einer gewissen Würze. Da sind Brombeeren, etwas Preiselbeeren und weisser Pfeffer. Das Holz ist wunderbar integriert und sorgt für eine gute Balance aus Schmelz und Frische. Langer, fruchtbetonter und würziger Abgang mit feiner Mineralität. Ein genialer Pannobile und mit nur 12,5% Vol. ein sehr bekömmliches Leichtgewicht! Trinken jetzt bis 2025, 18.5vvPunkte (92/100)

100% Blaufränkisch aus einer Einzellage mit hohem Muschelkalk-Anteil, wird zu 60% im Neuholz ausgebaut. Enorm dichtes Purpur im Glas. Konzentrierte und sehr komplexe Nase, schwarze Kirschen, Pflaumen, getrocknete Kräuter, Orangenschale und etwas Rauch. Am Gaumen ebenfalls sehr konzentriert und trotzdem ist da viel Eleganz und Finesse im Spiel. Die Frucht steht hier im Hintergrund und Aromen wie schwarzer Pfeffer, Kräuter und Eisen gewinnen Oberhand. Die Mineralität ist hier noch ausgeprägter als beim Pannobile, die Gerbstoffe noch einen Tick kräftiger und die Säure derzeit noch sehr dominant. Sehr langer, komplexer Abgang, endet auf Dörrpflaumen und eine leicht animalische Note. Ein nobler und tiefgründiger Blaufränkisch der unbedingt noch etwas reifen sollte! Trinken 2018 bis 2028, 18.5vvPunkte (93/100)

Weine von Paul Achs (c) vvWine.ch

Wer charaktervolle und frische Blaufränkisch sucht, ist bei Paul Achs an der richtigen Adresse. Die Weine haben absolut überzeugt und machen trotz der Lagerfähigkeit auch jetzt schon enorm viel Spass. Selbst der weisse Pannobile vermag qualitativ zu überzeugen, auch wenn er stilistisch nicht an die eleganten Rotweine anknüpft. An dieser Stelle möchte ich mich bei Jonas Kipfer für die tollen Fotos und der Verkostungs-Crew für die unterhaltsame Degustation bedanken. Alle Weine sind mit aktuellem Jahrgang bei Gerstl verfügbar.

Impressum: Adrian van Velsen, Alte Spinnerei 1, CH-5210 Windisch, Telefon +41 44 350 01 44. Adrian@vvWine.ch