Europa Querbeet mit 8 hervorragenden Weinen.

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Gester Abend traffen wir uns bei Marcio und Veronika zu einer kleinen aber feinen Weinrunde. Jeder brachte mit, auf was er gerade Lust hatte und so kam eine schön bunte Weinrunde zusammen, welche mit einem Champagne Grand Cru L’intemporelle brut 2008 von Mailly startete.

Der Jahrgangs-Champagner floss dunkelgelb ins Glas und zeigte in der Nase Aromen von Brioche, Apfel und Quitte. Am Gaumen sehr vollmundig, ein Esswein, mit saftiger Säure und einem Hauch Nüssen. Im Abgang angenehm langanhaltend. 18 vvPunkte (91/100)

Weiter ging’s mit zwei eigentlich vielversprechenden Weissweinen, wovon leider nur einer Spass machen wollte.

Der Corton-Charlemagne 2009 von Bonneau du Martray war leider ganz und gar keine Freude. Die Nase zeigte sich verhalten und muffig mit Gummitönen, ohne jegliche Frische und Frucht. Am Gaumen besser mit merklich Komplexität doch extrem breit und unharmonisch. Keinerlei Eleganz. Schade. 16.5 vvPunkte (83/100). Ich hatte den Wein schon mehrmals im Glas und jedesmal war es ein wunderbares Erlebnis. Somit hoffe ich auf die nächste Flasche.

Ein erstes Highlight dann das Grosse Gewächs von Winning Ungeheuer 2012. Sehr helles Geld, strahlender Glanz. Die Nase unglaublich frisch und tief mit herrlicher Rieslingfrucht, würzigen Komponenten und sehr dezent wahrnehmbarem Holz. Am Gaumen saftig, frisch und knackig mit wuderbaren Zitrusaromen, Ananas und exotischen Früchten. Sehr komplex. Im Abgang lang, frisch und einfach nur wunderschön ausgewogen. 19 vvPunkte (94/100). Jetzt bis 2025+

Nach diesem eindrücklichen Weisswein, feinen Apéro-Häppchen und lautem aber sehr beeindruckenden F/A-18 Gedröhne von der gleichzeitig um die Ecke stattfindenden Flugshow ging’s weiter mit roten Tropfen.

Ch. La Mission Haut-Brion 1971 floss mit erstaunlich dunkler Farbe ins Glas.

Die Nase ein Traum, gleich nach dem Öffnen voll da: Zigarrenkiste, Rauch, Jod, reife Pflaumen, Tabak, Torf und Schwarztee, was für eine wunderbare Komplexität, eine absolute Droge und viel, viel mehr als ich von so einem reifen Bordeaux aus einem eher schwachen Jahr erwartet hätte. Am Gaumen dann weich im Auftakt, anfangs fast Süss, sehr reif und doch sehr lebendig, da eine nach wie vor präsente Säure viel Frische verleiht. Die Gerbstoffe voll abgeschmolzen, perfekt integriert. Der Wein ist erstaunlich vollmundig und endet sehr lang. Grosses Altwein-Kino! Danke David. 19 vvPunkte (96/100). Jetzt auf dem Genuss-Peak aber noch nicht über dem Zenith. Wer sich unbedingt von einer 71er Mission trennen will, soll sich doch bitte bei mir melden…

Der zweite Rotwein, ein 1994er R. Lopez de Heredia Vina Tondonia Gran Reserva, Rioja DOCa, wurde blind serviert. Leicht hellere, ins Orange-Braun tendierende Farbe.

In der Nase auf den ersten Riecher ebenfalls an reifen Bordeaux erinnernd mit viel süssem Tabak und einer roten Frucht. Dann zeigen sich aber Noten von rosinierten Cranberries und deutlich Vanille, welche auf amerikanische Eiche und südlichere Herkunft hindeuten. Der Gaumen sehr saftig und frisch, reife rote Beeren und eine sehr präsente Säure die gegenüber dem mittelgewichtigen, sehr eleganten Körper einen Tick zu hoch ist. Der Wein ist dafür unglaublich frisch und fein mit guter Struktur und noch deutlich wahrnehmbarem, gut integriertem Gerbstoff. Im Abgang von ausgezeichneter Länge. Zu einem Stück Fleisch ein idealer Begleiter. 18.5 vvPunkte, 93/100. Jetzt bis 2022 geniessen. Ein Kompliment an Marcio für’s blinde Erraten eines „reifen Old School Rioja“

Weiter ging’s zum Rinderhuft-Steak vom Grill mit Sahnemais und Tomaten-Püree mit einem Cornas Confidence von der Domaine Eric et Joel Durand.

Mit noch dunklem Rot fliesst dieser Cornas ins Glas. Die Nase sehr typisch für Weine von der nördlichen Rhone mit Leder, dunkler Brombeerfrucht, Zedern, weissem Pfeffer und feiner Würze. Am Gaumen zugänglich und weich im Auftakt, noch deutlich jünger als seine Vorgänger, vollmundig mit reifer Brombeere und enorm viel Saftigkeit. Im Abgang etwas kurz, was ihn um eine noch bessere Bewertung brachte. Trotzdem: gut verdiente 18.5 vvPunkte (92/100). Jetzt bis 2024.

Mit Ch. Canon 2012 kam’s dann doch noch zu einem „Babymord“. Wie viele 2012er zeigt sich auch Canon aktuell in Hochform. Der Wein ist tiefrot mit jugendlichem Glanz. In der Nase sehr offen mit einem ganzen Korb von dunklen Beeren, Kirschen, Cassis, Brombeeren dazu diese Merlot-typische Schlagsahne die ich oft in Pomerol und St. Emilion-Weinen finde. Am Gaumen sehr frisch und knackig in der Frucht mit noch stürmischem Gerbstoff und sehr schöner Säure. Ich habe diesen Wein en Primeur mit 88/100 deutlich zu tief bewertet und kann ihn darum an dieser Stelle nur dringend zum Nachkaufen empfehlen. Ein sehr schön gelungener Canon der heute Spass macht und nicht für 10 Jahre in den Keller muss. 19 vvPunkte (94/100).

Weiter ging’s mit dem Gantenbein Pinot Noir 2001. Ich habe diesen Wein vor 5 Jahren zum letzten Mal genossen und als sehr gut beschrieben und ihm ein Trinkfenster bis 2014 gegeben. So dachten wir, es sei höchste Zeit, die letzte Flasche davon zu öffnen.

In der Nase tief und rauchig mit delikater, roter Beerenfrucht und floralen Noten die an weisse Lilien erinnern, ein wundervoller Pinot-Duft mit noch immer vorhandenen Barrique-Noten. Am Gaumen saftig im Auftakt, wieder rote Frucht, Sauerkirschen, mittelkräftiger Körper, feine Tannine, frische Säure und ausgezeichnete Balance. Im Abgang sehr lang und tänzerisch elegant. Ein wunderbar gereifter Schweizer Pinot und endlich wieder einmal eine gute Erfahrung mit einem Ganti. 18.5 vvPunkte (93/100). Die nächsten 5 Jahre geniessen, hält sich aber deutlich besser als vor 5 Jahren erwartet.

Als letzter Rotwein kam Ch. Talbot 2000 ins Glas. Mittleres Bordeauxrot mit noch jugendlichem Glanz. Die Nase tief und kräftig mit Rauch und dunklen Beeren, dazu Zedernholz und schwarze Kirschen. Am Gaumen noch jung und leicht verhalten, braucht Zeit (1-2h dekantieren) hat aber alles, was ein guter Bordeaux haben muss. Da sind Frucht, Alkohol, Gerbstoff und Säure in sehr guter Balance, die Struktur ist beeindruckend und man erahnt die aromatische Komplexität, welcher dieser Wein in Zukunft zeigen wird. Antrinkbar aber besser noch ein paar Jahre vergraben. Das beste Trinkfenster dürfte zwischen 2020-2035 liegen. 18.5+ vvPunkte (93+).

Als kleiner Schlummertrunk öffnete Marcio noch eine Wehlener Sonnenur Spätlese 2008 von Markus Molitor. Dieser Wein zeigte einmal mehr, was für herrlich ausgewogene, frische, saftige und komplexe Weine in Deutschland allgemein und an der Mosel im Speziellen entstehen können. Ich habe mir keine detaillierten Notizen gemacht, doch das ist im Kontext des günstigen Preises ein hervorragender Riesling-Wert.

Danke an die Gastgeber und die äusserst angenehmen Degustations-Teilnehmer. Auf eine baldige Wiederholung bei welcher der Corton-Charlemagne 2009 eine zweite Chance bekommen soll…

 

Impressum: Adrian van Velsen, Alte Spinnerei 1, CH-5210 Windisch, Telefon +41 44 350 01 44. Adrian@vvWine.ch
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