Ein paar Terroir-Entdeckungen von „Le Millésime“

Es gibt Weinhändler, die vertreiben primär bekannte Marken und Weingüter. Sich einige dieser sicheren Werte in den Keller zu legen, ist sicher nicht falsch.

Und dann gibt es auch Weinhändler, die spüren Weine auf, die man sonst nicht so kennt. Weine aus spannenden Weinregionen mit eigenständigen Terroirs, mit ganz speziellen Trauben und charaktervollen Winzern. Weine, die selbst versierte Weingeniesser viel zu wenig im Glas haben.

Gestern konnte ich im Rahmen der Unplugged Degustation von Le Millésime rund 20 Weine verkosten und habe einige sehr schöne Tropfen kennenlernen dürfen. Ein grosses Dankeschön geht dabei an Markus Utiger von Le Millésime, welcher zu dieser sehr gut organisierten Probe mit Gabriel Gläsern im Zürcher Carlton eingeladen hat.

Als erstes verkostete ich einige sehr interessante Rotweine der Domaine Gauby. Die Domaine verfügt über 120 Parzellen mit unterschiedlichsten Böden welche äusserst charaktervolle, eigenständige Weine hervorbringen.

2013, Domaine Gauby, Les Calcinaires, Côtes du Roussillon Villages: helles Rubin, erinnert an einen Burgunder. Leicht animalische Noten, deutlich vom Syrah geprägt, etwas reduktiv, mit mehr Luft dann Leder, Kräuter, dezent rotbeerige Frucht, der Wein braucht Zeit, muss atmen. Strenger Gaumen, rustikal im Auftakt, dann kommt eine saubere, klare Beerenfrucht, völlig unerwartet, saftig, knackig die Säure, unglaublich frisch, eher rotbeerig, keine extreme Komplexität aber erstaunlich frisch. Ein schöner Wein mit viel Charakter, 17 vvPunkte, (86/100), 2015-2022+ (50% Syrah, 25% Mourvèdre, 15% Grenache Noir, 10% Carignan)

2012, Domaine Gauby, Vielles Vignes, Côtes du Roussillon Villages: mittleres Rubin, schöner Glanz. Reine Nase, Leder, dunkle Beeren, ein Hauch Cassis, florale Noten, noch etwas verhalten. Saftiger Auftakt, sehr frisch, unglaublich knackig, die Frucht kompakt, die Gerbstoffe präsent, reif, sehr fein, eine frische Säure begleitet die Frucht, die Struktur ist mittelkräftig, sehr gute Komplexität. Im Abgang angenehm anhaltend, braucht noch etwas Zeit um seine Ruhe zu finden, 17.5 vvPunkte, (89/100), 2016-2024 (35% Carignan, 30% Syrah, 25% Grenache Noir, 10% Mourvèdre)

2012, Domaine Gauby, Muntada, Côtes du Roussillon Villages: mittleres Rubin. Offene, saubere und sehr tiefe Nase, weniger animalisch als der Basis-Wein und die VV, schöne rote Beerenfrucht, auch florale Aromen, sehr gute Komplexität, dezent Garrique. Saftiger Auftakt, sehr knackige, rote Frucht, dann Gewürze, die Gerbstoffe präsent, sehr fein, der Alkohol perfekt eingebunden, eine erstaunliche Komplexität und grosse Eleganz, im Abgang von mittlerer Länge. Ein sehr schöner, ausgewogener und frischer Wein, 18 vvPunkte, (91/100), 2016-2025+ (45% Grenache Noir, 45% Carignan, 5% Mourvèdre, 5% Syrah)

2010, Domaine Gauby, La Jasse, Côtes du Roussillon Villages: 100% Mourvèdre. Mittleres Bordeauxrot, schöner Glanz. Wieder leichte Reduktion in der Nase, mit Luft besser, sehr tief, Leder, Hölzer, Gewürze, Mineralien. Am Gaumen erstaunlich weicher Auftakt, saftig, knackig, die Gerbstoffe präsent, einiges an roter Beerenfrucht, auch dezent Schokolade, sehr ausgewogen, feingliedrig, frisch, ohne Alkoholdominanz, sehr gute Komplexität. Ein Wein der viel Luft braucht und Zeit benötigt, ihn zu verstehen, 18 vvPunkte, (91/100), 2015-2027+

2010, Domaine Gauby, Coume Gineste Rouge, Côtes du Roussillon Villages: 100% Grenache. Mittlers Rubin, am Rand aufhellend, tief, rauchig, mineralisch die Nase, sehr schöne Beerenfrucht, auch Feuerstein, dazu Kräuter. Am Gaumen weich im Auftakt, wirkt harmloser, geschmeidiger als der Mourvèdre, doch da ist trotzdem eine sehr gute Struktur, Aromen von Erdbeeren, wieder Kräuter, erinnert an einen sehr filigranen Chateauneuf du Pape, sehr gute Komplexität und Länge. Ein finessenreicher Grenache mit viel Frische und sehr guter Länge, 18 vvPunkte, (91/100), 2015-2024+

Weiter ging es mit einigen sehr schönen Weinen von der Loire. Sowohl die Domaine Roches Neuves als auch die Château de Fosse Sèche arbeiten nach Bio-Richtlinien und produzieren grossartige Weine mit viel Charakter und Sortentypizität. Wer in Zeiten von steigenden Alkoholgraden bekömmliche, frische Weine sucht, die sich ideal als Essbegleiter eignen, sollte die folgenden beiden Weingüter unbedingt probieren…

Als erstes verkostete ich einige Weine der Domaine Roches Neuves.

2011, Dom. Roches Neuves, Saumur-Champigny AOC, Loire: strahlendes Rubin. Das ist Cabernet Franc pur in der Nase, krautig, frisch, Massen an Beerenfrucht, Maulbeeren, sehr schön bei mittlerer Komplexität. Saftiger Auftakt, das macht Spass, die Frucht hochpräzis, keine Holzbeeinträchtigung, sehr finessenreich, eher leichte Statur mit mässig Gerbstoff und knackiger Säure, sehr schöne Harmonie. Im Abgang eher kurz aber sehr stimmig, 17 vvPunkte, (87/100), 2015-2020

2012, Dom. Roches Neuves, Terres Chaudes, Saumur-Champigny AOC, Loire: jugendliches Rubin, violette Reflexe. Eine herrliche Nase, offen, charaktervoll, krautig, reife Beerenfrucht, auch rauchige Aromen, mittlere Komplexität. Der Gaumen saftig, knackig, frisch und mit einer an Syrah erinnernden Frucht, dann auch Leder, weisser Peffer, würzig, viele Kräuter, sehr schön. Die Komponenten sehr gut ausgewogen, gute Komplexität, im Abgang von mittlerer Länge, 17.5 vvPunkte, (89/100), 2015-2024

2012, Dom. Roches Neuves, Clos de l’Echelier, Saumur-Champigny AOC, Loire: mittleres Rubin, schöner Glanz. Sehr tiefe Nase, floral, rauchig, mineralisch, der Duft wirkt wärmer, auch komplexer als Terres Chaudes, spannend, würzig, sich ständig verändernd, sehr rein und weich im Auftakt, die Frucht filigran, rotbeerig, sauber, alle Elemente in ausgezeichneter Balance, sehr gute Komplexität. Ein grossartiger, finessenreicher Cabernet Franc, macht heute schon Freude, kann und darf aber noch etwas reifen, 18.5 vvPunkte, (92/100), 2017-2026

2012, Dom. Roches Neuves, Franc de Pied, Saumur-Champigny AOC, Loire: mittleres Rubin, violette Reflexe. Offene Nase, auf den ersten Riecher an Syrah erinnernd, dann die Kräuter, die Feuersteine, sehr gute Komplexität. Der Gaumen saftig, fruchtbetont im Auftakt, dann packen herbe Gerbstoffe zu, der Wein hat Struktur, saftige, eher rotbeerige Frucht, eine herrliche Würze. Grossartige Harmonie und Reserven, sehr guter Abgang, 18.5 vvPunkte, (92/100), 2016-2026+

2011, Dom. Roches Neuves, Marginale, Saumur-Champigny AOC, Loire: mittlers Rubin, am Rand aufhellend. Leicht verhalten, etwas animalisch, noch etwas Reduktion, dann krautige Noten, sehr Cabernet Franc. Sauberer, dunkelbeeriger Auftakt, frische, knackige Frucht, auch viel Würze, Kräuter, sehr gute Ausgewogenheit, ein Tick weniger komplex als Franc de Pied aber mit viel Reserven. Sehr gute Länge im Abgang, 18 vvPunkte, (90/100), 2015-2025+

Weiter ging es mit Weinen der Château de Fosse Sèche. Alle Weine dieser Domaine sind unglaublich schön, mineralisch, frisch und mit präzisier Frucht. Terroir pur!

2012, Château de Fosse Sèche, Eolithe, Saumur AOC, Loire: helles Rubin. Steinige Nase, sehr mineralisch, Kräuter, getrocknete Blumen, auch Speck, dazu kommen ätherische Noten. Im Auftakt frisch, knackig, saftig, die Frucht rotbeerig, wirkt warm und reif, die Gerbstoffe sind präsent, sehr schöne Säure, sehr gute Balance, mit der Zeit kommen auch Aromen von Veilchen dazu, herrlich verspielt. Der Wein gefällt mir ausserordentlich gut, sehr gute Länge im Abgang, 18 vvPunkte, (90/100), 2016-2026

2010, Château de Fosse Sèche, Eolithe, Saumur AOC, Loire: helles Rubin, jugendlicher Glanz. Eine Droge in der Nase, Mineralität pur, ein Spektakel dieser Duft, Kräuter, Rauch, gekochte Erdbeeren, Trockenblumen, grossartig. Am Gaumen fast schlank im Auftakt, dann eine unglaublich saftige Frucht, faszinierend dieses Fruchtbündel, diese Würze, dazu eine grosse Filigranität, Mineralik, Frische, sehr gute Komplexität. Im Abgang mit viel Länge, 18.5 vvPunkte, (93/100), 2015-2025

2007, Château de Fosse Sèche, Eolithe, Saumur AOC, Loire: mittleres Rubin, leicht aufgehellter Rand. Tief, komplex, wirkt noch sehr jugendlich, auch etwas Klebstoff, faszinierende Duftigkeit, Blumen, Veilchen, auch Medizinschrank. Am Gaumen streng, sehr streng und gradlinig, eine beeindruckende Frucht, knackig, frisch, saftig, da ist alles an seinem Platz, der Wein wirkt noch unglaublich jung, ist sehr komplex, braucht Zeit und ist – trotz 8 Jahren Reife – top fit. Beeindruckend schon heute, doch mit vielen Jahren Reserven, 18.5 vvPunkte, (92/100), 2015-2025+

2010, Château de Fosse Sèche, Resérve du Pigeonnier, Saumur AOC, Loire: helles Rubin, leicht aufgehellter Rand. Die Nase duftig, kräuterbetont, rein, dann blumige Aromen, ungemein duftig, ein Spektakel, wirkt verspielt und sehr frisch. Am Gaumen straff, sehr feine Frucht, rotbeerig, auch Rauch, grosse Komplexität, hier tanzen die Aromen Ballett und das mit einer bestechenden Harmonie. Im Abgang knackig, frisch und mit sehr guter Länge. Ein Grossartiger Wein, 19 vvPunkte, (95/100), 2015-2028

2013, Château de Fosse Sèche, Arcane, Saumur AOC: helles Goldgelb. Sehr schöne Nase, Frucht, Mineralität, unglaublich frisch, auch Honig. Am Gaumen saftig, knackige Frucht, Citrusaromen, auch Apfel, erinnert fast an einen Riesling, herrlich, ausgezeichnete Harmonie, das ist richtig schön, 17.5 vvPunkte, (88/100), 2015-2022

Nach diesen spektakulär frischen, knackigen Weinen von der Loire probierte ich noch einige Weine aus dem Languedoc.

2012, Mas Haut Buis Les Carlines, Coteaux du Languedoc AOC: mittlers Rubin, schöner Glanz. Leicht reduktive Nase, mässig komplex, am Gaumen weich, warm, schöne Frucht, dann auch einiges an Gerbstoff, frisch, wenn auch sehr reif, trotzdem mit guter Harmonie. Typisch Languedoc. Alles in allem eher einfach gestrickt aber ein stimmiger Wein für laue Grillabende perfekt, 16.5 vvPunkte, (83/100), 2015-2022

2013, Clos Maia, Petit Clos, Vin de Pays de l’Hérault IGP, Languedoc: mittleres Rubin. Sehr alkoholische Nase, noch stark vom Abfüllen geprägt, sehr schwierig zu verkosten. Dahinter zeigt sich eine schöne Duftigkeit, floral, viele dunkle Beeren. Saftiger Auftakt, einiges an Wärme, spürbarer Alkohol, noch sehr unruhig, schwierig zu Verkosten. Sehr feine Gerbstoffe, braucht Zeit sich zu finden, 16.5+ vvPunkte, (83+/100), unbedingt nachverkosten, 2016-2024

2012, Clos Maia, Petit Clos, Vin de Pays de l’Hérault IGP, Languedoc: mittlers Rubin. Deutlich ruhiger als 2013, wirkt weniger alkoholisch, feiner Duft nach dunklen Beeren, auch florale Noten, nicht sonderlich komplex. Saftig im Auftakt, sehr schöne Frucht, eine zarte Würzigkeit sowie eine schöne Fruchtsüsse kommen dazu, die Struktur ist solide, trotzdem frisch. Angenehmer Abgang. Ein sehr stimmiger Südfranzose, 17 vvPunkte, (87/100), 2016-2024

2012, Clos Maia, Clos Maia, Vin de Pays de l’Hérault IGP, Languedoc: mittleres Rubin, schöner Glanz. Sehr duftige Nase, da sind Blumen, Veilchen, Rosen, da sind rote und dunkle Beeren, sehr schöne Komplexität. Der Gaumen saftig, rund, knackig, ein ganzer Korb an reifen Früchten, nicht überreif sondern genau richtig gelesen, sehr feine Säure und gute Balance von Alkohol und Frucht. Im Abgang von guter Länge. Ein sehr schöner Südfranzose mit deutlich Reserven, 18 vvPunkte, (91/100), 2016-2025+

2013, Clos Maia, Clos Maia, Vin de Pays de l’Hérault IGP, Languedoc: strahlendes Rubin. Wieder sehr unruhig in der Nase, etwas gekochte Aromen, deutlich Alkohol, wild. Auch dieser Wein schwierig zu verkosten. Am Gaumen super rein, saftig, frisch, herrliche Frucht, sehr gute Säure, eine grossartige Gerbstoffqualität, doch aktuell noch sehr vom Ausbau/der Abfüllung geprägt, sehr gute Komplexität, unbedingt nachverkosten, 18 vvPunkte, (90/100), 2016-2026

2013, Clos Maia, Blanc, Vin de Pays de l’Hérault IGP, Languedoc: mittleres strohgelb, Birne, sehr saftig, noch Gäraromen, braucht Zeit, 17 vvPunkte, (86/100), 2016-2020

Impressum: Adrian van Velsen, Alte Spinnerei 1, CH-5210 Windisch, Telefon +41 44 350 01 44. Adrian@vvWine.ch
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