„Inédite“ der Domaine de la Cendrillon: Sommerferien-Erinnerungen mit Stephan Eicher und Aschenputtel.

Ich kann mich gut an die Zeit erinnern, als ich fast jedes Jahr mit Freunden meine Sommerferien in Südfrankreich verbracht habe. Meist sind wir ohne grosse Pläne losgefahren. In einem zum Camper umgebauten, rechts gesteuerten Postbus (maximale Geschwindigkeit 105 km/h) via Valence im Rhonetal nach Orange, Avignon oder Arles.

http://luberon.fr/

Dann ein Abstecher nach Gordes – die Abbaye de Senanque gehört nach wie vor zu den Orten, an denen ich die unglaubliche Kraft der Ruhe erleben durfte und wo ich zum ersten mal in meinem Leben die Garigue Düfte in der Natur kennenlernen durfte – und weiter nach Aix en Provence, Uzès oder Nîmes.

Nachdem wir uns nach einigen Tagen, vielen Baguettes und verschiedenen Varianten des „Salade de chèvre chaud“ mit dem Süden angefreundet hatten, sind wir dann meist der Küste entlang in Richtung Camargue gefahren, haben dort am Meer die Seele baumeln lassen, die Stierkämpfe gesehen und unter freiem Himmel geschlafen.

Da man seinerzeit noch richtig lange Ferien machen durfte, ging es meist noch weiter bis fast an die Spanische Grenze. Perpignan, Andorra und aus den hohen Hügeln beschwingt wieder hinunter in Richtung Carcassonne. Stephan Eicher sang seinerzeit (es waren die frühen 90er-Jahre) fleissig „Des Hauts Des Bas“ und das passte ganz wundervoll zu den hügeligen Landschaften im Hinterland von Narbonne.

In dieser wunderschönen Ecke der Welt liegt auch das Weingebiet Corbières. Die Domaine de la Cendrillon (zu Deutsch Aschenputtel, Englisch Cinderella) ist der Name eines Lieu-dit“ in der Gemeinde Ornaisons. Das Weingut schaut auf eine sehr lange Geschichte zurück und liegt an der Via Aquitania (Römerstrasse) welche im südlichen Teil Galliens von Narbonne über Toulouse bis in die Region Bordeaux führte. Die Rebberge liegen unweit des Flusses Orbieu und sind mehrheitlich terrassiert. Die Lagen bestehen aus lehm- und kalkhaltigen Kieselböden.

www.vvWine.ch

Ich habe heute die Cuvée Inédite im Glas. Dieser Wein gehört zu den hochwertigeren Weinen der Domaine. Das Traubengut wird von Hand geerntet und nach der verhältnismässig langen Gärung, welche je nach Jahrgang zwischen 20 und 30 Tagen dauert, zu 40% während 18 Monaten in Eichenfässern ausgebaut.

2010, Domaine de la Cendrillon, Inédite, Corbières

Dunkles Bordeauxrot, im Kern fast Schwarz, die Nase gleich nach dem Öffnen kräftig und sehr fruchtbetont, Aromen von Brombeeren, Erdbeeren, getrocknete Gräser, ein Hauch Cassis, Weihnachtsgewürze und Rauch. Sehr gute Komplexität.

Am Gaumen gradliniger Auftakt, sehr präzise Frucht, wieder viele Brombeeren, Cassis, auch Heidelbeeren, etwas Schlagsahne und eine feine Würze. Der Wein ist trotz seiner fruchtigen Art erfreulich frisch und äusserst komplex. Die Gerbstoffe sind seidenweich, feinkörnig und geben der kräftigen Frucht ein straffes Korsett. Eine gut balancierte Säure stütz und macht den Wein sehr angenehm zu trinken. Man merkt ihm den Süden an, doch es ist einer dieser Weine, die Schwere, Kraft und Dichte mit einer wunderbaren Leichtigkeit vereinen. Sehr gute Ausgewogenheit bis ins lang anhaltende Finish.

Dies ist ein hervorragend gemachter Corbières, perfekt vinifiziert, entsprechend modern (aber ganz und gar nicht plump) anmutend. Der Wein macht heute schon Spass und doch Reserven für fünf oder mehr Jahre. Jetzt bis 2020+ geniessen. 18,5 vvPunkte, (93/100).

Ich kann diese Wein jedem ans Herzen legen, der gerne kraftvolle aber nicht plumpe Weine mag. Der Wein wird sowohl Einsteigern als auch Weinfreaks gleichermassen Spass bereiten und bietet ohne komplizierte Belüftungs-Übungen direkt nach dem Öffnen uneingeschränkten Trinkgenuss.

Erhältlich ist die „Cuvée Inédite“ 2010 der Domaine de la Cendrillon für sehr moderate Fr. 20.50 pro Flasche bei Gazzar.

Impressum: Adrian van Velsen, Alte Spinnerei 1, CH-5210 Windisch, Telefon +41 44 350 01 44. Adrian@vvWine.ch
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