Ein paar 2009er Bordeaux bei Riegger

Bevor ich richtig Zeit habe zum Schreiben über unsere kleine Burgund-Reise, hier ein paar Quick&Dirty-Eindrücke zu Bordeaux 2009. Die Notizen sind im Rahmen der Frühlings-Degustation bei Riegger innerhalb einer zu kurzen Stunde entstanden. Aufgrund der Lichtverhältnisse verzichte ich auf die Beschreibung der Farbe. Alle 09er-Weine waren aber logischerweise tiefrot mit strahlendem, noch jugendlichem Glanz, keinen Fehlern und somit 4/4 Punkten.

Infos zum Bewertungs-System gibt es hier: http://vvwine.blogspot.ch/2010/01/umrechnung-20er-in-100er-system.html

Ch. Ramafort 2009, 16 vvPunkte (87)
Sehr klare Nase, rote und dunkle Beeren (4.5). Weicher Auftakt, viel frische Frucht, mittlere Statur, feine Gerbstoffe, etwas tiefe Säure. 6/8. Im Abgang etwas alkoholisch. 1.5/2. Jetzt bist 2020.

Ch. Poujeaux 2009, 17.5 vvPunkte (92)
Schöne Würze, tief, rauchig, frisch mit deutlichen Barrique-Aromen aber sehr schönem Holz. 5/6. Am Gaumen kräftiger Auftakt, fleischig, tolle Frucht, schöne, feingewobene Gerbstoffe, sehr schöne Säure, gute Struktur. 6.5/8. Im Abgang mit schöner Länge. Ein sehr gut gemachter, modern gekelterter Poujeaux der jetzt in der Fruchtphase schon Spass macht aber auch noch lange liegen kann. 2013 geniessen oder dann 2017-2025.

Ch. Batailley 2009, 18 vvPunkte (93)
Sehr kräftige, typische Pauillac-Nase, da ist dezent Cassis, eine rauchige Note und eine unverkennbare Würze. 5/6. Am Gaumen feiner Auftakt, dann sehr viel Kraft, viel Fleisch am Knochen und doch ungemein elegant, die Struktur hervorragend, feinste Gerbstoffe und gute Säure. 7/8. Im Abgang langanhaltend und sehr ausgewogen. Ein Top-Wein zu diesem Preis. 2/2. 2015-2030+

Ch. Carbonnieux 2009, 16.5+ vvPunkte (88+)
Die Nase sehr verhalten, zeigt aktuell nicht viel aber sie ist angenehm tief. 4.5+/6. Am Gaumen gradliniger Auftakt, deutlich Gerbstoff, eine Spur rustikal vielleicht. Mittellanger Abgang. 6.5. Mir gefällt das gut, doch ich hatte Carbonnieux schon besser. 1.5/2. 2016-2024

Ch. Soleil (Neipperg), 15 vvPunkte (82)
Ein mir bis dato unbekanntes Gut, das Stephan Neipperg (u.a. d’Aiguilhe) gehört. Die Nase ist kräftig und sehr modern, es dominieren Lakrizze und dunkle Beeren. 4/6. Am Gaumen super-weich, zugänglich, modern. Wie der Absender erwarten lässt, hervorragend gekeltert aber – in diesem Fall – ohne wirkliche Typizität. Da ist Frucht aber wenig Frische, verry New World. In Anbetracht des Preises (Fr. 23.50) ein OK Wein der in jeder Merlot-Degu mit Kaliforniern und Südafrikanern bestehen kann. 6/8. Im Abgang dominiert der Alkohol zu stark (14.5%). 1/2. Trinken bis 2018

Ch. Soleil,  „Le Rival“, 17 vvPunkte (90)
Das ist der grosse Bruder des Vorgänger-Weines. Im Gegensatz zum kleinen Soleil ist hier deutlich mehr Finesse im Spiel. Die Nase ist tiefer, mineralischer, viele Dunkle Beeren aber ohne diese aufdringliche Lakrizze-Note. 5/6. Der Gaumen sehr schön mit hervorragender Struktur, viel Frucht und trotzdem Eleganz. Extrem gut gekeltert ohne langweilig zu sein. 6.5/8. Ein idealer Einstiegs-Bordeaux. Dürfte auf jeder Tafel sehr gut ankommen. Sicherlich kein „typischer Bordeaux“ aber definitiv ein sehr, sehr guter Wein. Mit 29.50 preislich attraktiv. 1.5/2. Jetzt bis 2022.

Ch. Villars 2009, 15.5 vvPunkte (84)
Cabernet Franc-betonte Nase, würzig, etwas krautig, mir gefällt’s. 4.5. Am Gaumen mittelkräftig, wieder deutlich vegatile Noten, schöne, dunkelbeerige Frucht und gute Frische. Nicht kompliziert aber ungemein trinkig. 5.5/8. Im Abgang etwas kurz aber sehr stimmig. 1.5/2.

Danach habe ich noch ein paar andere Tropfen degustiert…

Cap Faugeres 2008, 13.5 vvPunkte (77)
In der Nase Cassis pur, erinnert an einen mittelmässigen Chilenen. Sauber zwar, aber zu „parfümiert“ 4/6. Am Gaumen weich, zugänglich, ohne Ecken und Kanten. Schöne Frucht aber alles in allem sehr eindimensional. Am mittleren Gaumen machen sich einige unreife Gerbstoffe bemerkbar. 4.5. Gut gemacht aber keine Rede wert. 1/2.

Ch. Ferrière 2004, 17 vvPunkte (90)
Mittleres Bordeauxrot. Tiefe, duftige Nase, eine Droge. Rote und dunkle Beeren, Leder, dezent Rauch, mineralisch. Der Gaumen ist weich, zugänglich, reif mit schöner Beerenfrucht untermalt mit einer tollen Würze. Die Gerbstoffe sind weitgehend abgeschmolzen, der Wein ist am Anfang eines sehr schönen Trinkfensters. Mittellanger, sehr stimmiger Abgang. Jetzt bis 2022.

Ch. du Domaine de l’Eglise 2006, 17.5 vvPunkte (92)
Tiefe Nase, mineralisch, sehr Pomerol. Was für ein Duft! Da ist dunkle Beerenfrucht und eine superschöne Blumigkeit. 5.5/6. Am Gaumen von mittlerer Statur, kein Blockbuster sondern sehr elegant und sehr Bordeaux, die Gerbstoffe sind gut eingebunden, die Säure stimmt. Im Abgang von mittlerer Länge. 6.5/8. Ein sehr schöner und vor allem typischer Pomerol dem es am Schluss etwas an Kraft fehlt, dafür stimmt die Ausgewogenheit sehr gut. 1.5/2. Kompliment für diesen Wein aus einem nicht einfachen Jahr. Jetzt bis 2020.

Ein Kompliment auch an Riegger. Die Weine waren perfekt temperiert, die Degustationsglässer von erster Güte und der Ausschank-Service funktionierte – trotz grossem Andrang – erstaunlich gut.

Impressum: Adrian van Velsen, Alte Spinnerei 1, CH-5210 Windisch, Telefon +41 44 350 01 44. Adrian@vvWine.ch
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