Silvio Nardi’s Brunello-Weine aus 2015.

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Ich habe an dieser Stelle schon mehrmals über die Brunello-Weine der Tenute Silvio Nardi berichtet. Nun kommt der Jahrgang 2015 auf den Markt und ich wollte mir diesen in in Europa generell sehr gelungenen Jahrgang natürlich nicht entgehen lassen.

Die Tochter Silvio Nardis, Emilia Nardi, leitet die in den 50er-Jahren ihrem Vater gegründeten Weingüter. Zusammen mit dem Önologen und Neffen Emanuele Nardi schafft sie es stets, Tradition und Moderne zu verbinden und Weine zu keltern, die mit Eleganz und Finesse bestechen.

2015, Brunello di Montalcino von Silvio Nardi (c) vvWine.ch

2015, Brunello di Montalcino DOCG, Tenute Silvio Nardi, Montalcino, Italien (100% Sangiovese aus Lagen auf ca. 350 Metern über Meer, Jaspis- und Tonschieferböden, manuelle Lese, 20 Tage temperaturkontrollierte Vergärung bei knapp 30°, danach Ausbau während 12 Monaten in gebrauchten Bariques aus französischer Eiche gefolgt von weiteren 12 Monaten in grossen Holzfässern aus Slavonischer Eiche). Rubinrot. In der Nase ein Sangiovese-Archetyp mit reifen Kirschen, Erdbeeren, Pflaumen, ätherischen Noten, Tabak, Lakritze, darüber Veilchen und getrocknete Kräuter, Erdnuss, sehr komplex. Im Gaumen weich und zugänglich im Auftakt, wirkt anfangs fast etwas opulent, bleibt aber dennoch feingliedrig und elegant, die reife Frucht wird von einem straffen Korsett aus feinmaschigem Tannin sowie einer wunderbar eingebundenen Säure gestützt, die 14% Alkohol machen sich selbst bei wärmerer Temperatur nicht bemerkbar. Im Abgang hält sich der Wein sehr lang, hinterlässt Aromen von Erdbeeren und Kirschkompott und etwas Mokka. Einmal mehr ein Hit und zum atkuellen Aktions-Preis definitiv eine Sünde wert. Jetzt bis 2030 geniesse, 18 vvPunkte (91/100). Dieser 2015er Brunello ist bei Martel erhältlich.

Ebenfalls probieren konnte ich die beiden Lagen-Weine namens «Vigneto Manachiara» und «Poggio Doria». Interessant war der Vergleich vor allem darum, weil die Weine aus unterschiedlich ausgerichteten Lagen stammen. Der Manachiara kommt aus den süd-östlich ausgerichteten Lagen während die Reben für den Poggio Doria teils süd-westlich, teils auch nord-westlich ausgerichtet sind.

Süd-Osten oder lieber Westen? Die Lagenweine der Tenute Silvio Nardi (c) vvWine.ch

2015, Brunello di Montalcino, Cru Manachiara, Tenute Silvio Nardi, Montalcino, Italien (100% Sangiovese aus Lagen auf ca. 300 Metern über Meer mit süd-östlicher Ausrichtung. Die Böden sind von Quarz-Sand und Ton geprägt. Der Wein wird während 18 Monaten in französischen Barriqes und danach 16 Monate lang in grossen Fässern aus slavonischer Eiche ausgebaut. 15% Alkohol, 6’600 Flaschen Produktion). Rubinrot, schöner Glanz. Die Nase wirkt verführerisch, präzis und sehr komplex, zeigt Aromen von roten Kirschen, Gewürzen, auch Veilchen, Erde, dazu ein Hauch von Tabak, zum Eintauchen. Am Gaumen mit weichem Auftakt, sehr vollmundig, opulent, mit reifer Frucht und viel Körper, dennoch wirkt der Wein nicht üppig sondern bleibt dank einer sehr guten Säure frisch und elegant. Die Tannine sind fein gewoben, markieren aufgrund der Jugendlichkeit des Weines natürlich noch deutlich, aber ich bin mir sicher, dass sich hier alles top vermählen wird. Im Abgang sehr langanhaltend und mit einer wunderbaren, fast schon «spicy Würze». Man kann diesen Wein aktuell mit vorgängigem Dekantieren geniessen, doch besser fährt man sicher, wenn man einige Jahre abwartet, denn da dürfte noch mehr kommen 2026-2034+, 18.5+ vvPunkte (93/100).

2015, Brunello di Montalcino, Cru Poggio Doria, Tenute Silvio Nardi, Montalcino, Italien (100% Sangiovese aus Lagen auf ca. 260 Metern über Meer mit süd-westlicher und nord-westlicher Ausrichtung. Die Böden enthalten Sand, Jaspis und Ton. Der Wein wird ebenfalls während 18 Monaten in französischen Barriqes und danach 16 Monate lang in grossen Fässern aus slavonischer Eiche ausgebaut. 14% Alkohol. 3’200 Flaschen Produktion). Rubinrot. Sehr expressive Nase, vielleicht noch etwas duftiger als der Manachiara, ebenfalls sehr komplex und tiefgründig, mineralisch und kühl anmutend, mit noch gut wahrnehmbarem Barrique-Ton. Öffnet sich mit Luft immer mehr, zeigt eine helle, strahlende Frucht, Sauerkirschen, reife Johannisbeeren, dazu balsamisch-würzige Komponenten die mich an einen leckeren Gewürzkuchen erinnern. Im Gaumen gradlinig und strukturiert, top präzis, dicht, mit konzentrierter Frucht, einer eindrücklichen, super fein gewobenen Gerbstoffstruktur und rassiger Säure. Dieser Wein wirkt trotz einer gewissen Fülle noch eleganter und vertikaler als der Manachiara, zeigt Charakter, Finesse und einen langen, wunderbar ausgewogenen und eher steinig geprägten Abgang. Hier treffen Weichheit und Struktur aufeinander. Die Faust im Seidenhandschuh quasi. Gefällt mir persönlich sehr gut, dürfte früher Spass machen und dennoch hervorragend reifen. 2024-2036+. 19 vvPunkte (94/100).

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