Grain Noble ConfidenCiel.

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Im Rahmen meiner Jury-Teilnahme beim Mondial des Pinots durfte ich unter der Leitung von Robert Taramarcaz, Oenologe bei Domaine des Muses in Sierre, einige Süssweine der Charte Grain Noble ConfidenCiel verkosten. Diese 1996 von Stéphane Gay initiierte Gruppe hat sich den qualitativ hochsteheden Dessertweinen aus am Stock getrockneten oder von Edelfäulnis befallenen Trauben verschrieben. Die Charta schreibt vor, dass der Wein…

– aus besten Lagen und von mindestens 15jährigen Rebstöcken stammen soll.

– aus einem Most gekeltert wird, der (unangereichert) einen Zuckergehalt von mindestens 130 Oechsle aufweist.

– eine (oder mehrere) der folgenden fünf Sorten enthält: Ermitage (Marsanne), Johannisberg (Sylvaner), Malvoisie (Grauburgunder), Petit Arvine, Amigne.

– während mindestens zwölf Monaten im Barrique oder in grossen Eichenfässern ausgebaut wird.

Die verkosteten Dessertweine der Charte Grain Noble ConfidenCiel (c) vvWine.ch

Die Verkostung zeigte auf eindrückliche Weise, welch grossartige Süssweine hierzulande gekeltert werden die im besten Fall nicht einfach süss und klebrig sind, sondern eine ausgezeichnete Balance zwischen Süsse und Säure aufweisen. Nachfolgend meine kurzen Eindrücke.

2016, Petit Arvine Cuvée Théo, Henri Valloton, Fully, Wallis. Mittleres Goldgelb. Feine Nase, dezent floral, Aprikose, Honig, wirkt steinig, das Holz dezent wahrnehmbar. Im Gaumen mit weicher Textur, einer feinen, reifen Frucht, gutes Süss-Säuere-Spiel, wirkt vif, lebendig, überhaupt nicht klebrig und hallt im Abgang langanhaltend und mit einer dezenten Salzigkeit nach. 93/100 vvPunkte.

2015, Amigne, Cave des Tilleuls, Vétroz, Wallis. Kräftiges Gold. In der Nase leicht nussig, zeigt Noten von Rosinen, Dörraprikosen und Schwarztee. Der Auftakt im Gaumen ist opulent, sehr reichhaltig, ein Wein mit viel Körper, wirkt ausladend süss, die moderat ausgeprägte Säure gibt Gegendruck und trägt den Wein in einen sehr langen Abgang, der sich aromatisch mit der Nase deckt und durch etwas Caramell ergänzt wird. Sehr komplex wenn auch etwas schwerfälliger als die eben probierte Petite Arvine. 92/100 vvPunkte.

Süss aber nicht klebrig (c) vvWine.ch

2015, Malvoisie, Maurice Zufferey, Sierre, Wallis (100% Pinot Gris) Dunkles Goldgelb. Teearomen und viele Veilchenblüten prägen die anfangs etwas verhaltene Nase, diese öffnet sich dann aber wunderbar, zeigt leicht rauchige Noten, Lavendelhonig und Quitten. Der Gaumen ist satt, dicht und konzentriert, der Wein begeistert mit einer komplexen Aromatik aus Rosinen, gedörrten Aprikosen und Mandeln, die Säure wirkt gut eingebunden, etwas weniger ausgeprägt als beim initial probierten Petite Arvine, verleiht dennoch eine gute Struktur und trägt den Wein in einen eindrücklich langen Abgang wo er auf gebrannte Mandeln endet. 93/100 vvPunkte.

2015, Ermitage, Clos des Corbassières, Domaine Cornulus, Savièse, Wallis (100% Marsanne). Intensives Goldgelb. Die Nase zeigt anfangs etwas flüchtige Säure, diese verzieht sich rasch und macht exotischen Aromen die an Mango und Honigmelone erinnern Platz, dazu reife Zitrusfrüchte, Waldhonig, Feigen und Safran. Im Gaumen dicht, üppig, wirkt fast etwas schwerfällig, ein Rubenswein mit moderater Säure und einem ausgezeichnet langen Abgang. Für meinen Geschmack etwas zu viel Süsse, jedoch eindrücklich in Sachen Komplexität. 91/100 vvPunkte.

2014, Petit Arvine, Marie-Thérèse Chappaz, Fully, Wallis. Goldgelbe Farbe. Die Nase ein Hit, exotische Früchte, Lavendelblüten, Zitrusnoten, Tee, Honig, ungemein tiefgründig und verspielt. Der Gaumen wirkt druckvoll, ist gleichzeitig hochelegant, sehr gute Balance zwischen Süsse und Säure, vif, rassig, würzig und mit einem aromatisch ausgezeichnet komplexen Retrofinale, hinterläst Aromen von Zitrusfrüchten, Aprikosen, Piment d’Espelette und eine salzige Mineralik. Grosses Kino! 94/100 vvPunkte.

Robert Taramarcaz, Oenologe bei Domaine des Muses (c) vvWine.ch

2011, Polymnie, Domaine des Muses, Sierre, Wallis (Assemblage aus Marsanne und Pinot Gris). Dunkles Goldgelb. Offene, feinduftige Nase, sehr floral und top komplex, da sind Tee, Fenchel und Anis-Noten, dazu Orangen, Grandmarnier, Manderinen und Tannenschössli. Der Gaumen wirkt weich und vollmundig, die markante Süsse wird von einer sehr guten Säure gepuffert, der Wein schwingt irgendwo zwischen exotischer Wärme und alpiner Frische hin und her. Im Abgang süsswürzig und sehr rassig. 93/100 vvPunkte.

2011, Johannisberg, Larmes de Décembre, Thierry Constantin, Sion, Wallis (100% Sylvaner). Leicht trübes Orange. In der Nase Kaffee, Hopfen, Pilze, schwarze Schokolade, Rauch, dezent oxidative Noten, angebranntes Holz, mit etwas Luft Zitrusfrüchte, Mandarinen, die Sherry-Aromen machen klar, dass dieser Wein eine gewisse Reife hat. Der Gaumen ist dann aber erstaunlich frisch, die Säure wirkt saftig, verleiht dem Wein viel Zug, im Abgang langanhaltend und salzig. Irgendwie passen hier Nase und Gaumen nicht ganz zusammen, ein Wein zwischen Reife und Jugendlichkeit. 90/100 vvPunkte.

2009, Grain de Folie, Benoît Dorsaz, Fully, Wallis (100% Petit Arvine). Kräftgies Goldgelb. Die Nase anfangs verhalten, braucht etwas Zeit, zeigt erste Reifenoten, Kaffee, Aprikose, weisser Trüffel, Kräuter, Curry, Zitrusfrüchte, ein top komplexes Aromenspiel. Der Gaumen ist frisch, saftig und klar, ungemein zugänglich, weich und mit hervorragender Balance aus Süsse und Säure, der Wein zeigt Opulenz, bleibt dabei elegant, rassig und offenbart einen beeindruckenden Spannungsbogen. Endet im Abgang ausgesprochen lang, würzig, steinig, salzig und erfrischend kühl. Grandios. 94/100 vvPunkte.

Meine Präferenz: Süssweine auf Basis der Sorte Petite Arvine (c) vvWine.ch

2001, Les Grains Nobles, Famille Rouvinez, Sierre Wallis (Assemblage aus Marsanne, Pinot Gris und Petit Arvine). Mittleres Goldgelb. Reife, aromatisch erwachsene Nase, zeigt viel Tee, Tabak, Harz, Trüffel, kalter Kaffee, auch Veilchen, exotische Früchte, Orangenzesten Tannenschössli, wow, was für ein Duft. Im Gaumen rassig, frisch, wirkt irgendwie weniger süss als die meisten Weine, Süsse und Säure sind perfekt dosiert, der Wein ist knackig, balanciert, die cremige Textur umhüllt die Zunge, keinerlei Schwerfälligkeit, einfach nur pures Trinkvergnügen. Endet mit eindrücklicher Länge, top ausgewogen. Grosser Wein. 95/100 vvPunkte.

1999, Tourbillon, Provins Valais, Sion, Wallis (100% Marsanne/Ermitage). Dunkles Goldgelb, orange Reflexe. Deutlich entwickelte Nase, da sind Pilze, trockene Früchte, Feigen, Trüffel, eine feine Würze schwingt mit, darüber Schwarztee, Quittenkonfitüre. Im Gaumen ebenfalls mit Reifenoten, süsse, kandierte Früchte, sehr gute Säure, der Wein ist schwungvoll und ausgeglichen, wirkt weinig und ist trotz merklichem Alter noch in Topform. Endet langanhaltend. Ein sehr gutes Beispiel, wie nobel ein Grain Noble reifen kann. 93/100 vvPunkte.

Mehr zu Grain Nobles ConfidenCiel erfährt man hier.

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