Clos de Tsampéhro: Garten der Biodiversität.

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Johanna Dayer, ehemalige Provins-Mitarbeiterin (sie war unter anderem Projekt-Manager für Electus und Eclat), ist heute Managing Partner bei Clos de Tsampéhro und auf dem besten Weg, ihren Master of Wine (MW) abzuschliessen. Sie ist energiegeladen, denkt schnell, spricht schnell und ist hochmotiviert, Topweine zu keltern, die in Harmonie mit der Natur entstanden sind.

Neben Johanna Dayer sind Joël Briguet, Vincent Tenud und Christian Gellerstad Teil dieses spannenden Wein-Projektes. Gekeltert wird mit Unterstützung der Cave la Romaine welche ebenfalls durch den Önologen Joël Briguet geleitet wird und deren Keller die Barriques von Clos de Tsampéhro beherbergen.

Garten Eden hoch über dem Talboden (c) vvWine.ch

Auf Clos de Tsampéhro gibt Bio den den Ton an. Aktuell ist man in Umstellung auf Biodynamie und wer einmal in den Reben dieses nur 2.5 Hektar kleinen Clos gestanden ist, der spürt förmlich was Biodynamie ist. Insekten, Blumen, Kräuter, gesunde, grüne Blätter an den Reben, duftende Erde… man wähnt sich im Garten Eden, hoch über dem Walliser Talboden. Der Name «Tsamphero» leitet sich übrigens vom Dialekt-Ausdruck «Campo delle pere» ab, was soviel wie «Birnenfeld» bedeutet und so erstaunt es nicht, dass zwischen den Reben auch diverse Obstbäume stehen; Biodiversität eben!

Links Bio, rechts eine kleine, konventionell bearbeitete Parzelle die selbstverständlich nicht für de Clos de Tsampéhro genutzt wird (c) vvWine.ch

Die Spritzdurchgänge, 2020 waren es sieben, werden per «Bio-Helikopter» durchgeführt. Das dauert weniger als 15 Minuten und ist gemäss Johanna halb so teuer wie eine Bearbeitung mittels Drohne. Ob und wie dies genau mit Biodynamie kompatibel ist bleibe dahingestellt; effizient ist es aber auf jeden Fall.

Aus den 2.5 Hektar Rebfläche entstehen rund 10 Tsd. Flaschen Wein. Die Weissweine werden direkt im Barrique ausgebaut und im Gegensatz zu den Anfangszeiten verzichtet man heute weitgehend auf die Batonage, um zu intensive, buttrige Noten im Wein zu verhindern. Man sucht hier vermehrt Frische und Klarheit. Die Rotweine werden teils mit Stilen im grossen Holzfass vergoren und anschliessend in zu 20% neuen Barriques ausgebaut. Auf Filtration und Schönung wird verzichtet.

Ich verkostete gemeinsam mit Johanna einige Weine von Cave la Romaine und Clos de Tsampéhro.

Rebzeile im Clos de Tsampéhro: Ein Kreislauf der Natur (c) vvWine.ch

2019, Les Empereurs, Cornalin, Cave la Romaine (Im Holzfass vergoren, danach im Stahltank ausgebaut, 14.2%). Intensives Rubinrot. Kräftige, fruchtbetonte Nase, viele Brombeeren, auch Himbeeren, darüber Zimt und eine kräuterige Note. Im Gaumen straff und klar, ungemein knackige Frucht, getragen von einer frischen, saftigen Säure, wirkt lebendig, mit markanten, noch jugendlichen aber qualitativ sehr guten Gerbstoffen und einem angenhm fruchtig-würzigen Abgang. 2021-2027 geniessen. 90/100 vvPunkte.

2019, Les Empereurs, Syrah, Cave la Romaine (Im Holzfass vergoren, danach im Stahltank ausgebaut, 13.8%). Kräftiges Rubin. Frische, würzige Nase, super sortentypisch mit weissem Pfeffer, Kirsche, Brombeeren, ein herrlicher Duft. Im Gaumen saftig und gleichzeitig cremig, sehr dicht, hocharomatisch, mit reifer Frucht, wirkt dennoch frisch und trotz einiges an Konzentration äusserst finessenreich und mit unerhöhrtem Trinkfluss. Im Abgang wieder mit weissem Pfeffer und eindrücklicher Länge. Ein Syrah wie aus dem Bilderbuch, macht schon jung Spass, kann reifen. Leicht gekühlt geniessen. Jetzt bis 2030. 91/100 vvPunkte.

Die verkosteten Weine (c) vvWine.ch

2018, Clos de Tsampéhro Blanc (Fassmuster, 48 Rèze, 52 Heida, 13% Alkohol, weniger als 20% Neuholz). Kräftiges Gelb. Intensive Nase, Akazien, Honig, viele exotische Früchte, Agrumen, dazu würzige Noten, sehr komplex und tiefgründig. Im Gaumen dicht, kräftig, voluminös, zeigt Schmelz, eine gute Säure, das Holz ist sehr schön integriert, der Wein zeigt viel Struktur und eine herrliche Cremigkeit, die sich bis in den langen Abgang hinauszieht. Aromatisch endet der Wein mit einem Mix aus Aprikose, exotischen Früchten sowie einer feinen Salzigkeit. Hat sicherlich Reserven für 8-10 Jahre Reifung. 2021-3030, 92-94/100 vvPunkte.

2017, Clos de Tsampero Rouge (42% Cornalin, 30% Merlot, 28% Cabernet-Franc und Cabernet-Sauvignon, die beiden Cabernets werden zusammen gelesen und gekeltert, die Assemblage 2017 enthält etwas mehr Cabernet Franc als Sauvignon, im grossen Holzfass vergoren, danach in zu 20% neuen Barriques ausgebaut). Mittleres Rubin. Komplexe Nase nach roten und dunklen Früchten, ein Hauch Eukalyptus, frisches Leder, Gewürze, Süssholz, Kardamom, tiefgründig, nobel eine Schnüffeldroge. Im Gaumen ein Gedicht, sehr feine Textur, voluminös aber hochelegant, die Tannine sind fein gewoben, qualitativ top, eine gut eingebundene Säure verleiht viel Frische und Trinkfluss, macht den Wein ungemein lebhaft und trägt diesen in einen langanhaltenden Abgang, wo er auf rote und dunkle Früchte sowie eine feine Würze endet. Ein Top-Wein, ohne Frage. 2022-2035, 94/100 vvPunkte.

2016, Clos de Tsampéhro Rouge (38% Cornalin, 34% Merlot, 29% Cabernet-Franc und Cabernet-Sauvignon). Mittleres Rubin. Reife Nase, zeigt erste Anflüge von Zedernholz, wirkt dunkelfruchtiger, reifer als der 2017er, ebenfalls sehr komplex, tiefgründig, ausladend. Im Gaumen weich, sehr zugänglich, wirkt anfangs fast harmlos, breitet sich dann aus zeigt, eine feine Tanninstruktur und eine wohl dosierte Säure, die Elemente sind in guter Harmonie, charmant, verführerisch und im Abgang langanhaltend mit einer feinen Würzigkeit im Retrofinale. Der etwas opulentere Wein, bereits heute super schön zu trinken. Jetzt bis 2030, 92/100 vvPunkte.

Zutaten für biodynamische Kultivierung (c) vvWine.ch

Im Keller konnte ich dann noch meine Nase in den 2018er Completer stecken. Diese Sorte ist ja sonst im Bündnerland zu Hause und ergibt dort – je nach Stil – trockene oder leicht restsüsse Weine mit markanter Säurestruktur. Der Completer, der hier auf Clos de Tsampéhro im Wallis im Fass schlummert, stellt meines Erachtens manchen Herrschäftler in den Schatten.

2018, Clos de Tsampéhro Completer (100% Completer, Fassmuster) Intensive Nase, ein halber Kräutergarten, Salbei, Ingwer, Anis, Thymian, dahinter reife Früchte, Pfirsich, Birne, ein hochkomplexes Aromenbild. Im Gaumen top strukturiert, dicht, cremig, ungemein kraftvoll und doch so elegant, die Säure ist perfekt integriert, ein Powerwein mit Frische und einer umwerfenden Würzigkeit. Endet sensationell lang und ohne jegliche Süsse! Graubünden aufgepasst: Hier kommt ein echter Herausforderer für eure Completer auf den Markt… 2023-2034+, 93-95/100 vvPunkte.

Die Weine sind direkt ab den Webseiten von Clos de Tsampéhro respektive Cave La Romaine erhältlich. Die Clos de Tsampéhro Weine sind zwar nicht günstig aber definitiv eine Sünde wert, denn man ist mit ihnen dem Garten Eden so nah.

Gelebte Biodiversität: Kräuter zwischen den Reben (c) vvWine.ch
Salbei-Kräuter (c) vvWine.ch
Der schlichte Barrique-Keller (c) vvWine.ch
Aussicht vom Dach der Cave la Romaine (c) vvWine.ch
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