Bordeaux 2019: Highlights vor Ort verkostet.
Von Juni bis Anfang Juli 2020 konnte ich, teils bei mir zu Hause, teils auf Presse-Degustationen, rund 300 Bordeaux-Primeur-Weine aus dem Jahrgang 2019 verkosten. Einige renommierte Güter waren bei diesen Events natürlich nicht vertreten und diverse davon wollten auch keine Fassmuster per Kurrier versenden. So nutze ich, für einmal in Begleitung meiner Familie, einige Sommerferientage dazu, die Region Bordeaux zu besuchen und ein paar noch noch nicht verkostete Weine vor Ort zu probieren. Aufgrund meiner eingeschränkten Zeit und wegen diversen Ferienabwesenheiten musste ich das Verkostungsprogramm leider etwas straffen. Aus logistischen Gründen fokussierte ich auf die Regionen Pessac-Léognan (Château Smith Haut Lafitte, Château Haut-Bailly und Château Les Carmes Haut-Brion), Margaux (Château Palmer, Château Rauzan-Ségla und Château Margaux) sowie Saint-Emilion und Pomerol (Château Cheval Blanc, Château Canon, Château Berliquet, Château La Conseillante sowie Petrus).
Interessant war auch, dass der Umgang mit den Covid19 Regeln sehr unterschiedlich gehandhabt wurde. So bemerkte man auf einigen Gütern abgesehen vom omnipräsenten Desinfektionsmittel im Eingangsbereich kaum, dass Covid19 noch existiert, während man auf anderen Gütern die Distanz- und Hygieneregeln schon fast überstrikt einhielt. Und: Für einmal hatte Covid19 auch seinen Vorteil, denn die gelungenen Weine von Château Margaux konnte ich zusammen mit dem Direktor Philippe Bascaules direkt auf dem Château Margaux probieren; zumindest für mich war dies eine Premiere, hatte ich es doch bisher nie hinter das Eisentor vor diesem eindrücklichen Château geschafft.
Viel Eleganz auf Château Margaux.
Der feuchte Frühling und der trockene Sommer war auch auf Margaux eine Herausforderung. Im Juni und Juli war es sehr heiss, so dass der Merlot bereits am 18 September gelesen wurde. Danach gab es 30 mm Regen, was der Ernte-Crew und den Reben eine verdiente Pause ermöglichte. Ab dem 1. Oktober begann die Lese des Cabernet Sauvignon. Die pH Werte liegen etwas tiefer als 2018, ebenso die Alkoholgradation. Mit 47 Hektoliter pro Hektar wurde eine stolze Menge produziert.
Pavillon Rouge de Château Margaux, Margaux AOC (76% Cabernet Sauvignon, 19% Merlot, 3% Petit Verdot, 2% Cabernet Franc. Verkostet am 22. Juli auf Château Margaux). Expressive Nase, feinwürzig, klar, zeigt Noten von Cassis, Kirschen, ein Hauch Lakritze. Im Gaumen gradlinig, sanft, eine leicht cremige Textur, wie Samt und Seide, enorm fein gewobenes Tannin, top Säurestruktur, die Frucht wirkt auf den Punkt gereift, enorm schöne Balance der Elemente. Im Abgang rotfruchtig und sehr langanhaltend. Eine sensationeller Pavillon Rouge. 93-94/100 vvPunkte
Château Margaux, Margaux AOC (90% Cabernet Sauvignon, 7% Merlot, 2% Cabernet Franc, 1% Petit Verdot, 13.9% Alkohol, ph 3.65. Verkostet am 22. Juli auf Château Margaux). Die Nase, ein Traum: Raffinesse und Komplexität in Reinkultur, sehr floral, feminin, tiefgründig, nobel, würzige Noten, rote Kirschen, getrocknete Gräser, Gewürze, ein Hit. Im Gaumen weich und cremig im Auftakt, ungemein sanft, der Wein hüllt die Zunge wie ein Seidentuch ein, wird dann straffer, zeigt Muskeln, Dichte, bleibt top elegant, die Gerbstoffstruktur ist beeindruckend, der Wein verfügt über sehr viel Tannin doch dieses ist von perfekter Qualität, saftige rote Frucht, feine Würzigkeit, das ist präzis, klar und leichtfüssig, da jubeln die Sinne. Hallt im Abgang «ewig» nach. Sehr Margaux, sehr gross. Bestimmt einer der besten Margaux ever. 2027-2050, 99-100/vvPunkte
Ein kräftiger Palmer.
Nach einer Mini-Ernte im Jahr 2018 konnte man auch auf Palmer mit 45 Hektoliter/Hektar eine grosse Ernte einfahren. Seit rund 10 Jahren wird auf Palmer nach biodynamischen Richtlinien produziert und mit jedem Jahr, wird der Glaube an diese nachhaltige und ganzheitliche Stossrichtung stärker. Auch hier erlebte man ein kontrastreiches Jahr. Der Merlot wurde am ende eines heissen, trockenen Sommers bei sommerlichen Temperaturen gelesen, die Cabernet-Trauben dagegen wurden bei perfekter Reife deutlich später eingekellert.
Alter Ego de Palmer, Margaux AOC (51% Merlot, 40% Cabernet Sauvignon, 9% Petit Verdot. Verkostet am 22. Juli auf Château Palmer). Reife, offene Nase, anfangs leicht medizinal und eher dunkelfruchtig, öffnet sich mit Luft, zeigt auch rotfruchtige Aromen und eine dezente Röstnote. Im Gaumen weich und fleischig, kräftiger Körper, sehr feine, bereits gut integrierte Gerbstoffe, der Wein hat Rundungen, wirkt dabei aber nicht schwer, saftig, knackig und mit sehr guter Länge im Abgang. Wird jung Spass machen, kann reifen. 2025-2038+, 92-94/100 vvPunkte
Château Palmer, Margaux AOC (Assemblage aus 53% Cabernet Sauvignon, 43% Merlot und 4% Petit Verdot. Verkostet am 22. Juli auf Château Palmer). Dichtes Rubin, Intensive Nase, nussig, viele reife, dunkle Früche, dazu Weihnachtsgewürze, florale Noten, auch eingekochte Kirschen, Tee, sehr komplex. Im Gaumen kräftig, druckvoll, sehr dicht und konzentriert, bleibt dabei aber ausgewogen, die sensationelle Struktur harmoniert mit der üppigen Frucht, ungemein präzis, sehr eigenständig und langanhaltend. Endet dunkelfruchtig und zeigt viel Rasse. Wenn Château Margaux die Lady ist, ist Palmer der noble Herr an ihrer Seite. 96-98/100 vvPunkte.
Jahr für Jahr besser: Château Rauzan-Ségla.
2019, Ségla, Margaux AOC (Verkostet am 22. Juli auf Château Rauzan-Ségla). Feinduftige Nase, viele dunkle Beeren, Rauch, schwarze Kirschen, florale Noten. Im Gaumen sehr weich und schon erstaunlich zugänglich, mittlerer Körper, sanft und einlullend, wirkt dicht, kräftig, bleibt präzis und sehr Margaux. Ein Wein mit Schwung und Frische, endet langanhaltend. Wird früh Spass machen, kann dennoch reifen. 2023-2035+. 92-93/100 vvPunkte
2019, Château Rauzan-Ségla, Margaux AOC (Verkostet am 22. Juli auf Château Rauzan-Ségla). Was für eine feinduftige Nase, ungemein floral, dazu etwas Tabak, dahinter steinige Noten, Kräuter, Torf. Im Gaumen schlank, präzis, gradlinig, sehr dicht und konzentriert, bleibt dabei hochelegant, feinmaschiges Tannin, top integrierte Säure. Das hat Zug und Frische, Struktur und Balance, wirkt perfekt ausgewogen, mit klarer, reiner Frucht und im Abgang einer ausgezeichneten Länge. Ein präziser Rauzan-Ségla der wie sein kleiner Bruder schon reativ früh Trinkspass bieten wird und gleichzeitig über eine hervorragendes Reifepotential verfügt. Beeindruckend, ein kleiner Geheimtipp. 2025-2045+ 96-98/100 vvPunkte
Ebenfalls verkostet habe ich einige ältere Jahrgänge von Rauzan-Ségla. Vor allem der 2016er Rauzan-Ségla sowie der 2015er Ségla beeindruckten mich sehr. Beide Weine sind eine Suche wert…
2013, Ségla, Margaux AOC (Verkostet am 22. Juli auf Château Rauzan-Ségla). Offene Nase, wirkt reif, bereits weit entwickelt, rote Früchte, auch feuchtes Holz, Leder. Im Gaumen mit Ecken und Kanten, zeigt seine Zähne, deutlich Gerbstoff, etwas ruppig. Im Abgang von mittlerer Länge. Jetzt bis 2025. 87/100 vvPunkte
2014, Ségla, Margaux AOC (Verkostet am 22. Juli auf Château Rauzan-Ségla). Sehr schöne Nase, dunkelfruchtig, mit Kräuterwürze, Speck, steinigen Noten, etwas Leder. Im Gaumen sanft, zugänglich, bereits in einem schönen Trinkfenster, zeigt viel Frische, eine saftige Säure und eine animierende Würzigkeit, endet langanhaltend. Jetzt bis 2028. 90/100 vvPunkte
2015, Ségla, Margaux AOC (Verkostet am 22. Juli auf Château Rauzan-Ségla). Tiefgründig, sehr komplex, ein herrliches Parfüm, viele dunkle Beeren, etwas kalter Kamin, ein Hauch Schokolade. Im Gaumen dicht und konzentriert, ein Mund voll Wein, die Gerbstoffe markieren noch, verleihen viel Struktur, die Säure ist genau richtig dosiert, die Balance ist da. Endet sehr langanhaltend. Das ist schon sehr viel Wein fürs Geld. Great Value. 92/100 vvPunkte
2010, Château Rauzan-Ségla, Margaux AOC (Verkostet am 22. Juli auf Château Rauzan-Ségla). Offene, expressive Nase, rauchig, tief, dunkelfruchtig, viele Weihnachtsgwürze, getrocknete Salbeikräuter, Schokokeke. Im Gaumen weich und sehr gut zugänglich, ein Wein mit viel Körper, einer markanten Tanninstruktur und merklich Alkohol, dieser ist zwar gut in der Frucht verpackt, doch der Wein lebt mehr von Kraft als Eleganz. Endet ausgesprochen lang. Ein Rauzan-Ségla mit Muskeln und Power. Jetzt bis 2030+. 93/100 vvPunkte
2016, Château Rauzan-Ségla, Margaux AOC (Verkostet am 22. Juli auf Château Rauzan-Ségla). Sehr feine, tiefgründige, intensive Nase, viele dunkle Kirschen, dazu Himbeeren, Brombeeren, auch Tee und viele florale Noten, super komplex, eine wahre Schnüffeldroge. Im Gaumen saftig und frisch, sehr präzis, das hat Druck, Konzentration, die Frucht ist genau richtig ausgereift, die Säure stimmt, verleihen mit den Tanninen, die von bester Qualität sind eine top Struktur, spannungsvoll und dennoch charmant, eine wahre Balletttänzerin, mit Muskeln und Kontrolle. Ein super Rauzan-Ségla. 2021-2035+ 96/100 vvPunkte
Einmal mehr sensationell: Château Smith Haut Laffite.
Fabien Teitgen präsentierte mir sichtlich stolz seine 2019er Rotweine. Die Weissweine von Smith Haut-Lafitte konnte ich dieses Jahr nicht verkosten, da diese gerade umgezogen wurden und sich zu unruhig präsentiert hätten.
2019, Le Thiel, Pessac-Léognan AOC (85% Merlot, 15% Cabernet Franc. Verkostet am 22. Juli auf Château Smith Haut-Lafitte). Leuchtendes Rubin. Offene Nase, feine Würze Kirschen, Brombeeren, Rosmarin. Im Gaumen schlank, frisch, saftig, klare, reine Frucht, feines, nicht allzu ausgeprägtes Tannin, die Säure ist stimmig, endet frisch und mit guter Länge. Ein bereits herrlich zugänglicher Wein, für die mittlere Reife gebaut. 2021-2028+ 88-90/100 vvPunkte
2019, Château Cantelys, Pessac-Léognan AOC (70% Cabernet Sauvignon, 30% Merlot. Verkostet am 22. Juli auf Château Smith Haut-Lafitte). Leuchtendes Rubin. Intensive Nase, deutlich schwarze Johannisbeere, Kirsche, getrocknete Gräser, Minze. Der Gaumen ist schlank, gut strukturiert, präzis, saftige, klar und knackige Frucht, reif aber nicht verkocht, die Tannine markieren, der Wein ist sehr ausgewogen, elegant und zeigt im Abgang eine sehr gute Länge. Ein gradliniger, frischer Wein. 2022-2030, 89-91/100 vvPunkte
2019, Les Hauts de Smith, Pessac-Léognan AOC (60% Merlot, 40% Cabernet Sauvignon. Verkostet am 22. Juli auf Château Smith Haut-Lafitte). Leuchtendes Rubin. Feine Nase, blumig, reife Kirsche, Pflaumen, dezent getrocknete Kräuter. Der Gaumen ist weich und zugänglich, anfangs fast harmlos, wird dann straffer, mittlerer Körper, feine Säure, die Gerbstoffe markieren noch, sind von sehr guter Qualität, der Alkohol ist top verpackt. Endet langanhaltend, feinwürzig. Wird früh zugänglich sein. Perfekt für die Gastronomie, Zapfen raus und Spass im Glas. 90-92/100 vvPunkte
2019, Le Petit Haut Lafitte, Pessac-Léognan AOC (60% Cabernet Sauvignon, 40% Merlot. Verkostet am 22. Juli auf Château Smith Haut-Lafitte). Rubinrot. Feine Nase, zurückhaltender als Les Hauts de Smith, noch etwas scheu, zeigt eine gute Tiefe, öffnet sich mit Luft immer mehr, offenbart Noten von Tee, Tabak, florale Aromen, wirkt verspielt. Der Auftakt ist straff, gradlinig, konzentriert und mit Kraft, dabei aber elegant, feine Gerbstoffe, lebhafte Säure, der Wein zeigt Energie und viel Frische. Ein hervorragender Zweitwein, top balanciert. 93-94/100 vvPunkte
2019, Château Smith Haut Lafitte, Pessac-Léognan AOC (59% Cabernet Sauvignon. 36% Merlot, 4% Cabernet Franc, 1% Petit Verdot. Verkostet am 22. Juli auf Château Smith Haut-Lafitte). Leuchtendes Rubin. Was für ein Duft, hochkomplex, tiefgründig, nobel, dunkle und rote Beeren, Tabak, Rosentee, auch Rauch, Kräuter, das stellt mir die Haare auf, mit Luft blumige Noten, hervorragende Komplexität. Der Auftakt ist ungemein fein, was für ein Seidentuch steichelt hier meine Zunge? Alles ist an seinem Platz, mittlerer, bis kräftiger Körper, sehr feine Gerbstoffstruktur, top elegant, mit viel Druck aber ohne jegliche Schwere. Dieser SHL zeigt eine Eleganz die seinesgleichen sucht. 97-98/100 vvPunkte
Coup de Coeur: Château Haut-Bailly.
Auf Haut-Bailly wählte man als «Farbe des Jahres» die Farbe Royal Blue. Sie verkörpert ein klassisches Bordeaux-Jahr. Nach einem sehr warmen Februar (es wurden Temperaturen bis 28 Grad gemessen) trieben die Reben früh aus. Zwischen März und Mai musste 5 Mal mit Feuer gegen den Frost vorgegangen werden. Juni und Juli waren dann sehr heiss mit Temperaturen um 40 Grad am 23. Juli (auf den Weinblättern wurden 52 Grad gemessen). Das Resultat kann sich auf Haut-Bailly sehen lassen.
2019, Château Le Pape, Pessac-Léognan AOC (80% Merlot, 20% Cabernet Sauvignon. Verkostet am 22. Juli auf Château Haut-Bailly). Helles Rubin. Sehr feiner Duft, anfangs zurückhaltend, zart, mit Himbeeren, auch Kirschen, dazu Kräuterwürze, Mandeln. Im Gaumen schlank, knackig, mittlerer Körper, feine Cremigkeit. Die Frucht wirkt reif, die Tannine sind fein und bereits gut eingebunden, endet feinwürzig, mittellang. 2023-2033+, 89-91/100 vvPunkte
2019, Haut-Bailly II, Pessac-Léognan AOC (60% Merlot, 40% Cabernet Sauvignon. Verkostet am 22. Juli auf Château Haut-Bailly). Intensiv, dunkelfruchtig, florale Noten, Veilchen, getrocknete Kräuter, Lavendelblüten. Im Gaumen vollmundig, cremig, weich, feinmaschige Gerbstofftextur, mit einer gewissen Opulenz ausgestattet aber ohne Schwerfälligkeit, der Alkohol macht sich mit etwas mehr Temperatur ganz leicht bemerkbar, die Säure hält jedoch dagegen, stützt die reife Frucht und verleiht Frische. Endet angenehm lang, würzig und auf eine dunkle Kirschfrucht. Sehr hohes Niveau für einen Zweitwein. 2024-2036+, 92-94/100 vvPunkte
2019, Château Haut-Bailly, Pessac-Léognan AOC. (56% Cabernet Sauvignon, 36% Merlot, 4% Cabernet Franc, 4% Petit Verdot. Verkostet am 22. Juli auf Château Haut-Bailly). Eine Nasendroge ist das, was für ein zauberhafter Duft, wie 1001 Nacht, ungemein tiefgründig, da sind Brombeeren und Heidelbeeren, dunkle Kirschen, viele Kräuter, Veilchen, ein Hauch Tabak, grossartige Komplexität. Der Gaumen ist präzis, wirkt anfangs fast harmlos, ungemein fein gewobene Gerbstoffe, diese sind von höchster Güte, machen sich erst ganz hingen im Gaumen bemerkbar, der Wein zeigt Fülle, Charme, hat eine top Struktur und viel Charakter. Das ist ein energetisches, fast schon wildes Fruchtbündel, dass dennoch so was von bei sich, ich staune, bin hin und weg. 2027-2045+, 96-98/100 vvPunkte
L’année «équilibriste» auf Les Carmes Haut-Brion.
Auch Guillaume Pouthier und sein Team mussten 2019 oft intervenieren, um in diesem Jahr der Gegensätze die Balance im Weinberg wieder herzustellen. Was ich auf Les Carmes Haut-Brion verkosten durfte, grenzt an Perfektion.
Le C des Carmes Haut-Brion, Pessac-Léognan AOC (65% Cabernet Sauvignon, 34% Merlot, 1% Petit Verdot. Verkostet am 23. Juli auf Château Les Carmes Haut-Brion). Kräftiges Rubin. In der Nase reine, klare Frucht, erinnert fast an einen Pinot Noir, umwerfend schön, mit Noten von roten Früchten, Blütentee, Pfeffer und etwas Traubentrester. Im Gaumen ungemein fein und elegant, fruchtbetont, rund, dennoch straff und präzis, ein Hauch Krautigkeit schwingt mit, der Wein zeigt Spannung und eine sehr gute Struktur, wirkt schon heute zugänglich, verführerisch, hat dennoch ein sehr gutes Potential zu reifen. Das ist mit Sicherheit der einer der besten, wenn nicht der beste «C» den ich bisher verkosten konnte. Grosse Leistung. 2023-2037. 94-95/100 vvPunkte
Château Les Carmes Haut-Brion, Pessac-Léognan AOC. (42% Cabernet Franc, 31% Cabernet Sauvignon, 27% Merlot. Ausgebaut in 84% neuen Barriques, 7% Foudres und 9% Amphoren. 13.3% Alkohol, pH 3.56. Verkostet am 23. Juli auf Château Les Carmes Haut-Brion) Kräftiges Rubin. Sehr feine Nase, das ist ein Parfüm, eine wahre Droge, unglaublich fein mit Noten von dunklen Kirschen, Zedernholz, Tee, steinige Noten, Brombeeren, dazu viele florale Aromen, Veilchen, Rosen, man wähnt sich irgendwo zwischen Bordeaux, Burgund und Piemont, mein Herz schlägt höher, das ist magischer Duft. Im Gaumen wie ein Seidentuch, sensationell feine Textur, top Struktur, viel Tannin, doch dieses ist von perfekter Qualität, die herrliche Säure stützt, ist perfekt integriert, auch bei diesem Wein erinnert mich vieles an einen top Burgunder, einfach mit Bordeaux Trauben, das ist unglaublich frisch und saftig, klar und rein, mit der Präzision eines Schweizer Uhrwerks wurde hier gearbeitet, nur die besten Tannine extrahiert, charaktervoll, charmant, harmonisch, ja schlicht bezaubernd. Gänsehaut garantiert. Einmal mehr bin ich von diesem Wein berührt wie von kaum einem anderen. Hier Duftexzess, perfekte Struktur und Präzision aufeinander. Grandios. Wer sich davon etwas in den Keller legt, macht ganz sicher nix falsch. 2025-2045+, 98-100/vvPunkte
Château Canon: Einer der Weine des Jahres.
2019, Château Berliquet, Saint-Emilion Grand Cru Classé AOC (77% Merlot, 23% Cabernet Franc. 14.5% Alkohol, 45% neue Barrique. Verkostet am 23. Juli auf Château Canon). Intensive Nase, feine Brombeerfrucht, ein Hauch Tabak, Rauch, schwarze Kirschen, auch schwarze Johannisbeere, sehr komplex. Im Gaumen frisch, saftig, zeigt Druck, Power, wirkt opulent aber nicht schwerfällig, zeigt Finesse, und zeigt im Abgang eine saftige, frische Frucht und eine schöne Länge. Ein frischer Saint-Emilion mit sehr guten Anlagen. 2024-2040+, 91-93/100 vvPunkte
2019, Croix Canon, Saint-Emilion Grand Cru AOC (74% Merlot, 26% Cabernet Franc. 14.5% Alkohol, pH 3.5, 50% neue Barrique. Verkostet am 23. Juli auf Château Canon). Wirkt anfangs etwas verschlossen in der Nase, will sich noch nicht zeigen, offenbart mit Luft dezent florale Noten, wirkt steinig, kühl, distanziert, deutet eine sehr gute Komplexität erst an. Im Gaumen mit mittlerem Körper, feiner Textur, füllig aber elegant, die Frucht ist super knackig, wirkt lebhaft, harmoniert mit der markanten, kalkigen Struktur, das ist ein Hit, diese Saftigkeit, diese Frische, die Qualität der Gerbstoffe ist sehr gut, die Säure wirkt stimmig. Im Abgang mit guter Persistenz, endet rotfruchtig und hinterlässt dieses knackige Fruchtfeeling, welches den ganzen Gaumen begleitet hat. Ein Hit. 2024-2035+, 92-94/100 vvPunkte
2019, Château Canon, Saint-Emilion Grand Cru Classé AOC (Verkostet am 23. Juli auf Château Canon). Dunkles Rubin. Was für eine sensationelle Nase, man möchte gleich eintauchen, viele dunkle Beeren, Weihnachtsgwürze, getrocknete Blumen, Eukalyptus, Tabak, Schwarztee, frisch geraspeltes Süssholz, darüber florale Noten, Gräser, Pflaumenconfitüre, ein wahres Parfum. Im Gaumen zeigt der Wein unglaublich viel Druck und Kraft, das ist ein Monument, körperreich und mit viel Opulenz, doch da ist gleichzeitig auch viel Finesse mit im Spiel, rassig, mit Klasse und Noblesse, perfekt gemacht, vielleicht schon zu schön für diese Welt? Auf jeden Fall ein hervorragender Canon der mich sprachlos macht. 2026-2048+, 98-100/vvPunkte.
Beeindruckend auch Château Cheval Blanc
2019, Quinault l’Enclot, Saint-Emilion Grand Cru AOC (74% Merlot, 14% Cabernet Sauvignon, 12% Cabernet Franc. Verkostet am 23. Juli auf Château Cheval Blanc). Warm anmutende Nase, zeigt eingekochte Früchte, viele Gewürze, Magenbrot, Torf, ein Hauch Leder, dunkle Beeren, Backpflaumen. Im Gaumen weich und cremig, deutlich frischer als die Nase andeutet, opulente Frucht, sehr ausladend, weich und mit vielen Rundungen ausgestattet, dennoch mit einer gewissen Finesse. Endet langanhaltend und mit viel Würze. 2024-2034. 90-92/100 vvPunkte
2019, Petit Cheval, Saint-Emilion Grand Cru AOC (56% Merlot, 44% Cabernet Franc. Verkostet am 23. Juli auf Château Cheval Blanc). Sehr feine Nase, super würzig, reife, dunkle Früchte, Pflaumen, Eukalyptus, Kaffee, mit mehr Luft immer floraler, komplex. Super saftiger Gaumen, rote und dunkle Beeren, maskulin, dicht aber nicht plump, wird am mittleren Gaumen immer frischer, saftiger, verfügt über eine feine Gerbstoffstruktur und eine top Säure, die das Kraftpaket ihn Schach hält. Sehr langanhaltend. Ein ziemlich grosser Petit Cheval. 93-95/100 vvPunkte
2019, Château Cheval Blanc, Saint-Emilion Grand Classé AOC. (58% Merlot, 34% Cabernet Franc, 8% Cabernet Sauvignon. Verkostet am 23. Juli auf Château Cheval Blanc). Kräftiges Rubin. In der Nase ein herrliches Parfum, dunkle und rote Beeren geben sich die Hand, super komplex, mit Rauch und Teer, ein ganzer Mix von feinen Gewürzen, dazu Eukalyptus, Minze, Salbeikräuter, herrlich, komplex, mit mehr Luft immer floraler werdend, zum Eintauchen. Im Gaumen dicht und konzentriert, einerseits weich und zugänglich, andererseits straff und klar definiert, sensationelle Struktur, das hat Power und Frische, Würze und Saftigkeit, man möchte gleich schlucken, grossartige Balance, hier ist alles an seinem Platz, die Gerbstoffe sind von höchster Güte, die Säure perfekt integriert. Ich behaupte, dass dieser Cheval Blanc einer der am frühesten zugänglichen sein wird, und dennoch hervorragend reifen wird. Einmal mehr hervorragend gearbeitet und mit Sicherheit einer der schönsten Weine des Jahrgangs. 2026-2050, 97-99/100 vvPunkte
Meine zwei Highlights im Pomerol: Château La Conseillante und Petrus.
2019, Château La Conseillante, Pomerol AOC (84% Merlot – vom 17. Bis 20. September gelesen, 16% Cabernet Franc – vom 30. September bis 7. Oktober gelesen, 14.5% Alkohol, pH 3.67, 70% neue Barriquefässer, 27% zweite Belegung, 3% in Amphoren à 330 Liter ausgebaut, verkostet am 24. Juli auf Château La Conseillante). Intensive Nase, eine kleine Droge, sehr floral, viele Veilchen, Brombeere, Kirsche, das Holz kaum wahrnehmbar, subtil, rein, erhaben. Der Auftakt ist schlicht, präzis, ungemein saftige Frucht, druckvoll, strukturiert, mit mittlerem, bis kräftigem Körper, einer weichen, samtigen Textur, dunkler Frucht und perfekt verwobenen Gerbstoffen, die Säure verleiht viel Frische, zieht den Wein in einen beindruckend langen Abgang, endet feinwürzig, dunkelfruchtig. Ich habe ein Faible für La Conseillante, das gebe ich zu, doch dieser 2019er gehört mit Sicherheit zum Besten, was auf diesem Gut jemals produziert worden ist. 2025-2045, 98-100 vvPunkte.
2019, Petrus, Pomerol (100% Merlot, verkostet am 27. Juli 2020 auf Petrus). Leuchtendes Rubin. Sehr feinduftige Nase, anfangs noch verhalten, tiefgründig, öffnet sich mit Belüftung immer mehr, zeigt eine intensive reine, klare Beerenfrucht, viele dunkle Kirschen, Brombeeren, auch reife Himbeeren, darüber Salbei-Kräuter, herrlich florale Aromen, Rosentee, Veilchen, Traubentrester, sensationell komplex, verspielt und delikat. Im Gaumen saftig und frisch, mittlerer Körper, die reine, knackige Frucht wird von reifen Gerbstoffen getragen, diese sind in der Textur wie ein Seidentuch, auch die Säure ist stimmig, macht hält den Wein ungemein frisch. Am beeindruckendsten ist die Balance, denn hier ist alles an seinem Platz, nichts überwiegt, alles ist in den genau richtigen Proportionen da. Energiegeladen, mir Rasse und Klasse. Olivier Berrouet und sein Team haben mit diesem 2019er einen ausgezeichneten Wein gekeltert. Ein Pomerol, der mit der Perfektion flirtet. 2025-2045+, 98-100/100 vvPunkte.
Hier geht es zu den anderen 2019er Verkostungsnotizen:
Bordeaux 2019: Pessac-Léognan und Sauternes.
Hallo Adrian
Vielen Dank für den Bericht. Das klingt ja alles super lecker. Bin gespannt, wenn die 2019er auf den Markt kommen, sie zu probieren.
Was hast du bei deinen Besuchen gehört bzw. für einen Eindruck gewonnen in Bezug auf die Absatzerwartungen und Preisentwicklungen von Seiten der Weingüter?
Viele Grüsse
Katarina
Hallo Katarina. Die Primeur-Kampagne lief überall sehr gut, nicht zuletzt auch, weil man die Preise gesenkt hat. Die ca. 25-30% Abschlag sind übrigens die Antwort auf Trumps „Straffsteuer“ auf französische Weine. Somit sind die Tropfen für den grossen, amerikanischen Markt „gleich teuer“ geblieben, während sie für uns in Europa signifikant günstiger wurden. Neben der Qualität ist das natürlich ebenfalls „Good News“. Lieber Gruss, Adrian
Clever das mit dem Preisabschlag. Hoffentlich merkt DT nichts davon.
Hast du was gehört wie es im Asiengeschäft, insbesondere China läuft?
Ich denke man wird sehen wie sich der Weinmarkt und damit auch der Absatz für Bordo und Burgund entwickelt. Die Coronabedingten Wirtschaftszahlen und die Entwicklung der Arbeitslosenzahlen im Q2 in Amerika und Europa lassen sicherlich nicht auf einen neuerlichen Boom beim Weinabsatz und den Preisen schliessen.
Spricht man mit Winzern hierzulande, kommen schon ziemlich deutlich Zukunftssorgen zum Vorschein. Wir waren gestern im Rahmen der offenen Weinkeller bei dem Event der Weingütern WzM, Erb und Herbst hier im Weinland. Patrick Thalmann sagte, dass sie 40% Absatzrückgang hatten seit März und sie sich im Moment sehr genau überlegen, wieviel sie vom 2020 produzieren sollen. Das muss ja finanziert sein und der Rückfluss durch den Verkauf erfolgt ja erst später und wie es dann aussieht, z.B. auch in der Gastronomie, kann heute keiner sagen.
Wir waren kurz versucht die 2019 Bordo in Subskription zu kaufen, da ja Preis/Leistung einigermassen zu stimmen scheinen. Aber wer weiss, was in 2 Jahren ist. Wir nehmen lieber jetzt die Taube in die Hand, als dann den Spatz auf dem Dach…. und haben eine schöne Auswahl WzM Weine bestellt.
Ciao Katarina, mit WZM machst du nix falsch… Da hab ich vor einiger Zeit eine schöne Palette verkosten dürfen: https://vvwine.ch/2019/07/winzerei-zur-metzg/ Lieber Gruss, Adrian