«Venissa» ein Osterwein.

Genau vor einem Jahr war ich über Ostern in Venedig. Eine Stadt, die zu dieser Jahreszeit i.d.R. etwas gar von Touristen überfüllt, welche die österliche Ruhe entsprechend stark beeinträchtigen. Abseits der grossen Pfade, in der Peripherie der Stadt sind jedoch wunderschöne Orte und Szenerien vorzufinden, die einen Besuch in der Lagunenstadt so einzigartig machen.

Pittoreske Sezenerie (c) vvWine.ch

Einer dieser Orte ist die Insel Mazzorbo, welche sich unmittelbar neben der Insel Burano, mit den pittoresken, farbigen Häuser befindet und mit dieser über eine kleine Brücke verbunden ist. Auf dem 22 Hektar kleine Eiland leben noch ca. 300 Menschen. Es hat eine Kirche, ein Restaurant und wunderschöne Gärten in denen Artischocken, verschiedenes Gemüse, Obstbäume und Kräuter wachsen. Und dann ist da noch eine rund ein Hektar grosse Wiese, auf der Reben wachsen. Eine echte Spezialität Venedigs, denn dieser kleine Flecken ist der einzige Ort in und um die Lagune, wo heute noch Reben angebaut werden.

Venissa-Reben (c) vvWine.ch

Was hier in die Flasche kommt, ist Rarität und Spezialität sondergleichen. Auf dem winzigen Fleckchen wird die Dorona-Traube angebaut. Eine lokale, autochthone Sorte, die früher zum Stadtbild von Venedig gehörte und nach und nach immer weniger wurde, bis sie dann, bei einem Jahrhundert-Hochwasser in den 60ern, fast gänzlich von der Bildfläche verschwand. Eben bis auf diesen einzigen Fleck auf Mazzorbo. Dort bohren sich die Wurzeln durch lediglich 60cm Humus, metertief in den Lehm und kämpfen täglich mit den Gezeiten und dem salzigen Untergrund. Dieser Stresstest ist es dann auch, den man deutlich im Glas schmecken und riechen kann. Terroir at its best.

Der erste Jahrgang wurde 2010 in den Tank gelegt. Dort bleibt er jeweils für zwei Jahre und reift hinterher nochmals zwei Jahre in der Flasche, bis der Wein in den Verkauf kommt. Wenn ich den Mitarbeiter dort richtig verstanden habe, unterliegt das Traubengut einer rund 30 tägigen Mazeration bei 16-17° und anschliessend wird der Wein zwei Jahre im Akazienholz ausgebaut. Ich habe mir dazumal folgende Notizen gemacht: In der Nase Anflügen von Sherry, Mandelkern und Lakritze. Im Mund straffe Säure, salzig, Rosmarin, würzig mit relativ kurzem Abgang. Kurz: Alles sehr speziell und ungewohnt.

Ein mit Blattgold verziertes Kunststück, das an die Handwerkskunst Muranos erinnert (c) www.venissa.it

Ich wollte eigentlich eine Flasche davon kaufen. Der Preis von € 150.– für eine 0.5l Flasche und der Umstand, dass das doch sehr speziell schmeckt und für mehr als einen Gag auf dem Tisch nicht wirklich reichen wird, habe ich, obwohl die Flasche selbst ein kleines, mit Blattgold verziertes Kunstwerk ist, das an die Handwerkskunst Muranos sowie an die «goldige Traube» Dorona erinnern soll, von einem Kauf abgesehen. Denn wenn ich was trinken möchte das wie Sherry schmeckt, trinke ich doch einfach einen Sherry. Schont dann auch etwas das Portemonnaie.

PS: Veronelli gibt 94 Punkte, die Cellartracker-Bewertungen bewegen sich zwischen 85 und 93 Punkten. Auch Sherry ist also Geschmacksache.

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