Keep an Eye on it: Villa Saletta.

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Villa Saletta kann auf eine über tausend Jahre alte Geschichte zurückblicken. Erstmals erwähnt wurde das Gut nämlich schon Anno Domini 980 (nach diesem Jahr ist auch das Spitzengewächs des Gutes benannt, der AD980, ein reinsortiger Cabernet Franc, von welchem gerade mal 980 Magnumflaschen gefüllt wurden). Noch fast eindrücklicher ist, dass in diesen über tausend Jahren lediglich vier Familien im Besitze von Villa Saletta waren. Die Familie Gambacorta führte im 14. Jahrhundert die Ländereien des Anwesens zusammen, bevor diese in den Besitz der Familie Riccardi gelangen, welche die Bankiers des berühmten Hauses Medici waren.
Im 17. Jahrhundert ging das Anwesen dann an die Familie Castelli über, welche es vor rund 20 Jahren an die englische Familie Hands verkaufte. Das Landgut war damals fast vollständig verfallen und produzierte über die Jahre trotz vielen Investitionen nur mittelmässige Weine.

Tradition und Moderne: Villa Saletta (c) vvWine.ch

Vor rund vier Jahren wurde der Bordelaiser Jean-Christophe Meyrou als Berater engagiert. Auf seine Empfehlung hin wurde massiv investiert. David Landini (vormals Antinori) wurde als Betriebsleiter eingestellt und die Familie Hands investierte rund 400 Millionen in die Restaurierung der Kelleranlagen sowie des ganzen Dorfes, welches nun auch als Resort gebucht werden kann. Fernziel ist es, auf maximal 40 Hektaren rund 200 Tsd. Flaschen zu produzieren.

Vier dieser Flaschen durfte ich kürzlich verkosten. Sie stammen alle aus dem Jahr 2015, dem ersten von David Landini produzierten Jahrgang. Was sich mir im Glas präsentierte ist durchaus verheissungsvoll…

Schon der Basiswein der Villa Saletta, Chiave di Saletta, überzeugt mit Finesse (c) vvWine.ch

2015, Chiave di Saletta, Villa Saletta, Toskana, Italien (Eine Cuvée aus 50% Sangiovese, 20% Cabernet Sauvignon, 20% Cabernet Franc und 10% Merlot. Die Reben wachsen auf Parzellen die sich auf ca. 6 Hektaren erstrecken, kalkhaltige Lehmböden, teils auf Untergründen aus Sandstein und Tuff. Die Parzellen werden separat vinifiziert und anschliessend während 14 Monaten in teils neuen, teils wenig gebrauchten, französischen Eichenfässern ausgebaut. Die Assemblierung findet dann einige Monate vor der Abfüllung statt. Produktion 20 Tsd. Flaschen.) Leuchtendes Rubin. In der Nase komplex, strahlt Wärme aus, das ist dieser typische Toskana-Duft, Kräuter, dunkle und rote Beeren, balsamische Noten, viel Würze, auch ein Hauch dunkle Schokolade. Im Gaumen mit weichem Auftakt, füllig, rund, mit reifer Frucht und einer seidigen Gerbstoffstruktur, fast schon cremig und dennoch saftig und frisch gleitet der Wein über die Zunge, da ist kein bisschen Babyspeck mit im Spiel, alles wirkt tänzerisch leicht, die Frucht breitet sich aus, Säure und Gerbstoff wirken wie ein perfekt angepasstes Korsett. Im Abgang zeigt der Wein eine dunkelfruchtige Rückaromatik und ein angenehm langes, würzig-pfeffriges Finale. Da ist schon einiges an Fingerspitzengefühl mit im Spiel. Sehr gelungen. Jetzt bis 2025+, 17.5 vvPunkte (89/100).

Gradllinig, elegant, komplex und lebendig: 2015 Saletta Riccardi (c) vvWine.ch

2015, Saletta Riccardi, Villa Saletta, Toskana, Italien (Ein reinsortiger Sangiovese die sich auf lediglich 2 Hektar verteilen. die Böden enthalten Ton sowie marine Ablagerungen, dazu Sandstein und Schluff/Salzmergel. Die Trauben wurden Ende September 2015 von Hand gelesen. Nach Selektion und Entrappung wird der Most sanft gepresst und in Edelstahltanks bei kontrollierter Temperatur während 20 Tagen vergoren. Danach durchläuft der Wein die malolaktische Gärung in grossen Holzfässern und wird anschliessend während 18 Monaten in Barriques und Tonneaus ausgebaut. Produktion rund 5 Tsd. Flaschen.) Mittleres Rubin, aufgehellte Ränder. Wunderschöne Nase, tief, nobel, rauchig, komplex und verspielt, da sind Noten von Tabak und Leder, dazu Zwetschgen, Blutorangen sowie getrocknete Rosenblüten und etwas Lavendel. Im Gaumen straff, gradlinig und elegant im Auftakt, mittlerer Körper, die rote Frucht wird von einer markanten Gerbstoffstruktur getragen, eine herrliche Säure verleiht Frische, der Wein breitet sich am mittleren Gaumen aus, wirkt ruhig und erhaben, gleichzeitig aber auch rassig und sehr lebendig. Im Abgang angenehm lang, endet rotfruchtig und hinterlässt ein Retroaroma das an Blutorangen und Gewürznelken erinnert. Jetzt bis 2028+ geniessen, 18 vvPunkte (91/100).

Strukturiert und mit grossen Reserven: 2015 Saletta Giulia (c) vvWine.ch

2015, Saletta Giulia, Villa Saletta, Toskana, Italien (Ein Blend aus 55% Cabernet Franc und 45% Cabernet Sauvignon. Auch dieser Wein wird auf lediglich 2 Hektar produziert. Die Böden enthalten Ton sowie marine Ablagerungen, dazu Sandstein und Schluff/Salzmergel. Nur die besten, von Hand geernteten Trauben werden für diesen Spitzenwein verwendet. Nach dem Entrappen wird das Traubengut auf Sortiertischen selektioniert. Die Fermentation findet in neuen Fässern und kleinen Edelstahltanks bei einer Temperatur von 26° C statt. Der biologische Säureabbau sowie der Ausbau findet in französischen Eichenfässern statt, welche zu 70% neu und zu 30% einjährig sind. Nach rund 20 Monaten wird der Wein auf die Flasche gefüllt und nochmals sechs Monate gelagert, bevor er für den Markt frei gegeben wird. Produktion rund 5 Tsd. Flaschen.) Kräftiges Rubin, jugendlicher Glanz. In der Nase sehr würzig und tief, auch hier zeigt sich die Toskana archetypisch, viele balsamische Noten, Lakritze, Nelken, Rauch, schwarze Kirschen, Pflaumen, darüber Veilchen, äusserst komplex und sich mit Luft ständig verändernd. Im Auftakt rund, kraftvoll, da ist einiges an Körper und auch viel Druck mit im Spiel, dennoch wirkt der Wein nicht überladen, die dunkle Frucht wird von feinmaschigen Gerbstoffen getragen, eine milde Säure schwingt mit, die 14% Alkohol sind bestens verpackt, auch mit mehr Wärme wirkt der Wein nicht brandig sondern bleibt frisch, zeigt Trinkfluss und Eleganz. Im Abgang von sehr guter Länge, endet auf Pflaumen und schwarze Johannisbeeren, hallt sicherlich 1 Minute nach. Ein äusserst gut strukturierter Wein der aktuell angetrunken werden kann, von etwas mehr Kellerreife aber profitieren dürfte. Jetzt (idealerweise dekantieren) oder besser 2021 bis 2032+. 18.5 vvPunkte (92/100)

Der ebenfalls verkostete 2015 Chianti DOCG von Villa Saletta hatte leider Kork – keine Bewertung. Nicht im Glas hatte ich den AD980, von welchem es lediglich 980 Magnumflaschen gibt.

Die Weine sind bei Gerstl erhältlich, das perfekte Glas für diese Weine, das Cru von Grassl, bei Grassl Glass.

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