Gelungen: Gagliole 2016 und Rubiolo 2017.
Schon 2017 hat Marcio Hamann über die gelungenen Weine von Gagliole berichtet. Rund zwei Jahre später habe ich nun die jüngsten Jahrgänge dieses Weingutes im Glas und möchte es nicht verpassen, diese hier vorzustellen.
Die alten Reben liegen auf 350 bis 500 Meter über Meer auf Galestro- und Mergelböden. Gelesen wird von Hand und ausgebaut werden die Weine in Barriques.
2017, Gagliole Chianti Classico Rubiolo, Azienda Agricola ANTICO PODERE GAGLIOLE, Toskana, Italien: (100% Sangiovese, von Rebstöcken die in Süd- und Südwestlagen auf Nagelfluhuntergrund auf 450 bis 500 m.ü.M. gedeihen. Temperaturkontrollierte Fermentation und eine Maische-Standzeit von 15-18 Tagen, Ausbau 1/3 in zwei oder drei Jahre gebrauchten Barriques aus französischer Eiche, 1/3 in Eichenholzfässern, 1/3 Edelstahlfässer). Leuchtendes Rubin. Rotfruchtige Nase, viele Kirschen, Walderdbeeren, auch leicht krautige Noten, dazu Lakritze und etwas Zedernholz, mittlere Komplexität. Im Gaumen schlank, fruchtig und frisch, leichter bis mittlerer Körper, bereits gut eingebundene, mittelstark ausgeprägte Tannine und eine saftige Säure verleihen eine solide Struktur, die Frucht wirkt reif, ist jedoch knackig. Im Abgang endet der Wein mittellang auf Sauerkirsche. Macht ab sofort Spass, Pizza, Pasta, Ciao! 2019-2024 geniessen, 17.5 vvPunkte (89/100).
2016, Gagliole Rosso IGT, Azienda Agricola ANTICO PODERE GAGLIOLE, Toskana, Italien (98% Sangiovese, 2% Cabernet Sauvignon. Die Reben wachsen auf tonhaltigen Böden mit reichem Skelettanteil. Im Keller werden die besten Trauben von Hand selektioniert und teilweise integral in Barriques und grossen Fässern mit lediglich 20% Neuholz vinifiziert.): Kräftiges Rubin. Intensive und von Beginn weg sehr offene Nase, sehr komplexer Duft, dunkle Kirschen, Brombeeren, nur sehr dezent Holz, darüber viele florale Noten die an Veilchen erinnern, dazu ein Hauch Gewürzbrot und Nussnougat. Im Gaumen mit kräftigem Körper, rund, mit Schmelz und Fülle ausgestattet bleibt der Wein jedoch sehr elegant, die Gerbstoffe sind reif, fein gewoben und qualitativ einwandfrei, zusammen mit der schön eingebundenen Säure verleihen sie dem Gagliole eine sehr gute Struktur. Die 14.5% Alkohol sind zwar wahrnehmbar, bei 16 Grad im Glas aber so gut verpackt, dass sie nicht stören (Tipp: Nicht zu warm servieren!). Aromatisch präsentiert sich der Wein im sehr langen Abgang mit vielen dunklen Beeren, Pflaumen und einer süss-scharfen Würze. Ein modern gekelterter Wein, der aber viel Finesse zeigt und bereits heute geöffnet werden kann. Jetzt bis 2027 geniessen, 18.5 vvPunkte (93/100).
Die Weine sind in der Schweiz für rund 17 (Rubiolo) resp. 50 Franken (Gagliole Rosso IGT) bei Riegger Weine erhältlich.
Stuart Pigott hat einmal in einem seiner frühen Bücher ganz furchtbar darüber gewettert, Sangiovese mit internationalen Rebsorten, insbesondere Cabernet und Merlot, zu verschneiden. Wie ich später selber herausfand, hatte er absolut Recht. Sangiovese kann ein so toller Solist sein, Cabernet und Merlot rauben ihm regelrecht die Seele. Die schönsten Weine, die ich aus der Toskana bisher trank, waren reinsortig aus Sangiovese gekeltert. Wenn ich da nur an den 1999er Cepparello denke, komme ich gleich wieder ins Schwärmen. Und natürlich nicht zu vergessen einige denkwürdige Brunellos. Warum man beim Gagliole Rosso 2% Cabernet beimischt, dass wissen nur die Vino Rosso Götter.
Hallo Katarina. Das sehe ich auch so, aber glaub mir – die 2% CS schmeckst du blind nicht raus! Das gibt vielleicht noch nen Mini-Tick mehr Komplexität in den Wein, raubt diesem aber den Sangiovese-Backbone nicht. Herzlich, Adrian