In guter Erinnerung.

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Es ist nun rund 20 Jahre her, als ich begonnen habe, mich intensiver mit Wein zu beschäftigen. Der Zufall wollte es, dass ich kürzlich gleich zwei Weine im Glas hatte, die mich stark an diese «Wein-Anfangszeit» erinnerten.

Es war dies zum einen der Weisswein von Château Thieuley, der mir seinerzeit von einer Arbeitskollegin empfohlen worden ist, und dessen jüngster Jahrgang 2017 erneut bewiesen hat, dass Spass im Glas nicht immer teures Geld bedeuten muss.

I believe in Château Thieuley Blanc: Seit zwei Dekaden ein solider Wert (c) vvWine.ch

2017, Château Thieuley Blanc, Famille Courselle, Bordeaux AC, Frankreich (Sémillon, Sauvignon Blanc). Mittleres Strohgelb. Intensiv duftende Nase nach reifer Aprikose, Stachelbeere und Zitronengras. Im Gaumen zeigt der Wein Schmelz und eine gewisse Fülle, bleibt dabei aber stets ausgewogen und ohne jegliche Schwere, mittlerer Körper, süsse Frucht, die sehr gut integrierte Säure verleiht Frische, hat am mittleren Gaumen einen schönen Zug, ist trinkanimierend und endet im Abgang angenehm lang und würzig. Ein lebhafter, ehrlicher Weisswein für den unkomplizierten Genuss. Jetzt bis 2022 geniessen, 17.5 vvPunkte (88/100).

Der zweite Wein war ein Blaufränkisch, eine Sorte, die für mich damals «neue Ufer» bedeutete. Nach meinen Erfahrungen mit Weltsorten wie Cabernet Sauvignon, Merlot oder Syrah gehörten Weine aus der Sorte Blaufränkisch zu meinen ersten «Entdeckungen» ausserhalb der breiten Masse. Es waren dabei nicht nur Blaufränkisch-Weine aus Österreich sondern auch ungarische «Kékfrankos», die mir sehr zusagten. Dazu ein kleiner Exkurs nach Ungarn.

Napoleons Truppen hielten sich während ihren Feldzügen länger in Ungarn auf und bezahlten ihren Unterhalt dort mit «roten Francs». Die offizielle Währung Frankreichs allerdings waren «blaue Francs», welche deutlich mehr Wert hatten, als die «roten Francs». Weinaffin und qualitätsbewusst waren die Franzosen schon damals, und so kauften sie den lokalen Winzern am liebtesten die Rotweine aus der Sorte Blaufränkisch ab. Die ungarischen Winzer wiederum erkannten rasch die Vorlieben der Franzosen und sie wussten auch, dass es in Frankreich zwei unterschiedliche Währungen gab. Daher entschieden sie sich, die Lieblingsweine der Franzosen nur noch gegen «blaue Francs» zu verkaufen. Diese Zusammensetzung aus Blau (= kék) und Francs (= Frank) ergab schliesslich die ungarische Sortenbezeichnung für Blaufränkisch: „Kékfrankos“.

Solide Währung mit französischem Flair: Moric Blaufränkisch 2015 (c) vvWine.ch

Nicht aus Ungarn stammend, dafür aber mit umsomehr französischem Charakter ausgestattet war der Moric-Blaufränkisch…

2015, Blaufränkisch, Roland Velich, Moric, Burgenland, Österreich (100% Blaufränkisch). Leuchtendes Rubin, violette Reflexe. Fruchtbetonte Nase, dunkle Kirschen, Brombeeren, getrocknete Blumen, Gewürze, Tabak, darüber steinige und erdige Noten, sehr komplex. Im Auftakt schlank und fruchtbetont, breitet sich mehr und mehr aus, feinkörniges Tannin spielt mit der Zunge, eine saftige Säure stützt, leichter bis mittlerer Körper, zeigt im Abgang rotfruchtige Aromen die an Himbeeren erinnern, dazu auch Blutorangen. Ein ungemein lebendiger Wein mit schönem Spannungsbogen, der darf, will, ja soll sogar etwas polarisieren. Jetzt bis 2024, 18 vvPunkte (90/100).

Beide Weine sind für kurze Zeit und zu fairem Kurs bei Love-is-the-answer oder längerfristig bei Martel erhältlich.

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