Schönheit kommt von Innen: Moncucchetto Riserva 2013

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Es gibt Weinflaschen, die würde ich aufgrund der Etikette spontan nicht kaufen. Der Moncucchetto Riserva gehört zu dieser Sorte: stünde er in einem Supermarktregal würde mein Auge keine Sekunde darauf verweilen. Zugegeben, ich weiss nicht welcher Grafiker sich da was genau überlegt hat, aber trotz Goldrahmen und minutenlangem Betrachten erkenne ich bei diesem Etikett einfach nichts Schönes. Soviel zum Äusseren, aber Schönheit kommt ja bekanntlich von Innen und von dieser Schönheit hat der Wein mehr als genug.

Probiert habe ich den Moncucchetto Riserva 2013 zum ersten Mal im Mai 2016 im Rahmen einer von Vinifera-Mundi organisierten Probe zum Thema „CHF 100.– Weine: sind sie es wert?“. Ich benotete den damals noch sehr jugendlichen Wein in der Blindverkostung mit 93/100 Punkten (= 18 viniferamundi Punkte) und beschrieb ihn im dazugehörenden Bericht sehr positiv. Wenn ich einen Schweizer Wein, der rund 40 Franken kostet, so gut bewerte, kommt meist ein kleiner Stock in meinen Keller, damit ich die Entwicklung über mehrere Jahre verfolgen kann. Eineinhalb Jahre später öffnete ich also die erste von sechs Flaschen zu einem Wagyu Carpaccio mit Parmesan und feinem Olivenöl.

Schönheit kommt von Innen: Moncucchetto Riserva 2013 (c) vvWine.ch

Moncucchetto Riserva 2013 Merlot del Ticino (mehrheitlich Merlot, 5-8% Cabernet Sauvignon). Kräftiges Rubin, schöner Glanz. Die Nase direkt nach dem Öffnen sehr offen und enorm vielschichtig, da sind Aromen von Tee und getrockneten Rosen, dazu viele Heidelbeeren vermengt mit Lakritze, schwarzer Schokolade, Minze, Eukalyptus und etwas Kokos, ein hervorragend verspieltes Nasenbild.

Im Auftakt ist der Wein gradlinig und sehr saftig, mit kräftigem Körper und einer reifen, süssen Frucht. Das expressive Fruchtpaket wird von einem straffen Struktur-Korsett in Schach gehalten, super feines Tannin, gut integrierte Säure und perfekt verwobenes Barrique, am mittleren Gaumen lebhaft und frisch, zu den Blaubeeren gesellen sich Hagebutten, etwas Kakau dazu, trotz viel Körper und Dichte ist der Wein hochelegant. Im Abgang sehr langanhaltend und mit sehr guter Ausgewogenheit. Ein nach wie vor jugendlicher Merlot mit grossartigen Reserven. Dieser Wein könnte in zehn bis 15 Jahren so manchen „grossen Tessiner“ oder auch etablierten Bordeaux ziemlich alt aussehen lassen. Jetzt bis 2035 geniessen. 19 vvPunkte (94/100).

Der Wein ist ausverkauft. Neuere Jahrgänge sind für rund 40 Franken direkt beim Weingut erhältlich und ich bin sicher, dass die talentierte Önologin Cristina Monico auch in den Nachfolgejahrgängen einen wunderbaren Wein in die Flasche gezaubert hat.

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