Ch. Haut-Bages Libéral 2001: kleiner Cru Classé ganz gross.
Zum vorweihnachtlichen, im Dönnhoff-Riesling gegarten Hasenschenkel, den ich mit schwarzen Oliven aus Griechenland, sonnengetrockneten Tomaten aus Sizilien und vielen Kräutern aus der Provence gewürzt habe, gab es heute meine letzte Flasche 2001er Ch. Haut-Bages Libéral aus Pauillac. Ich habe ein ambivalentes Verhältnis zu diesem Gut: einerseits hat es mich sowohl in grossen als auch in kleineren Jahren (so .B. 1996, 2000 oder 2004) stets überzeugt, andererseits hatte ich aber auch immer wieder mal mittelmässige Erlebnisse mit diesem Wein. Was heute aber im Glas steht, ist einfach nur sehr gut.
2001, Ch. Haut-Bages Libéral, Pauillac, Bordeaux, Frankreich. Kräftiges Bordeauxrot, erste Reifetöne. In der Nase direkt nach dem Öffnen Rauch, Zedernholz, Tabak, Leder, Weihnachtsgewürze, dahinter Cassis und eingemachte Pflaume, ein wunderbarer Bordeaux-Duft, man möchte sofort eintauchen. Der Gaumen ist sehr zugänglich und weich, sanftes, weitgehend abgeschmolzenes Tannin, mittlerer Körper, würzig, mit rotfruchtigen Aromen die von einer gut eingebundenen Säure gestützt werden, mit 12.5% Alkohol federleicht und trinkanimierend, das ganze Paket auf den Punkt gereift, grossartige Balance der Elemente. Im Abgang von guter bis sehr guter Länge. Ein Musterschüler was die Ausgewogenheit angeht und ein Archetyp eines nobel gereiften Pauillac. Jetzt bis 2024 geniessen, 18.5 vvPunkte (92/100).
Wenn ich heute ankreuzen müsste, wann der ideale Zeitpunkt ist, einen roten Cru Classé Bordeaux aus den hinteren Reihen zu trinken, dann würde ich sagen: 16 Jahre und 2 Monate nach der Ernte. Schade war es meine letzte Flasche…
Zum Rezept: die Hasenschlegel waschen, abtupfen und dann im Mehl wenden. Mit etwas Olivenöl in einem Wok auf allen Seiten scharf anbraten und dann zur Seite stellen. Zwiebeln im Wok kurz glasig werden lassen, mit ca. 3 DL Dönnhoff Riesling Kabinett (restsüss) ablöschen und die gehackten, schwarzen Oliven sowie die getrockneten, sizilianischen Tomaten beigeben. Einen Schuss Vermouth, viele Provence-Kräuter sowie 2-3 Lorbeerblätter dazugeben und das Ganze einige Minuten einköcheln lassen, bis sich der Alkohol verflüchtigt hat. Dann die Hasenschenkel dazugeben, mit wenig Wasser verlängern, bis die Schenkel zu rund 3/4 gedeckt sind und einen Löffel Gemüsebouillon sowie nach Belieben ein paar Chilli-Schoten hinzugeben. Deckel drauf und auf kleiner Flamme rund 40 min bis 1 Stunde schmoren lassen. Mit frischen Tajarin servieren. Das Gericht sieht auf dem Teller natürlich hübscher aus als im Wok – doch man stelle sich das Aroma in diesem Wok drin einfach mal vor…
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