Zehn Mal Bordeaux 1982 mit Vinifera-Mundi

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Gestern Abend verkostete ich im Rahmen der Monday-Bouteille im Carlton mit einigen Weinfreunden von Vinifera-Mundi zehn Bordeaux-Weine aus dem grossen Jahr 1982. Mit Ausnahme der Magnumflasche Duhart Milon zeigten sich alle Weine von einer sehr schönen Seite mit – erwartungsgemäss – deutlichen Unterschieden bezüglich Komplexität und weiterem Reifepotenzial.

Die Weine wurden uns blind serviert (Danke Thomas für einmal mehr eine einwandfreie Sommelier-Leistung) und in drei Serien verkostet und bewertet. Nachfolgend meine Momentaufnahmen, in der Reihe der Verkostung geordnet.

Bordeaux Horizontale 1982 (c) Simon Maissen

 

1. Serie (c) Vinifera-Mundi

 

Die Farbe der Weine der 1. Serie (c) Vinifera-Mundi

1. Serie – ein sehr feiner Einstieg mit einem überraschend gutem Beychevelle

1982, Ch. Beychevelle, St. Julien: Reifes Bordeauxrot, einiges an Trübstoff, deutlich aufgehellter Rand. Sehr offene Nase, Zedernholz, Waldboden, süsse Beeren, sehr gute Komplexität, entwickelt sich mit Luft immer besser. Am Gaumen zart und weich, sehr reif, helle Beeren, dazu etwas Harz, wieder einiges an Zedernholz und Anflüge von Pilzen, schlanker bis mittlerer Körper, die Gerbstoffe perfekt abgeschmolzen, ausgewogen und mit sehr guter Komplexität. Im Abgang stimmig wenn auch nicht sonderlich lang. Jetzt bis 2020, 18 vvPunkte (91/100)

1982, Ch. Branaire, St. Julien: Reifes Bordeauxrot, auch hier einiges an Trübstoff, leicht ins Orange tendierender Rand. Reife, duftige Nase, etwas Pferdesattel, ein Anflug von Maggikraut, auch Zedernholz, Waldboden, sehr gute Komplexität. Weicher, feiner, filigraner Auftakt, Aromen von roten Beeren, Tabak, dann aber auch leicht modriges Holz, eher schlanke Statur, die Gerbstoffe abgeschmolzen, gute Ausgewogenheit und Komplexität. Im Abgang etwas kurz, Jetzt trinken, 17.5 vvPunkte (88/100)

1982, Ch. Duhart Milon, St. Julien: Trübes Bordeauxrot, Leicht oranger Rand, stinkige Nase, fehlerhaft. Dahinter Torf, Rauch, sehr karg wirkend, Maggikraut. Da wäre eine gute Komplexität, doch leider die Fehltöne. Am Gaumen straff, karg, ausgetrocknet, einiges an roten Früchten hinter dem Fehlton, keine Harmonie, sehr rustikal, unausgewogen. Mit viel Goodwill 14 vvPunkte (70/100) – keine Bewertung.

Die Farbe der Weine der 2. Serie (c) Vinifera-Mundi

 

2. Serie (c) Vinifera-Mundi

2. Serie: Talbot 1982 überzeugt einmal mehr  

1982, Ch.Magdelaine, St. Julien: Mittleres Bordeauxrot, noch schöner Glanz. Die Nase wunderbar offen, tief, rauchig, satte reife Frucht, Zedern, auch florale Noten, verführerisch und mit sehr schöner Komplexität. Am Gaumen straffer, gradliniger Auftakt, was für eine saftige Frucht, hervorragend knackig, gut integrierte Säure, wieder Torf, mittlere Statur, sehr gute Balance, nach wie vor frisch, mit guter Komplexität und angenehm langem Abgang. Gefällt mir gut, Jetzt bis 2023, 17.5 vvPunkte (89/100)
1982, Ch.Talbot, St. Julien: Mittleres Bordeauxrot, schöner Glanz, leicht aufgehellter Rand. Sehr üppige Nase, duftig, auch etwas dreckiger Cordier-Stinker, tief, spannend, mit Torf, dunkler Schokolade, einerseits einladend, dann aber auch Pferdeschweiss, wow, sehr schöne Komplexität. Der Gaumen straff, äusserst direkt mit viel Zedernholz, dann zeigt sich rasch die Struktur, noch immer einiges an Gerbstoff, top Säure, rote und dunkle Beeren, sehr gute Statur, da sind noch Reserven, das Ganze äusserst ausgewogen, sehr balanciert. Ein Kraftpaket ohne jegliche Plumpheit, sehr saftig. Im Abgang mit beeindruckender Länge. Jetzt bis 2030, 19 vvPunkte (94/100)
1982, Ch. Léoville Barton, St. Julien: Mittleres Bordeauxrot, einiges an Trübstoff. Die Nase speziell, braucht Zeit, fruchtige Noten, Quitten, auch Vanille, Gewürzbrot, tief, auch mit rauchigen Noten, sehr komplex, will verstanden werden. Am Gaumen sehr kraftvoll, gradlinig, dunkle Beeren, wieder Rauch, Speck, Tabak, dann auch reifer Apfel, feine Würze, sehr gute Struktur, hat deutlich Reserven, braucht aktuell noch Zeit und Luft um sich voll zu entfalten, sehr gute Komplexität und wunderbare Länge. Ein sehr guter Wein der Zeit und Musse braucht. Jetzt bis 2030, 18.5 vvPunkte (93/100)

 

Die Farbe der Weine der 3. Serie (c) Vinifera-Mundi

 

3. Serie (c) Vinifera-Mundi


3. Serie: zwei Mal ganz grosses und einmal grosses Kino

1982, Ch. Lynch-Bages, St. Julien: Mittleres Bordeauxrot, aufgehellter Rand, leicht Trübstoff. Etwas staubige Nase, auch Torf, nasser Karton, trockenes Holz, dazu grüne Noten, dazwischen Anflüge von reifen Himbeeren, gute Komplexität. Der Gaumen weich, samten, etwas harmlos, sehr warme Frucht, einiges an Würze, die Säure relativ tief, die Gerbstoffe abgeschmolzen, mittlerer Körper, keine grossen Reserven mehr, aktuell zwar super schön zu trinken aber nicht gross. Jetzt bis 2020, 17.5 vvPunkte (89/100)
1982, Ch. Gruaud Larose, St. Julien: Mittleres Bordeauxrot, noch schöner Glanz, deutlich Reifetöne. Sehr tiefe Nase, offen, zugänglich einladend, Rauch, Torf, Tabak, herrlich komplex, dann auch Leder, Sattel, (wieder Cordier?) sich ständig verändernd, ein Schnüffelwein. Am Gaumen straff, kraftvoll, mit viel Rauch, Speck und Zedernholz, einiges an dunklen Beeren, die Gerbstoffe noch präsent, unglaublich viel Druck, Power und Finesse vereint. Sehr gute Struktur und Komplexität, ein grosser Wein. Jetzt bis 2030, 19 vvPunkte (95/100)
1982, Ch. Léoville Poyferré, St. Julien: Mittleres Bordeauxrot, schöner Glanz, wirkt frisch. Unglaublich duftige, florale Nase, wow, das macht Spass, da sind Veilchen, Gewürze, Zedern, hervorragende Komplexität. Am Gaumen fein, weich und fast zurückhaltend im Auftakt, dann breitet sich der Wein aus, zeigt Zähne, sehr saftige Frucht, die Gerbstoffe von höchster Güte, die Säure perfekt dosiert, sehr gute Struktur und Komplexität. Was für ein Wein, gross und mit Reserven. Jetzt bis 2030+, 19.5vvPunkte (98/100)

 

1982, Ch. Ducru Beaucaillou, St. Julien: Reifes Bordeauxrot, heller Rand. Eine wahnsinnig spannende Nase, floral, reife Himbeeren, auch ein Hauch Cassis, dazu eine ganz feine Rauchnote, auch laktische Noten, spannend mit sehr guter Komplexität. Der Gaumen weich und warm, fast etwas mollig, dann auch rote Beeren, Kräuter, sehr gute Harmonie, unglaublich saftig, die Gerbstoffe nur noch mässig vorhanden, gut eingebunden, mittlere Statur, sehr gute Komplexität. Im Abgang etwas kurz aber äusserst stimmig. Jetzt bis 2020, 18.5 vvPunkte (93/100)
Impressum: Adrian van Velsen, Alte Spinnerei 1, CH-5210 Windisch, Telefon +41 44 350 01 44. Adrian@vvWine.ch
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