Ein Besuch bei Jean-Noël HERVE, Ch. Moulin Haut-Laroque
Wir verfolgen die Weine dieses Chateaux’ seit dem Jahrgang 1997 und wurden nie enttäuscht. Es ist wohl das einzige Chateaux, welches wir jedes Jahr kaufen, ohne auch nur einmal auf die Parker-Noten zu schielen. Hier kann man blind vertrauen, wirklich.
Endlich habe wir es gschafft, Jean-Noël HERVE einen Besuch abzustatten. „Privatleute empfange ich eigentlich nie“ sagt er, „denn ich rede so viel, dass ich nicht mehr zum Arbeiten käme“. Wie wahr! Über zweieinhalb Stunden reden wir – oder besser er – im kühlen Keller über seine Weine und über so viele andere schönen Dinge rund ums Thema. Wenn jemand viele Geschichten zu erzählen weiss, dann Jean-Noël.
Wir probieren drei seiner jüngeren Jahrgänge, 2007, 2008 und 2005.
2007. Offene Nase, da sind rote und blaue Beeren, diese feine Würze welche vom Cabernet-Franc und Malbec kommt, etwas Caramel und eine herrliche, kalkige Mineralität. Weicher Gaumenauftakt, da sind viele florale Noten, da ist eine Herbe, die an frisch geschnittenes Gras erinnernt. Die Struktur, jahrgangsbedingt, nicht für eine Ewigkeit gemacht aber alles in ausserordentlich guter Ballance. Mittellanger Abgang, endet auf rote Beeren und Kräuter. 16.5 vvpunkte, 2011-2020.
2005. Tiefe Nase, da sind Massen von Brombeeren, etwas Rauch, ein Hauch Cassis, Zimt, etwas Lakrizze, viel Tabak und auch wieder florale Noten sowie etwas exotische Gewürze. Ein tolles Bouquet. Fleischiger Auftakt, männlicher und viel kräftiger als der 2007er, dieser Wein zeigt Muskeln, da ist ein ganzer Korb voller dunkler Beeren-Früchte, schwarze Schokolade, wieder Tabak und wieder diese würzige Komponente. Die Tannine sind fein geschliffen aber noch sehr präsent, in Kombination mit der feinen Säure wirkt der Wein tänzerisch frisch und überhaupt nicht überladen. Langer, würziger, auf Brombeere endender Abgang. 18 vvpunkte. 2012-2028.
2008. Sehr würzig, fast krautige Nase, dann rote Kirschfrucht, schwarze Johannisbeere, ein Hauch Brombeere und dazwischen eine Veilchen-Note die an einen duftigen Barbaresco erinnert. Am Gaumen anfangs etwas ruppig und eine Spur krautig, nach etwas Luft zeigt er seine Zähne, da sind viele Gerbstoffe, da ist eine solide Säure und einiges an roter Frucht. Der Wein überzeugt durch seine Frische und Ausgewogenheit. 17+ vvpunkte. 2015-2024+.
Die anschliessende Fassprobe des 2010ers lässt Freude aufkommen. Hier liegt Material in den Fässern, welches ohne Zweifel einen ganz grossen MHL hervorbringen wird. Das erste Fass, wo Merlot/Malbec ausgebaut wird, ist würzig, frisch mit schöner, rotbeeriger Frucht. Das Barrique mit Cabernet Sauvignon besticht durch unglaublich volle Frucht, hier sind Kirschen, Cassis und so viel Kraft und Körper, dass man erahnen kann, dass hier ein Wein entsteht, der lange Reserven birgt. Das Barrique mit Cabernet Franc schliesslich zeigt wieder eine herrliche Würze und Frische. Ohne Benotung aber mit 100% Überzeugung, dass MHL 2010 ein MUST BUY wird. Grosse Klasse.
Wir verabschieden Jean-Noël HERVE und sind sicher, dass wir diesen quirligen, lebensfrohen Winzer sehr bald wiedersehen werden – sei’s in Zürich oder Bordeaux.
Uneingeschränkte Kaufempfehlung. Ch. Moulin Haut-Laroque
Dein Kommentar
Want to join the discussion?Feel free to contribute!