Klassisch oder nicht? Siepi 2019 ist top!
Warum ich auch den 2019er Siepi hier beschreibe? Weil ich von der Finesse des 2018ers begeistert war und wissen wollte, wie sich der Wein in einem sogenannt «klassischen Toskana-Jahr», wie 2019 es sei, präsentiert. Was aber ist ein «klassisches Toskana-Jahr»?
Gemäss den Informationen, die ich vom Weingut zur Verfügung gestellt bekommen habe, waren die Temperaturen in der Toskana im Winter 2018/2019 unterdurchschnittlich und es gab kaum Niederschläge. Die zweite Hälfte Februar hingegen war ungewöhnlich warm, mit Regenfällen, die das ganze Frühjahr über und bis weit in den Sommer hinein andauerten und in den frühen Wachstumsstadien der Reben deren Entwicklung verlangsamten. Im Gegenzug glichen die Regenfälle den Wassermangel, der während des Winters entstanden ist, wieder aus. Was darauf folgte war ein heisser, jedoch nie übermässig heisser Sommer und ein wunderschöner September, der mit viel Sonne und den erwünschten Temperaturschwankungen zwischen Tag und Nacht für eine ausgeglichene, aromatische Entwicklung der Trauben sorgte. Diese wurden dann – «später als üblich» – und bei bester Gesundheit in den Keller gebracht. Der Ertrag war 2019 relativ gross und dies bei hervorragender Qualität.
Doch was heisst eigentlich «später als üblich»? Im Gegensatz zu 2018, als bei Mazzei die Ernte des Merlot bereits am 12. August begann, begann die Lese des Merlot 2019 bereits am 18. September und damit rund einen Monat später als im Vorjahr. Die letzten Sangiovese-Trauben wurden erst im Oktober gelesen, was im Kontext der vergangenen Jahre eher spät ist, im langjährigen Kontext jedoch «ganz normal» scheint; der Klimawandel lässt einmal mehr grüssen. Was immer wir nun aber als «normal» betrachten – das Resultat kann sich wahrlich sehen respektive trinken lassen.
2019, Siepi, Mazzei, Italien, Toskana (Assemblage aus 50% Merlot und 50% Sangiovese. Die Lese des Merlot begann am 18. September, der Sangiovese wurde ab dem 1. Oktober geerntet. Die Trauben wurden während 14 (Merlot) bis 18 Tagen (Sangiovese) vergoren und der Wein danach während 18 Monaten in Barriques (Merlot) und 500 Liter Fässern (Sangiovese) ausgebaut. 14.7% Alkohol, 5.88 Säure. Total wurden 35’000 Flaschen produziert). Strahlendes Rubin. Die Nase ist direkt nach dem Öffnen voll da und sehr komplex, ein Hauch angekohltes Holz, Lakritze, viele dunkle Früchte, Backpflaumen, schwarze Kirschen, Johannisbeeren und auch etwas Veilchen finden sich in diesem faszinierenden Duftbild. Der Auftakt ist fleischig, rund und konzentriert, die knackige, dunkle Frucht wird von einem Strukturkorsett aus feinsten, perfekt reifen Gerbstoffen und einer frischen Säure getragen, das Holz ist kaum wahrnehmbar, bestens integriert, trotz fast 15% Alkohol ist der Wein elegant und in keiner Weise üppig, die Element sind top balanciert. Der Abgang präsentiert sich frisch und mit einem Mix aus dunklen und roten Beeren. Der 2019er Siepi endet leicht rauchig und hinterlässt Aromen von Sauerkirschen und Brombeeren. Ausgezeichnet, schon jetzt, mit viel Kraft, Charme und Eleganz. Bis 2035+ geniessen. 96 vvPunkte Wein finden
Der Wein ist für ca. 85 Franken bei Flaschenpost und anderen Händlern erhältlich.
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