Barton Miniature.

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So langsam etablieren sich die Miniature-Fläschchen für Remote-Degustationen. Nachdem ich kürzlich bereits einen Querschnitt durchs Sortiment des Weinguts Zum Sternen aus Mini-Formaten verkosten durfte, nahm ich heute an einem Video-Tasting teil, das von der Weinkellerei Stämpfli organisiert wurde.

Die Barton Familie kann auf eine rund 200jährige Geschichte zurückblicken, die mit dem Iren Thomas Barton begann, der aufgrund von Regulierungen in Frankreich kein Land kaufen durfte und darum erst als Weinhändler startete. Im Jahr 1821 wurden die Gesetzte bezüglich Landerwerb geändert und Thomas Barton erwarb Château Langoa Barton, das über rund 20 Hektar Rebfläche im südlichen Teil von St-Julien verfügt. Noch heute ziert lustigerweise ein Bild von Château Langoa Barton die Etikette von Château Léoville Barton, welches später in den Familienbesitz kam.

Der Barton-Stammbaum (c) Barton Family / Zoom-Call

2011 erwarb die Familie das wunderschöne Château Mauvesin in der Appellation Moulis en Médoc, dessen Reben auf Kalkböden gedeihen, wie sie sonst in Merlot-dominierten Appellationen wie Pomerol oder Saint-Emilion anzutreffen sind. Entsprechend ist der Wein von Mauvesin stärker vom Merlot geprägt als die Weine der beiden Schwestergüter.

Aktuell sind Melanie und Damien Barton Sartorius in 8. Generation am Ruder der drei Güter und Damien führte zusammen mit seiner Mutter kompetent und mit Humor durch die Degustation. Probiert wurden sechs unterschiedliche Weine der Barton-Family, darunter je zwei Jahrgänge der Château Léoville und Langoa Barton, sowie zwei Jahrgänge von Château Mauvesin Barton.

Klassisch Barton: Die verkosteten Musterfläschchen (c) vvWine.ch

2014, Château Mauvesin Barton, Moulis en Médoc, Bordeaux, Frankreich (53% Merlot, 29% Cabernet Sauvignon, 17% Cabernet Franc, 1% Petit Verdot). Rotfruchtige Nase, leicht kräuterig, auch Kirsche, Leder, kühler Rauch. Im Gaumen straff, leichter Körper, merklich Gerbstoff, saftige Säure, wirkt noch etwas wild, sehr straff und zeigt im Abgang eine markante Bitternote. Erinnert an Orangenzesten und kühlen Stein. Braucht ein herzhaftes Stück Fleisch. Jetzt bis 2026+, 86/100 vvPunkte.

2016, Château Mauvesin Barton, Moulis en Médoc, Bordeaux, Frankreich (47% Merlot, 28% Cabernet Sauvignon, 18% Cabernet Franc, 7% Petit Verdot). Mittleres Rubin. Tiefgründigere Nase, zeigt neben roten Kirschen auch dunkelfruchtige Aromen, dazu florale Noten. Im Gaumen gradlinig und klar wie ein Bergbach, fast schon burgundisch anmutend, breitet sich aus, zeigt merklich Gerbstoffe, diese sind von guter Qualität und stützen zusammen mit der gut eingebundenen Säure die Frucht. Im Abgang von mittlerer Länge, endet rotfruchtig, deutlich weniger bitter und mit floralen Retroaromen. Ein ehrlicher Bordeaux, der von 1-2 Jahren Kellerreife profitieren wird. 2022-2030+. 88/100 vvPunkte.

Château Mauvesin Barton (c) Barton Family / Zoom-Call

2009, Château Langoa Barton, St-Julien, Bordeaux, Frankreich (54% Cabernet Sauvignon, 34% Merlot, 12% Cabernet Franc). Etwas gereiftes Rubinrot, noch mit Glanz. In der Nase komplex und mit ersten Tertiäraromen, neben reifen Brombeeren und Garrigue-Kräutern auch Leder, Tabak und Herbstlaub. Im Gaumen noch frisch, mittlerer Körper, breitet sich aus, umhüllt die Zunge mit fein gewobenen, bereits gut integrierten Tanninen, eine lebhafte Säure verleiht Frische und zieht den Wein in einen angenehm langen Abgang. Dieser Langoa scheint auf den Punkt gereift, hat aber noch genügend Struktur für eine weitere Lagerung. Jetzt bis 2028 geniessen. 92/100 vvPunkte.

2015, Château Langoa Barton, St-Julien, Bordeaux, Frankreich (54% Cabernet Sauvignon, 38% Merlot, 8% Cabernet Franc). Leuchtendes Bordeauxrot. Die Nase ist noch leicht vom Holz geprägt, komplex, vielschichtig, rote Kirschen, Pflaumen, schwarze Johannisbeeren, Süssholz, Pinienharz, dazu eine merklich steinige Note, feuchte Erde, Zedernholz. Im Gaumen weich und zugänglich, mittlerer Körper, fein gewobene Gerbstoffe, die Frucht tanzt hier mit der Struktur, die Säure hält frisch, seidenweich, fast harmlos und doch mit viel Charakter. Im Abgang ausgewogen, lang, feinwürzig. Ein sehr schöner Langoa, der bereits heute Trinkspass bietet aber dennoch gut reifen wird. Jetzt bis 2035, 93/100 vvPunkte.

Die Weinberge von Léoville und Langoa Barton liegen nahe an der Gironde (c) Barton Family / Zoom-Call

2012, Château Léoville Barton, St-Julien, Bordeaux, Frankreich (83% Cabernet Sauvignon, 15% Merlot, 2% Cabernet Franc). Bordeauxrot, erste Reifetöne. Die Nase ist nobel, komplex, edle Hölzer, schwarze Johannisbeere, Kirschen, Backpflaume, dazu Schwarztee. Der Gaumen ist zugänglich, weich, mittlerer Körper, viel Trinkfluss, nicht sonderlich druckvoll und etwas weniger kernig als Barton sein kann, dafür bereits top zugänglich, mit integriertem Gerbstoff und einer frischen Säurestruktur. Im Abgang von mittlerer Länge und und in sich ausgewogen. Kein grosser Jahrgang aber grossartiger Trinkgenuss. Jetzt bis 2028, 91/100 vvPunkte.

2017, Château Léoville Barton, St-Julien, Bordeaux, Frankreich (93% Cabernet Sauvignon, 7% Merlot). Dunkles Rubin. Intensive, noch jugendliche Nase, Brombeeren und schwarze Johannisbeeren geben sich die Hand, dazu etwas Holzwürze, rauchig, kühl, nobel und distinguiert, mit mehr Luft florale Aromen, Tabak, ein schöner, spannender, sich verändernder Duft. Im Auftakt erstaunlich zugänglich, fast harmlos, packt dann rasch zu, wird straffer, gradliniger, sehr Barton, die markanten Gerbstoffe und eine frische Säure tragen die delikate Frucht, diese wirkt auf den Punkt gereift, trotz Druck und einer gewissen Straffheit ist dieser Wein sehr elegant, schwankt aromatisch zwischen roten und dunklen Beeren hin und her und endet ausgewogen. Ein fast schon burgundisch anmutender Barton, der von einigen Jahren Kellerreife profitieren wird. Gehört aus meiner Erinnerung heraus zu den besten Werten im 2017. 2024-2040. 94/100 vvPunkte.

Aktuell sind bei Vinorama diverse Weine der Barton-Family in Aktion erhältlich.

Die Karte zeigt das Alter der Böden (c) Barton Family / Zoom-Call
Knapp 50 Personen haben am Zoom-Meeting teilgenommen, darunter auch mein lieber Weinfreund und Bordeaux-Kenner Yves Beck

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