Value-Weine von Daniel Gazzar.

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Kürzlich im Glas, einige Alltagsweine, die deutlich unter 20 Franken kosten und je nach Gusto den einen oder anderen Winterabend versüssen können. Interessant war zu sehen, wie Weine aus naheliegenden Regionen und von praktisch identischen Traubensorten im Stil so unterschiedlich daherkommen. Während sich zum Beispiel der Grenache-lastige Côtes-du-Rhône Village Valréas der Domaine du Séminaire leichtfüssig und frisch präsentiert kommt der Lirac von Pierre Usseglio (ebenfalls mehrheitlich auf Basis von Grenache) üppig und schwer daher.

2019, Côtes-du-Rhône Villages Valréas, Domaine du Séminaire, Rhone, Frankreich (Bio. 80% Grenache, 10% Mourvèdre, 10% Syrah). Kräftiges Rubin, violette Reflexe. Anfangs leicht reduktiv, muss atmen, offenbart mit Luft immer mehr Frucht, Himbeeren, Brombeeren, rote Kirschen und dezent Garrique-Kräuter. Im Gaumen mit mittlerem Körper, sehr saftig und frisch, unglaublich knackige Frucht, getragen von feinsten Gerbstoffen und einer wohl dosierten Säure, kein Alkoholüberhang (14%), man möchte gleich schlucken, so trinkanimierend und leichtfüssig ist das. Im Abgang zeigt sich der Früchtekorb erneut, endet angenehm lang und mit einem Tick Würzigkeit. Ein geselliger Tischwein mit Niveau. Wenn nur der Sommer schon wieder da wäre… Unbedingt vor dem Servieren dekantieren und idealerweise ab 2021-2026+ geniessen! Da kommt in 1-2 Jahre noch mehr. 89-91/100 vvPunkte.

Unterschiedlich in der Stilistik: Value Weine aus Südfrankreich (c) vvWine.ch

2017, Château Pech Redon «L’EPERVIER», La Clape, Frankreich (Bio. 60% Syrah, 40% Grenache). Sehr dichtes Rubinrot. In der Nase intensiv würzig, wirkt reif, ein Hauch flüchtige Säure schwingt mit, dazu eingelegte Kirschen, Brombeeren, darüber Gewürzbrot und Thymian Kräuter. Im Gaumen kräftig, mit viel Körper und markanten Tanninen ausgestattet, ein Mund voll Wein, um nicht zu sagen zwei, die Frucht wirkt reif, die Gerbstoffe sind etwas rustikal aber bereits gut eingebunden, der Alkohol von 14.5% macht sich erst bei wärmerer Trinktemperatur bemerkbar. Hallt im Abgang lange nach und hinterlässt dunkelfruchtige Aromen sowie Zimt und Nelken. Stilistisch nicht auf meiner Linie doch wer’s gern etwas üppiger mag, kann diesen Wein ab sofort bis 2026 geniessen. 86/100 vvPunkte.

2017, Cairanne Rouge, «L’Exigence», Domaine Boisson, Côtes-du-Rhône Villages, Frankreich (75% Grenache, 15% Syrah, 10% Mourvèdre). Leuchtendes Rubinrot. Intensive, sehr fruchtbetonte Nase, ein schöner Duft, erinnert an rote Kirschen, Erdbeerkonfitüre und Pfeffer. Im Gaumen seidenweich, herrliche Frucht, saftige Säure, die 14.5% Alkohol sind perfekt verpackt, das wirkt lebhaft und frisch, zeigt Charakter, Druck und dennoch viel Leichtigkeit, baut im mittleren Gaumen aus, tänzelt förmlich über die Zunge und hinterlässt im mittellangen Abgang eine fruchtig-würzige Note. Sowas von schön und stimmig, man muss das einfach mögen. Jetzt bis 2025, 88/100 vvPunkte.

2018, Lirac, Domaine Pierre Usseglio & Fils, Rhone, Frankreich (Bio. 60% Grenache, 20% Mourvèdre, 20% Cinsault). Mittleres Rubinrot. Was für eine schöne Nase, intensive Frucht, Brombeeren, Himbeeren, darüber Garrique-Kräuter ohne Ende und auch florale Noten – ein Abendspaziergang durch Buschwildnis des Rhonetals. Im Gaumen vollmundig, reichhaltig, zeigt Körper, eine ausladende Frucht füllt den Gaumen, diese wirkt reif aber nicht verkocht, dazu kommen feine, reife Gerbstoffe und merklich Alkohol, baut am mittleren Gaumen aus, umgarnt die Zunge und endet im Abgang mit sehr guter Persistenz auf reiffruchtige Aromen und ein Hauch Lakritze. Nein, der Wein verleugnet seine Herkunft nicht, bietet für Süd-Rhone-Liebhaber*innen mit Hang zum Üppigen aber sehr viel Spass fürs Geld. Nicht zu warm servieren! Jetzt bis 2025+, 89/100 vvPunkte.

Die Weine sind bei Daniel Vins erhältlich.

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