Weingut Strasser: Klassiker und Exoten.
Das Weingut Besson-Strasser im zürcherischen Uhwiesen am Rheinfall (es hiess früher Winzerkeller Strasser) verfolge ich nun seit rund zehn Jahren. Positiv aufgefallen war mir im Jahr 2012 die «Chlosterberg Spätlese vom Rheinfall». Heute, eine Dekade später, heisst dieser Wein «Chlosterberg Pinot Noir Grand Cru» und mittlerweile haben auch die Letzten der verkostenden und schreibenden Zunft gemerkt, dass das sympathische Winzerpaar Nadine und Cédric Besson-Strasser zu den Spitzenproduzenten in Sachen Schweizer Wein gehört. Meine diversen Notizen zu ihren Weinen findet man mit dem Stichwort «Strasser» im Suchfeld des Blogs.
Die letzten Tage probierte ich die beiden Spitzen-Pinots mit Jahrgang 2017 sowie den 2018er Cholfirst, quasi den «Village-Wein» der Strassers. Einmal mehr sind die Weine top gelungen und die bereits mit dem 2014er Albi eingeleitete Stiländerung (weg vom dominanten Holzeinsatz, hin zu mehr Finesse und Eleganz) bestätigt sich auch mit diesem gelungenen 2017er Albi.
2018, Cholfirst Pinot Noir Village, Weingut Besson-Strasser, Uhwiesen, Schweiz (100% Pinot Noir aus Uhwiesen, wird primär in mehrfach gebrauchten Barriques und Doppelbarriques ausgebaut). Mittleres Rubin. Direkt nach dem Öffnen etwas verhalten, braucht etwas Luft und Wärme, zeigt dann Aromen von Sauerkirschen, rote Johannisbeere, Blutorange und auch ein Hauch Mokka. Im Gaumen schlank, frisch und knackig im Auftakt, zeigt am mittleren Gaumen eine reife, warme Frucht, gestützt von einem feinen Säuregerüst, die Gerbstoffe sind mässig ausgeprägt, verleihen zusätzlich eine solide Struktur, wirkt trinkanimierend, saftig und endet auf eine feine Kirschnote. Ein unkomplizierter Pinot der auf der Frucht genossen werden will. Jetzt bis 2026, 88/100 vvPunkte.
2017, Albi Pinot Noir Klettgau, Weingut Besson-Strasser, Uhwiesen, Schweiz (100% Pinot Noir von 15 bis 45jährigen Stöcken aus Gächlingen, 12-18 Monate im 228 Liter Barrique ausgebaut, 3’300 Flaschen, 12.5% Alkohol). Leuchtendes Rubin. Anfangs leicht reduktiv, braucht etwas Zeit, sich zu entfalten, offenbart dann eine klare, dunkle Kirschfrucht, etwas Rauch, Heidelbeere, feuchter Stein, nach mehr Belüftung auch florale Noten, komplex. Im Gaumen mit satter Frucht, diese wird von einer saftigen Säure und fein gewobenen Gerbstoffen getragen, der Wein wirkt dicht aber dennoch elegant, sehr gut strukturiert, das Holz ist perfekt verpackt, eine feine Würzigkeit begleitet die rote Frucht im mittellangen Abgang. Der Wein vereint Konzentration und Eleganz. Schon der 2016er hat mir ausgesprochen gut gefallen, dieser Albi hat nochmals an Eleganz dazugewonnen. Jetzt (dekantieren) bis 2032, 92/100 vvPunkte.
2017, Chlosterberg, Weingut Besson-Strasser, Uhwiesen, Schweiz (100% Pinot Noir von 50jährigen Rebstöcken am Uhwiesener Chlosterberg, 12-18 Monate im 228 Liter Barrique ausgebaut, 3’500 Flaschen, 12.5% Alkohol). Mittleres Rubin, etwas heller als die Vorgängerjahre. In der Nase mit zartem Duft, wirkt ungemein rein, erinnert fast etwas an diese schwefelfreien Weine, zeigt Sauerkirschen, Himbeeren, Blutorangen, darüber deutlich florale Aromen, auch weisser Pfeffer, kühler Rauch, Rhabarberkuchen, sehr komplex. Im Gaumen ist der Wein schon erstaunlich zugänglich, weich mit leicht cremiger Textur, markanter Säurestruktur und fein gewobenen, gut verpackten Gerbstoffen, sehr elegant, ausgewogen und mit einem langen Abgang. Dieser 2017er verfügt vielleicht nicht ganz über das Lagerpotential der beiden Vorgängerjahre, ist dafür schon heute sündhaft verführerisch… My Love! Jetzt bis 2030, 93/100 vvPunkte.
Ebenfalls probieren durfte ich drei Weine aus für diese Region weniger typischen Sorten. Alle drei Weine sind hervoragende Vertreter ihrer Traubensorten und definitiv eine Sünde wert.
2017, Merlot, Weingut Besson-Strasser, Uhwiesen, Schweiz. Bordeauxrot, violette Reflexe. In der Nase krautig, leicht vegetabil, zeigt Pflaume, schwarze Kirschen, darüber auch rote Früchte, herbe Kräuter, Kastanien, Heu. Im Gaumen frisch, mit herrlicher, knackiger Frucht, gut strukturiert, feine Tannine, keine Holzdominanz. Der Wein ist harmonisch, würzig, reinfruchtig und ungemein klar, endet mittellang. Ein sehr saftiger, sortentypischer Merlot mit Rasse. Jetzt bis 2025, 89/100 vvPunkte.
2017, Malbec Mágico, Weingut Besson-Strasser, Uhwiesen, Schweiz. Rubinrot. Die Nase präsentiert sich steinig, kühl, krautig und würzig, neben dunklen Kirschen, Brombeeren, schwarzen Johannisbeeren schwingt etwas Grüntee mit, auch Jasminblüten. Im Gaumen frisch, lebhaft, erinnert mich fast etwas an den herrlichen Beaujolais Moulin à Vent von Richard Rottier, die Frucht ist saftig, knackig, klar wie ein Bergbach, die Gerbstoffe fein gewoben, dazu eine hervorragende Säurestruktur und keinerlei Alkoholüberhang, endet lang. Vom Charakter her weder maskulin noch femimin sondern androgyn. Ein wunderschöner Malbec! Jetzt bis 2027, 91/100 vvPunkte.
2019, Riesling, Weingut Besson-Strasser, Uhwiesen, Schweiz. Mittleres Gelb. Offene, sortentypische Nase nach Pfirsich, grünem Apfel und einer fast schon pfeffrigen Würze, mit mehr Luft kommen Aromen von Zitrusfrüchten und etwas Tannenschosse sowie Brennnessel-Blüten hervor. Im Gaumen mit leicht süsslichem Auftakt, dicht, konzentriert mit saftiger, reifer Frucht, einer feinen Säurestruktur, wirkt ruhig und ausgewogen, mit gutem Süss-Säurespiel und eine sehr gute Länge im Abgang. Einer der besten Rheinrieslinge, die ich bisher aus der Schweiz verkosten durfte! Ein Fruchtbündel mit Saft und Kraft. Jetzt bis 2025+, 91/100 vvPunkte.
Die Weine sind, nach wie vor zu fairem Kurs, direkt beim Weingut Besson-Strasser erhältlich.
Vielen Dank für diesen interessanten Beitrag. Ich habe den Malbec vor kurzer Zeit einmal an eine CH-Blinddegustation zu Freunden mitgenommen und er kam hervorragend weg. Niemand hat auch nur ansatzweise den Malbec erraten, was natürlich im Rahmen einer CH-Degu nicht weiter verwunderlich ist. Ich selbst fand die Frische und Klarheit beeindruckend und hatte im Gaumen unter anderem Noten von frischen Wassermelonen; etwas, an was mich ein Rotwein glaube ich noch nie erinnert hat. Dass die Pinots (erneut) überzeugen, war zu erwarten.
Danke für die konstruktive Rückmeldung, sehe ich genauso! Für mich gehören die Besson-Strassers gerade wegen dieser Klarheit und Frische zu den Topwinzern im Land. Herzliche Grüsse, Adrian