Alte Liebe: Weingut Fromm.

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Meine erste Bekanntschaft mit dem Weingut Fromm war der Jahrgang 2003. Ein warmes Jahr, das viele alkoholreiche, reife aber leider auch mässig frische Weine hervorgebracht hat. Die Fromm-Weine allerdings, strahlten schon damals erfreulich viel Frische aus, was uns sehr gefiel. Einer meiner ersten Blog-Einträge war kurz, unqualifiziert und ohne Foto – aber ehrlich gemeint: Der 2003er Pinot Barrique erheiterte damals unsere etwas anstrengende Abend-Diskussion; ich kann mich noch gut erinnern…

So probierte ich dann die Fromm-Weine immer wieder. Über Jahre, seit nunmehr 16 Jahren. Meist den Pinot Noir Selvenen, ab und an auch mal einen Fidler, Spielmann oder Schöpfi und selbst den Merlot durfte ich einige Male verkosten. Im Keller aber hatte ich die Weine lange Zeit nicht, denn ich trank sie in den Bündner Bergen, meist in Restaurants, wo man sie heute noch an vielen Orten zu fairem Kurs bestellen kann.

Diese über Jahre gewachsene, quasi «platonische Frommliebe» (100% Liebe, 0% Sex oder besser gesagt 0% im Keller) ist glücklicherweise vorbei. Spätestens seit den grandiosen 2015ern gehören die Fromm-Pinots auch bei mir nicht nur regelmässig ins Glas sondern zum Keller-Inventar.

Wenn ich Gewürztraminer mag, dann muss er wirklich gut sein (c) vvWine.ch

Es ist also höchste Zeit, um an dieser Stelle über drei Weine dieses nach biodynamischen Richtlinien produzierenden Spitzen-Weinguts zu berichten.

2018, Malanser Gewürztraminer, Weingut Fromm, Malans, Graubünden Schweiz (100% Gewürztraminer, trocken im Stahltank und Barrique ausgebaut). Mittleres Gelb. In der Nase intensiv duftend nach Rosenblüten, Schwarztee, Salbeiblüten, Marzipan, dahinter viele exotische Früchte. Der Auftakt ist rund und sehr fruchtbetont, mittlerer Körper, die reife, gut integrierte Säure stütz die Frucht, das Holz ist dezent wahrnehmbar jedoch top eingebunden. Im Abgang von sehr guter Länge, endet mit einer animierenden Würzigkeit und mit feinem Schmelz. Als bekennender Nicht-so-wirklich-Gewürztraminer-Möger muss ich eingestehen: Dieser Gewürztraminer ist sehr gut gelungen, Bravo! Jetzt bis 2022 geniessen, 17.5 vvPunkte (89/100).

Der Chardonnay präsentierte sich perfekt aus dem Grassl «Cru»,
der Gewürztraminer aus dem Grassl «Minéral» (c) vvWine.ch

2017, Chardonnay, Weingut Fromm, Malans, Graubünden Schweiz (100% Chardonnay, im Barrique ausgebaut.) Kräftiges Goldgelb, schöner Glanz. In der Nase mit einer leicht buttrigen Note, zeigt grüne Äpfel, Zitrusfrüchte, nicht ganz reife Papaya und etwas Feuerstein, öffnet sich mit Luft immer mehr, bringt dann auch dezent Vanille, geraspelte Haselnuss und sogar Brenessel, sehr komplex. Der Gaumen ist vollmundig und opulent, trotz reifer Frucht wirkt der Wein aber nicht plump, denn eine herrliche Säure kontert, verleiht Frische und Zug. Sehr gut strukturiert, saftig und ungemein würzig (Zitronen-Thymian) im angenehm lang anhaltenden Abgang. Ein sehr harmonischer Chardonnay der sicher zum Besten gehört, was die Bündner Herrschaft mit dieser Sorte leisten kann. Dieser Wein passte perfekt zu einem ganz simplen Schinken-Brot – weniger ist manchmal mehr. Jetzt bis 2028 geniessen, 18.5 vvPunkte (92/100).

Schlank, präzis, saftig und stilistisch für mich etwas vom Schönsten, was die Schweiz in Sachen Pinot Noir zu bieten hat: Selvenen Pinot Noir von Fromm (c) vvWine.ch

2017, Selvenen Pinot Noir, Weingut Fromm, Malans, Graubünden Schweiz (100% Pinot Noir aus der Einzellage Selvenen, im Barrique ausgebaut). Kräftiges Rubin. In der Nase anfangs etwas verhalten, leicht reduktiv, krautig, ich mag das, doch dieser Wein braucht aktuell einiges an Zeit, sich zu öffnen. Mit Geduld und etwas Luft zeigt der Selvenen eine delikate Beerenfrucht, Kirschen, dazu leicht kräuterige Noten, die an Salbei erinnern, Veilchen, Süssholz, Stroh, rosa Grapefruit, Pfeffer, sehr komplex. Im Gaumen straff, schlank, gradlinig, leichter bis mittlerer Körper, markante, fein gewobene Tannine, perfekt integriertes Holz, dieses unterstützt die Frucht ohne sie zu überlagern, eine saftige Säure verleiht Trinkfluss und trägt den Wein in den angenehm langen, feinwürzigen Abgang. Wie immer ist dieser Pinot für mich eine stilistische Bank, vielleicht ist er bezüglich Struktur, Dichte und Langlebigkeit nicht ganz auf dem Niveau des 2015ers und 2016ers, doch er besticht wie immer mit viel Finesse und Präzision. Spass im Glas ist hier zweifelsfrei garantiert. 2020 bis 2030, 18 vvPunkte (91/100).

Die Weine sind – falls nicht schon ausverkauft – direkt beim Weingut Fromm erhältlich.

Weniger ist mehr: Der Chardonnay passte fantastisch zum Schinkenbrot (c) vvWine.ch
2 Kommentare
  1. Walter Meier
    Walter Meier says:

    Auch ich bin ein grosser Fan der Weine von Georg Fromm, speziell seiner raren und in äusserst kleinen Mengen hergestellten Einzellagenweine. Im Gegensatz zu Ihnen finde ich diese aber relativ selten auf den Restaurantkarten in den Bündner Bergen, dies mit Ausnahme des Alten Torkel in Jenins. Iich bin meistens in der Region Klosters/Davos unterwegs und bin gespannt auf Ihre Tipps.

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