Terroir pur: Juan Carlos Sancha und seine Garnachas
Juan Carlos Sancha ist eigentlich Professor an der Universität von Rioja. Viel mehr aber ist er ein Weinfreak und setzt sich für den Erhalt alter Sorten ein. Ganz besonders liegt ihm dabei die Garnacha am Herzen, deren Rebfläche in der DOCa Rioja seit zwei Jahrzehnten stark rückläufig ist. Doch der Professor hält an dieser Sorte fest und hat, sozusagen als «Garnacha-Hommage», ein Projekt ins Leben gerufen. Es nennt sich «Peña el Gato Colección» und besteht aus sechs Garnacha Weinen aus sechs verschiedenen Lagen. Die Reben sind alle zwischen 100 und 110 Jahre alt und befinden sich auf bis zu 650 Meter über Meer und somit in den höchsten und kühlsten Anbauzonen der Rioja Alta. Die Reben gehören verschiedenen Familien, werden jedoch vom Professor bewirtschaftet. Nach der manuellen Ernte werden die Weine jeweils identisch vinifiziert und zeitgleich abgefüllt. Die Weinhandlung Cava Hispania in Basel arbeitet seit zwei Jahren mit Juan Carlos zusammen und öffnete die Garnacha-Kollektion neulich zur Verkostung im kleinen Rahmen.
Bevor sich der kleine Kreis aus gespannten Verkostern über die sechs Weine hermachen konnte, wurde der Professor, ein sympathischer Kauz mit Bart, via Skype live dazugeschalten. Dabei erzählte uns Juan Carlos von seinem Projekt, den verschiedenen Lagen, unterschiedlichen Böden (hauptsächlich Ton, Lehm und Kalk) und Ausrichtungen der verschiedenen Parzellen. Diese werden zudem alle biologisch bewirtschaftet und von Hand bearbeitet. Nach der manuellen Lese werden die Moste in 500 Liter Fässern mit natürlichen Hefen vergoren und anschliessend während 11 Monaten ausgebaut. Auf eine malolaktische Gärung wird verzichtet und auch geschwefelt wird nur minimal. Das Resultat? Verblüffend!
Ich habe mir zwar keine detaillierten Notizen gemacht, jedoch versucht die verschiedenen Weine aufgrund ihres Charakters und ihren Eigenschaften miteinander zu vergleichen. Obwohl die Weine eine gewisse Ähnlichkeit aufweisen, waren was die Stilistik, Fruchtaromatik und Gerbstoffqualität angeht, durchaus Unterschiede zu erkennen. Somit geht es für einmal nicht um vvPunkte, sondern um das pure Terroir!
Wein Nr. 1 – Cuesta La Peña el Gato 2015 (Manolo Lopez): Die Reben wurzeln hier in lehmigen Böden und sind nach Südosten ausgerichtet. Der Wein präsentiert sich fruchtig, würzig und floral zugleich. Er wirkt am Gaumen gut balanciert, strahlt eine gewisse Wärme aus, bleibt dabei aber stets saftig und hat Grip. Lediglich die Gerbstoffe sind etwas bitter und grobkörnig.
Wein Nr. 2 – Rubén Olarte 2015 (Rubén Olarte): Diese Reben befinden sich sogar noch ein Stück höher und sind nach Süden ausgerichtet. Und hier wird es rotbeeriger, die Holzwürze und die dunkle Frucht sind mehrheitlich im Hintergrund. Gefällt mir auch am Gaumen sehr gut mit knackiger Säure, griffiger Struktur und feinkörnigen Gerbstoffen. Nicht der komplexeste, aber der saftigste und eleganteste Wein der Runde. Definitiv einer meiner «Coup de Coeur»!
Wein Nr. 3 – Valdeponzos 2015 (Fernando Martínez de Toda): Diese Parzellen werden von der Familie Martinez de Toda bewirtschaftet. Der daraus entstandene Weine ist sehr gut balanciert und vereint dunkle Beerenfrucht mit würzigen Komponenten. Wirkt am Gaumen zwar dicht und vollmundig, bleibt aber saftig und hat durchaus Spannung. Sollte unbedingt noch etwas reifen und wird dann als Essensbegleiter viel Freude bereiten.
Wein Nr. 4 – La Solana 2015 (José Luis Martínez): Sehr eigenwilliges Bouquet nach eingekochten Erdbeeren, leichter Reduktion, wirkt zugleich aber auch etwas alkoholisch und hitzig. Die Stilistik setzt sich auch am Gaumen fort, der Wein hat trotz schmelziger Struktur auch etwas grobkörniges Tannin und eine gewisse Bitternote im Abgang. Ob sich das noch zusammenfügt? Tanzt in Bezug auf Qualität und Stilistik etwas aus der Reihe.
Wein Nr. 5 – La Isa 2015 (Jacinto López): Die Reben des kontroversesten Wein des Abends sind allesamt nach Süden ausgerichtet und stehen auf kalkhaltigen Lehmböden. In der Nase deutlich reduktiv, zeigt mit etwas Belüftung auch leicht animalische und ledrige Noten, dazu unreife Brombeeren und Kirschen, erinnert fast etwas an Syrah. Im Mund mit präsenten, aber feinkörnigen Gerbstoffen, kraftvoller Struktur, aber auch frischer Säure und elegantem Abgang. Eigenständig, aber charaktervoll: deswegen mein zweiter «Coup de Coeur» des Abends!
Wein Nr. 6 – Peña el Gato 2015 (Juan Carlos Sancha): Nicht nur der eigene Wein des Professors, sondern auch der Wein des Abends: im Bouquet würzig, etwas Vanille und Schokolade, dazu reife Waldbeeren und eine leicht florale Note. Überzeugt im Gaumen mit eleganten Gerbstoffen, guter Balance und feinem Schmelz. Endet lang, frisch und mit nobler Holznote. Eindeutig ein moderner Stil, aber hervorragend gemacht und somit verdient «everybody’s darling».
An dieser Stelle möchte ich mich beim überaus freundlichen Cava Hispania-Team für die spannende Verkostung bedanken. Wer das Garnacha-Experiment in aller Ruhe durchführen möchte, kann die Weine direkt im Ladenlokal in Basel beziehen. So oder so lohnt es sich dort einmal vorbei zu schauen, denn es gibt viele spanische Trouvaillen zu entdecken!
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