Eindrucksvolle Schiefer-Symbiose: Markus Molitor und die Zeltinger Sonnenuhr
Die Symbiose: Lage und Winzer
Sie gehört mit zu den hochwertigsten Weinlagen der Mittelmosel und steht für unverkennbare, mineralische Rieslinge: die Zeltinger Sonnenuhr. Die nach Süden und Südwesten ausgerichtete Einzellage hat eine Hangneigung von bis zu 70% und verfügt über einen hohen Anteil Devon- und Schieferverwitterungsböden. Diese Böden, in Kombination mit einem sehr besonderen Mirkoklima, resultieren in äusserst finessenreichen Riesling-Weinen. Ein beachtlicher Teiler der rund 20 Hektar grossen Lage sind mit den Reben von Markus Molitor bestockt. Daraus kelter der Top-Winzer, der 1984 im Alter von 20 Jahren das väterliche Weingut übernommen hat, eine grosse Bandbreite an Weinen unterschiedlicher Prädikats- und Qualitätsstufen. Diese reichen vom „einfachen“ Kabinett bis hin zur Weltklasse-Auslese, welche für eine Ewigkeit gebaut ist und in ihrer Art nur an der Mosel entstehen kann. Wir haben eine kleine Auswahl der Zeltinger Sonnenuhr-Kollektion aus den Jahrgängen 2015 und 2016 verkostet.
Die Jahrgänge: 2015 und 2016 an der Mittelmosel
Nachdem das Jahr 2014 an der Mosel aufgrund den Witterungsverhältnissen eine grosse Herausforderung für die Winzer darstellte, begann das Weinjahr 2015 wesentlich angenehmer. Der Frühling war mild, sonnig und trocken, was für einen schnellen Austrieb und eine homogene Blüte gesorgt hat. Auch der warme und sonnenreiche Sommer war aussichtsvoll, allerdings blieb die Niederschlagsmenge relativ bescheiden. Dann setzte im September genau rechtzeitig etwas Regen ein, was in Kombinationen mit den milden Tagen und kühlen Herbstnächten hervorragendes Traubengut hervorbrachte. Ob für trockene oder fruchtüsse Weine: der Jahrgang 2015 gehört an der Mosel zweifellos zu der Spitzenjahrgängen.
Auch der Jahrgang 2016 hat vielversprechend begonnen, wären da nicht die unerwartet vielen Niederschläge während der Blüte gewesen. Diese haben teilweise für Verrieselung an den Fruchtansätzen gesorgt, was eine natürliche Ertragsregulierung zur Folge hatte. Auch forderte das feuchte und zugleich warme Klima während der Vegetationsphase viel Fingerspitzengefühl was den Pflanzenschutz betrifft. Doch immerhin zeigte sich die zweite Jahreshälfte von der positiven Seite und so gab es einen warmen und sonnenreichen Sommer, gefolgt von einem milden Herbst mit kühlen Nächten. Das Resultat: physiologisch reifes und extraktreiches Lesegut mit prächtigen Säurewerten und somit ein perfektes Jahr für filigrane, lebendige Kabinett- und Spätleseweine.
2015, Markus Molitor Riesling Zeltinger Sonnenuhr Spätlese (weisse Kapsel), Mosel: Intensive Nase, sehr floral und fruchtig mit Aromen von Holunderblüten, Grapefruit, feiner Schiefer-Würze und Kräutern. Am Gaumen verspielt und mit einer zarten Cremigkeit, dazu eine griffige und lebendige Säure, wirkt alles wie aus einem Guss, ist saftig, frisch und hat sehr viel Trinkfluss. Schöner Abgang mit Aromen von grünem Apfel, Limette und einer dezenten Salzigkeit. Überzeugt auch in einem warmen Jahr mit viel Leichtigkeit und macht jetzt schon viel Freude! Jetzt bis 2028, 18vvPunkte (90/100)
2016, Markus Molitor Riesling Zeltinger Sonnenuhr Auslese ** (weisse Kapsel), Mosel: Nobles und tiefes Bouquet, grüner Apfel, Zitrone, junger Pfirsich, etwas Safran, Kräuter und Blüten. Hat viel Zug und ist präzise, die Säure ist saftig und harmonisiert wunderbar mit der noblen Struktur des Weines. Wirkt ruhig und elegant, hat viel Klasse, feinen Grip und eine delikate Fruchtsüsse. Zeigt wieder Aromen von grünem und rotem Apfel, Pfirsich, reifer Grapefruit, etwas Mandeln und viel Mineralität. Im Abgang mit sehr guter Länge und viel Spiel. Das macht sehr viel Spass und zeigt trotz deutlich Extrakt keinerlei Schwere. Eine tänzerische Auslese mit viel Potential! 2019 bis 2033+, 18,5+vvPunkte (92+/100)
2015, Markus Molitor Riesling Zeltinger Sonnenuhr Kabinett (Goldkapsel), Mosel: Animierende und spannungsvolle Nase mit zarter und reifer Frucht nach gelbem Pfirsich, Maracuja, Apfel, dazu etwas Salzkaramell und eine dezente Schiefernote. Wirkt dann im Gaumen zart und cremig, hat viel Zug, einen leichten Körper und eine gut eingebundene, frische Säure. Im Aroma viel Apfel und dezente Exotik, fruchtiges Finale mit gelungenem Frucht-Säure-Spiel. Besitzt nicht ganz den „Frischekick“ anderer Kabinette aus dem Jahr, zeigt dafür aber viel Harmonie. Und trotz allem Reifepotential welches in ihm steckt: warum warten wenn der Wein jetzt so viel Trinkfreude bereitet? Jetzt bis 2027, 17,5vvPunkte (89/100 )
2015, Markus Molitor Riesling Zeltinger Sonnenuhr Spätlese (Goldkapsel), Mosel: Im Bouquet frisch und floral, animierendes Aromenspiel zwischen knackiger (Apfel, Limette) und exotischer (Passionsfrucht, Maracuja) Frucht, dazu etwas junge Aprikose, Wiesenblumen und eine klare Schieferwürze. Im Gaumen trotz der Fruchtkonzentration sehr schlank und filigran, hat viel Spiel und eine straffe Säure, wirkt sehr harmonisch und nie Fett oder überreif, zeigt eine gute Komplexität mit Noten von Karamell, Honigmelone, Aprikose und Kardamom. Langer, aromatischer Abgang. Auch wenn es einem schwer fällt: wer jetzt eine Flasche davon öffnet, sollte diese nicht am gleichen Abend fertig trinken. Also Korken wieder drauf, den kompletten Trinkspass gibt es dann am Folgetag! Jetzt bis 2033, 18vvPunkte (91/100)
2015, Markus Molitor Riesling Zeltinger Sonnenuhr Auslese** (Goldkapsel), Mosel: Komplexe Nase nach Aprikosen, Pfirsich, reifer Zuckermelone, Blütenhonig, Mango und getrockneten Kräutern. Beginnt dicht und vielschichtig, ist dabei stets elegant und trotz der Konzentration klar wie ein Gebirgsbach. Dazu mit schönem Schmelz, sehr frischer und harmonischer Säure und Noten von auf Punkt gereifter Mango, Aprikose, etwas Himbeere, Ananas, eingelegter Pfirsich, Gewürzen und ein Hauch Bittermandeln. Sehr langer Abgang mit beispielhaft proportionierter Süsse und herrlicher Auslese-Aromatik. Eine eine perfekte Symbiose aus Terroir, Eleganz und hochreifem Traubengut: Mosel-Riesling pur! 2020 bis 2040, 18,5vvPunkte (94/100)
2015, Markus Molitor Riesling Zeltinger Sonnenuhr Auslese*** (Goldkapsel), Mosel: Braucht viel Luft, danach geht die Post ab: enorm vielschichtig und tief, Datteln, Kastanienhonig, kandierter Apfel, getrocknete Orangenzeste, Dörraprikosen, saftige Kräuter und exotische Komponenten duften aus dem Glas. Auch am Gaumen eine Bilderbuch-Auslese: voller Kraft und Saft, mit subtilem Schmelz, wirkt sehr konzentriert und komplex, nahezu perfekt strukturiert, ungemein tief und animierend, die Säure ist wohl proportioniert und schwingt geradezu mit, dazu eine komplexe Aromatik von Datteln, Aprikosen, Passionsfrucht, Honig, Malz und dezenter Nussigkeit. Enorm dicht, aromatisch und beinahe endlos im Nachhall – ein kleines Monument! 2022 bis 2045+, 19vvPunkte (96/100)
Über Geschmack und Qualität
Ist Wein wirklich Geschmackssache? Es mag eine alte Floskel sein, doch sie trifft in den meisten Fällen zu. Dabei sorgt diese Tatsache dafür, dass wir über Wein sprechen, diskutieren und philosophieren. Zugleich wird immer wieder deutlich, dass der Mensch bei der Weinherstellung ein entschiedener Faktor darstellt. So interpretiert jeder Winzer die Herkunft seiner Weine individuell und entsprechend verschieden können die Weine verschiedener Winzer aus nur einen einzelnen Lage ausfallen. Im Falle von Markus Molitor und der Zeltinger Sonnenuhr heisst die Symbiose Schiefer, Harmonie und Qualität. Es zeigten alle verkosteten Weine eine charakteristische Schiefernote und trotz hohem Extrakt und viel Fruchtsüsse wirkte keiner der Weine schwerfällig. Das Zauberwort hierfür heisst Balance. Denn alle Gewächse sind ungemein geschliffen, elegant und wie aus einem Guss, was uns sehr beeindruckt und gefallen hat. Selbstverständlich sind auch diese Weine letztlich Geschmackssache, doch unbestritten ist die grossartige Qualität, welche Markus Molitor mit beachtlicher Konstanz und viel Herkunftscharakter in die Flasche bringt.
Die verkosteten Weine sowie eine weitere Auswahl aus dem Molitor-Sortiment sind in der Schweiz exklusiv bei Paul Ullrich erhältlich.
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