Weingut Kaufmann: Rieslinge mit Wilhelm Tells Präzision
Auf der jährlichen „Riesling und co.“ Degustation vom Deutschen Weininstitut in Zürich haben wir sie entdeckt: die roten Etiketten mit dem Schweizerkreuz. Doch was verbirgt sich hinter einer Flasche Riesling aus dem Rheingau mit der Aufschrift „Tell“ und dem VDP-Logo auf der Kapsel? Das Weingut Kaufmann aus Eltville! Das Gut wurde 2013 vom Schweizer Urban Kaufmann übernommen und war zuvor unter dem Namen Hans Lang bekannt. Der ehemalige Leiter einer Appenzeller Käserei und die ehemalige Geschäftsführerin des VDPs, Eva Raps, haben als Quereinsteiger mittlerweile den dritten Jahrgang auf den Markt gebracht. Seither gab es nicht nur einen Namenswechsel und unverkennbare Etiketten, sondern auch eine Änderung in der Stilistik.
Ein spannendes Trio mit viel Spasspotenzial (c) vvWine
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Das Weingut bewirtschaftet sämtliche Weinberge ökologisch und ist zugleich Förderungsmitglied des Ecovin Verbands. Auch was die Rebsorten angeht scheint der Fokus klar: rund 80% der 20 Hektar Rebfläche sind mit Riesling bepflanzt. Die restlichen 20% verteilen sich auf Pinot Noir, Chardonnay, Weiss- und Grauburgunder. Wir haben uns auf die Paradesorte konzentriert und drei Rieslinge aus dem Jahrgang 2015 verkostet.
2015, Weingut Kaufmann Riesling trocken, Rheingau
Blasses Zitronengelb mit grünen Reflexen im Glas. In der Nase zeigt sich der Ortsriesling sehr offen, harmonisch und sortentypisch mit Aromen von grünem Apfel, Limetten und gelber Grapefruit, dazu kommen würzig-florale Noten von Holunderblüten und grünem Heu. Am Gaumen mit schlankem Körper, mittlerer Intensität und zupackender Säure. Wirkt sehr frisch und vibrierend, zeigt Aromen von grünem Apfel, Zitrusfrüchten, Grapefruit und wieder etwas Kräuterwürziges. Angenehmer und lebendiger Abgang.
Der Wein hat eine sehr schöne Aromatik und wirkt ungemein frisch. Nicht hochkomplex, sondern sehr „straight“ und mit Typizität, das macht Spass! Ein perfekter Begleiter in diesen heissen Tagen mit ordentlichem Trinkfluss ausgestattet. Jetzt bis 2022. 17.5 vvPunkte (88/100)
2015, Weingut Kaufmann Riesling Tell, Rheingau
Blasses Zitronengelb mit grünen Reflexen. Das Bouquet zeigt sich zugänglich, mit einer sehr kompakten Aromenstruktur, viel Spannung und Aromen von reifem Apfel, weissem Pfirsich, Limette, Heu und einem Hauch Jasmin. Im Gaumen mit einem straffen Körper, knackiger Säure und zartem Schmelz. Der Tell besitzt eine gute Struktur und wirkt geradezu vibrierend. Aromen von Grapefruit, weissem Pfirsich, Zitrone, Apfel mit floralen und würzigen Noten. Gute Länge im Abgang, begleitet von einer dezenten aber nicht unangenehmen Bitternote.
Die Steigerung gegenüber dem Ortsriesling ist bemerkenswert und aufgrund der Traubenselektion absolut nachvollziehbar. Da ist ordentlich Spannung drin, mit feinem Schmelz, klarer Fruchtaromatik und unverkennbarer Rheingau-Stilistik. Jetzt bis 2025+. 18 vvPunkte (90/100)
2015, Weingut Kaufmann Riesling Wisselbrunnen GG, Rheingau
Mittleres Zitronengelb. Eine ausladende, noble Nase mit viel Eleganz und Komplexität. Ein grosses Aromenspektrum von Wiesenkräutern, reifem Pfirsich, Aprikose, Kamille, Sternfrucht und etwas Rhabarber strömt aus dem Glas. Gewinnt mit zunehmender Belüftung an Komplexität und Tiefe. Sehr schön balanciert am Gaumen mit edlem Schmelz, einer gut eingebundenen und reifen Säure sowie kompakter und eleganter Struktur. Es offenbart sich ein reiches Aromenspiel nach Pfirsich, reifem Apfel, ein Hauch Ananas, Limette, Aprikosen und würzigen Noten. Endet mit einer sehr guten Länge, viel Spannung und zarter Mineralik.
Ein mundfüllendes, lebendiges und finessenreiches GG zu einem sehr vernünftigen Preis. Das hat grosse Klasse, macht ungemein Spass und hat Potential. Unbedingt noch etwas reifen lassen, es lohnt sich! 2018-2028. 18.5 vvPunkte (93/100)
Die Weine sind der Schweiz bei Peter Kuhn Weine in Diesldorf erhältlich.
Impressum: Adrian van Velsen, Alte Spinnerei 1, CH-5210 Windisch, Telefon +41 44 350 01 44. Adrian@vvWine.ch
Super schönes Foto, dürfen wir das verwenden?
Und natürlich super schöner Artikel! 🙂
Aber sicher, ihr dürft die Bilder verwenden, mit freundlicher Erwähnung des Fotografen (Simon Maissen)