Burgund vs. Baden: eine spannende Blindverkostung in Dielsdorf
Hochwertiges und spannendes Line-Up (c) vvWine |
1. Flight: Chardonnay Burgund vs. Baden (c) vvWine |
2. Flight: Riesling Deutschland vs. Riesling Australien (c) vvWine |
Wein Nr. 5 (Riesling Aus dem Rothenberg 2006, Gunderloch)
Nicht ganz so geradlinig und knackig wie der Gunderloch, aber ebenfalls in tadelloser Form. 18vvPunkte (91/100).
Wein Nr. 7 (Riesling Felsterrasse 2001, Clemens Busch)
Bernsteinfarbe, zeigt zugleich sehr reife Aromen nach Birnel, getrockneten Aprikosen, Karamell, Petrol und Malz. Am Gaumen aber erstaunlich stimmig, dut dosierter Säure, ein Hauch Restzucker, wieder viel Rosinen, Aprikosen, Birnel, Karamell und Honig, gut Länge.
Ein typischer und in sich stimmiger Wein, allerdings etwas über seinen Zenit hinaus gereift und dadurch mit eingeschränktem Trinkspass. 17,5vvPunkte (88/100)
Wein Nr. 8 (Riesling Florita Clare Valley 2007, Jim Barry)
Offene Nase nach tropischen Früchten, Ananas, etwas Vanille, Petrol und Gewürzen. Hat ordentlich Schmelz am Gaumen, die Säure wirkt etwas aufgesetzt, gibt dem Wein aber auch Frische und Trinkfluss. Noten von Honigmelone, Pfirsich und Ananas, langer Abgang mit guter Harmonie.
Dieser Wein ist stilistisch klar anders als die ersten drei Weine, präsentiert sich qualitativ aber auch gleichem Niveau und befindet sich noch in sehr guter Verfassung! 18vvPunkte (91/100).
3. Flight: Pinot Noir Burgund vs. Baden (c) vvWine |
Der Abschluss machte eine grossartige Pinot-Runde. Obwohl praktisch alle Weine aus diesem Flight hohe Bewertungen erhielten, wurden sie relativ kontrovers diskutiert. Das lag aber nicht an der Weinqualität im Glas, sondern den sehr unterschiedlichen Stilistiken.
Wein Nr. 9 (Pommard Clos des Epeneaux 2005, Comte Armand)
Relativ konzentriertes und gereiftes Bouquet nach Hagebutten, schwarzen Kirschen, Pflaumen, Leder, Tabak und Efeu. Maskuline Struktur am Gaumen mit gut eingebundener Säure, schöner Fülle und Balance, komplex, wieder viel dunkle Beeren, Leder, Pfeffer und erdige Noten, langer Abgang.
Keine Ausbund an Frische, dafür sehr komplex, kräftig und mit guter Harmonie. Stilistisch nicht ganz auf meiner Linie, trotzdem ein sehr schöner und typischer Pommard. 18,5vvPunkte (92/100)
Wein Nr. 10 (Pinot Noir «R» 2001, Bernhard Huber)
Sehr frische und lebendige Nase, Erdbeeren, Preiselbeeren, Heu, floral, weisser Pfeffer und feine Röstaromen. Im Gaumen sehr straff und etwas kernig, zugleich aber sehr frisch und elegant, feinste Holznoten kombiniert mit roten Beeren, Gewürzen und floralen Noten, sehr langes Finale.
Dieser Spätburgunder ist hervorragend gereift und überzeugt durch seine Frische und Leichtigkeit. Ein grosser Kontrast zum Chardonnay von Huber und zugleich einer der besten Weine des Abends! 18,5vvPunkte (93/100).
Wein Nr. 11 (Mazoyères-Chambertin VV Grand Cru 2001, Domaine Perrot-Minot)
Tiefe und komplexe Nase, Hagebutte, Erdbeermarmelade, rote Kirschen, Rauch, Leder und Pfeffer. Ziemlich dicht und strukturiert am Gaumen, mit feinkörnigen Gerbstoffen, sehr guter Balance, viel Finesse und Tiefe, Noten von roten Beeren, Gewürzen und etwas Rauch, sehr langer Abgang.
Ein herrlicher Wein mit viel Eleganz, aber auch der sehr viel Dichte und Komplexität. Ist aktuell sehr schön zu trinken und wird auch in einigen Jahren noch Spass machen. 19vvPunkte (94/100)
Wein Nr. 12 (Pinot Noir2005, Shelter Winery)
Expressives Bouquet nach Preiselbeeren, Himbeeren, Heu, Leder und Speck. Hat im Gaumen eine ordentliche Frische und eine sehr straffe und fordernde Säure, zeigt trotz der Kraft eine gewisse Eleganz, ist zugleich aber relativ karg. Im Abgang mit guter Länge und Noten von roten Beeren und Kräutern.
Ein Wein für Liebhaber strammer und karger Stilistik. Trotzdem ein toll gereifter und sehr charaktervoller Pinot Noir. 18vvPunkte (90/100)
Die Punkteauswertung aller Teilnehmer und Weine (c) vvWine |
Für diese sehr gelungene und spannende Verkostung möchte ich mich nochmals bei Peter Kuhn bedanken. Die Flights waren sehr aufschlussreich und haben aufgezeigt, dass sich die deutschen Produzenten nicht hinter den Franzosen verstecken müssen. Besonders der Pinot Noir-Flight hat verdeutlicht, dass sich diese beiden Regionen eher in der Stilistik als bezüglich der Qualität unterscheiden. Doch drängt sich die Frage auf: muss Baden genau gleich schmecken wie Burgund? Ich finde nicht und hoffe sehr, dass die verschiedenen Regionen ihre eigene Stilistik entwickeln resp. beibehalten und Weine im Einklang ihrer Terroirs erzeugen.
Besonders der Umgang mit dem Pinot Noir ist ein Seiltanz und dieser wird nur mit viel Fingerspitzengefühl und Erfahrung gemeistert. Wer diese Attribute hat, wird uns auch zukünftig emotionale Pinot-Erlebnisse bescheren – egal ob aus Frankreich oder Deutschland.
Dein Kommentar
Want to join the discussion?Feel free to contribute!