Chateauneuf-du-Pape: Emmanuel Reynaud empfängt uns auf Chateau Rayas.

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Nach unserem eindrücklichen Besuch im Keller von Henri Bonneau führten uns Christian Sigenthaler und Markus Utiger von Le Millesime zu einem weiteren, sehr renommierten Weingut der südlichen Rhone, dessen Pforten den meisten Weinliebhabern verschlossen bleiben. Chateau Rayas.

Tag 2: Emmanuel Reynaud empfängt uns auf Chateau Rayas.

Wir fahren am Nachmittag des zweiten Tages nach einem kurzen Mittagessen aus Chateauneuf-du-Pape raus und biegen irgendwo an einer unscheinbaren Stelle in einen kleinen Weg ein, der uns zu Chateau Rayas führt. Das Wegweis-Schild rund 100 Meter vor Chateau Rayas ist ungefähr gleich prestigeträchtig wie das Weinbaugebäude von Rayas, welches in keiner Form an ein Chateau erinnert.

Wegweiser zu Chateau Rayas (c) vvWine.ch

Das Anwesen wirkt verlassen, ein paar Vögel pfeifen, ein kühler Herbst-Wind geht. Nach einigen Minuten öffnet Emmanuel Reynaud die Türe und kommt auf uns zu. Entgegen manchen Gerüchten, welchen ihm eine sehr spezielle Umgangsart mit Menschen nachsagen, empfängt er uns herzlich und äusserst freundlich. Er beginnt sofort zu erzählen und schlägt einen gemeinsamen Rundgang durch die Rebanlagen von Rayas vor.

Was sofort auffällt: es ist deutlich kühler hier als anderswo im Chateauneuf-du-Pape, denn Chateau Rayas liegt, umgeben von Wald und nördlicher ausgerichtet als andere Weingüter, auf einem für Chateauneuf-du-Pape sehr speziellen Terroir. Während anderswo in der Apellation sogenannte „Galets“, das sind grosse Kieselsteine, die Reblagen dominieren, wachsen die alten Weinstöcke von Rayas auf Sandböden mit kalkhaltigem Untergrund.

Alles andere als repräsentativ: Chateau Rayas (c) vvWine.ch

Mit straffem Schritt und fast unaufhörlich erzählend schreiten wir die sandigen Böden von Rayas ab. Die Reben liegen, umgeben von Wald in einer Mulde, stets von einer Seite her beschattet. Man wähnt sich hier an einem Strand und man fühlt die Frische des Terroirs richtig. Gemäss Aussagen von Emmanuel Reynaud ist es hier im Sommer immer einige Grad kühler als sonst im Chateauneuf du Pape, was der langsameren Ausreifung der Trauben zu Gute kommt.

Nein, kein Ausflug zum Strand sondern Sandböden von Chateau Rayas (c) vvWine.ch
Kühlstes Terroir im Chateauneuf-du-Pape: ein Teil der Reben von Rayas liegt immer im Schatten (c) vvWine.ch

Emmanuel Reynaud ist durch und durch Landwirt, er wirkt überhaupt nicht abgehoben sondern sehr geerdet, klug, scharfsinnig, forschend und fordernd. Er kennt jede Ecke seiner Reblagen wie seine Hosentasche, greift in den Sand, erklärt die Bodeneigenschaften, das Klima, die Arbeiten im Rebberg und seine Philosophie. Äusserst kompetent beantwortet er unsere Fragen, führt uns weiter durch andere Reblagen und zurück zum Weinbereitungs-Gebäude, welches von hinten genauso unspektakulär aussieht, wie von vorne.

Erd- resp. Sandverbunden: Emmanuel Reynaud von Ch. Rayas (c) vvWine.ch

Im Inneren von Rayas ist ebenfalls alles äusserst einfach ausgestattet. Eine Angestellte ist gerade dabei, Flaschen von Hand zu etikettieren. Ich muss zwei Mal hinschauen, aber es ist so: einer der gesuchtesten Weine der südlichen Rhone wird hier – ganz bescheiden – von Hand etikettiert.

Eine Angestellte etikettiert manuell (c) vvWine.ch

Die Keller sind voll von alten Holzfässern und auch hier präsentieren sich die Kellerräume, wie bei Henri Bonneau, alles andere als blitzblank sauber. Staubige Böden, alte Holzfässer, Plastik-Gärbehälter, keinerlei High-Tech sondern Equipment wie es sonst nur sehr einfache Weinbetriebe benutzen.

Emmanuel Reynaud betont, dass er neues Holz hasst. Wein soll nach Wein und nicht nach Holz schmecken. So kauft er, wenn ab und zu dann doch ein Fass kaputt geht, vorzugsweise auf dem Occasions-Markt ein bereits möglichst oft benutztes Barrique. Er betont: auf Rayas herrscht ein absolutes Neuholzverbot.

Unprätentiös: ein Raum auf Chateau Rayas (c) vvWine.ch

Die Fassmuster, welche wir probieren können sind eindrücklich. Aus den alten, dreckigen Fässern präsentiert uns Emmanuel Reynaud klare, saubere und unglaublich saftige Weine. Wir probieren verschiedene Grenache-Fässer, dazu auch seinen super raren Syrah und natürlich auch den Weissen Rayas, den er aus einem der unscheinbaren Tanks serviert.

Fässer auf Chateau Rayas (c) vvWine.ch

Ich bin beeindruckt. Beeindruckt ab der Kraft und gleichzeitig grossen Finesse, welche diese Weine aufweisen. Sie sind ungemein komplex aber doch einfach zu trinken. Sie sind dicht ohne jegliche Schwere zu zeigen. Und sie sind, obwohl das Traubengut sehr reif gelesen wird, trotzdem frisch und äusserst trinkanimierend.

Beim Abschied klagt uns Emmanuel Reynaud noch sein Leid. Sein grösstes Problem sei nicht, guten Wein zu erzeugen, sondern diesen fair unter allen Händlern aufzuteilen. Die Nachfrage ist gross und sie steigt jedes Jahr. Die Preise entwickeln sich auf dem Sekundärmarkt entsprechend und so bleibt es leider eine grosse Herausforderung, zu einigermassen günstigen Konditionen an die eine oder andere Flasche Rayas zu kommen. Hat man aber so eine ergattert, erfreut man sich an ihr gleich doppelt: einmal beim Einkellern und einmal beim Geniessen mit Weinfreunden.

Auch hier bei Rayas gibt es aber eine gute Alternative für alle, welche nicht hunderte von Franken oder Euro für eine Flasche Rayas ausgeben können oder möchten. Reynaud keltert auf Ch. Des Tours einen hervorragenden Côte du Rhone, welcher stilistisch in die Richtung von Rayas geht und für wenig Geld eine kleine Ahnung gibt, wie der grosse Rayas schmeckt.

Emmanuel Reynaud und Adrian van Velsen (c) vvWine.ch

PS: Anfang Jahr verkosteten wir in einer Runde von Weinfreunden diverse Jahrgänge von Ch. Rayas. Die ausführlichen Notizen dazu findet man hier. Die Weine von Rayas sind ab und zu bei Le Millesime oder Les Vins d’Auteurs erhältlich.

Impressum: Adrian van Velsen, Alte Spinnerei 1, CH-5210 Windisch, Telefon +41 44 350 01 44. Adrian@vvWine.ch
2 Kommentare

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  1. […] technisch vielleicht nicht perfekt, doch wen interessiert das schon? Wie bei meinen Besuchen bei Rayas und Bonneau stehen hier Weine im Glas, die vom Terroir und einer magischen Weinpersönlichkeit […]

  2. […] geht es zum zweiten Teil, einem Bericht über den Besuch bei Chateau […]

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