Die 8 Grand Cru des Jahrgangs 2013 von der Domaine de la Romanée-Conti.
8 Grand Cru des Jahrgangs 2013 von der Domaine de la Romanée-Conti (c) vvWine.ch |
Es gibt Momente im Leben eines Weinfreaks, die er nicht so schnell vergessen wird. Nicht oft hat man nämlich die Chance, gleich alle acht Grand Cru der Domaine de la Romanée-Conti – kurz DRC – parallel zu verkosten.
Jan Martel und sein Team von der Weinhandlung Martel ermöglichten einer Gruppe von Weinfreunden dieses eindrückliche Erlebnis. Die DRC-Probe des Jahrgangs 2013 fand in der Location des Restaurant Netts in St-Gallen statt. Nach einem Apéro, an dem ich mehrere mir gut bekannte Gesichter wiedersehen konnte, durfte man die DRC-Weine an 6er-Tischen in aller Ruhe verkosten.
Sämtliche Weine waren bereits beim Betreten des Raumes in Zalto-Gläser eingeschenkt und perfekt temperiert. Dank des eher kühlen Raumes hielt sich diese perfekte Verkostungs-Temperatur auch angenehm lange, so dass ich bis zum Schluss der Probe keine zu warmen Weine im Glas hatte. Da die Weine nicht kommentiert wurden, konnte ich sie sehr konzentriert verkosten, die einzelnen Lagen immer wieder miteinander vergleichen und ihre Entwicklung über gut eine Stunde im Glas mitverfolgen. An dieser Stelle, ein grosses Dankeschön an Jan und sein Team: besser kann man eine Verkostung nicht organisieren, Chapeau!
8 Gläser mit Magie gefüllt. 2013er Weine von der Domaine de la Romanée-Conti (c) vvWine.ch |
Der Jahrgang 2013 im Burgund.
Der Jahrgang 2013 war im Burgund kein einfacher Jahrgang. Im Gegensatz zu 2011 und 2012, zwei Jahre die zumindest vielversprechend begonnen haben, war 2013 von Beginn weg kühl und nass. Die Blüte war später als normal und der Pilzdruck in den Reben war hoch. An der Cote de Beaune sorgte zudem starker Hagel für eine Dezimierung der Erträge. Die DRC-Lagen an der Cote de Nuits blieben glücklicherweise von diesen Hagel-Stürmen verschont.
Ende Juli und im August folgte dann eine längere, warme und trockene Schönwetterperiode, doch mussten die Trauben sehr lange am Stock hängen bleiben, um vollständig auszureifen. Kurz: die klimatischen Bedingungen waren 2013 alles andere als einfach und gerade Weingüter wie die DRC, welche nach bio-dynamischen Kriterien arbeiten, mussten viele Eingriffe im Rebberg vornehmen, um im Herbst schliesslich gesundes Traubengut einfahren zu können. Die Erträge des Jahrgangs 2013 sind entsprechend tief. Gemäss Decanter betrugen die Erntemengen der DRC beim Jahrgang 2013 im Durchschnitt nur knapp 20 Hektoliter pro Hektar.
Die langsame Ausreifung der Trauben bringt allerdings auch Vorteile mit sich. Die kühleren Herbsttage am Rebstock fördern eine komplexe Aromenbildung und machen den Jahrgang 2013, wie auch in meinem Artikel zum Burgunder-Jahrgang 2013 erwähnt, zu einem frischen Jahrgang, der im besten Fall mit herrlich präziser Frucht und viel Terroir-Charakter überzeugt.
Ich persönlich mag die 2013er-Weine aus dem Burgund sehr. Die kleineren Lagen präsentieren sich bereits heute angenehm zugänglich und die 1er und Grand Cru Weine dürften, auch dank ihrer knackigen Säure, sehr gut reifen. Es würde mich nicht erstaunen, wenn viele 2013er-Weine in 10 Jahren für eine positive Überraschung in Blinddegustationen sorgen.
8 Grand Cru des Jahrgangs 2013 von der Domaine de la Romanée-Conti (c) vvWine.ch |
Die Degustationsnotizen zu den 8 Grand Cru Weinen der DRC.
Nachfolgend meine Eindrücke zu den 2013er Weinen von der Domaine de la Romanée-Conti. Es sind Momentaufnahmen die im Kontext der Grösse dieser Weine nur einen Bruchteil dessen widerspiegeln, was längerfristig in den Weinen steckt.
Domaine de la Romanée-Conti, Montrachet 2013. Mittleres Gelb, schöner Glanz. In der Nase noch deutlich vom Holz geprägt, Noten von Karamell, weissen Blüten, Akazienhonig, mit mehr Luft auch eine rauchige Komponente, sowie Trüffel, sehr gute Komplexität. Am Gaumen weicher, fast molliger Auftakt, dann wird der Wein schlanker, zeigt seine saftige Frucht, wieder Zitrusaromen, dazu Anflüge von Quitten, sehr dicht, mit viel Schmelz aber nicht schwer, gut strukturiert, mit saftiger Säure und sehr gut eingebundenem Holz, welches am Gaumen deutlich weniger markiert als in der Nase. Im Abgang langanhaltend mit dezenter Salzigkeit. Gut möglich, dass ich diesen Wein unterschätze, doch das ist „lediglich“ ein sehr guter Montrachet. Der Wein braucht noch 2-3 Jahre Reife und dürfte dann über sicherlich zehn Jahre viel Trinkspass bieten. 2018-2028, 18.5 vvPunkte (93/100).
Domaine de la Romanée-Conti, Corton 2013 (aus den Grand Cru Lagen Le Clos du Roi, Les Bressandes und Les Renardes). Strahlendes Rubin, jugendlicher Glanz. Die Nase offen, zugänglich, feinduftig mit Aromen von reifen Kirschen, Orangenzesten, Kräutern, Heu, mit mehr Luft auch Süssholz und ausgekühlte Kaminasche. Tänzerisch leichter Auftakt, bereits zugänglich mit rotfruchtigen Aromen, saftige, sehr knackige Frucht, frische Säure, leichter bis mittlerer Körper, solide Struktur mit bereits gut integrierten, feinen Gerbstoffen. Endet mittellang und sehr stimmig auf Blutorangen und eine feine Salzigkeit. Das ist Pinot-Genuss auf hohem Niveau. Wer nicht warten kann macht hier nichts falsch, denn dieser Corton zeigt sich bereits angenehm zugänglich, hat aber auch Reserven für 1-2 Dekaden. Jetzt bis 2032. 18.5 vvPunkte (93/100).
Domaine de la Romanée-Conti, Échézeaux 2013. Strahlendes Rubin, jugendlicher Glanz. Intensive, expressive und sehr würzige Nase, Himbeeren, Erdbeeren, reife Kirschen, Blutorangen, werden von vielen Kräutern umgarnt, dezent florale Noten, sehr verspielt und ungemein charmant. Fruchtbetonter Gaumen, auch hier reife Himbeeren, Sauerkirschen, dazu helle Orangen und wieder eine angenehme Würzigkeit. Leichter bis mittlerer Körper, sehr saftige Säure und feine, mässig ausgeprägte Gerbstoffstruktur. Endet langanhaltend und würzig wie er begonnen hat und hinterlässt eine bezaubernde Himbeernote. Ein sehr femininer Échézeaux mit viel Harmonie und Finesse, ist bereits angenehm zugänglich. Jetzt bis 2035, 19 vvPunkte (94/100).
Domaine de la Romanée-Conti, Grands-Échézeaux 2013. Kräftiges Rubin, schöner Glanz. Anfangs verhaltene, sehr tiefe Nase, braucht Zeit, sich zu öffnen. Mit mehr Luft zeigen sich viele florale Aromen, da ist ein ganzer Strauss mit Veilchen, getrockneten Rosen, dazu viel Himbeerfrucht, auch Anflüge von Dörrpflaumen, hervorragende Komplexität. Am Gaumen kraftvoller Auftakt, rote und dunkle Beeren, dazu Orangenzesten, deutlich kräftiger, männlicher als Échézeaux, mittelkräftiger Körper, markante Gerbstoff-Struktur und ausgezeichnete Säure. Endet langanhaltend auf Himbeeren und Dörrpflaumen. Ein hervorragend gelungener Grands-Échézeaux und für mich, neben der Lage Romanée-Saint-Vivant, die positive Überraschung des Abends. 2020 bis 2040, 19 vvPunkte (96/100)
DRC, 2013er Romanée-Saint-Vivant und Richebourg (c) vvWine.ch |
Domaine de la Romanée-Conti, Romanée-Saint-Vivant 2013. Kräftiges Rubin, jugendlicher Glanz. Sehr tiefe Nase, anfangs verhalten, dezent noch vom Barrique-Ausbau beeinflusst, dann zunehmend floral werdend, viele Veilchen, getrockente Kräuter, rote und dunkle Beeren, verändert sich ständig, wird immer komplexer, zeigt mit mehr Luft auch Anflüge von Weihnachtsgewürzen, eine beeindruckende Nase. Am Gaumen straffer, gradliniger Auftakt, dunkle Beeren tanzen mit roten Beeren, auch hier Orangenzesten wahrnehmbar, mittelkräftiger Körper, sehr gute Struktur, die Säure ist perfekt integriert, am Gaumen keinerlei Holz wahrnehmbar. Im Abgang sehr, sehr lang, endet auf Blutorangen und Veilchen. Ein hervorragend gelungener Romanée-Saint-Vivant, ein wahres Weinmonument, die perfekte Symbiose aus Kraft und Finesse. Für mich, neben der Lage Grands-Échézeaux, die Überraschung des Abends. Braucht definitiv Reife und hat enorm viel Potential. 2022-2045+, 19.5 vvPunkte (97/100).
Domaine de la Romanée-Conti, Richebourg 2013. Leuchtendes Rubin. In der Nase erstaunlich offen, da sind dunkle Kirschen aber auch Sauerkirschen, viele florale Düfte die an Lavendel und Veilchen erinnern, dazu Rauch, Torf und etwas Pfefferwürze, ausgezeichnete Komplexität, sich ständig verändernd. Am Gaumen mit einem fast harmlosen Auftakt, dann breitet sich der Wein aus, dunkle und rote Früchte, deutlich Sauerkirschen, dazu Blutorangen, Kräuter, sehr viel Würzigkeit, äusserst charaktervoll mit mittelkräftigem Körper und einer sehr guten Struktur. Im Abgang von ausgezeichneter Länge, wirkt fast etwas hitzig, endet auf Sauerkirschen. Der Wein ist noch sehr jugendlich und ungestüm, braucht definitiv Zeit sich zu finden. Möglicherweise tue ich im Unrecht, aber in meinen Augen hat Richbebourg nicht ganz so viel Potential wie Romanée-Saint-Vivant. 2022-2040. 19+ vvPunkte (95+/100).
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Domaine de la Romanée-Conti, La Tâche 2013. Strahlendes Rubin. Die Nase anfangs sehr verhalten, tief, unglaublich nobel. Mit mehr Luft entwickelt der Weine eine herrliche Floralität, da sind Veilchen und getrocknete Rosen, Anflüge von Schwarztee und dunkler Schokolade, dahinter strahlend klare rote und dunklen Beerenfrucht sowie Blutorangen, ein ausgezeichnetes Aromenspiel, das nur erahnen lässt, was hier in zehn Jahren noch alles kommt. Am Gaumen erstaunlich weicher Auftakt, dann breitet sich der Wein aus, wird mächtig, maskulin, kurz danach doch wieder seidenweich, ein stetiges Hin und Her zwischen Männlichkeit und Weiblichkeit, unglaublich viel Spannung ist hier mit im Spiel. Mittelkräftiger Körper, ausgezeichnete Struktur und grossartige Finesse, endet sehr, sehr lang und hinterlässt Aromen von Schwarzbrot (Pumpernickel). Grosses Kino für das es leider viel zu wenige Eintritts-Tickets gibt. 2022-2045. 19.5 vvPunkte (98/100)
Domaine de la Romanée-Conti, Romanée-Conti 2013. Kräftiges Rubin, jugendlicher Glanz. Die Nase ein Traum, natürlich, anfangs verhalten, doch diese Tiefe ist beeindruckend, dunkle Kirschen, Sauerkirschen, Blutorangen, Veilchen, getrocknete Blumen, Heu, geröstete Haselnuss, Zimt, Nelken dann auch exotische Gewürznoten die an Kardamom erinnern, ein Spektakel, man könnte stundenlang daran riechen. Weicher, ja samtiger Auftakt, da ist ein beeindruckende, saftige und klare Frucht, rote und dunkle Beeren wechseln sich ab, viele Sauerkirschen, Himbeeren, würzige Noten, mittelkräftiger Körper, feinst gewobene Gerbstoffe, perfekt integrierte Säure, das ist Dichte und Kraft bei gleichzeitig grosser Harmonie, nie schwer, sondern tänzerisch leicht und doch mit Biss und Nachdruck. Kann ein Wein perfekter sein? Ein Wein, der die Nase küsst und die Zunge streichelt. Hühnerhaut garantiert. Ganz grosses Kino, doch leider ist auch dieser Saal immer ausverkauft… 2022-2045, 20 vvPunkte (100/100).
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