Monastrell vs. Mourvèdre

Gestern Abend eine sehr schöne Mourvèdre/Monastrell Runde in der Rösslipost in Unteriberg. Nach einem mehrheitlich auf Mourvèdre basierten Rosé (sehr feiner Basis-Wein, passte ideal zur Vorspeise) kamen einige Rotweine ins Glas.

Am Anfang der Acleno aus Jumilla. Eine Assemblage aus Monastrell und Syrah. Der Wein ist ein unkomplizierter Tischwein, ausgewogen in der Frucht, mit weisser Pfefferwürze (Syrah!) und ohne zu viel Gerbstoff, einer angenehmen Frische und Saftigkeit bei gleichzeitig nicht übertriebenem Holzeinsatz. Perfekt zur sommerlichen Grillade. 16.5 vvPunkte (83/100). Ein überdurchschnittlich guter Alltagswein zu einem fairem Kurs. Jetzt bis 2017.

Weiter ging es mit dem grossen Bruder des Acleno. Der Wein heisst 12 weil er 12 Monate im Barrique ausgebaut worden ist. Deutlich tiefer als sein kleiner Bruder, mit dunklen und roten Beeren, etwas Zartbitterschokolade und reifem, weichem Gerbstoff. Ein moderner Spanier mit viel Niveau und etwas weniger Herkunft. Dürfte ohne anzuecken vielen gefallen. Preislich mit knapp 25 Franken interessant. Jetzt bis 2020.

Bevor ich zum „Monsterwein“ des Abends komme, meine Notizen zu den darauf folgenden Bandol-Weinen.

Um es vorauszuschicken: mein Herz schlägt (und schlug an diesem Abend) ganz klar auf der Bandol Seite. Herrlich ausgereift und doch noch mit Reserven der 2001er Gaussen: unglaublich tief mit noch immer grossartiger Frucht und schöner Würzigkeit. Ein toller Vin de Garde dessen eigenständige Aromatik polarisiert hat. Für mich klar der Wein des Abends. 19 vvPunkte  (94/100). Jetzt bis 2020+

Der 2001er Bandol der Domaine Gros’Noré ein Meisterwerk der Finesse. Die Nase von burgundischer Schönheit mit sich ständig ändernden Nuancen. Am Gaumen fein und wüzig, eher rotbeerige, eingekochte Frucht und Noten von zartbitterer Schokolade. 18.5 vvPunkte (92 / 100). Jetzt geniessen.

Leider korkte der „Le Galantin“ aus der Magnum. Die Ersatzflaschen im 0.75-Format zeigten sich sehr reif aber schön. Auch hier burgundische Noten, duftig, nobel gealtert, am Gaumen eher rotbeerig in der Frucht, mürbe, voll ausgereifte Gerbstoffe und gut eingebundene Säure. Im Abgang leider etwas kurz. 17.5 vvPunkte (88/100). Jetzt geniessen.

Stilistisch schliesslich am anderen Ende der Welt aber trotzdem mit sehr guten 18.5 vvPunkten (93/100) und damit praktisch auf Augenhöhe mit dem Gaussen bewertet, der „Moragon Family Collection 2010„. Dies ist ein zu 100% aus Monastrell gekelterter Lagerwein aus über 100jährigen Reben, die in hohen Lagen wachsen. Der Wein ist ein unglaubliches Kraftpaket, ein Fruchtkonzentrat, ein „Monster“, eine „Fruchtbombe“. Dunkelbeerig, Tabak, Rauch, sehr tief und mit Massen an Gerbstoff und schöner Säure. Dank den hohen Lagen verfügt der Wein trotz 15% Alkohol über viel Finesse. Beeindruckend, lang im Abgang und zweifelsohne von hervorragender Qualität, wenn auch kein Wein von dem ich eine ganze Flasche trinken möchte. Er macht einfach zu rasch zu satt. Ein Versuch ist er aber allemal wert, wenn auch der Preis am oberen Limit ist. 2015-2025.

Mehr dazu sicher bald im Blog des Weinclub Ybrig.
Impressum: Adrian van Velsen, Alte Spinnerei 1, CH-5210 Windisch, Telefon +41 44 350 01 44. Adrian@vvWine.ch
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