Ch. Fonroque und Ch. La Conseillante

Nach meinem Computer-Crash habe ich glücklicherweise die Notizen von unseren Besuchen bei Ch. Fonroque und Ch. La Conseillante wieder gefunden.

Ch. Fonroque liegt, von Liburne kommend, kurz vor St. Emilion. Man erreicht das Chateaux über eine herrliche Zufahrt durch eine Allee.

Wir werden durch die Assistentin von Alain Moeuix freundlich empfangen und beginnen unseren Rundgang.

Nach rund 10 Minuten stösst Alain Moeuix dazu, still, beobachtend, sehr distinguiert aber mit einer enormen Aura.

Der Keller wird gerade renoviert, die alten Betontanks werden – nein, nicht durch Inox – sondern durch neue, kleinere Betontanks ersetzt. Warum: Inox isoliert weniger, Beton behält die Kühle mit weniger Energieaufwand.

Wir führen Diskussionen über Bio generell und das Gut im Speziellen. Alain Moeuix ist überzeugt, dass Bio eine schönere Ballance in die Weine bringt. Bio und gute Böden stärken automatisch das Rückgrat des Weines, sie „vertikalisieren“ den Wein quasi.

Alain Moeuix ist sympathisch, sehr überzeugt von dem was er tut, ein Patron, der ruhig spricht und eine unglaubliche Selbstsicherheit ausstrahlt ohne arrogant zu wirken. Eine faszinierende Person.

Ch. Fonroque wird in rund 30% neuem Holz ausgebaut. Ein Experiment mit einem Beton-Ei à ca. 900 Liter ist gerade am Laufen. Das Ei hat den Vorteil, dass es von der Form her zu einem Temperatur-Unterschied zwischen der Masse ganz Oben und der Masse ganz unten führt. Durch die runde Form und die feinen Temperatur-Unterschiede wird der Wein konstant umgewälzt, was reduktive Noten verhindert und regelmässiges Umziehen der Weine überflüssig macht.

Die Keller sind unprätentiös, da wo der 2009er eben noch in den Fässern lag ist nun das Zwischenlager für die frisch abgefüllten 2009er Holzkisten.

Die Weine:

Ch. Cartier 2007: rotbeerige Nase, frisch, klar. Am Gaumen eher leichter Auftakt, wieder schöne, rotbeerige Frucht, gute Würze, Zitronen- Melisse, passend zum Frühling. Sehr gradlinig, unkompliziert aber ungemein trinkig. Endet im Abgang auf Lakrizze. 14.5 vvpunkte. 2011-2016.

Ch. Fonroque 2008: rotbeerige Nase, tiefer, intensiver als der Cartier, etwas dunkle Beeren gesellen sich dazu. Am Gaumen fleischiger Auftakt, dann schöne, frische, mineralische Note, steht wie eine 1 im Glas, hat Charakter, ist „vertikalisiert“ und verfügt über eine sehr gute Struktur. Ein St. Emilion, weit weg von plump. Ein Bordeaux, wie wir ihn mögen. 17.5+ vvpunkte. 2013-2020.

Was bleibt? Wenn jeder Winzer sich von Alain Moeuix eine Scheibe abschneiden würde, könnte sich die Region noch viel schöner präsentieren, als sie dies schon heute tut.

Ch. La Conseillante
Zugegeben, Melanie ist etwas nervös. Ch. La Conseillante, ihr Lieblings-Gut, da sollten wir nicht zu spät kommen…

Wir werden von Jean-Michel Laporte persönlich begrüsst. Er schreitet selbstsicher in die Weinberge, beginnt zu erzählen. Die Region, die engen Verhältnisse – eingeklemmt zwischen Cheval-Blanc, Evangile, VCC und le Petit Village. Er kennt die Parzellen, weiss die Böden zu schätzen.

Conseillante ist ein Familienbetrieb. Sie könnten problemlos die 3-4 fache Menge verkaufen doch die Struktur des Absatzmarktes ist seit 10 Jahren gleich: die Schweiz macht 10%, Frankreich 25% und die neuen Märkte – u.a. China – sind noch kein grosses Thema – sagt Laporte. Conseillante ist kein Spekulationswein und die Beziehung zu den Händlern und Endkunden liegt ihnen am Herzen. Der Fakt, dass wir zwei „kleinen Bordeaux-Liebhaber“ das Chateaux besuchen können, ist der beste Beweis dafür.

Bio kein Thema. Jean-Michel Laporte glaubt persönlich nicht dran. Warum: die Verhältnisse sind eng, wenn er Bio macht und Evangile und die anderen Nachbaren spritzen, sind 20-30% der Reben nicht bio. Ein zwar konservativer aber durchaus nachvollziehbarer Approach.

Der Keller ist alles andere als eindrücklich. Fast schon antike Stahltanks stehen da – aus den 60er-Jahren, zusammen mit Figeac und Haut-Brion gehörte La Conseillante damals zur technologischen Spitze im Bordeaux. Heute – gesteht er erhrlich ein – ist es Zeit für einen neuen Keller. Mit dem Jahrgang 2012 wird dieser entstehen, sprich: der 2011er ist der lezte Conseillante aus dem alten Keller (ob die markanten Preiserhöhungen von 2009 und voraussichtlich 2010 unter anderem diesen Umbau finanzieren sollen bleibe dahingestellt.

Das Traubengut wird auf Ch. La Conseillante vier mal sortiert. Der Ausbau erfolgte bis anhin in fast 100% Neuholz. Seit 2010 versucht Jean-Michel Laporte den Neuholzanteil zu verringrern. Ziel ist es, wie Nachbar Petrus, auf ca. 50-60% zu kommen. Neuartige Toasting-Methoden welche tiefer ins Holz eindringen helfen, die Fässer länger nutzbar zu machen und damit den aromatischen Einfluss des Holzes sowie der Holz-Tannine zu verringern.

Im Glas, ein Fassmuster des 2010ers: der Duft springt förmlich aus dem Glas. Die Nase: betörend, tief, dunkle Beeren, feine Würze, blumige Aromen die an weisse Lilien erinnert, da ist Kraft aber da ist auch viel Finesse. Der Gaumen ist mächtig und erstaunlich zugänglich und doch noch unfertig. Da sind Massen von Gerbstoff, sehr fein gewoben. Die sehr präsente Säure gibt die nötige Frische und trägt wohl ihren Teil dazu bei, dass die 14.5% Alkohol nicht auffallen. Ein Hammerwein, sensationell. 19.5 vvpunkte. 2020-2040.

Auf die steigenden Alkoholgrade angesprochen meint Jean-Michel Laport nur; ich würde gerne wieder Weine mit 13 oder 13.5% machen aber es geht aktuell einfach nicht.

Wir verabschieden uns, nach über 1 Stunde. Man nimmt sicht Zeit auf La Conseillante, stets der Tradition verpflichtet und mit einem erstaunlich grossen Kundenfokus. Einen Termin zu kriegen ist nicht einfach. Ein herzliches Dankeschön geht hier an Daniel Gazzar (www.gazzar-weine.ch), der uns diesen Besuch ermöglicht hat. Aber wenn man mal auf La Conseillante ist, fühlt man sich sehr gut aufgehoben.

Impressum: Adrian van Velsen, Alte Spinnerei 1, CH-5210 Windisch, Telefon +41 44 350 01 44. Adrian@vvWine.ch
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  1. […] erinnere mich gut an meinen Besuch im Jahr 2011 auf Château Fonroque in Saint-Emilion. Alain Moueix, ein äusserst charismatischer […]

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