Ch. La Grange Clinet 2005. Geduld lohnt sich…

Heute wagte ich mich wieder einmal an einen Wein, den ich zuletzt im 2009 total verschlossen erlebt habe (null Trinkspass, aber viel Potential). Allerdings attestierte ich dem Wein ein gutes Potential, das sich ab ca. 2012 zeigen dürfte. Nun, neugierig wie ich bin, öffnete ich schon etwas vorher wieder eine Flasche.

Die Farbe: dunkles Bordeauxrot, im Kern fast Schwarz. Keine Spur von Alterstönen.

Die erste Nase direkt nach dem Öffnen entspricht meinen vorsichtigen Erwartungen; sie zeigt sich reduktiv, sehr verhalten. Darum ab damit ins grosse Riedel Sommelier Bordeaux-Glas. Und siehe da, nach ein paar Minuten verschwindet die reduktive Note und es zeigen sich erste Fruchtaromen. Nach rund einer halben Stunde öffnet sich die Nase immer mehr, da sind viele dunkle Beeren, da ist Kaffee und eine schöne Mineralität, die an Rost erinnert. Eindrücklich, tief, noch nicht ganz offen.

Am Gaumen ein äusserst frischer Auftakt, da sind Massen von dunklen Beeren, der Alkohol ist spürbar, wird aber von der Frucht und einer guten Säure in Schach gehalten. Die Gerbstoffe sind sehr präsent und von ausgezeichneter Qualität, sie geben dem Wein aktuell noch ein recht ungestümes Auftreten, doch das wird sich legen, ganz sicher. Im Abgang nachhaltig und sehr ausgewogen, endet auf einen feinen Hauch Lakrizze.

Die Neugier hat sich gelohnt, zum ersten Mal kommt bei diesem kräftigen Jahrgang Trinkspass auf. Nach wie vor ein Wein für Leute mit Sinn für Potential. Wer ihn heute öffnet, sollte ihn in grossen Gläsern servieren oder noch besser ca. 2h dekantieren. Am besten aber lässt man die Flaschen noch für 1-2 Jahre unangetastet liegen. Technisch bewertet, ein ausgezeichneter Wein: 17 vvpunkte (90). Am besten eine 12er-Kiste kaufen und eine Flasche antasten. Die restlichen 11 ab Ende 2012 bis 2022+. Hervorragendes Preis-/Leistungsverhältnis.

Der Nachfolgejahrgang ist erhältlich bei Gazzar