Abstecher in die Region Morges.

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Vor kurzem durfte ich im Rahmen einer Presse-Reise, die vom Office des Vins Vaudois organisiert wurde, einige Weingüter rund um das Städtchen Morges kennenlernen. Den ersten Halt machten wir auf der Domaine la Capitaine, wo Reynald Parmelin die rund 25 Hektar Rebfläche nach biodynamischen Richtlinien bewirtschaftet und nicht weniger als 21 verschiedene Rebsorten kultiviert. Viele Weine werden in auffällige blaue Flaschen gefüllt, was die Domaine La Capitaine optisch deutlich von anderen Produzenten abhebt.

Domaine La Capitaine (c) vvWine.ch

Besonders gut gefallen hat mir der Chasselas Grand Cru aus dem Jahr 2022, der in Amphoren ausgebaut wurde. In der Nase offen, feinduftig, mit Noten von Apfel, weissem Pfirsich und floralen Nuancen präsentiert sich der Wein am Gaumen sehr harmonisch und mit leicht cremiger Textur sowie einer ausgewogenen Säure. 89 vvPunkte. Auch der Sauvignon Gris 2022, der zu 70% in Edelstahl und zu 30% in Barriques ausgebaut wurde, war qualitativ hochwertig: Expressiv, würzig und leicht rauchig in der Nase sowie mit guter Struktur und grosser Aromenvielfalt am Gaumen. 91 vvPunkte. Eindrücklich war auch ein Blick in die Vergangenheit: Ein 1996er Chasselas – wohlbemerkt ein mittelmässiges Jahr – stand trotz seinen fast 30 Jahren Flaschenreife und goldgelber Farbe noch immer topfit im Glas: In der Nase mit reifem Apfel und nussigen Noten und einem gereiften jedoch noch immer frischen Gaumen. 88 vvPunkte.

Domaine La Capitaine (c) vvWine.ch

Weiter ging’s zu einer Verkostung von Servagnin-Weinen. Es handelt sich dabei um einen Ur-Pinot Noir, der vor rund 600 Jahren unter dem Namen «Servagnin» vom Burgund erstmals in die Region Morges gebracht wurde. Heute dürfen nur die Winzer der AOC Morges den Namen «Servagnin» verwenden. Ich verkostete auf meiner kurzen Reise ins Waadland lediglich vier Servagnin-Weine, doch ich werde in naher Zukunft weitere 14 Servagnin-Weine aus dem Jahr 2022 vorstellen, die mir freundlicherweise von Vins de Morges zur Verkostung zur Verfügung gestellt wurden.

2021, Servagnin, Cave de la Côte. Bei 22 Grad vergoren, dann während 14 Monaten in Burgunder-Barriques ausgebaut, 50% Neuholz. Helles Rubinrot. Feinwürziger Duft, reiffruchtig, Kirschen, dezent rauchige Noten vom Neuholz. Am Gaumen zugänglich, runde, reife Tannine, nicht überbordende Tannine, milde Säure, leicht adstringierendes Finale auf Blutorangen. Für die mittlere Reife gebaut. Ab sofort bis 2030. 90 vvPunkte

2021, Servagnin, Les Trois Terres. Ganztraubenvergärung. Helles Rubinrot. Expressiv mit viel Cassis, hellfruchtige Noten, herber Touch. Am Gaumen straff, delikate Frucht, diese wird von etwas herbem Tannin überlagert, die Säure belebt, hält den Wein frisch. Mittellanger Abgang. Charaktervoll, darf reifen. 88 vvPunkte

Servagnin-Weine (c) vvWine.ch

2021, Servagnin, Bolle & Cie SA. Die Trauben stammen aus verschiedenen Parzellen aus drei Dörfern. Im Holz ausgebaut. Leicht reduktiv, verhalten, still. Am Gaumen mit knackiger Frucht, die Säure ist gut verpackt, stützt die Frucht, der Abgang endet rotfruchtig mit einer anregenden Bitternote. 89 vvPunkte

2016, Servagnin, Perey Vignerons Encaveurs. Verhalten, mit feiner Würze, einer reifen Kirschfrucht. Am Gaumen gradlinig, knackige Frucht, etwas wildes Tannin, eine gute Säure stützt und verleiht Trinkfluss. Im Abgang rotfruchtig mit Würze und einem leicht hitzigen Finish. 88 vvPunkte

Einen weiteren Halt machten wir bei der Domaine de Famolens, welche unter der Leitung von Vincent Gränicher in Umstellung auf biodynamische Landwirtschaft ist. Diese Veränderung spiegelt sich nicht nur in der Philosophie des Weinbaus wider, sondern auch in der Qualität der erzeugten Weine.

Domaine de Famolens (c) vvWine.ch

Der 2022er Grand Cru Mont sur Rolle ist ein Chasselas, der, obwohl er die 100% malolaktische Gärung zu 100% gemacht hat, mit ungemein viel Frische überzeugt. Grüngelb, feinduftig, grüne Äpfel, grasige und florale Aromen. Am Gaumen leichtfüssig und frisch mit einer knackigen Säure und viel Energie. Salziger Abgang. Ideal als Aperitif. 88 vvPunkte. Ein weiteres Highlight aus dem Portfolio der Domaine Famolens ist der 2022er Merlot, der zwölf Monate in Barriques, davon 20% Neuholz, gereift ist. Offen, fruchtbetont, reife Pflaumen, Kirschen, Brombeeren und weihnachtliche Gewürze im Duft. Am Gaumen gradlinig, frisch, sehr gute Struktur, knackige Frucht, noch wildes Tannin, belebende Säure. Ein Wein mit Rasse und Länge, verspricht ein sehr gutes Reifepotenzial. Jetzt bis 2038 geniessen. Für lediglich CHF 23 (bei Spar) bietet dieser Wein grossen Trinkspass fürs Geld. 92 vvPunkte

Neben der Domaine de Famolens kümmert sich Vincent Gränicher auch um die Weine der Domaine Es Cordelières. Der 2023er Chasselas Grand Cru Mont sur Rolle, präsentiert sich mit reifen Äpfeln, einer leichten Butternote sowie Lindenblüten in der Nase. Am Gaumen mit cremiger Textur, rund und ausgewogen, lebhafte Säure, würziges und mineralisches Finale. 89 vvPunkte. Der 2023er Chasselas 1er Grand Cru, der in Amphoren ausgebaut wurde, zeigte eine dezente Reduktion sowie Aromen von weissem Pfirsich, Apfel und Lindenblüten. Am Gaumen leichtfüssig, frisch, vertikal und mit einem würzigen Finish. Ein finessenreicher, eleganter Chasselas. 91 vvPunkte.

Domaine Es Cordelières (c) vvWine.ch

Die letzte Station meiner Reise war die Domaine Penloup, das ebenfalls von Vincent Gränicher geführt wird. Ich verkostete eine Auswahl an Weinen, die mich bezüglich Qualität sehr überzeugen.

2023, A l’Origine, Domaine Penloup (100% Chasselas, mit Naturhefen vergoren, ohne Schönung und Filtration abgefüllt. 11.3% Alkohol). Verhaltene Nase, mineralisch geprägt, dezenter Hefeton, unreife Stachelbeeren, weisse Blüten, grasige Noten. Am Gaumen lebendig, gradlinig, leicht cremige Textur, ungemein straff und frisch, salin und lang im Abgang. Was für eine Balance, das nächste Glas wartet. 90 vvPunkte

2023, Le Nature macération de chasselas, Domaine Penloup. 11% Alkohol. Nature-like in der Nase, wild, expressiv, kräuterige Noten, getrocknete Gräser, spannend. Am Gaumen mit Gerbstoff, zeigt viel Leben, wirkt wild, jedoch bei sich. Langer, frischer, feinwürziger Abgang, endet auf getrocknete Kamillenblüten. Ein Hit. 91 vvPunkte

2023, Pinot Blanc, Domaine Penloup. 12.6% Alkohol. Offene Nase, frisch, fruchtig, zitrische Noten, weisser Pfirisch, Birnenschalen, Käse. Am Gaumen ungemein rassig, knackig, gut strukturiert, mittlere Länge, salines Finish, Grapfruit im Rückaroma. 89 vvPunkte

Domaine Penloup (c) vvWine.ch

2022, Chardonnay Reserve, Domaine Penloup. Holzbetote Nase, nussige Noten, geraspelte Mandeln, Vanilleeis, florale Töne. Dichter Gaumen, druckvoll, strukturiert, gute Säure, sehr spicy im Finish, erinnert im Rückaroma an Jalapeño Chili. 90 vvPunkte

2023, Cuvée Rouge, Domaine Penloup. (Assemblage aus Gamaret, Garanoir und Pinot Noir, 12.8% Alkohol) Fruchtige Nase, dunkle Beeren, ein Hauch von Schokolade, sehr sauber. Gradliniger, knackiger Gaumen, lebendig, frisch, unkompliziert jedoch nicht banal. Mittlere Länge. Eine erstaunlich gut balancierter Grill-Wein mit Niveau. 89 vvPunkte

2022, Pinot Noir Réserve, Domaine Penloup. (Ausgebaut in Barriques, 13.7% Alkohol). Dunkelfruchtige Nase, ein Hauch von Dujac schwingt hier mit, Kirschen, Brombeeren, rauchige und florale Noten, sehr komplex. Am Gaumen saftig, druckvoll, die Balance stimmt, da ist zwar merklich Tannin das den Gaumen in diesem jungen Stadium noch fordert, doch die Frucht mag das Strukturgerüst schlucken, der Alkohol ist gut eingebunden, sehr gute Länge, rotfruchtiges Finish. Kann reifen. 2026 bis 2038. 93 vvPunkte

Mehr über die Waadtländer Weine erfährt man direkt auf der Website des OVV.

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