Xynisteri Ξυνιστέρι
Möglicherweise liegt es daran, dass der Name dieser Traubensorte nicht ganz einfach auszusprechen ist, denn sonst wären die Xynisteri-Weine aus Zypern sicherlich in aller Munde und die Preise würden sich rasch verdoppeln. In Anbetracht der Qualität und Eigenständigkeit wäre dies gar nicht falsch, wenn auch aus Geniessersicht nicht wünschenswert. Glücklicherweise kann man die Xynisteri-Weine aber noch immer zu vernünftigen Kursen kaufen, was an dieser Stelle gleich zum Auftakt dieses kurzen Artikels eine klare Aufforderung an meine Leserschaft ist, sich davon ein paar Flaschen in den Keller zu legen.
Die Weissweinsorte Xynisteri (griechisch Ξυνιστέρι), die auf Zypern an den südlichen Hängen des Troodos-Gebirge angebaut wird, macht heute mit ca. 2’000 Hektaren knapp einen Fünftel der bestockten Rebfläche der Insel aus. Xynisteri ist damit die wichtigste Traubensorte Zyperns. Zusammen mit der Sorte Kypreiko – Kypreiko heisst auf Zypern Mavro (griechisch μαύρος mavros ‚schwarz‘) – ist Xynisteri auch Bestandteil des Süssweins Commandaria, über den ich an dieser Stelle ebenfalls schon berichtet habe. Die Xynisteri-Stöcke Zyperns sind gänzlich wurzelecht und gedeihen in Parzellen, die bis zu 1’500 Meter über dem Meeresspiegel liegen. Die Traubensorte reift relativ spät aus und wird meist erst in der zweiten Oktoberhälfte gelesen. Es entstehen aus ihr Weine, die sowohl in ihrer Jugend als auch nach einigen Jahren Reife durch Frische, Struktur und Komplexität überzeugen.
Seit vielen Jahren importiert Paphos Weine verschiedene zypriotische Tropfen in die Schweiz. Ich durfte vor einigen Wochen einige Weine dieser spannenden Weissweinsorte probieren. Die Verkostung zeigte deutlich, dass Bernhard Furler, der Gründer von Paphos Weine, eine unglaublich gute Spürnase für feine Weine hat, denn losgelöst von den teils sehr günstigen Preisen bieten die Weine ein faszinierendes Aromenspektrum und vor allem auch eine grandiose Mineralik. Die Weine sind gerade richtig für den nun hoffentlich bald eintreffenden Sommer: Lange, laue Abende, Fisch und Seafood vom Grill, vielleicht auch Auberginen, Gemüse, Poulet oder ein dünnes stück Kalbfleisch, der Fantasie seien keine Grenzen gesetzt, denn die Kombinationsmöglichkeiten sind vielfältig.
Nachfolgende meine Verkostungs-Eindrücke, ausnahmsweise mit direktem Link zu den Weinen, damit meine liebe Leserschaft die teils abenteuerlichen Buchstabenkombinationen nicht im Adlersystem eingeben muss 😉
2018, Plegma plé-gma, Etko/Olympus Winery, Zypern (85% Xynisteri, 15% Muscat d’Alexandria, in alten Commandaria Fässern vergoren, danach 5 Monate auf der Feinhefe ausgebaut. 13% Alkohol.) Sehr kräftiges, dunkles Goldgelb. Die Nase ist faszinierend, komplex, zeigt reife Zitrusfrucht, exotische Früchte, Bittermandeln, Blütenhonig. Im Gaumen cremig und rund, einerseits üppig, dennoch elegant, kräftige Aromatik, wiederum Bittermandeln und Honignoten, feine Säure und sehr gute Länge. Ein faszinierender, sehr hochwertiger Weisswein. Auf dem Peak. Jetzt bis 2025 geniessen. 90 vvPunkte Hier geht’s zum Wein.
2019, Alates, Vlassides Winery, Zypern (100% Xynisteri aus einem 35jährigen Rebberg, der auf 900 Metern über Meer steht. Ausbau während 6 Monaten im 2000 Liter Fass. Produktion 2600 Flaschen. Alates bedeutet in zypriotischem Dialekt «Flügel». 12.5% Alkohol) Mittleres Grüngelb. Feinduftige Nase, florale Töne, Zitrusfrucht und grüner Apfel, ein Hauch Weissbrot. Im Gaumen schlank, frisch, kühl anmutend, die delikate Frucht wird von einer feinen Säurestruktur getragen, der Wein zeigt Rasse und Trinkfluss, endet auf eine mineralisch-salzige Note. Sehr ausgewogen und zu Fisch und Seafood sicherlich perfekt. Jetzt bis 2026, 89 vvPunkte Hier geht’s zum Wein.
2020, Petritis, Kyperounda Winery, Zypern (100% Xynisteri. 1/5 des Weins reift zwei Monate lang in französischen Eichenbarriques. Die Reben sind 60-90 Jahre alt und stehen auf Lagen, die bis auf 1450 Meter über Meer gehen. Petritis bedeutet Wanderfalke. 13% Alkohol). Grüngelb, schöner Glanz. Die Nase ist mineralisch geprägt, steinig und kühl anmutend, Zitrusfrüchte, Kräuter, etwas Feuerstein, faszinierend. Im Gaumen gradlinig und druckvoll, perfekt reife Frucht, sehr gute Säure, das ist steinig und super mineralisch geprägt, ein Terroirwein sondergleichen, mit Energie und Balance, dazu mit einem faszinierend langen und salzigen Abgang. Lebensfreude pur ist das. Jetzt bis 2027+, 91 vvPunkte Hier geht’s zum Wein.
2020, Alina Xynisteri, Vouni Panayia Winery, Zypern (100% Xynisteri von wurzelechten Reben «Franc de Pied», die auf 700 bis 1150 Metern über Meer stehen, 12.5% Alkohol). Kräftiges Gelb. Parfümierte, florale Nase, zeigt Kamillen-Blüten, Zitrusfrüchte, grüner Apfel und auch exotische Früchte, spannend. Im Gaumen schlank, die reife Frucht ist von einer salzigen Mineralik unterlegt, die Säure hält frisch, da ist kein Gramm Fett, nur Trinkfluss und durchaus Eleganz, ein faszinierendes Spiel aus Terroir und Frucht. Im Abgang von guter Länge, endet trocken und salzig. Da braucht es nun nur noch ein paar Scampi vom Grill und die Welt ist ziemlich in Ordnung. 89 vvPunkte Hier geht’s zum Wein.
2021, Xynisteri, Zambartas Wineries, Zypern (100% Xynisteri von alten Reben, die auf 850 Metern über Meer in der Region Krasochoria gedeihen. 13% Alkohol). Mittleres Goldgelb. Zurückhaltende, feinduftige Nase, weisse Blüten, Limetten, ein Hauch Papaya. Der Gaumen ist cremig, rund, sehr fruchtig, mit guter Säure und einer subtilen Mineralik unterlegt, nicht sonderlich komplex, jedoch mit schöner Balance und einer mittleren Länge im Abgang. Ein leichter Apéro-Wein, der auch Sommersalate und nicht zu kräftige Fischspeisen begleiten dürfte. 87 vvPunkte Hier geht’s zum Wein.
2021, Xynisteri, Tsiakkas Winery, Zypern (98% Xynisteri, 2% Muscat d’Alexandria von bis zu 100 Jahre alten Reben, die auf 800 bis 1450 Metern über Meer gedeihen. 12% Alkohol). Goldgelb. Subtile Nase, öffnet sich mit Luft, zeigt florale Töne, der Muscat ist wahrnehmbar, jedoch nicht aufdringlich, Apfel, Pfirsich, weisse Blüten. Im Gaumen cremig und rund, leichter Körper, gut integrierte Säure, der Wein zeigt Frische und Trinkfluss, die Säure ist angenehm proportioniert, eine feine, salzige Note konterte die Frucht. Angenehm langanhaltend und sehr ausgewogen im Abgang. Jetzt bis 2026 geniessen, 88 vvPunkte Hier geht’s zum Wein.
Alle Weine sind in der Schweiz bei Paphos Weine und Wylaade erhältlich. Für Leserinnen und Leser aus anderen Ländern empfehle ich den Wine-Seacher.
Als interessante Randbemerkung möchte ich anfügen, dass dank Marcos Zambartas, der in Adelaide studiert hat, seit ein paar Jahren an der Uni Adelaide ein grosses Experiment läuft. Man ist dort auf der Suche nach hitzeresistenten Rebsorten als Antwort auf die Probleme des Klimawandels im Rebbau Australiens. Die Sorten Xynisteri (weiss) und Maratheftiko (rot) sind Teil dieses Projektes. Im Barrossa Valley gibt es bereits zwei kommerzielle Rebberge mit diesen Sorten, allerdings noch keine Weine. Man darf aber gespannt sein auf die ersten australischen Weine aus den Sorten Xynisteri und Maratheftiko.
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