Zwei zweitletzte Flaschen mit Klasse.
Irgendwann kommen sie dran, die letzten Flaschen einer Weinkiste. Davor aber wird die zweitletzte Flasche geöffnet, und diese ist für mich die schönste Flasche, denn man kann sich bei und nach deren Genuss noch auf die wirklich letzte Flasche freuen. Kürzlich, zwei zweitletzte Flaschen, die mir nicht nur gut sondern ausgezeichnet gefallen haben. Der «Les Bauchets» Champagner von Flavien Nowack liegt seit 2019 bei mir im Keller. Mein Freund Philipp hat mir diesen damals besorgt und jede, aber auch wirklich jede der Flaschen war ein Hochgenuss. So auch diese zweitletzte Flasche, welche meine Vorfreude auf die letzte entsprechend vergrössert.
2012, Les Bauchets Extra Brut Pinot Noir, Champagne Novack, Frankreich, Champagne (Auf die Flasche gefüllt im Mai 2013, Degorgiert im Januar 2018, 2g Dosage). Komplexes Duftspiel nach Dörrtomaten, Crème brûlée, mürbem Apfel, Quitte, einem Touch Hefe und nussigen Noten. Im Gaumen cremig und rund im Auftakt, dann packt die Säure zu, messerscharf, lebhaft, feine Perlage, aromatisch mit einem Mix aus Himbeeren und Orangenschalen, salziger, langer Abgang. Ein wilder und doch in sich stimmiger Champagner. Ausgezeichnete Harmonie. 94 vvPunkte Wein finden
Die 6er-Kiste Château Léoville Barton kaufe ich, zusammen mit 3 Magnum-Flaschen im Sommer 2004 in Subskription. Ich kann mich noch gut erinnern, wie der Jahrgang 2003 damals in allen Tönen gelobt worden ist. Die Weine kamen darum auch nicht günstig auf den Markt. Später kamen die 03er mehr und mehr in die Kriktik. Die Weine reifen zu rasch, hätten kein Potential, braune Plörre, alles zum auskippen… Ich sehe das zumindest im nördlichen Teil des linken Ufers dezidiert anders und dieser Barton aus 2003 ist der beste Beweis dafür, dass dieser Jahrgang teils ausgezeichnete Weine hervorgebracht hat.
2003, Château Léoville Barton, Frankreich, Bordeaux, Saint-Julien. Der Kork ist in einem Zustand, wie wenn man den Wein vorgestern abgefüllt hätte. Noch immer jugendliche Farbe, keinerlei Brauntöne. Offene, noble Nase, 101% sauber, klar und rein, ein Schnupperwein, viel dunkle Frucht, Kirsche, Brombeeren, dazu blonder Tabak, Kräuter, Kreuzkümmel. Im Gaumen auf den Punkt gereift, saftige Frucht, strukturiert, mit reifen, fein verwobenen Tanninen, einer lebhaften Säure und lediglich 13% Alkohol. Langer, harmonischer Abgang. Dies ist ein wunderbar ausgewogener Barton, aktuell in einem super Trinkfenster und mit sicherlich 10 Jahren Reserven. Schade neigt sich die 6er-Kiste Barton dem Ende zu, die Vorfreude ruht in meiner letzten 75cl Flasche, sowie in einer noch verfügbaren Magnum. Jetzt bis 2032+ 95 vvPunkte Wein finden
Ich plädiere dafür, dass man die Bordeauxweine nicht zu spät geniesst. Gerade wenn man über 6er oder 12er Kisten verfügt, lohnt es sich, der ersten Flasche nach zirka zehn Jahren eine Chance zu geben. Oft ist ein Bordeaux zehn Jahre nach seiner Ernte in einem ersten, schönen Trinkfenster. Und falls doch noch nicht, hat man ab diesem Zeitpunk immer noch 10 bis 20 Jahre Zeit und kann alle zwei bis drei Jahre einen weiteren Versuch starten.
Hoi Adrian,
Dank deiner Notiz werde ich diesen Champus auch bestellen und probieren…Tönt sehr interessant!
Hoi Goce, ich fand den Sprudel top – anscheinend gibt’s aber Flaschenvarianzen den gewisse Kritiken sind unterirdisch – no risk, no fun 🙂
Dann sind wir jetzt mit der letzten Flasche gleich auf 🙂