Der kleine Bruder des San Leonardo.
Über den San Leonardo habe ich hier schon mehrfach berichtet, gehört dieser Wein doch zu den schönsten Vertretern seiner Region. Allerdings kostet er in der Schweiz um 70 Franken, was für viele Weingeniessende nicht mehr zwingend im Spontankaufbereich liegt. Sein kleiner Bruder schlägt mit ca. 25 Franken deutlich günstiger zu Buche, steht dem San Leonardo in Sachen Ausgewogenheit jedoch in nichts nach, das hat die Verkostung des 2016ers gezeigt, den ich kürzlich verkostet habe.
2016, Villa Gresti di San Leonardo, Vigneti delle Dolomiti rosso IGT, Trentino-Alto Adige, Italien (100% Merlot). Kräftiges Rubin. Intensive, dunkelfruchtige Nase, zeigt reife Brombeeren, Pflaume, Tabak, Mandeln, eine dezente, animalische Note schwingt mit. Im Gaumen zugänglich, fruchtig, mittlerer Körper, gut integrierte, fein verwobene Tannine, das Holz ist genau richtig dosiert, der Wein wirk leichtfüssig, zeigt Trinkfluss und endet sehr balanciert auf eine kräuterige Note. Sehr gute Qualität und im Kontext des Preies äusserst empfehlenswert. Ab sofort bis 2030 geniessen. 90 vvPunkte. Wein finden
Natürlich wollte ich wissen, wie sich der grosse Bruder daneben präsentiert und ich gebe zu, dass ich das Öffnen dieser Flasche nicht bereue, im Gegenteil: Dieser Wein präsentiert sich aktuell von seiner besten Seite. Ob’s am Glas aus der «Josephinen-Serie» liegt oder ob ich einfach eine sensationelle Flasche erwischt habe, eigentlich egal…
2016, San Leonardo Vigneti delle Dolomiti IGT, Tenuta San Leonardo, Südtirol, Italien. (Eine Assemblage aus Cabernet Sauvignon, Carmenère und Merlot. Handlese, strenge Selektion. Vergoren in grossen Bottichen, Ausbau während 6 Monaten in grossen Fässern aus slawonischer Eiche. Danach reift der Wein während zwei Jahren in ein respektive zwei Mal gebrauchten, französischen Barriques und seit dem 2016er ein weiteres Jahr auf der Flasche). Kräftiges Bordeauxrot, zeigt erste Reifetöne. Die Nase ist ein Traum, tief und würzig, mit einem ganzen Korb von dunklen und roten Beeren, dazu erdige Töne, etwas Pflaumenkompott, darüber blonder Tabak, angekohltes Holz, Süssholz, Harz, ein Gedicht. Der Gaumen ist elegant, gut strukturiert, mit bereits herrlich eingebundenen, fein verwobenen Gerbstoffen und einer sehr guten Säure, reiffruchtig, jedoch frisch, mit ausgezeichneter Balance und einem langanhaltenden, feinwürzigen Abgang. Hat seit meiner letzten Verkostung mitte Jahr an Komplexität und Finesse gewonnen und verdient seine ausgezeichnete Bewertung ohne jeden Zweifel. Bis 2030+ geniessen, 94 vvPunkte. Wein finden
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