La Rodeline: Stille Schaffer.

, , , ,

Es gibt die Lauten und die Leisen im Wallis. Claudine und Yvon Roduit-Desfayes gehören wohl eher zu Letzteren. Sie rücken sich nicht ständig ins Zentrum des Geschehens, bleiben diskret im Hintergrund, machen ihre Arbeit – und – diese machen sie gut. Yvon meint im Video (siehe unten), dass das Rad nicht jedes Jahr neu erfunden werden muss. Es braucht nicht immer neue Weinkreationen, es braucht vielmehr die Kenntniss des Terroirs, der Böden, der Reblagen, der Sorten. Erfahrung ist Teil der Qualität.

Ich berichtete schon einmal über einen Wein, der mich sehr beeindruckt hat. Diese Tage im Glas, ein kleiner Querschnitt durch die aktuelle Kollektion von La Rodeline.

Die verkosteten Weine von La Rodeline (c) vvWine.ch

2019, Raffort, Humagne Blanc Fully, Domaine La Rodeline, Wallis, Schweiz. Blasses Gelb, grüne Reflexe. In der Nase zartduftig, dezent Eisbonbon, dann viel Limette, grüner Apfel, etwas weisser Pfirsich und darüber Orangenblüten, wirkt frisch. Im Gaumen gradlinig, straff, schlank, leichter, bis mittlerer Körper, sehr schöne Säurestruktur, zeigt viel Frische und einen guten Trinkfluss, endet mittellang auf Blütenhonig und ein feines Bitterchen. Ein gelungener Vertreter der Sorte. Jetzt bis 2025 geniessen. 87/100 vvPunkte.

2019, La Murgère, Petite Arvine, Domaine La Rodeline, Wallis, Schweiz (Entrappung, danach Gärung in thermoregulierten Stahltanks. 6 bis 8 Monate Reifung auf der Hefe). Kräftiges Grüngelb. In der Nase mit exotischen Früchten, das ist wie die Papaya mit einem Schuss Limette, welche wir in Jamaica immer zum Frühstück geniessen, dazu etwas Aprikose und weisse Blüten, schöner Duft. Der Auftakt ist kräftig, wuchtig, voluminös, der Wein zeigt Körper und eine reife Frucht, diese wird getragen von einer feinen Säure und merklich Alkohol, sehr konzentriert, opulent, bleibt jedoch in sich ausgewogen und trotzt jeder Schwerfälligkeit. Im Abgang von guter Länge, endet auf Aprikose und eine für die Sorte so typische Salzigkeit. Definitiv ein Wein, der gerne als Essbegleiter eingesetzt werden möchte. Kann reifen und könnte damit an Komplexität noch zulegen. 2020-2028. 89+/100 vvPunkte.

Ein wunderbarer Heida mit Reserven: Combe d’Enfer Païen von La Rodeline (c) vvWine.ch

2019, Combe d’Enfer, Païen/Heida, Domaine La Rodeline, Wallis, Schweiz (100% Savagnin Blanc. Die Trauben werden bei knapp 100 Oechsle geerntet und der Wein trocken gekeltert. Gärung im Stahltank, danach Ausbau in 4jährigen, gebrauchten Barrique-Fässern. Keine biologischer Säureabbau). Mittleres Gelb. Zurückhaltende Nase, reiffruchtig, zeigt Zitrusfrüchte, Mango, auch Passionsfrucht und Dörraprikosen, öffnet sich mit Luft und etwas Wärme, wirkt sehr verspielt. Im Gaumen dicht und mit cremiger Textur, da ist ordentlich Körper und Druck mit im Spiel, doch nichts wirkt überladen, der Wein ist ausgewogen und dank einer vifen Säure wunderbar frisch. Endet langanhaltend auf exotische Früchte und etwas Würzigkeit. Ein sehr gelungener, eleganter Heida, der als Begleiter einer Käseplatte, zu Seafood oder sogar einem im Heu gegarten Mistkratzerli eingesetzt werden kann. Gefällt mir sehr gut, hat Reserven. Jetzt bis 2030. 91/100 vvPunkte.

2018, Syrah de Fully AOC, Domaine La Rodeline, Wallis, Schweiz (Von über 20jährigen Reben auf 500 Metern über Meer, südlich ausgerichtet, leicht kieshaltige Granitböden. Nach einer langen Maischestandzeit und der Gärung in Stahltanks wird der Wein in 300-Liter-Fässer gefüllt, wo er 12 bis 18 Monate lang reift). Kräftiges Rubinrot. Anfangs dezent reduktiv, braucht etwas Zeit, wirkt tiefgründig und komplex, die Brombeer- und Kirschfrucht wird von krautigen Noten ergänzt, darüber sortentypisch weisser Pfeffer und florale Aromen, feuchter Stein, Leder, Gewürze. Im Gaumen dicht, zupackend, schwankt zwischen reifer, warmer Beerenfrucht und einem kühlen, steinigen Charakter hin und her (die Granitböden lassen grüssen…), der Spannungsbogen ist beeindruckend, die Struktur sehr gut, Säure und fein gewobene Tannine stützen das Fruchtbündel, der Alkohol hält sich mit 13.5% angenehm im Rahmen. Im Abgang langanhaltend und wunderbar ausgewogen. Ein charaktervoller, sehr sortentypischer Syrah mit Rasse und Eleganz. Bravo! Idealerweise ab 2021 bis 2030+ geniessen. 92/100 vvPunkte.

Wie aus dem Stein gemeisselt: Rouge d’Y von La Rodeline (c) vvWine.ch

2017, Rouge d’Y, Domaine La Rodeline, Wallis, Schweiz (Assemblage aus Syrah und Cornalin, den beiden klassischen Rotweinsorten des Wallis, Ausbau während 18 Monaten in Barrique-Fässern, 12 Monate davon in neuen Fässern). Kräftiges Rubinrot. Tiefgründige Nase, wunderschön zurückhaltend, nobel, mit einem vielschichten Aromaspektrum das neben dunklen Früchten auch rotfruchtige Aromen sowie Tabak, Leder, Pfeffer und ätherische Noten zeigt. Im Gaumen ein Gedicht, hier treffen Kraft und Finesse aufeinander, der Wein hat Körper und Dichte, zeigt dabei Rasse und Schliff, feinste Gerbstoffe und eine saftige Säure tragen die Frucht, alles ist an seinem Platz, top ausgewogen, das Holz zwar wahrnehmbar jedoch perfekt dosiert, nichts überwiegt, alles ist da. Im Abgang mit viel Persistenz und einem dunkelfruchtigen, feinwürzigen Finale. Was will man mehr? Ein in sich ruhender Wein mit grossen Reserven, wie aus dem Stein gemeisselt. Ich ziehe meinen Hut. Jetzt bis 2033+. 93/100 vvPunkte.

Sämtliche Weine sind direkt ab Weingut erhältlich. Wer mehr über das bescheidene Winzerpaar erfahren will, kann sich den Film anschauen: Dieser bringt das Wesen der beiden meiner Meinung nach gut auf den Punkt.

Portrait Claudine und Yvon von La Rodeline, Fully (c) Swisswinedirectory

0 Kommentare

Dein Kommentar

Want to join the discussion?
Feel free to contribute!

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.