Petite Arvine de Fully von Benoît Dorsaz.

Über den Syrah von Benoît Dorsaz berichtete ich bereits vor einiger Zeit. Der begnatete Winzer und langjährige Biodynamiker gehört mit seinen Syrah- und Cornalin-Weinen nämlich Jahr für Jahr zu den besten Produzenten der Schweiz. Mehrheitlich vom Hörensagen her kannte ich die Dorsaz-Weissweine aus der Sorte Petite Arvine. Einige Weinfreunde lobten diese zwar immer wieder mal in den höchsten Tönen, doch im Glas hatte ich die Weine erst kürzlich.

Die Sorte Petite Arvine wird sowohl im Wallis als auch im italienischen Aostatal kultiviert. Auf der Walliser Seite wurde sie ursprünglich primär rund um Martigny und Fully angebaut. Es ist eine heikle Sorte, die über die Jahre vom Chasselas verdrängt wurde. Bis in die Siebzigerjahre ging die Petit Arvine Fläche auf lediglich 14 Hektaren zurück. Heute aber hat sie zu ihrem alten Glanz zurückgefunden und wird auf immerhin 150 Hektaren angebaut. Die Petite Arvine fühlt sich an sonnigen und windgeschützten Terrassen-Lagen mit kargen Böden wohl, allerdings sollten diese nicht zu trocken sein. Sie treibt früh aus, reift aber erst spät, was zu einem entsprechend langen Vegetationszyklus führt. Dieser trägt dazu bei, dass hocharomatische Trauben entstehen, die oft erst mit 100+ Oechslegraden gelesen werden und entsprechend reichhaltige, alkoholstarke Weine ergeben.

Kraftvolle Terroir-Weine: Petite Arvine von Benoît Dorsaz (c) vvWine.ch

Ich verkostete zwei aktuell verfügbare Weine aus den Hitzejahren 2018 und 2019 sowie ein etwas gereifteren Wein aus dem Jahr 2016. Während sich der 2016er Quintessence Petite Arvine auf dem Genuss-Peak befindet, wird der 2018er noch von etwas Kellerreife profitieren.

2019, Les Perches, Petite Arvine de Fully, Benoît Dorsaz, Wallis (100% Petite Arvine, 6 Monate lang im Stahltank ausgebaut. 14.6% Alkohol). Mittleres Gelb, jugendlicher Glanz. Die Nase zeigt zitrische Noten, dazu exotische Früchte, Stein, florale Töne und Kräuter, sehr komplex. Im Gaumen opulent, ausladend, cremige Textur, merklich Alkohol, dieser jedoch bei kühler Temperatur nicht störend, sondern gut eingebunden, die Säure wirkt mild, verleiht dem Wein ein solides Rückgrat. Endet im Abgang mittellang auf reife Aprikosen und eine feine, salzige Note. Das Hitzejahr ist zu erkennen, darum besser etwas kühl geniessen! 2020-2025+ 89/100 vvPunkte.

2018, Quintessence, Petit Arvine de Fully, Benoît Dorsaz, Wallis (Die Petite-Arvine Weine der Linie «Quintessence» werden im Barrique ausgebaut. Dies bedingt viel Fingerspitzen, damit die Balance zwischen Holz und Frucht gehalten werden kann. Die Reben stehen in der Gemeinde Fully auf Gneis und Moräne-Böden. Am Fusse der Reben befindet sich ein 10 Meter hoher Gneisblock, der von diesem grossartigen Granit-Terroir zeugt. Gelesen wurde der 2018er zwischen dem 15. und 18. September. 65% der Erntemenge wurde in gebrauchten Holzfässern vergoren, das letzte Drittel wurde in Edelstahltanks vinifiziert. Nach 12 Monaten Ausbau wurden die beiden Lots assembliert und weitere sechs Monate lang in gebrauchten Holzfässern ausgebaut. 14.6% Alkohol). Mittleres Gelb. Intensive Nase, ein herrlicher Duft, Aprikosen, gelbe Kirschpflaumen, etwas weisser Tee, getrocknete Gräser, Heublumen. Im Auftakt cremig und weich, zeigt einen kräftigen Körper, die feine Säure harmoniert mit der Frucht, die 14.6% Alkohol sind spürbar jedoch gut verpackt, der Wein wirkt lebhaft, noch jugendlich, zeigt viel Energie und eine gute Harmonie. Im Abgang langanhaltend, würzig, hinterlässt Aprikosen und eine dezent salzige Note. Noch für 1-2 Jahre im Keller vergessen und sich ab 2022 bis 2027 auf einen gereiften Petite Arvine freuen. 90+/100 vvPunkte.

Nobel gereift und aus dem Grassl Cru Glas ein Hit: Petite Arvine de Fully Quintessence, Benoît Dorsaz (c) vvWine.ch

2016, Quintessence, Petite Arvine de Fully, Benoît Dorsaz, Wallis (100% Petit Arvine) . Dunkles Gelb. Die Nase zeigt einen betörenden Duft, getrocknete Kräuter, florale Noten die mich an Kamillenblüten erinnern, auch Tee, dahinter nasser Stein, reife Aprikose und etwas Quitte. Im Gaumen vollmundig, weich, ölige Textur, körperreich, mit Kraft, Druck, einer feinen Säurestruktur sowie gut balanciertem Alkohol, da ist viel Würze mit im Spiel, dazu eine reife, saftige Frucht. Der Wein ist auf dem Peak, bietet aktuell perfekten Trinkspass und hallt im mineralisch geprägten Abgang sehr lange nach, endet auf Aprikosenkonfiture. Jetzt bis 2026 geniessen. 92/100 vvPunkte.

Der 2019er Les Perches sowie der 2018er Quintessence sind direkt beim Winzer erhältlich.

4 Kommentare
  1. Rainer Volz
    Rainer Volz says:

    Deine Verkostungsnotizen machen immer Lust auf mehr. Nach deinem frohen Bericht bin ich in meinem Keller einer Flasche 2016-er an den Kragen gegangen. Du liegst gut mit deiner Prognose, dass sich der 2016-er in einer schönen Phase befindet. Dennoch kommen mir Zweifel. So sehr ich Benoît Dorsaz bewundere: mit trockenen Petite Arvine Weinen werde ich wohl immer meine Mühe haben. Ich liebe zwar die Spannung und Aromatik in diesen Weinen, aber Tannine und Säure (für mich das Wichtigste an einem Wein) behagen mir weniger.

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    • adrian.vanvelsen
      adrian.vanvelsen says:

      Hallo Rainer. Was für Zweifel hast du denn? Ich persönlich mag leichte Weine lieber, aber ub Sachen Qualität ist dieser etwas opulente Tropfen top. Alles eine Frage des persönlichen Geschmacks. Herzliche Grüsse Adrian

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      • Rainer Volz
        Rainer Volz says:

        Hallo Adrian, ich bezweifle nicht die Qualität. Ich vermisse nur (unabhängig vom Produzent) Finesse und Eleganz in diesen ansonsten einwandfreien Weinen. Beste Grüsse, Rainer

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        • adrian.vanvelsen
          adrian.vanvelsen says:

          Absolut, da bin ich bei dir… Elegant würde ich die Weine nicht nennen, das ist von der Sorte her wohl nur schwierig möglich…

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