Ornellaia 2016: La Tensione.
Bolgheri feiert 2019 sein 25-jähriges Jubiläum. Die Appellation nahe der toskanischen Küste ist erst seit 1994 als DOC für Rotweine anerkannt. Ursprünglich wurden in Bolgheri hauptsächlich Weiss- und Roséweine produziert, bis man dort glücklicherweise herausgefunden hat, dass man durchaus auch hochwertige Rotweine vinifizieren kann.
Sein erst einjähriges Jubiliäum feiert am 23. April 2019 das Ristorante Ornellaia. Das Restaurant hat mit dem Weingut einiges gemeinsam und strahlt ebenfalls Noblesse, Eleganz, viel Italianità, Klasse sowie ein gehobenes qualitatives, aber auch preisliches Niveau aus. Und: Beide Oernallaia’s, der Wein und das Restaurant, sind eng mit der Bindella-Gruppe verbunden.
So lud die Firma Bindella kürzlich einige ausgwählte Journalisten in eben dieses Restaurant ein, um gemeinsam mit dem Chef-Oenologen Axel Heinz den Jahrgang 2016 unter die Lupe zu nehmen. 2016 ist, nach dem hervorragenden 2015er, über welchen ich hier berichtet habe, erneut ein grosser Bolgheri-Jahrgang. Allerdings, und das war das Interessante an der Verkostung, präsentiert sich der 2016er (sein symbolischer Name lautet «La Tensione») mit seiner straffen, strukturierten und etwas unnahbareren Art mit einem ganz anderen Charakter, als der weiche, zugängliche 2015er, welcher vor einem Jahr unter dem Leitthema «Carisma» auf den Markt gekommen ist.
Zweifelsohne: Ornellaia ist erwachsen geworden. Nach der Kindheit in den Achtzigerjahren mit den gelungenen Jahrgängen 85, 88 aber auch 90, folgte eine spannende Jugendphase. Ab zirka Mitte der Neunzigerjahre, wo mit dem 97er, 98er aber auch 00er schöne Weine entstanden sind, folgten eine ganze Serie von richtig eindrucksvollen Jahrgängen (01, 04, 06, 07) welche nun mit den jüngsten Jahrgängen 2015 und 2016 komplettiert werden. Es sind, so sagte Axel Heinz, wahre Milestones für Ornellaia.
Der Witterungsverlauf war in beiden Jahren ähnlich. 2016 begann mit einem milden Winter gefolgt von einem Frühling mit genügend Regen und einem trockenen, heissen Sommer. Im Unterschied zu 2015, wo der Sommer brütend heiss war (es gab eine Periode wo es 40 Tage lang in Serie über 30 Grad warm war, bis dass die grosszügigen Augustregen eine Abkühlung brachten) gab es 2016 keine Sommer-Niederschläge. Im Gegenteil: 2016 war sehr, sehr trocken jedoch nicht ganz so heiss wie 2015. Entsprechend konnten sich die Reben während den kühlen Nächten gut erholen und die Trauben entwickelten ein ausgezeichnetes, aromatisches Potential. 2016 war, so viel sei vorausgeschickt, ein ausgesprochen gutes Jahr für den Cabernet Sauvignon. Gelesen wurden die roten Trauben, ähnlich wie 2015, ab dem 15. September bis zirka Mitte Oktober.
2016, Ornellaia Bianco, Bolgheri DOC superiore, Toskana, Italien (100% Sauvignon Blanc, 100% im Holz vinifiziert aber nur 25-30% Neuholz. Ausbau während 12 bis 15 Monaten auf der Hefe): Mittleres Gelb. Komplexe Nase mit Aromen von reifem Pfirsich, reifer Ananas, Holunderblüten, dazu eine Kräuternote, Heublumen und eine fast schon exotische Würze. Im Gaumen zugänglich und weich im Auftakt, zeigt Schmelz und eine gewisse Fülle, bleibt jedoch gradlinig und klar, die reife Frucht wird von einem guten Säuregerüst gestützt, im Abgang langanhaltend, druckvoll und mit viel Würze. Ein kräftiger, voluminöser, äusserst gehaltvoller Wein, der dennoch über Eleganz und eine gewisse Frische verfügt. Jetzt bis 2025+ 18.5 vvPunkte (92/100).
2016, Le Serre Nuove dell Ornellaia, Bolgheri DOC superiore, Toskana, Italien (44% Merlot, 26% Cabernet Sauvignon, 18% Petit Verdot, 12% Cabernet Franc): Leuchtendes Rubin, jugendlicher Glan. Inteniver Duft, reife dunkle Pflaumenfrucht, Zedernholz, Pinienharz, ätherische Noten, ein Hauch Süssholz. Im Gaumen geschmeidig und schon sehr zugänglich, mittlerer Körper, feine Gerbstoffe, die Frucht wirkt üppig, strahlt eine gewisse Wärme aus, die Säure ist mild, gut eingebunden verleiht eine gewisse Frische und sorgt für Zug. Im Abgang von sehr guter Länge, endet auf reife rote Kirschfrucht und Pflaumenkompott. Offenherzig, warm. 18 vvPunkte (91/100).
2016, Ornellaia, Bolgheri DOC superiore, Toskana, Italien (51% Cabernet Sauvignon, 27% Merlot, 18% Cabernet Franc,4% Petit Verdot, mit einem pH-Wert von 3.5 verfügt der Wein über eine sehr gute Säure. Zum Vergleich, die pH-Werte des 2015ers liegen bei 3.8): Kräftiges Rubin. Die Nase ist anfangs verhalten, zeigt dabei viel Tiefgründigkeit und Noblesse, öffnet sich mit der Zeit, offenbart Düfte von dunklen Kirschen, schwarzen Johannisbeeren, Blaubeeren, Zedernholz, darüber florale Töne, getrocknete Gewürze, auch hier Zedernaromen und Pinienharz, darüber eine markante Cabernet Franc-Würze, sehr komplex. Der Gaumen beging sanft, weich, reife, süsse Frucht, vollmundig, opulent und sehr reichhaltig, doch eine hervorragende Säure puffert diese Üppigkeit, die Gerbstoffe sind markant, noch jugendlich und wild, jedoch fein gewoben – engergiegeladen, dicht und im Abgang hocharomatisch, hallt sicher 1 Minute nach. Ein fordernder Ornellaia, der irgendwo zwischen Hitze und Frische schwebt, verbindet diese beiden Welten äusserst gut. Definitiv ein Langstreckenläufer, der von etwas Kellerreife profitieren wird. 2025-2045+. 19.5 vvPunkte (97/100)
2009, Ornellaia, Bolgheri doc superiore, Toskana, Italien (53% Cabernet Sauvignon, 23% Merlot, 17% Cabernet Franc, 7% Petit Verdot): Reifes Rubin, Granattöne am Rand. Warm anmutende Nase, zeugt von einem sehr warmen Jahr, viele reife Pflaumen, etwas Kirschkompott, Dörrfeigen, dazu viel Zedernholz, Weihnachtsgewürze, erinnert fast etwas an einen niveauvollen Napa Cabernet. Im Gaumen sehr zugänglich, am Anfang seines besten Trinkfensters, zeigt einen vollen Körper und eine cremige Textur, ungemein geschmeidig und sanft, mit reifen, runden Tanninen die Struktur verleihen, endet lang, würzig und mit einer gewissen Hitzigkeit. Ein Kind seines Jahrgangs, jedoch ohne Breitseite. Den Jahrgang gut gemeistert. 18.5 vvPunkte (93/100).
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Nach der Verkostung durften wir uns vom Küchen- und Serviceteam des Ristorante Ornellaia kulinarisch verwöhnen lassen. Mehrere, sehr finessenreiche und teils mutige Amouse Bouches eröffneten das dreigängige Mittagsmenu, das entgegen meiner Vermutung, trotz seiner
Fischlastigkeit hervorragend zu den roten Weinen aus Bolgheri passte.
Sneak-Preview auf 2017 mit dem «Le Volte dell’Ornellaia»
Einige Tage nach der Präsentation des Ornellaia-Jahrgangs 2016 in Zürich erhielt ich – quasi als Vorbote des Jahrgangs 2017 – direkt aus der Toskana eine Musterflasche des «kleinen Bruders» von Ornellaia zugesandt. Der Wein heisst «Le Volte dell’Ornellaia» und ist eine Assemblage aus mehrheitlich Merlot sowie etwas Sangiovese und Cabernet Sauvignon. Ausgebaut wird er der Wein während rund 10 Monaten teils in Barriques, die vorher für den Ornellaia verwendet wurden, und teils in Zementtanks, so dass eine schöne Harmonie zwischen Frucht und Strukur entsteht.
2017, Le Volte dell’Ornellaia, Toskana, Italien. Leuchtendes Rubin. In der Nase fruchtbetont mit roten Kirschen, Pflaumen und schwarzer Johannisbeere, darüber florale Töne und eine feine, fast schon exotisch anmutende Würze. Der Auftakt ist weich und rund, auch hier sehr fruchtbetont, leichter bis mittlerer Körper, bereits gut integrierte, milde Gerbstoffe, die Struktur ist solide, unterstütz aber dominiert die Frucht nicht, eine wunderbare Säure hält den Wein frisch und sorgt für Trinkfluss. Aromatisch nicht sonderlich komplex, rotfruchtig und im kurzen aber stimmigen Abgang mit einer dezenten Würzigkeit. Ein ausgeglichener und bereits wunderbar zugänglicher Wein, ideal zur hoffentlich dann schon noch einmal kommenden Grillsaison oder als unkomplizierter Begleiter zu Pasta und Pizza. Jetzt bis 2025 geniessen, 17.5 vvPunkte (88/100).
Die Weine von Ornellaia sind, teils in begrenzten Mengen, bei Bindella erhältlich.
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