Alegre Valgañon: Sommer, Sonne, Rioja?

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Die DOCa Rioja gehört zweifelsohne zu den bekanntesten Weinbauregionen Spaniens, wenn nicht sogar ganz Europas. Das hat zum einen mit der langen Geschichte der Region zu tun, zum anderen tragen die beständige Qualität und beachtliche Diversität zur grosser Beliebtheit bei. Doch wo Licht ist, ist auch Schatten und so ist es kein Wunder, dass die Region auch mit vielen Vorurteilen und Image-Problemen zu kämpfen hat. Ob es daran liegt, dass die Regale in den Discountern häufig mit Massenweine aus dem Norden Spaniens gefüllt sind oder dass die von Drahtgeflecht umgebenen Flaschen optisch nicht mehr den Zeitgeist treffen? Doch egal ob «moderne» oder «traditionelle» Stilistik: Gute Rioja-Weine benötigen zwingend Identität und Charakter und hier liegt wohl der Hund begraben: Es gibt im aus dieser Region schlichtweg zu viele Massenweine ohne Flair, Profil und Eigenständigkeit.

Sonne im Glas: die Rioja-Weine von Alegre Valganon (c) vvWine.ch

Definitiv nicht zur Kategorie «Massenwein» zählen die Weine von Alegre Valganon. Das kleine Weingut, das von Oscar Valganon und seiner Frau Eva mit viel Leidenschaft geführt wird, bringt so richtig Schwung in die Rioja-Weinwelt. Rezept dafür sind Handarbeit, biologischer Anbau, alte Rebstöcke und sorgfältige Vinifikation. Wer hier Trinkmarmelade mit 200% Neuholz sucht wird genau so enttäuscht wie jene, welche auf einen Granatroten Gran Reserva aus amerikanischer Eiche hoffen. Den das Ehepaar produziert dichte und zugleich elegante Weine auf Tempranillo-Basis, deren Reben in Rioja Alta auf bis zu 500 Meter über Meer wachsen und dort in Sand- und Kalkböden wurzeln. Ich habe die aktuelle Kollektion verkostet und dabei die perfekten Weine für das frühsommerliche Barbecue enteckt!

2017, Bodega Alegre Valgañon, Rioja blanco, Spanien (Ein Blend aus 90% Viura und 10% Garnacha blanco, von Hand gelesenen Trauben wurden mit natürlichen Hefen vergoren und anschliessend in gebrauchten Holzfässern ausgebaut): Mittleres Zitronengelb. Präsentiert sich erst leicht reduktiv, öffnet sich dann mit etwas Luft und duftet komplex nach reifen Fruchtnoten (Pfirsich, Birne), sowie Orangen, Wachs, getrockneten Kräutern und gut eingebundener Holzwürze. Am Gaumen relativ herb und kraftvoll, dafür sorgen die zarten Gerbstoffe, jedoch verleihen sie dem Wein auch Frische und Struktur. Aromatisch deutlich weniger von der Frucht, sondern kräuterigen und steinigen Noten geprägt. Endet mit guter Länge, gut eingebundener Säure und dezenter Salzigkeit. Ich habe aus Rioja einiges erwartet, aber so einen Weisswein definitiv nicht. Sehr spannend und hervorragend gemacht. Jetzt bis 2023, 18 vvPunkte (90/100)

Auch bei warmen Temperaturen ein Genuss: Rioja von Valganon (c) vvWine.ch

2016, Bodega Alegre Valgañon, Rioja tinto, Spanien (Ein Cuvée aus hauptsächlich Tempranillo und einem kleinen Schuss Garnacha, ausgebaut im Stahltank und gebrauchten Barriques): Intensives Rubinrot. Duftet würzig und fruchtig, da strömt eine richtige Ladung Brombeeren aus dem Glas, dazu schwarze Kirschen, Orangenzesten, auch Schokolade und etwas Lebkuchen. Beginnt am Gaumen erwartet druckvoll, saftig und mit vollem Körper, die feine Säure und feinkörnige, präsente Gerbstoffe sorgen für die notwendige Balance, ein tolles Wechselspiel aus Extraktsüsse und lebendiger Frische. Endet lang und trotz der Kraft mit leicht herbem Charakter. Die 14% Vol. sind gut verpackt und trotz der Power hat man hier Lust auf den nächsten Schluck. Perfekt für die niveauvolle Grillparty! Jetzt bis 2025, 18 vvPunkte (90/100)

2016, Bodega Alegre Valgañon, Rioja tinto La Calleja, Spanien (100% Tempranillo aus einer Einzellage mit sandigen Böden, vinifiziert und ausgebaut in Barriques sowie gebrauchten Holzfässern): Dichtes Rubinrot. Braucht ein grosses Glas und etwas Geduld um sein ganzes Spektrum zu entfalten, duftet dann komplex nach Vanille, Milchschokolade, weissem Pfeffer, dunklen und roten Beeren sowie zunehmend auch floralen Nuancen. Präsentiert sich am Gaumen erst schmelzig und mit feinen Tanninen, straffer Säure und saftigem Fruchtkern. Gewinnt mit der Luft an Grip, Struktur und Frische. Das Holz ist gut integriert, genau so wie die 14 Umdrehungen, endet saftig, lang und auf roten Beeren. Das ist Tempranillo von der feinen Seite, verbindet Kraft und Eleganz gekonnt. Viel Wein fürs Geld (ca. 25.– CHF), darf noch etwas reifen. 2020 bis 2028, 18+ vvPunkte (91+/100)

Die preiswerten Weine sind in der Schweiz bei Carl Studer in Luzern erhältlich.

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