vvWine & Friends: Premium-Tasting 01/2019
Nebst all den spannenden Musterflaschen, Weingutsbesuchen und Primeur-Verkostungen, möchten wir natürlich auch unsere eigenen Flaschen kredenzen. Das macht gemeinsam mit Freunden natürlich besonders viel Spass und so trifft sich die vvWine-Redaktion vier Mal im Jahr zum Premium-Tasting, wo wir zusammen mit einigen Weinfreunden unsere besten Flaschen entkorken. Das Prinzip ist einfach: Jeder bringt eine oder zwei Flasche(n) mit, welche wir gemeinsam blind verkosten und nach einem Probeschluck und intensivem Herkunftsraten aufdecken. Die Weine begleiten anschliessend ein feines Abendessen und so bleibt nicht nur genug Zeit zum Diskutieren, sondern für das Wichtigste überhaupt: den puren Genuss!
Wie so oft, hatte auch das Line-Up des ersten Tastings im Jahr 2019 eine gewisse Frankreich-Prägung. Doch es sorgten auch zwei Überraschungen vom amerikanischen Kontinent für grossen Trinkspass, Gesprächsstoff und etwas Abwechslung. Anbei die Notizen der März-Ausgabe, welche zugegebenermassen etwas spät den Einzug auf den Blog gefunden haben. Aber wie heisst es doch so schön: Gut Ding will Weile haben!
Selosse Bout de Clos, Champagne, Frankreich (100% Chardonnay, Deg. 20. Feb 2014): Gewohnt intensives, dichtes Gelb. Enorm tief und komplex, steinig, zugleich aber auch nussig und Noten von Karamell, Butter und mürbem Äpfel. Sehr weinig und rund am Gaumen, dabei sehr straff und trotz der Opulenz mit kerniger Struktur ausgestattet. Bleibt enorm lange haften – ein ganz grosses Champagner Erlebnis! 19.5 vvPunkte (97/100)
2007, Didier Dageneau, Silex, Pouilly Fumé, Loire, Frankreich (100% Sauvignon Blanc): Helles Gelb. Zu Beginn noch etwas reduktiv, brauchte etwas Zeit um sich zu öffnen. Danach sehr typisch im Duft nach grünem Spargel, Paprika und kühlen, steinigen Akzenten. Im Gaumen mit herrlicher Balance, subtiler Schmelz, federleichte, geschliffene Struktur, die Säure ist herrlich knackig und gibt dem Wein zusätzlich Frische und Eleganz. Enorme Länge mit salziger Mineralität. 19 vvPunkte (95/100)
2005, Laville Haut-Brion blanc, Bordeaux, Frankreich: Dunkles Gelb. Auch hier mit zarter Reduktion, erinnert an Gummi und Rauch, mit der Zeit kommen dann Noten von reifem Apfel, Zimt, Vanille sowie nussige Nuancen dazu, sehr komplex. Im Gaumen weich und samtig, sehr feine Textur mit dezenten Gerbstoffen und stützendem Säuregerüst. Hier ebenfalls mit einem Mix aus Gewürzen, reifem Steinobst und krautigen Noten. Sensationell langes, leicht salziges Finish. Frucht und Struktur stehen hier nicht in perfekter Balance, aber dennoch ein grossartiger Wein mit Kraft und Tiefe. 19 vvPunkte (95/100)
2010, Clos Rougeart, Le Poyeux, Loire, Frankreich: Dichtes Granatrot. Sensationell klare Nase, Loire in purezza: Rotfruchtig, würzig, blumig, rote Paprika und Tomatenstile, Kräuter, super duftig. Wirkt auch im Mund wie aus einem Guss, ist weich und rund, hat dennoch eine herrlichen Frische, die knackige Struktur stützt zusammen mit einer saftigen Säure die würzige Frucht. Endet mit sehr guter Länge, wo ein Hauch Rustikalität und pure Eleganz zusammenfinden. Ein Charakterwein der berührt! 19 vvPunkte (95/100)
2006, Clos de Tart, Burgund, Frankreich: Mittleres Rubinrot. Ertsaunlich warmes Bouquet mit floralen sowie rauchigen Noten, dazu leicht medizinal, reife Kirschfrucht und fast schon Dörraromen. Im Gaumen mit reifer roter frucht, krautigen Noten und Gewürzen, wirkt ziemlich funky. Die Gerbstoffe sind markant und leicht trocknend, aber auch die Säure will sich nicht ganz einfügen. Aktuell etwas gar von der Struktur geprägt, hat sich über den Abend hinweg nicht merklich positive entwickelt. War es die Flasche oder der Wein? Hat er die nötigen Anlagen? Wir müssen ihn wohl in ein paar Jahren nochmals probieren. 18+ vvPunkte (92+/100).
1999, Rothschild-Concha y Toro, Almaviva, Chile: Dichtes Rubinrot. Nach kurzer Belüftung voll da und duftet sehr Bordeaux-like nach Rauch, Tabak, Zimt, Chassis, saftiger Kirschfrucht, zeigt auch leicht animalische Noten. Sehr ausgewogen am Gaumen mit feiner Struktur, samtigen Gerbstoffen, leicht rosiniger Frucht, die seine Herkunft aus der «Neuen Welt» entlarvt . Endet sehr lang und balanciert, das macht Spass und verbindet das Beste aus zwei Welten! 19 vvPunkte (94/100)
2009, Château Leoville-Poyferre, Bordeaux, Frankreich: Leuchtendes, dichtes Rubin. Laktisches und komplexes Bouquet nach dunklen Beeren, Brombeeren, Cassis, dazu heller Tabak und etwas Schokolade. Ungemein dicht und sehr gut strukturiert am Gaumen, hat viel Power und zeigt markantes, aber sehr hochwertiges Holz, alles passt hier gut zusammen. Nur die noch immer etwas vordergründigen Gerbstoffe müssen sich noch einfügen, wird mit Flaschenreife noch zulegen und an Harmonie gewinnen. Moderner Bordeaux-Stil mit Top-Qualität und grossem Potential! 19+ vvPunkte (95+/100)
1996, Togni, Spring Mountain, Kalifornien, USA: Reifes Rubinrot. Intensive und offene Nase mit einem betörenden Mix aus kräuterigen Nuancen, Eukalyptus, roter Paprika, reifer Beerenfrucht, Leder und Schokolade. Auch im Mund herrlich reif, zeigt schmelziges Tannin, eine sensationelle Dichte und eine ausgewogene Struktur. Besitzt nebst köstlicher Extraktsüsse und viel Kraft auch eine elegante Ader, endet sehr lang und komplex. Jetzt auf dem Peak und ein Garant für grossen Trinkspass! 19.5 vvPunkte (96/100)
2000, Château Leoville-Barton, Bordeaux, Frankreich: Mittleres Rubinrot. Was für eine schöne Nase: Rote Paprika, Kräuter, dunkle Schokolade, auch florale Noten, schwarze Kirschen, Granatapfel und Leder, Bordeaux pur! Im Gaumen straff und gradlinig mit super Struktur und frischer rotbeeriger Automatik. Die Gerbstoffe sind bereits etwas abgeschmolzen, verleihen einen eleganten Schmelz, die Säure ist gewohnt knackig und sorgt für Schliff und Frische. Endet würzig, saftig und sehr lang. Ein grossartiger, eleganter Bordeaux aus einem superben Jahrgang. 19.5 vvPunkte (97/100)
2012, Suenen «Les Robarts», Champagne, Frankreich (100% Chardonnay, Deg. 29.6.2018, 1g Dosage). Helles Zitronengelb. Noch sehr jugendlich und frisch in der Nase, duftet nach Traubenzucker, grünem Apfel, Yuzu und hellem Teig. Fliesst enorm straff über die Zunge, die Perlage ist fein, alles wirkt sehr frisch und puristisch, hat dennoch Kraft und Dichte. Auch am Gaumen mit einem Mix aus Apfelfrucht, reifer Limette, Baguette und Brioche. Sehr gute Länge mit leicht toastiger Note und toller Komplexität. Wird noch zulegen, befindet sich erst am Beginn der Trinkreife. 18.5+ vvPunkte (93+/100)
Fazit: Es war auch dieses Mal ein toller Abend mit grossartigen Weinen und zum Glück ohne Ausfall: Keine schlechte Flasche, keine Korkschmecker. So schauen wir dem nächsten Premium-Tasting positiv entgegen und werden unsere Eindrücke natürlich wieder hier mit euch teilen.
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