Réva: eine Piemont-Entdeckung!
Oft braucht ein Barolo viel Zeit. Zeit um zu reifen, damit die in der Jugend manchmal etwas kantig wirkenden Tannine weicher und der Wein trinkfreundlicher wird.
Schon im jugendlichen Alter erstaunlich zugänglich, elegant und trotz einem modernen Touch sehr sortentypisch, sind die Weine von Réva. Sie sind ungemein sauber vinifiziert und mit viel Trinkfluss ausgestattet.
Das Réva-Weingut wurde erst 2013 gegründet. Es gehört einem ausländischen Investor und wird von einem jungen, äusserst motivierten Dreiterteam nach biologischen Richtlinien geführt. Die Führungs-Crew geniesst das volle Vertrauen des Geldgebers im Hintergrund und kann so die Ideen uneingeschränkt verwirklichen.
Ich durfte die Weine zusammen mit dem Réva-Oenologen Daniele Gaia im Rahmen eines gemütlichen Abendessens im Santo Zurigo probieren.
2017, Dolcetto d’Alba, Réva, Monforte d’Alba (100% Docetto, 13.5% Alkohol): Leuchtendes Rubin, schöner Glanz. Anfangs leicht redukitv, steinig, tiefe dunkle Frucht, Kirschen, kühl anmutend mit etwas Luft auch würzige Noten. Weicher Auftakt, wird dann vollmundiger, runde, warme, dunkle Frucht, gute Struktur, würzig mit feinem, nicht allzu stark ausgeprägtem Tannin, im Abgang von guter Länge, endet würzig und Kirschig. Nicht super komplex aber mit sehr viel Trinkfluss. Jetzt bis 2022, zu Pizza und Pasta geniessen. 17.5 vvPunkte (88/100).
2016, Barbera d’Alba, Réva, Monforte d’Alba (100% Barbera, von 35-jährigen Reben in Monforte und 55-jährigen Reben in Ravera/Novello. 15% Alkohol, in grossen Stockinger Fässern der zweiten Belegung ausgebaut). Dunkles Rubin, im Kern fast Schwarz. Sehr schöne, super klare und reine Nase, zeigt Tiefe, ist feinwürzig mit vielen Waldfrüchten, dunklen Kirschen, Johannisbeeren, ein wahres Fruchtspektakel. Im Auftakt seidenweich und sehr zugänglich, öffnet sich, umgarnt die Zunge mit feinen Tanninen, die Frucht wirkt sehr reif aber nicht plump, die präzis dosierte Säure hält frisch, da ist keinerlei Holzüberhang, der Alkohol (15%) ist aufgrund der relativ hohen Verkostungs-Temperatur wahrnehmbar aber sehr gut eingebunden. Endet saftig auf eine herrliche, dunkle Kirschfrucht. Ein sehr gelungener, ausgewogener Barbera. Jetzt bis 2025, 18 vvPunkte (90/100)
2016, Nebbiolo d’Alba, Réva, Monforte d’Alba (100% Nebbiolo, in grossen, neuen Stockinger-Fässern ausgebaut). Leuchtendes, helles Rubin. Sehr offene, fruchtbetonte Nase, viele rote Kirschen, auch leicht florale Noten, Veilchen, sauber und sortentypisch. Im Auftakt weich und zugänglich, wirkt fast harmlos, breitet sich dann aus, zeigt eine herrliche Frucht, geschliffene Tannine umgarnen die Zunge, sehr elegant und mit viel Trinkfluss ausgestattet ist dieser Wein geschmeidig, klar, rein und bereits sehr gut zugänglich, dabei aber nicht banal oder eindimensional sondern fröhlich verspielt und mit viel Sortentypitzität. Ein äusserst gelungener Wein und perfekter Einstieg in die Nebbiolo-Welt von Réva. Jetzt bis 2025. 18 vvPunkte (90/100)
2014, Barolo, Réva, Monforte d’Alba (Ein schwieriges Jahr, die Trauben wurden relativ früh gelesen. Danach wurden die Weine aus den vier Lagen Santa Maria (La Morra), Bussia (Monforte), Ravera (Novello) und Lazzarito (Serralunga d’Alba) während einem Jahr separat ausgebaut, dann assembliert und zu 80% in Stockinger-Fässern, zu 20% in Barriques weiter ausgebaut). Mittleres Rubin, schöner Glanz. Reine Nase, expressiv aber nicht kitschig, deutlich rotfruchtig, würzig und mit wunderbar floralen Noten, viele Veilchen und getrocknete Rosen. Im Auftakt weich und bereits sehr schön zugänglich, zeigt keine Ecken und Kanten, ist aber auch nicht banal oder langweilig, nein im Gegenteil, da ist eine seidige Textur, da sind sehr feine Gerbstoffe, ein wahrer Charmeur, eine Barolo-Dame die dir den Arm nur so reinzieht. Endet langanhaltend, rotfruchtig und wider mit floralem Retro-Aroma. Ein Hit und aufgrund seiner zugänglichen Art perfekt für die Gastronomie. Jetzt bis 2028. 18 vvPunkte (91/100).
2013, Barolo Ravera Réva, Monforte d’Alba (Das Aushängeschild des Weingutes Réva, die Nebbiolo-Trauben stammen aus einer Lage, wo die Weinstöcke wie in einem Amphitheater angeordnet sind und von wo aus man eine herrliche Sicht auf den Monviso hat. Die Lage ist eher kühl und liegt 450 Meter über Meer). Mittleres Rubin. Tiefe Nase, rauchig, verspielt, einerseits komplex und intensiv duftend, dann Sekunden später wieder nobel zurückhaltend, rote Beeren, Pflaumen, Süssholz und Salbei. Im Auftakt dicht, konzentriert und gleichzeitig elegant, sehr präzis, klar definiert, mit Körper und Schmelz, markanten Tanninen, der Wein zeigt Struktur und unglaublich viel Finesse, charaktervoll, mit vielen Reserven aber dennoch schon heute (zu einem Schmorgericht) mit Trinkfluss. Zeigt im Abgang viele rote Kirschen und florale Rückaromen die an getrocknete Rosen und Veilchen erinnern. Dürfte mit etwas mehr Reife noch zulegen. Hervorragend, eine Entdeckung. Jetzt bis 2035+. 19 vvPunkte (94/100).
2017, Grey, Réva, Monforte d’Alba (Ein Blend aus 30% Sauvignon Blanc und 70% Sauvignon Gris, 1 Woche Kaltmazeration, dann Pressung, Gärung und 3 Monate auf der Hefe mit täglich Batonage). Mittleres Gelb. Rauchig- mineralische Nase, ein Feuerwerk aus Stein, Apfel und Zitrusfrüchten. Zeigt im Gaumen einiges an Körper und Schmelz, strukturiert und mit einer sensationellen Säure ausgestattet zeigt der Wein eine saftige Zitrusfrucht und auch exotische Noten. Im Abgang endet er auf viele frische Kräuter und eine leichte Salzigkeit. Jetzt bis 2024, 17.5 vvPunkte (89/100)
Mein Fazit: eine äusserst gelungene Range, die sich nicht nur wegen des Inhaltes (die Weine sind wirklich sehr gelungen), sondern auch wegen der durchaus ansprechenden Etiketten für die Gastronomie anbietet. Da ist bestimmt für jeden Weinfreund etwas mit dabei. Meine Herzens-Punkte gehen an den äusserst gelungenen 2016er Nebbiolo d’Alba sowie an den Barolo Ravera 2013.
Mehr über die Weine erfährt man direkt auf der Homepage des Produzenten. Interessierte Gastronomen können sich direkt bei Daniele Gaia melden.
PS: Neben sehr guten Weinen bietet Réva auch Golf & Spa, Restaurant sowie Hotelzimmer an. Wenn ich mir die Fotos auf der Homepage so anschaue, ist Réva auch diesbezüglich eine Entdeckung wert!
Mmhh,
„…auch wegen der durchaus ansprechenden Etiketten für die Gastronomie anbietet“
„Es gehört einem ausländischen Investor…“
„Interessierte Gastronomen können sich direkt bei Daniele Gaia melden“
„…die Weine zusammen mit dem Réva-Oenologen Daniele Gaia im Rahmen eines gemütlichen Abendessens im Santo Zurigo probieren“
„Neben sehr guten Weinen bietet Réva auch Golf & Spa, Restaurant sowie Hotelzimmer an“
Ich versteh schon.
Immerhin: In einem anderen Artikel zuletzt hier hatte ich eine betonte „Unabhängigkeit“ gelesen…. mal am Rande.
Ich werde die Weine bei meinem nächsten Piemont-Trip auftreiben und dann ins gehobene Mittelfeld zur Probe anstellen… mal sehen, wo und wie sie sich dann schließlich und tatsächlich zeigen.
Grundsätzlich aber erstmal offen auch für „Neues Piemont“, selbst wenn es von „außerhalb“, also kulturell nicht von „innen“ gewachsen, initiiert wird.
MfG Michael Holzinger
Danke für die Rückmeldung. Mich haben die Weine überzeugt. Und glauben Sie mir: wegen einem Abendessen im Santo schreibe ich nicht eine einzige Zeile, da wäre mir die Zeit viel zu schade (nichts gegen das Santo und nichts gegen ein gutes Abendessen natürlich, aber vvWine ist definitiv nicht kommerziell orientiert). Über Stilistiken kann man dann natürlich immer diskutieren, doch die Macher sind junge, motivierte Leute mit Freude an der Arbeit und einem sehr guten Know-how. Probieren Sie’s aus und Sie müssen auch nicht ins Hotel, Spa oder auf den Golfplatz. Ich bin gespannt auf Ihr Urteil, Michael Holzinger. MfG Adrian van Velsen
Das will ich gerne tun dann, diesen Sommer, versprochen. Ich bin seit langem sehr eng verbunden mit und stark vernetzt im Piemont.
Es bleibt auch in dieser sehr von Geschichte und Tradition geprägten Region nicht aus, dass Investitionen aus dem Ausland dort einen Platz suchen, z. B. aus Amerika, Schweiz, Skandinavien und anderen Ländern. Manches funktioniert dann auf der Ebene Wein zumindest technisch recht gut, eine Integration ins meist dörfliche Gemeinschaftsleben hingegen bleibt dabei oft eher auf der Strecke – es fehlt in der Regel einfach die gewachsene Verbindung.
Und da ich Freunde in Monforte habe, ist mir auch dieses Projekt mit seinen Bedenken nicht entgangen, die Investition, hier aus Osteuropa, stößt auf viel Skepsis, das Konzept wird denkbar z. B. One Way Gästen aus USA oder auch aus Russland am Ende eher zusagen. Wo sich da schließlich die mitproduzierten Weine einordnen lassen, im großen, weiten Feld der piemontesischen Qualitätsweine, will ich gerne unvoreingenommen dieses Jahr vor Ort probieren. Nur hatte es sich für mich doch recht „werblich“ gelesen, daher auch die gesunde Skepsis, ich bitte um Verständnis. Und nun folge ich einfach mal Ihrer Wein-Empfehlung.
Mit besten Grüßen
Michael Holzinger
Danke Herr Holzinger für die Rückmeldung. Ihre Bedenken kann ich als Hobby-Winzer im Piemont absolut nachvollziehen und das Hotel/Spa/Restaurant präsentiert sich ja auch entsprechend… Meine Empfehlung bezieht sich ja klar auch auf Gastronomie, welche Weine braucht, die früh zugänglich sind und auch einem weniger geübten Gaumen Spass bereiten, ohne dass sie gerade 200 Euro+ kosten… Die Gratwanderung zwischen Sortentypizität und Moderner Vinifikation hat Réva in meinen Augen sehr gut gemeistert. Wer aber die „klassischen Barolo-Weine“ sucht, der findet diese sicher eher bei Giacomo Conterno, Burlotto und Konsorten… Bin gespannt auf ihr Feedback nach der Verkostung. Gruss, Adrian van Velsen