Strasser, Gehring und PINITIUM Findling.

, , , , ,

Vor einigen Tagen verkostete ich zusammen mit Wein-affinen Nachbarinnen und Nachbarn einige Weine von Zürchern Winzern. Darunter waren sieben Weine von Peter und Yvonne Gehring (Weingut Gehring in Freienstein), sieben Weine vom Winzerkeller Strasser und ein PINITIUM Findling Pinot Noir 2015, ein Gemeinschaftsprojekt dreier Winzer aus den Kantonen Zürich und Thurgau. Die Weine wurden im gemütlichen Rahmen probiert und ich durfte die eine oder andere Geschichte zu diesen erzählen. Entsprechend kurz sind meine Verkostungs-Notizen ausgefallen, die ich meinen Lesern dennoch nicht vorenthalten möchte.

Zürcher Weine vom Weingut Gehring in Freienstein und vom Winzerkeller Strasser in Uhwiesen (c) vvWine.ch

Die Weine vom Weingut Gehring.

2016, Irchel Chlöpfer Brut, Weingut Gehring, Freienstein, Zürich (Seyval Blanc, Pinot Noir, Pinot Blanc): Dezentes Lachsrosa, feine, nicht sonderlich ausgeprägte Perlage. In der Nase fruchtbetont mit Noten von Apfel und Pfirsich. Der Auftakt ist kraftvoll mit merklich Süsse, füllig und mit reifer Frucht ausgestattet, angenehm langer Abgang. Insgesamt etwas breitschultrig geraten, kühl geniessen. 17 vvPunkte (85/100)

2016, Irchel Chlöpfer Demi-Sec, Weingut Gehring, Freienstein, Zürich (Riesling x Sylvaner): Helles Gelb, mittelfeine Perlage. In der Nase feinduftig mit heller Frucht und würzigen Noten. Der Auftakt ist süss, eine reife, feine Fruchtsüsse wird von einer gut eingebundenen Säure gekontert, am mittleren Gaumen mit dezenter Bitternote, aromatisch mit grünem Apfel. Angenehm langer Abgang, sehr gute Balance. 17 vvPunkte (87/100)

Die Weine vom Weingut Gehring sowie die verkosteten PINITIUM Findling Pinot Noir aus 2006, 2009 und 2015 (c) vvWine.ch

2016, Pinot Blanc, Weingut Gehring, Freienstein, Zürich (100% Pinot Blanc): Blassgelb, goldene Reflexe. Offene Nase mit vielen Limetten sowie Noten von reifem Apfel, gelbem Pfirsich und etwas Aprikose, erinnert fast etwas an einen Viognier. Im Auftakt fruchtbetont und mit Schmelz, mittlerer Körper, eher moderate Säure, strukturiert und mit angenehm harmonischem Abgang. Jung und kühl geniessen. 17 vvPunkte (87/100)

2016, Sauvignon Blanc, Weingut Gehring, Freienstein, Zürich (100% Sauvignon Blanc): Mittleres Gelb, jugendliche Gold-Reflexe. Sehr sortentypische Nase mit Katzenpipi, Holunderblüten und Gras sowie einem Anflug von exotischen Früchten. Im Auftakt leicht prickelnd, schlank, rassig und elegant, mittlere Komplexität und Struktur, gute Balance von Frucht und einer sehr knackigen Säure. Zeigt Trinkfluss und endet frisch. Jetzt bis 2021 geniessen, 17.5 vvPunkte (88/100)

2016, Spätlese, Weingut Gehring, Freienstein, Zürich (100% Pinot Noir): Leuchtendes Rubin, jugendlicher Glanz. Rotfruchtige Nase, Johannisbeere, Walderdbeeren, Kirschen, dezent krautig und mit Anflügen von Grüntee, sehr schöne Komplexität. Im Auftakt weich, zeigt dann eine saftige Säure bei mittlerer Statur, strukturiert, würzig und mit viel Frische ausgestattet, die rote Frucht wird durch herbe Noten ergänzt, die an Efeu erinnern. Schlank, rassig und elegant im mittellangen Abgang. Ein ehrlicher, gelungener Pinot. Jetzt bis 2025. 17.5 vvPunkte (89/100)

Zugänglich und mit Charme, zwei Pinots vom Weingut Gehring in Freienstein (c) vvWine.ch

2015, Pinot Noir Barrique, Weingut Gehring, Freienstein, Zürich (100% Pinot Noir): Dichtes Rubin, leicht aufgehellter Rand. In der Nase stark vom Holz geprägt, die Röstnoten drücken die Frucht in den Hintergrund, mit mehr Luft zeigen sich Erdbeeren, Waldbeeren, Kirschen und etwas Heu, sehr gute Komplexität. Im Auftakt schlank und frisch, sehr schöne Säure, das Holz weniger markant als in der Nase aber auch hier deutlich wahrnehmbar, mittlerer Körper, feine Tannine, im Abgang angenehm lang und würzig, endet rotfruchtig und auf Blütenaromen. Ein noch jugendlicher Pinot der unbedingt 3-4 Jahre liegen sollte, damit sich das Holz einbinden kann. Hat Luft nach Oben. 2021 bis 2026+, 17.5+ vvPunkte (88+/100)

2013, Pinot Noir Barrique exclusive, Weingut Gehring, Freienstein, Zürich (100% Pinot Noir): Noch immer glänzendes Rubin, leicht aufgehellter Rand. In der Nase viel rote Frucht: Himbeeren, Erdbeeren, Zedernholz, Speck, Gräser, Trockenkräuter und mineralische Noten die an «Käpslipistole» erinnern, sehr komplex. Im Auftakt fein und weich, sehr feine, gut integrierte Gerbstoffe, mittlerer Körper, gute Struktur, zeigt auch im Gaumen eine mineralische Charakteristik, endet langanhaltend und frisch. Ein gelungener Pinot, der die 24 Monate Barriqueausbau sehr gut verkraftet hat. Jetzt bis 2024 geniessen, 18 vvPunkte (91/100).

Die Weine vom Winzerkeller Strasser.

2016, Müller-Thurgau, Winzerkeller Strasser, Uhwiesen, Zürich (100% Müller-Thurgau): Sehr helles Gelb, am Rand 100% Transparent. Sortentypisches Bouquet mit einer dezenten Muskatellernote, Zitrusfrüchte, Apfel, dazu florale Noten und etwas Würze. Im Gaumen ungemein feingliedrig, schlank, bei leichtem Körper, frisch, süffig und mit guter Säure ausgestattet, welche dem Wein einen gewissen Rückhalt gibt. Kurzer, stimmiger Abgang, endet auf eine dezent florale Note. Ein unkomplizierter, trinkiger Apérowein. Jung und kühl geniessen. 17 vvPunkte (86/100)

Biodynamisch produziert und viel Klasse zeigend: die verkosteten Weine vom Winzerkeller Strasser (c) vvWine.ch

2016, Räuschling, Winzerkeller Strasser, Uhwiesen, Zürich (100% Räuschling): Goldgelbe Farbe. Anfangs wenig expressiv, eher verhalten, braucht Luft, zeigt mit etwas Temperatur Aromen von Apfel, Zitrusfrüchten und eine fast pfeffrige Würze. Im Gaumen kraftvoll und mit schöner Dichte, zeigt Druck, hat Körper, die Frucht ist getragen von einer saftigen Säure. Im Abgang knochentrocken und mit sehr guter Länge. Kann dekantiert werden und darf durchaus noch reifen. Jetzt bis 2023+, 17.5 vvPunkte (89/100)

2016, Fumé, Winzerkeller Strasser, Uhwiesen, Zürich (Räuschling & Chardonnay, Im Barrique ausgebaut): Noch vom Holz geprägte Nase, dieses aber sehr schön und nicht aufdringlich, dahinter Bienenwachs, reifer Apfel, Zitrusfrüchte, Dörraprikosen, rauchige Noten und weisse Blüten, sehr komplexes Aromabild. Im Auftakt mit Kraft und viel Frucht, druckvoll, strukturiert, mit Schmelz und einer dezent salzigen Note, eine markante Säure stützt, das Holz ist perfekt eingebunden. Im Abgang wunderbar langanhaltend, endet auf ätherische Aromen und Orangenblüte. Hält der dazu genossenen, mit Curry gewürzten Karottensuppe problemlos stand. Jetzt bis 2025. 18.5 vvPunkte (92/100).

Noch etwas jung, aber mit ausgezeicihneten Reserven: Fumé – eine Assemblage aus Chardonnay und Räuschling vom Winzerkeller Strasser (c) vvWine.ch

2015, Pinot Noir Cholfirst, Winzerkeller Strasser, Uhwiesen, Zürich (100% Pinot Noir – der Wein ist exklusiv bei Smith & Smith erhältlich): Leuchtendes, dichtes Rubin. Intensive Nase, sehr duftig mit Kräutern, Gräsern, Kirschen, Johannisbeeren, Weihnachtsgebäck, Süssholz, Anis, Zwetschgenmus, sehr komplex. Saftiger Gaumen, gradlinig und mit guter Säure ausgestattet, mittlerer Körper, sehr gute Struktur, die Gerbstoffe sind gut eingebunden, aromatisch nicht ganz so komplex aber stilistisch voll auf meiner Linie. Endet mittellang und sehr frisch. Jetzt bis 2024 geniessen, 17.5 vvPunkte (89/100)

2015, Merlot, Winzerkeller Strasser, Uhwiesen, Zürich (100% Merlot): Leuchtendes Rubin. In der Nase viel Cassis, dazu Weihnachtsgewürze und etwas Brombeere, öffnet sich mit Luft mehr und mehr, zeigt Tiefe und eine sehr gute Komplexität. Im Gaumen mit viel Kirschfrucht, wirkt leichtfüssig trotz erstaunlicher Konzentration, strukturiert, saftig und ungemein frisch anmutend, die Säure belebt, die Gerbstoffe sind reif und äusserst fein gewoben, tragen die präzise Frucht, keinerlei Alkoholüberhang und mit wohl dosiertem Holzeinsatz. Aromatisch mit vielen dunklen und Roten Beeren, Kirschen und einer herrlichen Würze ausgestattet, hallt dieser Wein im Abgang herrlich lange nach. Jetzt bis 2024+ geniessen, 18 vvPunkte (90/100).

2015, Pinot Noir Chlosterberg Grand Cru, Winzerkeller Strasser, Uhwiesen, Zürich (100% Pinot Noir – der Wein wird im double pièce ausgebaut). Dichtes Rubin, jugendlicher Glanz. Die Nase ist eine kleine Droge, Gewürze, Nelke (Nägeli), Pfeffer, Blumen, Waldfrüchte, Gräser, ein herrlich komplexes Duftspiel. Der Gaumen beginnt frisch und lebhaft, mittlerer Körper, ausgezeichnete Struktur, die Säure ist markant aber gut eingebunden, die Gerbstoffe von ausgezeichneter Qualität, das ist elegant und präzis, der Wein zeigt viel Druck und ist aromatisch sehr komplex. Sehr langer Nachhall, wie aus dem Stein gemeissetl. Einmal mehr ausgezeichnet gelungen. Jetzt bis 2027 geniessen, 19 vvPunkte (94/100).

Einer der besten Schweizer Pinots, der mit seiner grossen Eleganz und Finesse besticht: Chlosterberg vom Winzerkeller Strasser (c) vvWine.ch

2015, Pinot Noir Albi, Winzerkeller Strasser, Uhwiesen, Zürich (100% Pinot Noir, von Lagen im Klettgau): Leuchtendes Rubin, der dunkelste der drei Pinots von Strasser). Feindufte Nase, tief und rein, Sauerkirschen, Süssholz, Johannisbeeren, Blutorangen, feuchter Stein, darüber florale Noten, sehr komplex wenn auch nicht ganz so faszinierend wie der Chlosterberg. Im Auftakt gradlinig und straff, sehr präzise Frucht, voluminös und dennoch frisch anmutend, mittlerer Körper, markante Tannine, diese sind feinkörnig und verleihen dem Wein zusammen mit der Säure eine sehr gute Struktur. Lediglich 12.8% Alkohol und sehr bekömmlich. Etwas burschikoser als der Chlosterberg, zeigt mehr Kraft, dafür einen Tick weniger Eleganz. Dennoch sehr saftig, lebhaft und spannungsvoll. Ausgezeichnete Länge im Abgang. Der bisher beste Albi, den ich verkosten durfte. Jetzt bis 2027 geniessen, 18.5 vvPunkte (93/100).

2015, PINITIUM Findling (100% Pinot Noir, aus Trauben zu gleichen Teilen vom Weingut Gehring, Weingut Lenz und Weingut Neukom): Dichtes Rubin, jugendlicher Glanz. In der Nase intensiv und duftig, Erdbeerkonfitüre, Rauch, dezent laktisch, darüber viele Kräuter und dunkle und roten Kirschen. Im Auftakt saftig, dicht und mit guter Konzentration, sehr gute Säure, angenehm feines Tannin, der Wein zeigt dunkle und rote Früchte, Himbeeren, dazu Kakao, Rose. Im Abgang lang, endet auf herbe Aromen, darüber ätherische Düfte. Ein wunderbarer Pinot mit sehr guten Reserven. 18.5 vvPunkte (92/100).

Ältere Jahrgänge und ein Räuschling Nature als Zugabe.

Die beiden im Anschluss an die Verkostung, so quasi als kleine Zugabe genossenen PINITIUM Pinot Noir «Findling» Weine – ein 2009er und ein 2006er (der erste Findling-Jahrgang) – zeigten, wie schön dieser Pinot reifen kann. Bei diesen beiden Jahrgängen war neben Peter Gehring, Hansruedi Neukom und Roland Lenz auch noch Peter Stucki mit an Bord, doch letzterer hat die Gruppe vor einigen Jahren verlassen, um seine eigenen Wege zu gehen. Während der 2006er Findling am Ende seiner Reifekurve angekommen ist und in den nächsten ein bis zwei Jahren getrunken werden sollte, präsentierte sich der 2009er PINITIUM Pinot Noir Findling noch in ausgezeichneter Form und mit weiterhin Reserven für sicherlich 6+ Jahre.

Ein Gemeinschaftsprojekt von Gehring, Neukom und Lenz: PINITIUM Findling Pinot Noir (c) vvWine.ch

Zur Käseplatte öffnete ich auch noch den 2016er «Schwarz-Zürich», ein im Barrique ausgebauter Riesling x Sylvaner (ich habe an dieser Stelle über das Weingut Schwarz berichtet) vom Weingut Schwarz sowie die Cuvée 740 von Jacquesson (Basis für diesen Extra Brut ist der Jahrgang 2012). Der Riesling x Sylvaner präsentierte sich eigenständig, kam aber nicht bei allen Degustatoren gut an (ich mag den Wein persönlich sehr gerne), der Jacquesson Champagner war dagegen wie immer eine Bank.

Ausser Konkurrenz und wie von einem anderen Stern kommend präsentierte sich zudem der 2015er Räuschling Nature von Nadine und Cédric Besson-Strasser von Winzerkeller Strasser. Ich habe an dieser Stelle schon mal über diesen faszinierenden Wein berichtet und wer mich kennt, der weiss, was dieser Wein für mich bedeutet. Nach wie vor steht der 2015 ohne jegliche Schwefelzugabe wie eine Eins im Glas, er bietet eine wunderbare Komplexität und enorm viel Trinkfluss. Einige wenige Flaschen dieser Wein-Rarität sind noch bei Smith & Smith erhältlich.

Die verkosteten Weine sind mit wenigen Ausnahmen direkt beim Weingut Gehring in Freienstein und beim Winzerkeller Strasser erhältlich. Der PINITIUM Pinot Noir Findling kann ebenfalls beim Weingut Gehring bezogen werden.

Zürcher Weine vom Weingut Gehring in Freienstein und vom Winzerkeller Strasser in Uhwiesen (c) vvWine.ch

0 Kommentare

Dein Kommentar

Want to join the discussion?
Feel free to contribute!

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.