rennersistas – in a hell mood

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Es ist so eine Sache mit diesen Natural Weinen. Es ist ebenfalls so eine Sache mit einer schicken, jungen Aufmachung. Aber die Story der Renner Schwestern ist einfach zu gut, als dass diese von geschniegelten Marketing-Menschen konstruiert werden könnte.
Aber lasst uns erst etwas ausholen: Das Weingut Renner in Gols befindet sich seit jeher in Familienbesitz, seit 1988 schalten und walten Birgit und Helmut Renner auf den 13 Hektar Rebfläche rund um Gols und gehören zu der Gründergeneration der Pannobile Bewegung. Birgit und Helmut Renner haben 2009 aus Überzeugung mit der Umstellung auf Bio begonnen und konnten 2012 die ersten zertifizierten Weine auf den Markt bringen.
Mittlerweile stehen die beiden Töchter Susanne und Stefanie (a.k.a. rennersistas) in den Startlöchern, um das Gut in die vierte, familiengeführte Generation zu bringen. Susanne studierte Modedesign und Stefanie Kulturtechnik und Wasserwirtschaft. Ideale Voraussetzungen also, um ganz bestimmt keinen Wein zu machen. Doch der Apfel fällt nicht weit vom Stamm. Trotz abweichenden Karrierewegen haben die beiden den Bezug zum Weinbau (zB. mittels diverser Praktika in Südfrankreich, Australien und Südafrika), nie ganz verloren. Irgendwann fiel dann auch die Entscheidung, zurück ins Burgenland zu gehen und selber Wein zu machen.
Die Weine bestechen auf den ersten Blick durch die ansprechenden Etiketten © vvWine.ch

Mit dem Jahrgang 2015 haben die beiden nun ihre erste, eigene Weinserie auf den Markt gebracht. Die rennersistas bestehen bei deren eigener Weinlinie nicht nur auf ein Etikett, welches sich optisch von den etablierten Renner-Weinen unterscheidet, auch der Inhalt wurde einer gehörigen Umwandlungskur unterzogen. Frühe Lese, keine Filtration, Schwefel wenn überhaupt, nur in homöopathischen Dosen. Die Weissen werden auf der Maische vergoren und mit dem Weissburgunder wurde sogar ein trendiger Orangewein gekeltert, welche unter anderem bei Hugh Johnson auf Beachtung gestossen ist.

Allesamt haben sie etwas gemeinsam: moderater Alkoholgehalt, viel Frische und Freude im Glas, was will man mehr.

Den Auftakt machen die Weissen © vvWine.ch
2015, Welschriesling Bio, Burgenland, Österreich. Im Glas ein leicht getrübtes Goldgelb. Die Nase von mittlerer Intensität mit dezenten Oxidationsnoten, welche sich aber erstaunlicherweise gut in die Aromenstruktur einbinden. Aromen von gelben und grünen Äpfeln, Orangenzeste und dazu etwas krautig-frisches. Rauch, Eukalyptus und Limette. Im Mund gefällt die schöne Cremigkeit, die gute Struktur mit präsenter und gut eingebundener Säure. Florale Noten mischen sich mit Aromen von Zitrusfrüchten, unreifem Pfirsich, Pomelo und grünem Apfel. Im Abgang fruchtig-frisch, mit einer salzig-bitteren Note. 18 vvPunkte (90/100)
An diesen Anblick muss man sich erstmal gewöhnen – Weissburgunder Bio @ vvWine.ch
2015, Weissburgunder Bio, Burgenland, Österreich. Im Glas ein trübes Orange, man könnte es auch Apricot nennen. In der Nase anfangs etwas zurückhaltend. Dann immer weiter öffnend, offenbaren sich Aromen von weissen Blüten, Jasmin, Stroh und nassem Stein. Dazu etwas rauchiges, Quitte und Buttervanille. Hier sind deutlichere Oxidationsnoten wahrnehmbar. Im Mund verleiht die ziemlich straffe Säure dem Wein ein kühle, angenehme Stilistik. Aromen von Limette, Pfirsich und nassem Stein. Eine feine Honignote mit Weissbrotkruste gesellt sich dazu. Der mittellange Abgang wird von einer dezenten Bitternote begleitet. So schön also kann Orange Wine sein. 89 vvPunkte (89/100)
Eine wahre Fruchtbombe, die trotzdem frisch daherkommt @ vvWine.ch

2015, Zweigelt BioBurgenland, Österreich. Der Wein steht wie Tinte im Glas. Ein dichtes, intensives Purpur entlädt sich dem Flaschenhals. Die Nase ist vollfruchtig, von mittlerer Intensität. Cassis, Sauerkirsche, dazu Speck, frischer Teer und reichlich Brombeeren mit etwas Krautigem. Ein fast kitschiges Parfüm strömt in die Nase. Im Gaumen wirkt der Zweigelt überraschend leicht und frisch. Eine schöne und etwas zurückhaltende Struktur, dafür mit ordentlich Schmelz und deutlichen, aber gut integrierten Gerbstoffen. Eine harmonische Säure stützt das Ganze recht gut. Aromen von roten Johannisbeeren, Brombeeren, roten und schwarzen Kirschen dominieren, eine leichte Kräuterwürze verleiht dazu etwas Frisches. Der Wein ist deutlich fruchtbetont und trinkfreudig, wenn auch nicht wahnsinnig komplex. Macht aber reichlich Spass. 17.5+ vvPunkte (88+/100)

Mein Liebling der Serie @ vvWine.ch
2015, Blaufränkisch BioBurgenland, Österreich. Rubinrot mit violettem Einschlag im Glas. Eine unverkennbare Blaufränkisch Nase. Ausladend, intensiv fruchtig mit krautigen Noten. Waldbeeren, dunkles Blütenparfum, nasser Stein. Dazu eingelegte schwarze und rote Kirschen, deutlich krautige Nase. Im Gaumen wie der Zweigelt überraschend leichtfüssig, elegant und zugleich intensiv. Eine sehr gute Struktur mit samtigen Gerbstoffen und feiner Säure. Dazu Aromen von Sauerkirsche, Beerenfrüchten, etwas schwarze Pflaume, wieder nasser Stein. Im mittellangem, fruchtig-eleganten Abgang von einer schönen Extraktsüsse begleitet. Dieser Wein zeigt eine sehr schöne Eleganz und Komplexität ohne irgendwie überladen zu wirken. Das gefällt mir sehr gut und macht richtig Spass. Würde ich zu gerne in fünf Jahren nochmals verkosten. 18.5 vvPunkte (92/100)
Frisch und ausgewogen, der rennerpinot @ vvWine.ch
2015, Pinot Noir Bio, Burgenland, Österreich. Im Glas ein mittleres Rubinrot. Rotfruchtige Aromen von mittlerer Intensität, Erdbeeren, Himbeeren. Dazu eine schöne Kräuterwürze, rote Johannisbeeren, etwas Kaffee und nasser Rasen. Wirkt frisch, zugleich elegant mit guter Komplexität. Die Frische kommt auch im Gaumen zur Geltung, dazu saftige, rote Fruchtaromen. Ein schöner Schmelz, feingewobene Tannine. Die Säure ist präsent und gut integriert. Aromen von Sauerkirschen, roten Kirschen, Beerenfrüchten und eine schöne, krautige Note. Auch bei dieser noblen Sorte zieht sich der Stil der rennersistas konsequent durch. Auch wenn hier nicht die Komplexität und Tiefe eines grossen Pinots vorhanden ist. Der Wein ist sehr gut balanciert, zeigt schöne, klare Aromen mit einem sehr schönen Schmelz. Trinkfluss pur. 18 vvPunkte (90/100)
Die Etikette besticht durch ein kleines, aber feines Detail @ vvWine.ch
2015, Waiting for Tom Bio, Burgenland, Österreich. (Pinot Noir, St. Laurent, Blaufränkisch): Mitteldichtes Rubin, mit purpur Reflexen, schöner Glanz. Intensive Aromen in der Nase. Rote und schwarze Früchte, Kirschen, Pflaumen, Zwetschgen. Frisches Laub, ein Hauch von weissem Pfeffer, dazu etwas Rauchiges. Eine dezente, florale Note begleitet von etwas Bitterschokolade. Sehr expressiv, braucht aber etwas Zeit, um sich zu öffnen. Im Gaumen frisch, fruchtig, herb. Mittlere Struktur, gute Intensität. Wirkt etwas ungestüm, findet sich aber nach einer Weile. Die Gerbstoffe vielleicht einen Tick zu trocken, aber die feine, präsente Säure macht das wieder wett. Guter Schmelz, schöne Fruchtaromatik. Dunkle Beeren, Brombeeren, Blaubeeren, Pflaumen, dazu Kräuter, Rauch und nasser Stein. Kein einfacher Wein, braucht etwas Zeit. Also quasi waiting for „Waiting for Tom“. Aber auch hier, trotz der reichen Aromatik wirkt der Wein leicht und Frisch. Gefällt mir gut. 18+ vvPunkte (91+/100)

Die Verkostung hat gezeigt, dass es keinesfalls verkehrt ist, ein gewisses Wagnis einzugehen. Das Debüt der Schwestern verspricht viel Spass im Glas, da ist nix am falschen Ort. Das Wissen, dass diese Tropfen zudem mit Hingabe und Respekt der Natur und dem Produkt gegenüber produziert wurden, macht die Sache noch angenehmer. Einen Haken hat die Geschichte jedoch: Die Weine waren aufgrund der kleinen Produktionsmenge rasend schnell ausverkauft, es sind nur noch vereinzelte Flaschen vom aktuellen Jahrgang verfügbar, die neuen Jahrgänge sollten aber bald auf den Markt kommen.

Wenn die neuen Jahrgänge erscheinen, sind diese bei Smith&Smith in Zürich erhältlich.
Informationen zum Weingut findet man hier und hier.

 

Impressum: Adrian van Velsen, Alte Spinnerei 1, CH-5210 Windisch, Telefon +41 44 350 01 44. Adrian@vvWine.ch
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