Ost- und Nordost Frankreich sorgt für mächtig viel Spass im Glas
Gerade zurück vom Printemps des Champagnes, musste ich meinem Zahnschmelz erstmal eine kleine Pause gönnen. Die Säure der unzähligen, verkosteten Champagner hat meinem Gebiss ordentlich zugesetzt. Der Zahnschmelz regeneriert sich jedoch erstaunlich schnell und so konnte ich bereits 2 Tage nach meiner Rückkehr, wieder an das Öffnen einer Flasche Sprudel denken. Ich hatte zudem, die wohl weltbeste Blutwurst von der Boucherie Oh la vache! in Reims im Gepäck.
Blutwurst am Stück, die wohl beste Ihrer Art © vvWine.ch |
Und dieses Meisterwerk muss man zwingend mit einem Champagner und am Besten mit spartanischen Beilagen geniessen. Das mitgebrachte Wurstpaket war für eine Person doch sehr ambitioniert, also wurde kurzerhand der Nachbar aufgeboten, diesem Spektakel beizuwohnen. Als Koch- und Esswein fungierte dabei ein beinahe unverschämt seltener Rosé Champagner:
Auf keinen Fall kaufen, sonst bleibt nichts mehr für mich! © vvWine.ch |
2013, Champagne Maurice Grumier, Les Rosiers, 100% Pinot Noir (degorgiert im August 2015) Schöne hellrote Farbe im Glas, im Gaumen mit gutem Körper frisch und rotfruchtig. Aromen von Johannisbeeren, Sauerkirschen, feuchtem Stein, Kalk und dazu eine leichte Toastnote. Eine gute, harmonische Säure und die feine, schmeichelnde Perlage verleihen dem Wein eine verführerische Struktur, die den gesamten Gaumen mit kühler Frische verwöhnt. Legt mit Luft ordentlich zu und offenbart zu den Fruchtnoten eine beeindruckende Mineralität, gepaart mit schöner Kräuterwürze. Im langen Abgang frisch und fruchtig. Dieser Jahrgangs-Rosé Saignée mit Trauben aus einer Parzelle (Les Rosiers) macht ordentlich Spass. Nicht zu fruchtig, nicht zu herb, schön balanciert mit einem eleganten Wein-Charakter. Gefällt mir sehr gut und meinem Champagner-unerfahrenen Nachbarn ebenfalls. Als Begleiter zur Blutwurst eine perfekte Wahl. 18+ vvPunkte (90+/100).
Weil der Champagner bereits als Kochwein herhalten musste, wurde denn auch die Flasche schneller leer, als die Wurst verputzt war. In weiser Voraussicht wurde bereits eine Flasche Rotwein aus den Tiefen des Kellers geborgen, welche sich in der Zwischenzeit auf perfekte Trinktemperatur eingependelt hat.
Um diesen Wein, oder besser das Weingut, ranken sich märchenhafte Geschichten, worauf ich hier nicht selber eingehen möchte. Was man mit Sicherheit sagen kann, ist folgendes: Die historische Domaine Marquis d’Angerville von der Côte de Beaune gilt als eines der ersten Güter, welche in den 1920er Jahren im Burgund eigene Flaschen abfüllte. Dessen heutiger Besitzer, Guillaume d’Angerville, und deren Kellermeister François Duvivier kauften im Jahr 2012 einige Hektar Rebfläche von verschiedenen Vorbesitzern im französischen Jura. Die Domaine du Pélican war damit geboren. Die beiden Besitzer sind konstant auf der Suche nach weiteren Rebflächen und so vergrössert sich die derzeit in der Umstellung auf biodynamischen Rebbau befindende Domaine laufend. Aktuell werden zwei Weissweine (Chardonnay und Savagnin) und eine Rotwein-Assemblage aus Pinot Noir, sowie den beiden autochthonen Rebsorten Poulsard und Trousseau, hergestellt.
Ein schönes Paar, verspricht viel Spass im Glas © vvWine.ch |
2015, Domaine du Pélican, Arbois AOC (Trois Cépages, Jura, 60% Pinot Noir, 35% Trousseau, 5% Poulsard). Die Farbe ein mittleres Rubinrot. In der Nase intensive, rotfruchtige Aromen, dazu etwas Rauch und Kräuter, angenehme Tiefe, legt mit Luft deutlich zu. Am Gaumen fruchtig, elegant und frisch, mit kühler Stilistik, mittlerer Körper, gute Intensität, Sauerkirschen, Kräutern, Erdbeeren, Erdbeersahnebonbon, etwas Milchschokolade, erinnert an Kräuter-Yogurette. Saftige, hohe Säure, mit feinen, schmeichelnden Gerbstoffen, sehr ausgewogen. Endet mit einem langen, vollfruchtigen Abgang, sehr burgundisch. Keine Ausgeburt an Komplexität, aber herrlich balanciert und saftig, sorgt für mächtig Spass im Glas und entwickelt sich sehr schön mit etwas Luft. 18+ vvPunkte (90+/100)
Den Champagner kriegt man nur mit viel Glück in der Schweiz, was angesichts der 783 produzierten Flaschen nicht weiter verwunderlich ist. Diese Flasche wurde mir von Dominik Betschart alias Champagne Green Hat (@champagnegreenhat) empfohlen.
Die Weine der Domaine du Pélican kriegt man bei Gerstl, der Trois Cépages kostet moderate CHF 36.00.
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