Es gibt noch mehr als Bordeaux 2016: die abgefüllten 2014er sind da.
Bordeaux Arrivage 2014 bei Riegger (c) vvWine.ch |
Während die halbe Weinwelt von Bordeaux 2016 spricht, kommen so langsam aber sicher die abgefüllten 2014er in die Weingeschäfte. Diese bieten im Idealfall wunderbaren Fruchtphasen-Genuss und die besten Güter beweisen, dass 2014 viele frische, saftige Weine entstanden sind, welche auch gut reifen können.
vvWine hat kürzlich bei der vom Weinfachgeschäft Riegger organisierten Arrivage-Probe die Nase in einige 2014er Bordeaux gesteckt. Nachfolgende die Eindrücke in der Reihenfolge der Verkostung. Es sind dies wie immer Momentaufnahmen.
2014, Ch. de Gironville, Haut-Médoc (Bordeaux Blend): Leuchtendes Rubin, leicht aufgehellter Rand. Offene Nase, etwas Rauch, Lakritz, Pflaumen, dunkle Kirschen, gute Komplexität. Samtiger Gaumen, reife dunkle Frucht, auch leicht laktische Noten, leichter bis mittlerer Körper, mässig Struktur, reifes, etwas körniges Tannin, gut integrierte Säure, der Alkohol ist gut eingebunden, im Abgang von guter Länge. Ein angenehmer Bordeaux für alle Tage. Am Anfang seiner Trinkreife. Jetzt bis 2023. 17 vvPunkte (86/100)
2014, Ch. Bolaire, Haut-Médoc (Bordeaux Blend): Leuchtendes Rubin, violette Reflexe. Noch etwas verhaltene Nase, angenehm würzig, etwas Sägemehl, rote und dunkle Beeren, Heu, gute Komplexität. Am Gaumen weicher Auftakt, sehr satte Frucht, einiges an Fleisch am Knochen, rote Früchte nehmen überhand, mittlerer Körper, solide Struktur, sehr saftige Säure und feines, nicht übermässig ausgeprägtes Tannin, keinerlei Alkoholüberhang, im Abgang langanhaltend und saftig, hat Trinkfluss. Ein ungemein trinkanimierender Tischgenosse, der gerne ein Stück Fleisch an der Seite hat. Kann reifen. Jetzt bis 2028. 17.5 vvPunkte (88/100)
Zwei gute Bordeaux für alle Tage: Gironville und Bolaire 2014 (c) vvWine.ch |
2014, Lion de Batailley, Pauillac (Bordeaux Blend): Leuchtendes Rubin, violette Reflexe. Sehr offene, noch etwas holzbetonte Nase, schwarze Kirschen und Johannisbeeren, Rauch, etwas Schokolade und Kräuter, sehr gute Komplexität. Seidenweicher Auftakt, sehr zugänglich, angenehm reife Frucht, unterlegt von mässig Gerbstoff und einer knackigen Säure, eine anregende Herbe schwingt mit, leicht krautige Noten, mittlerer Körper, gut strukturiert, sehr appellationstypisch, im Abgang von schöner Länge, endet erdig und würzig. Ein charaktervoller Zweitwein der Essen braucht. Jetzt bis 2030. 17.5 vvPunkte (89/100)
2014, Ch. Batailley, Pauillac (Bordeaux Blend): Leuchtendes Rubin, jugendlicher Glanz. Noch etwas verhaltene, noble Nase, braucht Zeit sich zu öffnen, mit Luft deutlich schwarze Johannisbeere, Rauch, dunkle Schokolade, auch florale Noten sowie eine fast pfeffrige Würze, sehr gute Komplexität. Am Gaumen straff und gradlinig, ungemein saftige, rote Frucht, die Gerbstoffe sind reif und fein gewoben, umgarnen die Zunge, eine markante Säure stützt, einiges an Spannung ist hier im Spiel, mittlerer Körper, sehr gute Struktur und gut eingebundener Alkohol, das ist frisch und knackig, endet feinwürzig und lang. Ein sehr gelungener Batailley der schon heute Spass macht und doch gut reifen kann. Jetzt bis 2035. 18 vvPunkte (91/100)
2014, Ch. Haut-Bages Libéral, Pauillac (Bordeaux Blend): Leuchtendes Rubin, violette Reflexe. Zurückhaltende Nase, das braucht Zeit, dunkle Kirschen, schwarze Johannisbeeren, Trüffel, Harz, Mokka und Rauch, sehr komplex und angenehm Tief. Der Gaumen beginnt weich, wird dann rasch straffer, die Frucht ist ein Mix aus Himbeeren, Brombeeren und Sauerkirschen, markante Gerbstoffe, fein gewoben, die Säure stimmt, der Wein wirkt verspielt und zeigt Energie, die Eleganz ist bestechend, hier ist alles an seinem Platz, im Abgang wunderbar lang und harmonisch. Ein sehr präziser, hocheleganter Pauillac der reifen kann, stilistisch ein Hit. Jetzt bis 2038. 18 vvPunkte (91/100)
Sehr gelungene 2014er: Ch. Pontet-Canet und Ch. Giscours (c) vvWine.ch |
2014, Ch. Giscours, Margaux (Bordeaux Blend): Leuchtendes Rubin, violette Reflexe. Sehr offene Nase, feinduftig, floral, getrocknete Veilchen, Rosen und Gräser, dahinter eine Frucht die an reife Himbeeren erinnert, gespickt mit ein paar Heidelbeeren, komplex, mit Tiefe und Spannung. Am Gaumen weich und fast harmlos beginnend, dann packt der Wein zu, zeigt feinste Gerbstoffe, die Frucht wird heller, frischer, die Säure ist sehr gut eingebunden, eine feine Würze schwingt mit, mittelkräftiger Körper, sehr gute Struktur, dicht aber nicht schwer, präzis, filigran, feinwürzig und sehr frisch, eine wunderbare Balance. Ein gelungener Giscours der von etwas mehr Reife profitieren dürfte. 2019 bis 2038. 18.5 vvPunkte (92/100)
2014, Ch. Cap de Faugère Mouleyre, Côte de Castillon (Bordeaux Blend): Dichtes Rubin, leicht aufgehellter Rand. Offene, ausladende Nase, eingelegte Pflaumen, Kirschen, dunkle Schokolade und Weihnachtsgewürze, modern anmutend, angenehm komplex. Am Gaumen vollmundig, zeigt einiges an Kraft, die Frucht ist weniger warm als die Nase vermuten lässt, zu den dunklen Früchten mischen sich rote Beeren, mittelkräftiger Körper, solide Struktur, etwas flockiges Tannin, eine schöne Säure hält den Wein angenehm frisch und sorgt für Trinkfluss. Ein sehr gut vinifizierter, durchaus ansprechender Tischgenosse für hedonistische Stunden mit Niveau. Jetzt bis 2030. 17.5 vvPunkte (88/100)
2014, Ch. Rocheyron, St-Emilion (Bordeaux Blend): Mittleres Bordeauxrot, leicht aufgehellter Rand. Offene, etwas gekocht wirkende Nase, viele dunkle Beeren, Kirschen, Weihnachtsgewürze und ein Hauch Minze, tief und mit sehr gute Komplexität. Weicher Auftakt, sehr mundfüllend, dabei aber nicht schwer und warm wie die Nase vermuten lässt, rote Kirschen, Blaubeeren, Pflaumen und viele würzige Noten, mittlerer Körper, sehr gute Struktur, feine Tannine, markante Säure, der Alkohol ist gut eingebunden, trotz relativ warmem Muster keinerlei Hitzigkeit. Im Abgang von ausgezeichneter Länge, endet auf Sauerkirschen. Ein sehr guter Wein mit Charakter. Wird von etwas mehr Reife profitieren. 2019 bis 2035. 18.5 vvPunkte (92/100)
2014, La Fleur de Boüard, Lalande-de-Pomerol (Bordeaux Blend): Mittleres Bordeauxrot, leicht aufgehellter Rand. Sehr florale Nase, der Name lässt grüssen, nobel, parfümiert, verspielt und mit Klasse, modern anmutend aber durchaus verführerisch, Heidelbeeren und Brombeeren dominieren, sehr gute Komplexität. Am Gaumen seidenweich, sehr vollmundig und zugänglich, mässig ausgeprägte Gerbstoffe, sehr satte Frucht, getragen vom Alkohol und einer angenehmen Säure, zu den bauen Beeren gesellen sich auch rote Früchte, mittlerer Körper, gute Komplexität, im Abgang langanhaltend, ausgewogen und frisch. Perfekt gemacht, Spassgarantie für eine fröhliche Tafelrunde. Dürfte vielen gefallen und Kenner nicht langweilen. Sicherlich kein Charakter-Bolzen aber definitiv ein sehr guter Bordeaux in dieser Preisklasse. Perfekt für die moderne Gastronomie. 2017 bis 2030. 17.5 vvPunkte (89/100)
Verkostet wurden die 2014er; modern aber nicht ohne Charme: La Fleur de Boüard und Ch. Soleil (c) vvWine.ch |
2014, Ch. Soleil, St-Emilion (Bordeaux Blend): Kräftiges Bordeauxrot, jugendlicher Glanz. Offene, intensive Nase, sehr süsse Frucht, dunkle Beeren, Tabak und Kräuter, deutlich Holz, gute bis sehr gute Komplexität. Am Gaumen warm und weich, satte, vollmundige Frucht, reife Brombeeren, wieder deutlich Holz, modern, kräftiger Körper, solide Struktur, die Gerbstoffe sind bereits gut eingebunden, eine angenehme Säure hält den Wein lebendig, deutlich weniger breit am Gaumen als die Nase vermuten lässt, im Abgang von guter Länge. Kein Ausbund an Komplexität aber sehr gut vinifiziert. Stilistisch etwas zu geschminkt für meinen Geschmack, aber im Kontext des Preises ein sehr guter Wert. 2017 bis 2028. 17.5 vvPunkte (89/100)
2012, Ch. Soleil, St-Emilion (Bordeaux Blend): Kräftiges Bordeauxrot, jugendlicher Glanz. Sehr offene, fast etwas oxidative Nase, die Frucht wirkt gekocht, Pflaumen, eingelegte Kirschen, Kräuter und Weihnachtsgewürze, gute bis sehr gute Komplexität. Am Gaumen zugänglich, vollmundig, mit reifen dunklen Beeren und einer feinen Würze, das Holz gut eingebunden, mittlerer Körper, solide Struktur, die Säure ist saftig, macht den Wein angenehm, verleiht Trinkfluss, kein Alkoholüberhang, endet mittellang auf Kirschen und eine leicht herbe Note. Gut gemacht, wenn auch mit etwas wenig Seele aber einem guten Preis-/Leistungsverhältnis. 2017 bis 2027. 17.5 vvPunkte (88/100)
2014, Ch. Pontet Canet, Pauillac (Bordeaux Blend): Kräftiges Bordeauxrot, jugendlicher Glanz. Sehr tiefe, noble Nase, dunkle Kirschen, Minze, Gräser, Brombeeren, Veilchen, Rauch sowie Anflüge von medizinalen Noten und Lakritz, ausgezeichnete Komplexität. Am Gaumen gradlinig und straff, sehr satte Frucht, dabei aber tänzerisch leicht, präzise, sehr feine Gerbstoffe, mittlerer Körper, hervorragende Struktur, die Säure saftig aber nicht überlagernd, Dichte und Frucht sind beeindruckend, alles ist an seinem Platz, grossartige Balance, im Abgang sehr lang und mit sehr viel Druck. Bestätigt seine Klasse, macht mit Essen heute schon Spass, wird hervorragend reifen. Jetzt (dekantieren) bis 2040. 19 vvPunkte (94/100)
Wer sich selber einen Überblick über die teils sehr gelungenen Weine aus 2014 und 2012 machen möchte, kann dies demnächst am Vinum-Event Big Bordeaux in Zürich. Dort zeigen gut 70 Weingüter ihre Weine. Schwerpunkt bildet dabei die Region Margaux, aus welcher nicht weniger als 25 Weingüter vertreten sind.
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