Vinho Verde und Mencia: so frisch kann der Süden sein.

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Ich bin kein Fan von iberischen Weinen, das gebe ich zu. Und doch gebe ich es nicht auf, Weine zu suchen, welche nicht mit Kraft, Wucht und Fruchtigkeit, sondern mit einer gewissen Eleganz und Leichtigkeit auftrumpfen. So geschehen an diesem April-Abend, an welchem sich der nass-kalte Winter und der sonnenverwöhnte Frühsommer die Hand geben.
Am Morgen Schneeregen, am Abend Sonne: Windisch am 28. April 2017 (c) vvWine.ch
Vinho Verde ist die grösste DOC von Portugal. Sie liegt an der spanischen Grenze im Nordwesten des Landes und interessanterweise fallen neben dem bekannten Weisswein auch die Rotweine unter die Bezeichnung „Vinho Verde DOC“. Der Name (in Deutsch „Grüner Wein“) bezieht sich weniger auf grüne Tannine als auf die Frische der Weine aus dieser Region.
2015, Covela Avesso, Vinho Verde und 2012, Las Las Gundiñas, Bierzo (c) vvWine.ch
2015, Covela Avesso, Vinho Verde DOC, Portugal (100% Avesso): Blasses Gelb, grünliche Reflexe. In der Nase blumig und frisch, Lindenblüten, Gräser, Heu, Zitrusnoten, grüner Apfel, dahinter eine steinige Mineralik, gute Komplexität. Am Gaumen fruchtbetonter Auftakt, deutlich Zitrusfrüchte, weisser Pfirsich und Apfel, die Säure ist markant doch gut eingebunden, im Abgang von sehr schöner Länge, endet angenehm salzig. Dieser Vinho Verde weckt Kindheitserinnerungen; nicht dass ich ihn damals selber getrunken hätte… Doch das Strahlen in den Augen meiner Eltern, während lauen Sommernächten, bei Fado und Vinho Verde werde ich nie vergessen. Jetzt bis 2019 kühl geniessen, 17 vvPunkte (86/100).
Unkompliziert und dennoch wunderbar zu trinken: Covela 2015, Vinho Verde (c) vvWine.ch

Raúl Pérez hat sich neben zahlreichen anderen Aktivitäten der Rebsorte Mencia verschrieben, welche im Weinbaugebiet Bierzo im Nordosten Spaniens beheimatet ist. Mit seinen Weinen Ultreia de Valtuille und El Pecado erzielte er er im Wine Advocate hohe Bewertungen und ist damit schnell auf der internationalen Weinbühne bekannt geworden.

Zusammen mit seinem Neffen César Márquez keltert er unter dem Projektnamen „La Vizcaina“ die Weine „La Poulosa“, „La Victotiana“, „Las Gundiñas“ und „El Papalao“. Alle Weine stammen von Trauben, welchen von 80-100 Jahre alten Mencia-Reben stammen, die wiederum in hervorragenden Lagen wachsen. Die Trauben werden in 5000 Liter Holzfässern teilweise mit Stil vergoren, täglich mit den Füssen gepresst und danach in gebrauchten, französischen Barriques über 12 Monate ausgebaut. Raúl Pérez‘ Ziel ist es, den jeweils reinsten Ausdruck der Rebsorte Mencia in Flaschen zu füllen.

Sehr burgundisch: 2012, Las Gundiñas von Raúl Pérez (c) vvWine.ch

2012, Las Gundiñas, Raúl Pérez, Bierzo, Spanien (95% Mencia, 5% Alicante Bouschet)

Mitteldichtes Bordeauxrot, erste Reifetöne. In der Nase direkt nach dem Öffnen rauchig und mit faszinierender Tiefe, viele Heidelbeeren, Walderdbeeren, dazu Stroh, Kräuter, trockene Erde, sehr schöne Komplexität. Am Gaumen weicher Auftakt, reife Frucht, rote und blaue Beeren geben sich die Hand, eine spannungsvolle Mineralik begleitet, feine, reife und bereits gut abgeschmolzenen Tannine sowie eine gut eingebundene Säure stützen den Wein, mittlerer Körper und eine burgundisch anmutende Frische. Im Abgang sehr ausgewogen und mit guter Länge, endet auf schwarze Kirschen und einen Hauch Lakritz. Dieser Wein bricht mit vielem, was man aus Spanien erwartet. Das ist kein Muskelprotz sondern ein ausgewogener, spannender Wein in seinem besten Trinkfenster. Jetzt bis 2022, 18.5 vvPunkte (92/100).

Impressum: Adrian van Velsen, Alte Spinnerei 1, CH-5210 Windisch, Telefon +41 44 350 01 44. Adrian@vvWine.ch
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